Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

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Berichte aus verschiedenen Städten. — Mittheilungen aus Vereinen. — Bautechnische Notizen. 
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dem Uebelstande nicht abzuhelfen, aber bis jetzt ist jeder dahin 
zielende Versuch von Leuten vereitelt worden, die dabei interessirt sind. 
Es ist absolut kein Grund dafür vorhanden, warum New HYoörk 
nicht ebenso gute „Apartment-Houses“ haben sollte wie Paris, 
Wien oder Berlin. Jenen Städten haben wir die Idee dazu ent— 
lehnt, aber ohne die Beschränkungen, die dazu nöthig sind, damit 
ein solcher Bau nicht zu einer beständigen Gefahr für seine In— 
sassen und Nachbarn wird. In keinem Orte Europa's würde man 
es Jemandem erlauben, ein Haus à la „St. George“ aufzuführen, 
in New-York dagegen ist es das typische „Apartment-House“. 
Sobald es von Außen mit Stein furuirt und im Innern mit 
Mörtel beworfen ist, kann auch der vorsichtigste Miether es von 
einem soliden nicht unterscheiden. Risse man den Mörtel von den 
Mauern und Wänden vieler derartiger „Paläste“ in New-Hork, 
so daß die Bewohner sehen könnten, welchen Baracken sie Tag 
und Nacht ihr Leben anvertrauen — sie würden mit Entsetzen 
liehen. 
In jedem „Apartment-House“ sollte eine vom Vorsitzenden 
der Baupolizei unterzeichnete offizielle Darstellung der Konstruktion 
ausliegen anstatt der romantischen Schilderung Seitens der Eigen— 
thümer. Ferner sollte es Niemandem erlaubt sein, seine Häuser 
in den Zeitungen als feuerfest anzuzeigen, wenn er nicht im Besitz 
einer amtlichen Bescheinigung dafür ist. 
(New-Yorker Techniker.) 
Wien. Die feuersichere Decke über der Bühne 
und dem Schnürboden der Hofoper in Wien. Aus guter 
Quelle wurde uns die Mittheilung, daß diese verhältnißmäßig 
noch gar nicht alte Decke modernerer Konstruktion mif 
dem Einsturz droht; bereits fragt sich das Publikum, ob sich 
denn die Bautechnik noch nicht zur Herstellung einer ordentlichen 
euersichern, dauerhafteun, konstruktionssichern Decke für Theater hat 
aufschwingen können?! Wir glauben ja! Aber — wenn. — — 
Die Nachricht wird natürlich dementirt werden. T. 
daß jeder Fachgenosse mitarbeiten solle an dem Zustandekommen 
eines allgemeinen deutschen Techniker-Verbandes. 
Hierauf hielt Herr Referendar H. Pilz einen längeren Vor— 
trag über das Krankenkassengesetz, dem die Versammelten mit 
Spannung und Aufmerksamkeit folgten. Näher hierauf einzugehen 
würde zu weit führen. Am Schluß derselben sprach die Versämm— 
lung durch lauten Beifall ihren Dank aus. 
In der hiexrauf folgenden Diskussion nahm zuerst Herr 
C. Thieme das, Wort, indem er hinwies, wie nothwendig es sei 
endlich eine Vereinigung der Techniker zu bewerkstelligen. Äufgabe 
des Verbandes müsse auch sein, den Technikern die Ehre und 
Achtung zu verschaffen, welche ihm seiner Bildung gemäß zukommt. 
Leider sei vielfach schon zwischen Kollegen die gegeuüseitige Achtung 
zu vermissen. In Uebereinstimmung mit dem vorhergehenden Redner 
prach sich Herr Haupt und mehrere andere Redner aus. Von 
Herrn Bock wurde eine Resolution eingebracht: den bisher von 
der Kommission gethanen und unoch zu thuenden Schritten zuzu— 
stimmen, was auch durch Abstinimung geschah, worauf Herr 
C. Thieme den Antrag stellte: noch 2 Herren aus der Versamm— 
lung hinzuzuwählen und die Herren E. Beil und R. Rebentrost 
einstinmig gewählt wurden, sodaß die Kommission aus folgenden 
Herren besteht: C. Thieme, Vorsitzender; F. Höhne, Schriftführer; 
HP. Borfitz, P. Plötze, W. Heinke, E. Vöckmann, E. Beil und 
R. Rebentrost. Die kursirenden Listen zeigten zahlreiche Anmel— 
dungen zum Verband. — Auf Antrag des Herrn Barth wurde 
der Kommission für ihre Mühewaltungen durch Erheben von den 
Plätzen der Dank der Versammlung ausgesprochen, worauf dieselbe 
11*/, Uhr geschlossen wurde. 
Die Kommission kann es sich zur Ehre schätzen, daß ihre 
Vorschläge mit einer solchen Einhelligkeit angenommen wurden, 
denn alle Redner sprachen sich für dieselben um den Verband aus, 
möge denn derselbe baldigst ins Leben treten und kördernd helfen 
zur Hebung des Technikerstandes. 
— 0 
Mittheilungen aus Vereinen. 
Aus Leipzig wird uns geschrieben: 
Die am Sonnabend, den 24. Mai von der Kommission zur 
rüudung eines allgemeinen deutschen Techniker-Ver— 
bandes (Abth. Leipzig) nach dem Kaisersaale der Zentralhalle 
einberufene Techniker-Versammlung, war als sehr gut besucht zu 
bezeichnen. Es war hierdurch der Beweis gegeben, daß der 
Bründung eines allgemeinen deutschen Techniker-Verbandes, und 
mit ihm die Gründung einer Hilfskrankenkasse, ein allseitiges 
Interesse entgegen gebracht wurde. 
Im Auftrage der Kommission eröffnete Herr Plötze die 
Versammlung und ertheilte, nachdem er die Anwesenden herzlich 
willkommen geheißen hatte, dem Schriftführer der Kommission 
Herrn Höhne zur Berichterstattung über die Vorarbeiten zur 
Gründnng des Verbandes das Wort. 
In kurz gefaßter aber klarer Rede führte Herr Höhne an, 
wie schon vor 2 Jahren, bei Gelegenheit einer Exkursion in 
Schkeuditz, der Leipziger Bautechniker-Verein, der Techniker-Verein 
und der Halle'sche Techniker-Verein die Absicht einer Vereinigung 
ausdrückten, bisher aber nicht zur Verwirklichung kam. Erst dieses 
Frühjahr wurde die Frage in der Generalversammlung des Leip— 
ziger Bautechuiker-Vereins wieder angeregt und von den Kollegen 
lebhaft befürwortet. Der Verein fetzte eine Kommission ein und 
diese setzte sich in Verbindung mit den schon vorher erwähuten 
Brudervereinen. 
Zu gleicher Zeit regte es sich aber auch in Berlin. Der 
Techniker-Verband und Verein Bauhütte daselbst verfolgten die— 
selben Ziele. Eine angestrebte Vereinigung zwischen Berlin und 
Leipzig kam zu Stande und die ersten Vorberathnugen wurden 
gepflogen, sodaß vor nunmehr 4 Wochen die Aufrufe an die Tech— 
niker Deutschlands ergehen konnten und bisher auch die schönsten 
Resultate aufweisen kann, da aus allen Gegenden des Reiches Zu— 
hriften einlaufen, die enthusiastisch eine Vereinigung sämmtlicher 
Techniker begrüßen, um geschlossen die sociale Fragen' erörtern und 
Uebelstände beseitigen zu können. — Vor allem äber soll es erste 
Hauptaufgabe sein, eine Hilfskrankenkasse für Techniker zu 
Stande zu bringen, später daun die Stellenvermittelung und 
Unterstützungskasse u. s. w. in Anregung gebracht werden— 
Außerdem legte Herr Höhne den Statutenentwurf zur Gründung 
des Verbandes vor und betonte ausdrücklich, daß es nur ein Ent— 
vurf sei und die sämmtlichen Bestimmungen in einer in nächster 
Zeit in Berlin stattfindenden Delegirtenversammlung zur Annahme 
gelangen sollen. Unter lebhaftem Beifall und allseitiger Zu— 
stimmung schloß Herr Höhne seine Rede mit der Aufforderung, 
* — * 
Bautechnische Notizen. 
Holzpflasterungen. Nicht nur in London, wie wir kürzlich 
erwähnten, sondern auch in anderen Städten hat man mit dem Holz— 
pflaster ungünstige Erfahrungen gemacht. In Berlin wird dasselbe in 
der Straße am Opernhause wegen Auftretens des Holzschwammes wieder 
entfernt, ebenso hat man sich in Dresden genöthigt gesehen, das Holz⸗ 
pflaster der Landhausstraße und des Altmarktes zu beseitigen und in 
New⸗-VNork ist beschlossen worden, alles Holzpflaster zu entfernen, sowohl 
wegen der bedeutenden Reparaturkosten, als auch wegen der gesundheits— 
gefaährlichen Eigenschaften desselben. Altes Holzpflaster wird geradezu 
als Seuchenherd bezeichnet und eine Imprägnirung desselben mit miner— 
alischen Stoffen könne diesem Uebelstande nur theilweise vorbeugen. Eine 
Untersuchung von Blöcken alten Holzpflasters hat ergeben, daß dieselben 
in ihrem unteren Theile von jauchiger Flüssiakeit völlig durchtränkt 
waren. 
Leuchtthürme in tiefer See. Ein englischer Ingenieur 
bringt nach dem „New-Vorker Techn.“ in Vorschlag, einen hohlen Blech— 
cylinder 290 Fuß Länge in dem Meere vertikal zu verankern. Der 
Cylinder soll aus zwei Theilen bestehen, von denen der obere, 140 Fuß 
lang, sich über den Wellen halten und wie ein gewöhnlicher Leuchthurm 
ausgestattet werden soll, während der andere Theil so belastet werden 
müßte, daß er unter die Wasserlinie sinkt und das Ganze gegen Wind 
ind Wellen vertikal hält. Der ganze Apparat wäre in der tiefen See 
mittels starker Stahlkabel zu verankern. Der Erfinder meint, daß es 
etwas Leichtes wäre, solch' eine Struktur an die Stelle zu bugsiren und 
dann, indem man in den unteren Theil Wasser einläßt, in eine aufrechte 
Stellung zu bringen, sodaß sie wie eine Flasche auf den Wellen schwimmt. 
Der praktische Nuützen, welchen diese Einrichtung geben sollte, bestände 
darin, mittels telegraphischer Verbindung mit dem Lande Sturmsignale 
zeben zu können. Es wäre damit eine schwimmende Telegraphenstation 
jeschaffen, welche 1000 Meilen weit im Ozean außer zum Signaldienste 
zuch noch zu anderen Zwecken nützlich befunden werden dürfte, 
Bandsägen für Eisen und Stahl. Die Bandsäge findet 
einen immer groͤßeren Kreis ihrer Anwendbarkeit und Nützlichkeit. Ein 
neuer Fortschritt in dieser Richtung ist die Unwendung dieses Werkzeuges, 
vie es auf der im verflossenen Jahre abgehaltenen „Pugincering & Alétal 
Exhibition“ in England gezeigt worden ist, zum Schneiden von Eisen 
uind Stahl. Die Vorrichtung soll auf's Beste arbeiten und ist in Ar⸗ 
enalen, Gewehrfabriken, Lokomotiven-Werkstätten und dergl. zum Aus— 
chneiden von Geschütz-Lafetten, Tender- und Wagen⸗-Gestellen, Schiffs-— 
olatten eingeführt. 
Braune Beize für Holz. Man überstreicht das Holz erst 
mit einer Löͤsung, weiche man erhält, wenn man 1 Th. Gatechu oder 
sapanesische Erde in 30 Th. Wasser kocht und etwas Soda hinzugiebt. 
Diesen Anstrich muß man au der Luft trocknen lassen und wird dann 
zas Holz mit einer zweiten Lösung bestrichen, welche aus 1Th. zwei— 
fachchromsaurer Potasche und 30Th. Wasser besteht. Durch ein wenig 
»eräuderte Behandlung und wechselnde Stärke der Lösung lassen sich 
eicht verschiedene Schattirungen der Farbe erlangen, welche permanent 
perden und überdies auch noch zum Schutze des Holzes dienen.
	        

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