Zur Baugewerkschulfrage. — Die Dekoration der Putzfaçade.
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Zur Baugewerkschulfrage.
(Eingesandt.)
In dem Leitartikel der Nr. 17 d. Blattes wird dafür ein—
zetreten, daß für viele Baugewerkschulen die vierte Klasse und die
Einrichtung der Sommersemester unnöthig, vielleicht sogar schädlich
jei, und daß es zu empfehlen gewesen wäre, wenn die dierte Klasse
jar nicht, oder doch nur an einigen besser situirten Schulen ein—
geführt wäre; ebenso verhalte es sich mit den theuren Sommer—-—
emestern.
Der Herr Verfasser dieses Artikels setzt sich durch diese Be—
sauptungen in Widerspruch mit den Ansichten des größien Theiles
owohl der Fachgenossen, als auch der maßgebenden Behörden und
des Publikums. Wir stimmen mit ihm überein in vielen Punkten,
welche er zur Begründung seiner Ansichten angeführt hat, aber wir
können seine Schlußfolgerungen nicht als richtig und besonders
nicht als den Interessen des Baugewerbes förderlich und heilsam
anerkennen.
Wir geben zu, daß das Schulgeld von 100 bis 120 Mke.
dro Semester für eine gute Privatfchule durchaus nicht zu hoch
st, es ist unserer Ansicht nach, wenn eine solche Baugewelkschule
wirklich Tüchtiges leisten will, eher zu niedrig bemessen, wenn sie
iich keiner Frequenz wie die angeführte Schule zu Holzminden zu
freuen hat. Bei diesem letzteren Institut sprechen außer der großen
Frequenz — welche wohl zum großen Theil mit darauf zurückzu—
ühren ist, daß dasselbe mindestens eine der ältesten, wenn nicht
zar die älteste Baugewerkschule in Deutschland ist — noch eine
Anzahl von Faktoren mit, die ihm eine gute Existenz auch bei Bei—
hehaltung der vierten Klasse und der Sommersemester ermöglichen.
Wenn andere Privatschulen ähnliche Resultate bei gleichen Ein—
richtungen nicht erreichen können, so ist dies unserer Ansicht nach
ꝛin Beweis dafür, daß der Staat verpflichtet ist, Baugewerkschulen
n ausreichender Anzahl zu errichten resp. diejenigen Privatschulen,
velche als gut und tüchtig anerkannt sind, auf eigene Rechnung zu
ibernehmen.
Der Herr Verfasser jenes Artikels plaidirt auch nicht dafür,
daß die Baugewerksmeister der heutigen Zeit und der Zukunft
eine genügende Ausbildung in dreiklassigen Baugewerkschulen er—
jalten könnten, er behauptet nur, daß Privat- und Kommunal—
Baugewerkschulen nicht existiren könnten — besonders bei niedrigem
Schuülgelde — wenn die vierte Klasse und die Sommersemester bei—
vehalten würden. Die vierklassige Baugewerkschule wird wohl so all—
zemein für durchaus nöthig gehalten, d. h. zur Ausbildung wirklich
tüchtiger Baugewerksmeister, daß darüber kein Wort mehr zu ver—
ieren ist.
Was nun den Fortfall der Sommersemester anlangt, so
möchten wir zu bedenken geben, daß eine Baugewerkschule doch nur
dann im Stande ist, wirklich Tüchtiges zu leisten, wenn sie ein
fest angestelltes und gut besoldetes Lehrerpersonal besitzt. Wie soll
dies aber eine Privatanstalt oder auch eine Kommunalaustalt in
leineren Städten ermöglichen, wenn die Sommersemester fortfallen?
Einen Vortheil würden diese Anstalten doch davon nur haben,
venn sie eben keine oder nur wenige Lehrer fest anstellen und das
ibrige Lehrerpersonal, also die Majorität desselben, nur für je ein
Wintersemester engagiren. Wir meinen, daß eine Schule, welche
n dieser Art operirt, durchaus keine günstigen Resultate erzielen
'ann, weil ihr die Hauptbedingung: ein fest angestelltes und ge—
aügend geschultes und besoldetes Lehrerpersonal, sehlt.
Diesem Mangel kann aber nur dadurch abgeholfen werden,
daß die Baugewerkschulen, wie sie es ja in einigen Staaten Deutsch—
rands bereits sind, reine Staatsanstalten werden.
Es ist aber leider unsere Ueberzeugung, daß in dem größten
Staate Deutschlands, in Preußen, hierzu noch wenig Aussicht vor—
sjanden ist. Es ist hier sogar, wie ja neuerliche Vorgänge dar—
zethan haben, keine große Geneigtheit zu verspüren, bei dem Mangel
—R
mitteln für diejenigen Privat- und Kommunal-Baugewerkschulen zu
»ewilligen, welche gute Leistungen aufzuweisen haben. Wir be—
zauern es deshalb lebhaft, daß sich Eltern und Vormünder unserer
ungen Bautechniker verleiten lassen — wenn sie diese einem Privat—
nnstitut überweisen wollen — demjenigen derselben den Vorzug zu
zjeben, welches das niedrigste Unterrichtshonorar beansprucht, wäh—
dend doch vor Allem das Augenmerk auf die besten Leistungen ge—
ichtet werden müßte.
Außer der Lehrerfrage ist aber auch für die Beibehaltung
er Sommersemester der Umstand bestimmend, daß es für die Aus—
zildung der Schüler von immensem Nachtheil ist, wenn der Un—
erricht während des Sommers eine Unterbrechung erleidet; Vor—
zussetzung ist hierbei, daß der Schüler beim Eintritt in die Anstalt
ereits einige Jahre in der Praxis thätig gewesen ist. Einsender
ieses hat in seiner langjährigen Thätigkeit als Baugewerkschul⸗
ehrer bisher noch nicht die Ueberzeugung gewinnen koöͤnnen, daß
ie eben ausgesprochene Ansicht eine falsche sei, vielmehr hat sich
ie Richtigkeit derselben immer mehr und mehr bei ihm befestigt.
Daß die ungenügende Frequenz unserer Baugewerkschulen zum
zroßen Theil darauf zurückzüführen ist, daß derartige Jnstitute in
uu großer Zahl und ohne genügende Aussichten auf eine Existenz
jegründet wurden, geben wir gern zu, aber wir glauben nicht, daß
die angegebenen Mittel ausreichende Abhülfe schaffen können, zu—
mal dies nur auf Kosten der Ausbildung vieler unserer jungen
Bautechniker geschehen könnte.
Wenn der Herr Berfasser jenes Artikels als Beweis für die
heilweise Ueberfluͤ ssigkeit der vierten Klasse die geringe Frequenz
derselben anführt — in Holzminden besuchten im letzten Winter
emester von 600 Schülern nur 39 Schüler die vierte (die oberste)
dlasse — so möchten wir ihm zu bedenken geben, daß dies freilich
zu bedauern ist, aber doch durchaus hieraus nicht der Schluß ge—
ogen werden darf, daß, weil ein großer Theil der jungen Bau—
echniker es für genügend hält, sich eine mangelhafte Ausbildung
inzueignen, es auch nicht nöthig sei, daß die übrigen ihre Aus—
vildung vervollkommnen können. Würde aber auch bei einem Theil
er Baugewerkschulen die vierte Klasse beibehalten, so möchte es
ich doch schwer ermöglichen lassen, daß gerade diejenigen Schüler,
velche vier Semester hindurch die Austalt besuchen wollen, von
Anfang an dieselben besuchen können. Der Uebergang von einer
Anstalt auf die andere dürfte aber in keinem Falle zu empfeh—
en sein.
Außerdem möchten wir fast befürchten, daß diejenigen An—
talten, welche nur dreisemestrig eingerichtet werden, doch keinen
VLortheil davon haben möchten, da dieselben jedenfalls gewisser—
naßen als Baugewerkschulen zweiter Klasse, gegenüber denen mit
zier Semestern, betrachtet werden würden. Es giebt ja freilich
Bautechniker, die der Meinung sind, es genüge für ihre Ausbil—
»ung, wenn sie überhaupt nur eine Baugewerkschule besucht hätten,
ind wenn dies auch nur ein Semester hindurch geschehen wäre.
Nach solchen Schülern sehnt sich aber wohl keine Schule.
Einverstanden sind wir mit dem Herrn Verfasser jenes Ar—
tikels durchaus darin, daß es sich nicht empfiehlt, den starren Vor—
chriften, deren Befolgung die Protektion von oben her in der Regel
zur Folge hat, nachzukommen, wenigstens nicht in allen Fällen.
Derartige Vorschriften können nur von Nutzen sein, wenn alle
Baugewerkschulen Deutschlands reine Staatsanstalten wären, und
nuch dann noch nicht immer 4
okoration der Putzfaçade.
Von
Albert Hofmann, Architekt.
Forts.)
Ueber die Technik selbst giebt schon Vasari Vorschriften, die
jeute noch befolgt werden. Erst wenn die Maner vollständig
rocken ist, geschieht der Antrag des Putzes, zu welchem Zwecke sie
om Staub gereinigt wird und die Fugen ansgekratzt werden;
sierauf wird die Mauer angefeuchtet, mit gewöhnlichem, gutem
Mörtel beworfen und so lange verhalten, bis Risse sich zeigen.
daun erfolgt das Auftragen des in der Regel schwarzen Unter—
grundes, welcher aus Steinkohlenschlacke, hydranlischem Kalk,
chwarzem feinen Flußsand und Frankfurter Schwarz besteht.
Hiese Bestandtheile werden mit Wasser zu einem mäßig steifen
Heörtel zusammengemengt. Steinkohlenschlacke und Sand können
ür den ersten Antrag grobkörnig, wie Schrot sein. Die Dicke
ieser Mörtellage ist 1,5 em, dieselbe ruht ebenfalls, bis sich Risse
eigen; nach etwa 12 Stunden wird der zweite Antrag ange—
vorfen, der aus der gleichen Mischung besteht, doch sind die Be—
tandtheile feiner, und damit die ganze Masse eine gleichförmige
Feinheit erhält, wird sie durch ein Haarsieb gedrückt. Dieser
hwarze und farbige Antrag wird am zweckmäßigsten Abends an⸗
eworfen, worauf dann am solgenden Morgen der dritte und letzte,
jeglättete Putz angeworfen wird und ca. J, Stunden anzieht.
Der schwarze Putz wird dann mit Kalkmilch gedeckt, welche mit
»inem Pinsel in möglichst dünner Schichte aufgetragen wird. Die
uerst graue Farbe des letzten Ueberzugs wird nach und nach ent—
chieden weiß, kann aber durch Sckerfarben gemildert werden.
Die Zusätze find indeß mehr schädlich als nützlich, zudem das
Weiß nach und nach von der Natur gemildert wird. Blauer,
zrauner, rother und grüner Untergrund kommt meistens in Süd—
eutschland, besonders aber in Italien und hier in mannigfaltigster
Zusammenstellung vor, er ist indeß nicht so dauernd wie der schwarze.
be Fabris, Professor an der Akademie zu Florenz, verwendet zu
dem Fintonaco colorito, zu dem farbigen Untergrund, welchen er
erst aufträgt, nachdem der Rohputz 6 Monate der Witterung aus—
gesetzt war, grüne Erde, Umbra, Terra di Siena und andere Erd⸗
arben. Die Erdfarben zerstören jedoch leicht die Kalkmilch, sie
teheu deßhalb dem schwarzen Untergrund nach. Indessen hat sich
»er braune Grund, wie ihn Neureuther am Polytechnikum in
München zur Anwendung brachte, gut erhalten. Vasari schreibt