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Mittheilungen über Ausstellungen.
ster Weise durch sämmtliche Fußböden. Die Ableitung der Luft
aus den übrigen Räumen zeigt im Allgemeinen keine besonderen,
von der üblichen Anordnung abweichenden Eigenthümlichkeiten. Die
gesammte verbrauchte Luft soll durch den Bodenraum über Dach
geleitet werden, wodurch jedoch leicht Niederschläge an den Dach—
flächen und vorzeitiges Schneeschmelzen hervorgerufen werden.
Die Regulirung der ganzen Anlage ist nicht so übersichtlich,
wie bei den beiden anderen Projekten gedacht, indem die Nach—
richten über die in den verschiedenen Raͤumen herrschenden Luft—⸗—
verhältnisse nur nach dem Maschinenraum, nicht direkt nach den
Heizkammern gemeldet werden. Wenn auch für genügende Ver—
hdindung zwischen Maschinenraum und Heizräumen gesorgt ist, so
wird doch die Regelung nicht mit der wünschenswerthen Sicherheit
und Schnelligkeit erfolgen können.
Auch duͤrfte der Betrieb durch die von Haag nur für den
Hauptsaal vorgesehene künstliche Kühlung sehr gestört werden, da
nicht weniger als 18 Thüren in dem Kanalsystem zu schließen
sind, wenn das Luftzuführungsverfahren in Betrieb gesetzt werden
soll. Zur Kühlung verwendet Haag nur Leitungswasser, das aber
stets eine verhältnißmäßig zu hohe Temperatur (mehr als 80)
—VV—
Nach dem Programm sollte für die Bureaus, Bibliothek,
Dienstwohnungen ꝛc. eine Dampfwarm-Wasserheizung mit besonderer
Lüftung angelegt werden, für welche eine Entnahme der Zuluft
von den Höfen und den Gebäudefronten bei Außentemperatur bis
zu —5 gestattet war. Diese Bestimmung brachte für die Kon—
kurrenten manche Schwierigkeiten mit sich, ja machte ihre Projekte
theilweise geradezu unbrauchbar, zumal das Programm sich nicht
klar darüber ausspricht, ob für diese, jedenfalls wohl dem kleinen
Betrieb an den Abenden, Sonntagen ꝛc. dienende Anlage eine
Regulirung vom Keller aus oder in den zu beheizenden Ränmen
selbst erfolgen soll. Da nun aber auch an den Abenden häufig
—
nung jedenfalls geboten sein.
Nach dem Entwurfe von Haag soll die Zuluft für den
kleinen Betrieb von den Höfen entnommen und, in wenig zweck⸗
entsprechender Weise, ohne Vorwärmung den Räumen zugeführt
werden. Meyer entnimmt die Luft mittelst besonderer Leitungen
an der Nord- und Südfront des Gebäudes und wärmt sie durch
Wasserheizkörper vor, welch' letztere jedoch bei nachlässiger Bedienung
eicht durch Gefrieren des Wassers springen können. Nach dem
Entwurfe von Grove und anderen Konkurrenten soll, in strenger
Anlehnung an das Programm, die Luft für den kleinen Betrieb
in derselben Weise vorgewärmt und zugeführt werden, wie für
den großen Betrieb, wodurch manche Schwierigkeiten umgangen
wurden.
Die Abtrittslüftung fand bei allen drei preisgekrönten
Projekten keine durchaus befriedigende Lösung. Nach dem Haag'schen
Entwurfe soll die schlechte Luft der Abtritte durch eine Thonrohr—
leitung nach einem gemeinschaftlichen Aspirator im Kellergeschoß
geleitei und von dort über Dach befördert werden. Das hierdurch
entstehende komplizirte Rohrleitungssystem dürfte sehr leicht Be⸗
triebsstörungen mit sich bringen, besser ist daher die für verschiedene,
isolirt liegende Abtritte gewählte Anordnung direkt über Dach
führender, mit Gasflammen erwärmter Schlote. Auch in dem
Meyer'schen Entwurfe wird die Abluft des Klosets nach dem
Kellergeschoß geführt, aber nicht durch einen gemeinsamen Aspirator,
sondern durch für jede Gruppe von Abtritten angeordnete Sauger
über Dach befördert. Grove hat für die Abtritte besondere, unter
dem Sitzbrette und in dem Abtrittsraum beginnende Schlote vor—
gesehen, deren saugende Wirkung, die an kühleren Tagen schon
ohné weitere Mittel erfolgen würde, noch durch Gasflammen und
Aspiratoren verstärkt werden soll. Der Betrieb der Aspiratoren
soll durch Leitungswasser erfolgen, das zugleich zur Spülung der
Abtritte verwandt wird. Der einzige Mangel der Grove'schen
Abt ritislüftung liegt darin, daß Grove die frische Luft nicht, wie
es allein geboten wäre, von den Vorräumen der Abtritte entnimmt,
sondern direkt unerwärmt den Abtrittsräumen zuführt.
Indem wir zum Schlusse nochmals hervorheben wollen, daß
die Preisbewerbung ein höocherfreuliches Bild der regen Thätigkeit
und der bedeutenden Fortschritte auf dem Gebiete der Heiztechnik
darbot, machen wir unsere, sich für diese Frage besonders
interessirenden Leser darauf aufmerksam, daß Herr Professor
Hermann Fischer in Hannover am Ende seines interessanten Be—
richtes im Centralblatte der Bauverwaltung, dem wir auch bei
unserer heutigen Besprechung folgten, eine ausführliche Veröffent—
lichung der Ergebnisse seiner Studien in der Zeitschrift des
Vereins Deutscher Ingenieure in Aussicht stellt. P—
Mittheilungen über Ausstellungen.
Für die im Jahre 1885 in Görlitz stattfindende Gewerbe—
und Industrie-Ausstellung sind soeben von dem leitenden Comité
die Bedingungen, unter welchen für die erforderlichen Baulichkeiten
eine allgemeine anonyme Konkurrenz ausgeschrieben werden soll,
estgestellt worden. Wir veröffentlichen dieselben nachstehend, weil
ie unseres Erachtens auch für andere Städte von Interesse sind
ind beabsichtigen, später das Bauprogramm folgen Zzu lassen, so—
bald der hierzu erforderliche Plan, der zur Orientirung unerläß—
lich ist, publizirt wurde.
Das Programm für den Bau mit einem Plane, ein Nivelle—
mentsplan, welcher die Baustelle und das umgebende Terrain,
owie die Höhenlage desselben ersichtlich macht, Bedingungen der
Feuerversicherungen, Baupolizei-Ordnung für die Städte des Re—
zierungs-Bezirk Liegnitz, 18832, Krumbhaar (30 Pf.), find dem
Programme als Anlagen veigefügt. Pläne und Bediugungen sind
jegen Zahlung von 3 Mark von dem Geschäftsführer der Aus—
tellung zu erhalten.
Bezüglich der Konkurrenz gelten folgende Bestimmungen:
l. Der Entwurf muß den Anforderungen des Bauprogramms
genau entsprechen.
2. Es ist besonderes Gewicht darauf zu legen, daß die Kosten
der offenen und geschlossenen Gebäude bei 11000 qm be—
deckter Grundfläche den Betrag von 148000 Mark nicht
übersteigen dürfen. Entwürfe, welche dieser Bedingung nicht
zenügen, bleiben von der Prämiirung ausgeschlossen.
An Zeichnungen für Ausstellungsprojekte sind einzureichen:
a. — Grundrisse und Façaden im Maßstabe von
b. Die Durchschnitte, soweit dieselben zum Verständniß und
zur Veranschlagung für die verschiedenen Gebäudetheile
erforderlich sind, im Maßstabe von 1: 100.
2. Ein Situationsplan im Maßstabe von 1: 1000.
In den Grundrissen und Durchschnitten sind Maße,
sowie die erforderlichen Dimensionen der Hölzer einzuschreiben.
Finzelne besonders wichtige Konstruktions- und Architektur—
theile, wie z. B. die Eingangshallen, sind im Maßstabe von
1: 50 darzustellen.
Außer den Zeichnungen ist ein Erläuterungsbericht mit
tatischer Berechnung einzureichen. Die Aufstellung eines
Kostenanschlages ist nicht unbedingt erforderlich, aber er—
vünscht.
Konkurrenten, welche bereit sind, für ihre Anschlags—
summe die Ausführung der Bauten zu übernehmen, wollen
dies ausdrücklich erklären.
Die landschaftlichen Anlagen sind in die Situationspläne
aufzunehmen, ebenso die Nebengebäude. Von Restaurants
und Musikhallen sind nur Grundrisse und Schnitte in ober—
flächlicher Durchführung zu liefern.
Die Entwürfe sind mit einem Motto zu versehen und späü—
testens bis zum 31. Juli 1884 an den geschäftsführenden
Ausschuß der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung portofrei
einzusenden. Arbeiten, welche nicht spätestens an diesem
Tage eingegangen sind, können nicht berücksichtigt werden.
Für den relativ besten, den Bestimmungen des Programms
am meisten entsprechenden Entwurf wird ein erster Preis
von 1000 Mk. gezahlt. Ein weiterer Preis von 5600 Mk.
soll für den zweitbesten Entwurf gewährt werden. — Die
prämiirten Entwürse werden gegen Zahlung der Prämie
Eigenthum des Ausstellungs-Vorstandes, welcher jedoch nicht
die Verpflichtung übernimmt, einen derselben zur Ausführung
zu bringen, oder dem Verfertiger des zur Ausführung ge—
wählten Planes die Ausführung zu übertragen. Die nicht
prämiirten Entwürfe werden den Konkurrenten kostenfrei
wieder zugestellt. Zu diesem Zweck haben dieselben in einem
mit dem Motto des betreffenden Entwurfes versehenen ver—
siegelten Couvert die Adresse abzugeben, an welche die Rück—
endung erfolgen soll.
Das Preisgericht bilden folgende Herren:
l. Herr Regierungsrath Gaärke, Görlitz,
Bauͤrath Professor Heyn, Dresden.
Stadt-Baurath Mende, Breslau.
Bau-Inspektor Starke, Görlitz.
Architekt Paul Wagler, Reichenberg. J
Geheimer Kommerzienrath E. Websky, Wüste—
Waltersdorf.
7. „Justizrath Bethe, Görlitz.
Die eingelanfenen Konkurrenzpläne sollen vom 2. bis inkl.
LI. August öffeutlich ausgestellt werden.
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