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Berichte aus verschiedenen Städten.
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des sich unter dem Einfluß der Wärme stark ausdehnenden Metalls.
Daß man dies alles recht machen kann, beweist eben Paris, wo
sonft die Zinkbedachung gewiß nicht die große Verbreitung hätte
erlangen köͤnnen. Doch giebt es auch bei uns immer mehr Metall—
bedachungen, und zwar nach verschiedenen Systemen, sowohl in
Zink wie in Eisen (angestrichenes, verzinktes, verbleites), sowie
auch Blei.
Um guter Metallbedachung größere Verbreitung zu verschaffen,
hat sich im vergangenen Jahre in Stuttgart ein „Verein zur
Hiehreinführung der Blechbedachungen in Württemberg und Baden“
Febildet. Die Meitglieder dieses Vereins verpflichten sich, die ihnen
übertragenen Dachbedeckungsarbeiten nach bewährten Regeln und
mit beftem, beziehungsweise mit dem vorgeschriebenen Material
ruszuführen. Außerdem soll durch Mittheilung von an den be⸗
stehenden Blechbedachungen vorkommenden Fehlern und Mängeln
in die Vereinsmitglieder die Wiederholung derselben verhindert
verden. Der Verein hat unter der Redaktion von F. Stoll jr.
in Stuttgart (Redakteur der Illustrirten Zeitung für Blechindustrie)
eine Z1' Onartseiten große üllustrirte Schrift herausgegeben, in
welcher die verschiedenen Metallbedachungsarten ausführlich be—
schrieben sind, und das Nähere über ihre richtige Anlage mit—
Fetheilt; besondere Berücksichtigung ist dabei der Bedachung mit
Zinkblech geschenkt, welches von allen Metallen am meisten zur
Terwendung gekommen ist. Die Schrift bildet für alle Bauunter—
nehmer, insbesondere auch für die bauleitenden Architekten eine
höchst schätzenswerthe Anweisung. Vorgedruckt ist derselben das
Verzeichniß der Mitglieder des Vereins, so daß man auch in der
Lage ist, einen zuverlässigen Geschäftsmann für die Ausführung
hon Arbeiten wählen zu können. AMdr.
Der Baufonds des am Maximiliansplatze zu errichtenden
Künstlerhauses erhielt aus dem v. Kramer-Klett'schen Rachlaß ein
Legat von 50000 Mk.
Der Verein hiesiger Ziegeleibesitzer erklärt sich in seiner
letzten Versammlung gleichfalls mit der gegenwärtigen Lage nicht
unzufrieden, indem der Ueberproduktion gesteuert ist, und nur ge—
ringe Vorräthe auf Lager sind, also ein Steigen der Steinpreise
bei Eintritt regerer Bauthätigkeit zu erwarten steht. R.-
New-Nork. (Fenerfeste Gebäude.) Der Brand,
welcher kürzlich das hohe „Apartment-House“, das den Namen
St. George führte, innerhalb weniger Minuten zerstörte, ruft
Tausenden von New-NYorker Familien eine ernste Warnung zu.
Dasselbe war als feuerfest angepriesen worden, aber in dem Schein
der Flammen, die es durchrasten, als wäre es ein Heuschober,
zeigte es sich, daß jene Behauptung eine elende Lüge, ein infamer
Beirug war. Das Feuer griff so schnell um sich, daß die Be—
wohner mit knapper Noth dem Tode entrannen, obwohl es zu
einer Zeit ausbrach, die unter anderen Umständen eine leichte und
rasche Flucht hätte ermöglichen müssen. Wie viele solcher Bauten
nag es in der „Empire City“ geben, zu denen die Miether durch
trafwürdige Vorspiegelungen von Sicherheit gelockt werden, während
ie in der That mit dünnen Zwischenwänden, leicht entzündlichen
Dielungen und aller Art breunbaren Materials angefüllt sind?
Wäre jene Feuersbrunst vor Tagesanbruch entstanden anstatt um
die Mittagszeit, so hätten wir ohne Zweifel einen großen Verlust
an Menschenleben zu beklagen gehabt.
Gegenwärtig, wo man thurmhohe Mieths-Kasernen
errichtet, ist es unabweisbare Pflicht, auf Bauart und Baumaterial
zu bestehen, das den sichersten Schutz gegen Feuersgefahr gewährt.
Die Eigenthümer und Unternehmer derselben müßten alle Maaß—
regeln treffen, die dazu angethan sind,, Lebeu und Habe Derer,
die bei ihnen wohnen, so viel als möglich zu beschützen. Wenn
die „Apartment-Honses“, die in so vielen Stadtvierteln bis zu
sieben, acht, neun, ja zehn Stockwerken emporragen, mit Zwischen—
vänden aus Holz, Laätten und Mörtel, mit hölzernen Fußböden,
die auf Balken aus dem nämlichen Stoff ruhen, mit Treppen,
Elevatorschächten und „dumb-waiters“ aufgeführt sind, die nur dazu
dienen, die Flammen vom Erdgeschoß bis zum Dach im Nu zu
fachen, welche Aussicht auf Rettung haben da die unglücklichen Be—
wohner der oberen Etagen, falls eine solche Katastrophe eintritt?
New-Nork besitzt eine Menge derartiger Menschenfallen, wie das
St. Georgegebäude war, und es unterliegt keinem Zweifel, daß
pekulative Bau-Unternehmer und habgierige Kapitalisten die Zahl
»erselben steigern werden, bis die Legislatur diesem frevelhaften
Treiben ein Ziel setzt.
Die Verfechter der neulich in die Assembly eingebrachten Bill,
durch welche bestimmt wird, daß die Höhe der New-Yorker Wohn—
häuser auf 70 Fuß in allen Straßen und Avenues von nicht mehr
als 60 Fuß Breite und auf 80 Fuß in allen von größerer Breite
beschränkt werden soll, hätten sich keinen überzeugenderen und zwin—
genderen Beweis wünschen können, als die Einäscherung des
St. George, das vorn sieben und hinten acht Stock maß. In
der Front verbarg ein steinernes Fournier eine Masse dünnen
Holzwerkes, das sofort lichterloh brannte. Vor Vollendung der
Vorderwand, die wie ein Vorhang jenen Zündstoff verdeckte, wun—
derten sich die Leute auf der Straße, wie in aller Welt man die
Erlaubniß zu einem derartigen Bau hatte erhalten können. Jetzt
weist noch der Maschinist des Hauses nach, daß dieses Holzwerk
in beständiger Gefahr schwebte, durch ungeschützte Dampfrohre in
Brand gesetzt zu werden.
Während man Bau-Unternehmern gestattete, hohe Gebäude,
theils feuerfest, theils nicht, in allen Gegenden der Stadt zu er—
richten, sind die Interessen der Miether auf das Schmachvollste
vernachlässigt, sind ihre Gesundheit und ihr Leben benachtheiligt
und bedroht worden. Zwischen dem 12. Juli 1882 und dem
15. März 1883 wurden Erlaubnißscheine für 103 Bauten in einer
Höhe von mehr als 80 Fuß ausgegeben. Von diesen kamen 63
auf das Gebiet oberhalb der vierzehnten Straße, und 36 von letz—
teren — fast sämmtlich Wohnhäuser — sollen über 100 Fuß hoch
werden, manche nicht weniger als 140 Fuß, und eine Spezifikation
jordert sogar 182 Fuß. Nach dem Ausspruch des Chef-Ingenieurs
der Feuerwehr ist es überaus schwierig, in dem oberen Theile
eines nur 65 Fuß hohen Gebäudes der Flammen Herr zu werden,
und bei mehr als 75 Fuß ist es thatsächlich unmöglich. Endlich
würde die furchtbare Gluth alle Feuerwehrleute aus den Straßen
treiben, welche derartige Menschenfallen von einander scheiden.
Seit langen Jahren ist in Paris die Höhe sämmtlicher Ge—
bäude durch feste Gesetze geregelt; das auf den breitesten Avennes
erlaubte Maximalmaaß beträgt 65* 7“. Eine solche Grenze sollte
auch in New-York, resp. in allen amerikanischen Städten unver—
züglich gezogen werden. Die gegenwärtigen Baugesetze vermögen
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Die Verblendung des königlichen Schauspielhauses
mit Sandstein ist seit einigen Tagen auf der Südseite völlig be—
endet, so daß die Gerüste von der Façade entfernt werden konnten.
Die feinen, edlen Verhältnisse dieses klassischen Baues, der trotz
seiner gewaltigen Masse ein rhythmisch in sich gegliedertes Ganze
bildet, welches den Eindruck vollkommener Freiheit und Leichtig—
keit macht, treten in Folge der schönen grauen Farbe des schle—
ischen Sandsteines, der besonders milde und weich erscheint, noch
charfer und klarer als bisher hervor. Die Giebelreliess und die
rei stehenden Statuen, welche den Giebel krönen, sind, um eine
jarbige Harmonie mit der Facadenverblendung herzustellen, abge—
rieben und mit einer entsprechenden Oelfarbe dünn überstrichen
worden. Die völlige Fertigstellung der übrigen drei Fagaden, an
deren Verblendung schon seit einiger Zeit gearbeitet wird, dürfte
bis Herbst dieses Jahres zu erwarten sein. Alsdann wird diese
Schinkel'sche Liebliugsschöpsung sich in einem äußeren Gewande
präsentiren, welches mit ihrer hohen Bestimmung in würdigem
Einklange steht.
München. Die Bauthätigkeit für die diesjährige Saison
berspricht zwar keine übermäßig producirende, so doch eine die
Arbeitskräfte und die bautechnischen Werkstätten und Fabriken hin—
reichend beschäftigende zu werden. An öffentlichen Bauten er—
wähnen wir den Ausbau der Akademie, zu welchem die Mittel
vom Landtage bewilligt wurden und die neue Synagoge, welche
bereits bis zur Sockelhöhe gediehen ist. Weiters sind 180000 WMek.
oon der Stadtverwaltung zur Erbauung von 46 Fleischverkauf—
ständen, theilweise an Stelle des abzubrechenden alten Siechen—
hauses am Viktualienmarkte, bewilligt worden und kann nach
diederlegung erwähnten Objektes auch die Vergrößerung der
hl. Geistkirche in Angriff genommen werden. Durch Niederlegung
eines weiteren Theiles der Stadtmauer nebst verschiedenen kleineren
Baulichkeiten ist zur Seite des Sendlingerthores ein mit Anlagen
zu versehender freier Platz gewonnen worden, und wenn auch der
Bestand dieses keineswegs architektonisch oder historisch bedeutsamen,
ohnedies schon halbdemolirten und nunmehr jedes Maueranschlusses
beraubten Stadtthores vor der Hand noch gesichert ist, so dürfte
doch durch den Neuaufbau der beiden Eckhäuser der Sendlinger—
gjasse der Anfang gemacht werden, daß auch diese allmälig ein
zeitgemäßes Aussehen gewinut. Der Villenbau entwickelt sich, wie
aus den in diesen Blättern veröffentlichten Zeichnungen ersichtlich
in erfreulicher Weise und der Miethhausbau geht aus den Händen
der bloßen Speknlation wieder an solide Unternehmer und Bau—
meister über. Die Baustatistik des abgelaufenen Quartals erweist
einen Einlauf von 570 Projekten bei der Lokalbankommission und
wurden nach der Häuserzählung 53 Hauptgebäude, 13 bewohnbare
und 49 unbewohnbare Nebengebände ausgeführt, dagegen 16 Haupt—
gebäude und 5 resp. 14 Nebengebäude demolirt.