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Ueber den Bau von Familienhäusern und Cottages in Oesterreich. — Erfindungen.
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Ueber den Bau von Familienhäusern und
Cottages in Oesterreich.
So viel Anklang auch allenthalben, besonders in Deutsch—
land, — (München, Berlin, Stuttgart, Leipzig ꝛc.) — ja selbst
ruch mitunter in einigen Theilen Englands, dann in Amerika,
Belgien, Holland ꝛc. die Idee der Familienhäuser findet, so ab—
geneigt ist man derselbeu im Ganzen und Großen in Oesterreich
ind zwar in der Gegenwart mehr als je. Schon viel früher hat
es viele Fälle gegeben, wo eine Familiengruppe ein Haus ankaufte
»der im Erbschaftswege übernahm und dann allein bewohnte, aber
es kam häufig zu Reibungen, besonders bei dringenden, größeren
Reparaturen, im Verkehr mit den Behörden oder durch den soge—
naunten Familienrath. Alle Theilnehmer wollten Hausherr spielen,
aber zahlen wollte Keiner; oft führte der Arroganteste in der Fa—
milie das große Wort, und ließ sich nur von seinem Egois mus
leiten, oder es kam vor lauter Kompetenzstreitigkeiten keiner von
Allen zum Worte. Darunter litt das Haus, es wurde baufällig
und mußte endlich mit Schaden verkauft werden.
Die Art und Weise, wie man jetzt in München z. B. Fa⸗
milienhäuser baut, wo jede Familie wirklich ein Haus besitzt,
welches mit dem Nebenhaus änßerlich in architektonischen Einklang
gebracht ist, so daß zwei oder drei Familien-Häuser äußerlich das
Ansehen eines einzigen Hauses haben, ist jedenfalls besser, als
sene, wobei zwei verwandte oder bekannte Familien in einem
und demselben Hause mit einer Treppe, einem Hausflur,
einem Korridor u. s. w. untergebracht wurden; es ist dies die ältere
Schablone, die gegen alle Lebenspraxis verstößt; ja es ist die beste
Lösung, wie es scheint, denn es zerhaut dieses neue System den
„gordischen Knoten“ mit einem Hieb; man stellt nach Außen hin,
zin Haus her, heißt Familienhaus, anatomisch aber sind's deren
zwei oder drei; jede Familie ist gänzlich isolirt; eventuell kann
auch jede Haushälfte, jedes Hausdrittheil für sich selbständig ver—
kauft werden und es besteht meistens nur eine Servitutsklausel,
daß der neue Inhaber keine solchen baulichen Beränderungen
an seinem Eigenthum vornehmen lasse, welche die Nachbaren
irgendwie alteriren, d. h. technisch schädigen, oder das künstlerisch—
isthetische Ansehen ihrer Hänser (resp. Haustheile) beeinträchtigen;
hier und da bestehen dieserhalb ohnedies baugesetzliche Vorschriften.
Dagegen war es nach dem alten System der Familienhäuser schwer,
seinen Antheil, welcher gewöhnlich in einem Stockwerke mit den
dazu gehörigen Boden- und Kellerräumlichkeiten bestand, zu ver—
äußern. Ein Dritter, ganz Fremder wartete dann die günstige
Gelegenheit der vollständigen Dissolution des Familienverbandes
ab, und riß das Haus um einen Pappenstiel an sich.
Die Cottagebauten sind in Oesterreich beliebter als Familien—
häuser; aber auch jene würden bei den theuren Miethzinsen der
Hauptstädte, zu einem bedeutend größeren Aufschwunge gelangen,
wenn man sich entschließen könnte, billiger zu bauen.
Wir sind in Oesterreich Soliditätsfanatiker; wir glauben
ohne Ziegel, Sandstein, Marmor und Eisen geht es nicht; in
Salzburg habe ein unternehmender Baumeister s. Zt. mit dem
Betongußbau gute Geschäfte gemacht, aber keine Nachahmer ge—
funden, trotzdem die betreffenden Hauseigenthümer ihre Häuser
uus Cementguß, welche nur 26—30 PCt. eines Stein- und Ziegel—
hauses kosten, gerade so unverfroren theuer vermiethen, als die
anderen Zinstyrannen, deren Miethkasernen aus Ziegeln gebaut
ind. Die in den Jahren 1870 -1875 gebauten Häuser des Cot—
tage-Viertels bei Wien kosteten von 14000 fl. (28000 M.) als den
ailligsten, bis 60000 fl. (120000 M.); dabei bietet letzteres gar
aichts Großartiges, wie man vielleicht denken wird, Gott behüͤte,
es ist auch das 60 Miille-Cottage nur eben — Cottage, Villa,
Landhaus; das verdarb Vielen den Appetit, auch lassen die enorm
hohen Steuern (52 pCt. bei nicht steuerfreien, 25 pCt. bei soge—
iannten steuerfreien (7) Häusern) keine rechte Baulust aufkommen
7k.
so daß selbst bei geöffneter Thür Niemand aus Unoorsichtigkeit in
den Fahrschacht stürzen kann. Der Fahrkorb muß ferner derartig
gegen den Fahrschacht abgeschlossen sein, daß das Herausstecken
von Kopf, Hand oder Fuß seitens eines der Mitfahrenden un—
möglich ist.
Im Falle der Fahrstuhl, im Treppenhause angebracht ist,
muß das Treppengeläuder so hoch sein, daß Niemand die Hand
über dasselbe derart hinausstecken kann, daß der niedergehende
Fahrstuhl dieselbe treffen könnte. Ebenso muß bei Fahrstühlen in
offenen Hallen, z. B. in Bahnhöfen, die Fahröffnung mit selbst—
hätig sich öffnender und schließender Barrière abgeschlossen sein.
Bei Beobachtung der vorstehend aufgeführten Bedingungen
ist die Beförderung von Personen mittelst hydraulischer Fahrstühle
unbedingt sicher und sind Unglücksfälle nach menschlicher Voraus—
sicht absolut ausgeschlossen.
In Bezug auf die Wahl der Konstruktion ist noch Folgendes
zu beachten:
Bei direkten Fahrstühlen macht der Kolben oder Plunger
genau denselben Weg wie der Fahrkorb, der Cylinder muß also
entsprechend tief in die Erde hinabgehen, und wird zu diesem
Behufe mittelst Senken eines Rohres ein Schacht zur Aufnahme
des Cylinders hergestellt. Diese Konstruktion ist die absolut
sicherste, da hier die Last lediglich auf der Wassersäule ruht und
nicht an Ketten oder Seilen hängt. Sie wird also unbedingt da
zu wählen sein, wo Personen zu befördern sind, wie in Hotels,
Wohnhäusern ꝛc., sofern nicht durch felsigen Boden das Nieder—
bringen des Senkrohrs unmöglich wird.
Auch für Gepäckaufzüge würde diese Konstruktion dann an—
zuwenden sein, wenn mit dem Gepäck zugleich Menschen auffahren;
serner würden direkte Aufzüge auch zur reinen Gepäck- oder
Waarenbeförderung mit Vortheil dann anzuwenden sein, wenn
entweder die Hubhöhe keine große ist — ein bis zwei Stockwerke —
und wenn kein Raum neben dem Schacht oder seitwärts von dem
Schacht zum Anbringen eines vertikalen oder horizontalen Cylinders
vorhanden ist.
Bei indirekten Fahrstühlen legt der Kolben nur einen Bruch—
cheil des Weges des Fahrkorbes zurück. Der Hub des Kolbens
wird durch Flaschenzugübersetzung auf den Fahrkorb mittelst Draht—
seil derart übertragen, daß beispielsweise der Fahrkorb den acht—
fachen Hub des Kolbens zurücklegt. Der Fahrkorb hängt in
diesem Fall an Seilen. Zur Befoörderung von Personen sollten
diese Fahrstühle nur dann Verwendung finden, wenn ein direkter
Fahrstuhl nicht angelegt werden kann. Es muß dann eine Reihe
von Sicherheitsvorrichtungen angebracht werden, welche wir später
einmal speziell beschreiben werden. Indirekte Fahrstühle sind leichter
anzubringen als direkte und werden auch meistens billiger
als diese.
Um die Herstellung solcher hydraulischer Fahrstühle hat sich
porzugsweise die „Berlin-Auhaltische Maschinenbau—
Aktien-Gesellschaft“ zu Berlin und Dessau verdient gemacht.
Die Gesellschaft beschäftigt sich seit einer Reihe von Jahren in
hrer Fabrik zu Berlin mit der Herstellung solcher Auszüge und
Jat durch peinliche Ausbildung aller Details erreicht, daß dieselben
absolut ruhig und ohne die merklichste Vibration gehen, so daß
dieselben unter Anderem zum Krankentransport in der Berliner
Universitäts-Frauenklinik und in der Privatklinik des Herrn
l)r. Martin Verwendung finden. Hierzu kommt, daß durch die
sorgsame Ausführung der Verschleiß ein kaum merklicher wird
und daß die schädlichen Widerstände auf ein Minimum reduzirt
sind, so daß die Aufzüge mit einem verhältnißmäßig geringen
Wasserverbrauche arbeiten.
Die Fabrik hat es sich ferner namentlich zur Aufgabe ge—
jtellt, alle nur denkbaren Maßregeln zu treffen, welche die Sicher—
heit der Bejörderung bezwecken. Die von derselben im Berliner
Central-Hotel hergestellten Fahrstühle entsprechen nach dieser Rich—
ung hin allen billigen Anforderungen. Trotzdem hat die Fabrik
ihr Augenmerk unagausgesetzt darauf gerichtet, die Sicherheitsvor—
richtungen zu vervollkommuen, und darf man ohne Scheu die Be—
hauptung aufstellen, daß bei Anwendung der von der Fabrik kon—
struirten und durch Patentanmeldung geschützten Vorrichtungen
Unfälle absolut ausgeschlossen sind. Bei der Anlage von Fahr—
stühlen, welchen Mienschenleben anvertraut sind, sollte aber dieser
Umstand das einzig Ausschlaggebende jür die Wahl der Kon—
ttruktion sein.
Die Fabrik ist jederzeit gern bereit, auf Anfragen genaue
Auskunft zu ertheilen und mit NRath für die Wahl der Konstruktion
in die Hand zu gehen. —r.
Erfindungen.
Neue selbstthätig, langsam schlagende, elektrische
Glocke von Schäfer u. Montanus in Frankfurt a. M.
(Hierzu 1 Fig.)
Wenn mittelst einer gewöhnlichen elektrischen Glocke lange
andauernde oder sich oft wiederholende Signale gegeben werden,
so ist das Rasseln derselben in den meisten Fällen sehr störend
und belästigend, so daß man schon lange Vorrichtungen zu kon⸗—
struiren versuchte, durch welche es möglich wurde die Glocken in
zinzelnen langsam aufeinander solgenden Schlägen ertönen zu lassen.
Man verwendete hierzu Uhrwerke oder auch Uhrpendel, welche