Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

393 
Mittheilungen über Ausstellungen. 
ster Weise durch sämmtliche Fußböden. Die Ableitung der Luft 
aus den übrigen Räumen zeigt im Allgemeinen keine besonderen, 
von der üblichen Anordnung abweichenden Eigenthümlichkeiten. Die 
gesammte verbrauchte Luft soll durch den Bodenraum über Dach 
geleitet werden, wodurch jedoch leicht Niederschläge an den Dach— 
flächen und vorzeitiges Schneeschmelzen hervorgerufen werden. 
Die Regulirung der ganzen Anlage ist nicht so übersichtlich, 
wie bei den beiden anderen Projekten gedacht, indem die Nach— 
richten über die in den verschiedenen Raͤumen herrschenden Luft—⸗— 
verhältnisse nur nach dem Maschinenraum, nicht direkt nach den 
Heizkammern gemeldet werden. Wenn auch für genügende Ver— 
hdindung zwischen Maschinenraum und Heizräumen gesorgt ist, so 
wird doch die Regelung nicht mit der wünschenswerthen Sicherheit 
und Schnelligkeit erfolgen können. 
Auch duͤrfte der Betrieb durch die von Haag nur für den 
Hauptsaal vorgesehene künstliche Kühlung sehr gestört werden, da 
nicht weniger als 18 Thüren in dem Kanalsystem zu schließen 
sind, wenn das Luftzuführungsverfahren in Betrieb gesetzt werden 
soll. Zur Kühlung verwendet Haag nur Leitungswasser, das aber 
stets eine verhältnißmäßig zu hohe Temperatur (mehr als 80) 
—VV— 
Nach dem Programm sollte für die Bureaus, Bibliothek, 
Dienstwohnungen ꝛc. eine Dampfwarm-Wasserheizung mit besonderer 
Lüftung angelegt werden, für welche eine Entnahme der Zuluft 
von den Höfen und den Gebäudefronten bei Außentemperatur bis 
zu —5 gestattet war. Diese Bestimmung brachte für die Kon— 
kurrenten manche Schwierigkeiten mit sich, ja machte ihre Projekte 
theilweise geradezu unbrauchbar, zumal das Programm sich nicht 
klar darüber ausspricht, ob für diese, jedenfalls wohl dem kleinen 
Betrieb an den Abenden, Sonntagen ꝛc. dienende Anlage eine 
Regulirung vom Keller aus oder in den zu beheizenden Ränmen 
selbst erfolgen soll. Da nun aber auch an den Abenden häufig 
— 
nung jedenfalls geboten sein. 
Nach dem Entwurfe von Haag soll die Zuluft für den 
kleinen Betrieb von den Höfen entnommen und, in wenig zweck⸗ 
entsprechender Weise, ohne Vorwärmung den Räumen zugeführt 
werden. Meyer entnimmt die Luft mittelst besonderer Leitungen 
an der Nord- und Südfront des Gebäudes und wärmt sie durch 
Wasserheizkörper vor, welch' letztere jedoch bei nachlässiger Bedienung 
eicht durch Gefrieren des Wassers springen können. Nach dem 
Entwurfe von Grove und anderen Konkurrenten soll, in strenger 
Anlehnung an das Programm, die Luft für den kleinen Betrieb 
in derselben Weise vorgewärmt und zugeführt werden, wie für 
den großen Betrieb, wodurch manche Schwierigkeiten umgangen 
wurden. 
Die Abtrittslüftung fand bei allen drei preisgekrönten 
Projekten keine durchaus befriedigende Lösung. Nach dem Haag'schen 
Entwurfe soll die schlechte Luft der Abtritte durch eine Thonrohr— 
leitung nach einem gemeinschaftlichen Aspirator im Kellergeschoß 
geleitei und von dort über Dach befördert werden. Das hierdurch 
entstehende komplizirte Rohrleitungssystem dürfte sehr leicht Be⸗ 
triebsstörungen mit sich bringen, besser ist daher die für verschiedene, 
isolirt liegende Abtritte gewählte Anordnung direkt über Dach 
führender, mit Gasflammen erwärmter Schlote. Auch in dem 
Meyer'schen Entwurfe wird die Abluft des Klosets nach dem 
Kellergeschoß geführt, aber nicht durch einen gemeinsamen Aspirator, 
sondern durch für jede Gruppe von Abtritten angeordnete Sauger 
über Dach befördert. Grove hat für die Abtritte besondere, unter 
dem Sitzbrette und in dem Abtrittsraum beginnende Schlote vor— 
gesehen, deren saugende Wirkung, die an kühleren Tagen schon 
ohné weitere Mittel erfolgen würde, noch durch Gasflammen und 
Aspiratoren verstärkt werden soll. Der Betrieb der Aspiratoren 
soll durch Leitungswasser erfolgen, das zugleich zur Spülung der 
Abtritte verwandt wird. Der einzige Mangel der Grove'schen 
Abt ritislüftung liegt darin, daß Grove die frische Luft nicht, wie 
es allein geboten wäre, von den Vorräumen der Abtritte entnimmt, 
sondern direkt unerwärmt den Abtrittsräumen zuführt. 
Indem wir zum Schlusse nochmals hervorheben wollen, daß 
die Preisbewerbung ein höocherfreuliches Bild der regen Thätigkeit 
und der bedeutenden Fortschritte auf dem Gebiete der Heiztechnik 
darbot, machen wir unsere, sich für diese Frage besonders 
interessirenden Leser darauf aufmerksam, daß Herr Professor 
Hermann Fischer in Hannover am Ende seines interessanten Be— 
richtes im Centralblatte der Bauverwaltung, dem wir auch bei 
unserer heutigen Besprechung folgten, eine ausführliche Veröffent— 
lichung der Ergebnisse seiner Studien in der Zeitschrift des 
Vereins Deutscher Ingenieure in Aussicht stellt. P— 
Mittheilungen über Ausstellungen. 
Für die im Jahre 1885 in Görlitz stattfindende Gewerbe— 
und Industrie-Ausstellung sind soeben von dem leitenden Comité 
die Bedingungen, unter welchen für die erforderlichen Baulichkeiten 
eine allgemeine anonyme Konkurrenz ausgeschrieben werden soll, 
estgestellt worden. Wir veröffentlichen dieselben nachstehend, weil 
ie unseres Erachtens auch für andere Städte von Interesse sind 
ind beabsichtigen, später das Bauprogramm folgen Zzu lassen, so— 
bald der hierzu erforderliche Plan, der zur Orientirung unerläß— 
lich ist, publizirt wurde. 
Das Programm für den Bau mit einem Plane, ein Nivelle— 
mentsplan, welcher die Baustelle und das umgebende Terrain, 
owie die Höhenlage desselben ersichtlich macht, Bedingungen der 
Feuerversicherungen, Baupolizei-Ordnung für die Städte des Re— 
zierungs-Bezirk Liegnitz, 18832, Krumbhaar (30 Pf.), find dem 
Programme als Anlagen veigefügt. Pläne und Bediugungen sind 
jegen Zahlung von 3 Mark von dem Geschäftsführer der Aus— 
tellung zu erhalten. 
Bezüglich der Konkurrenz gelten folgende Bestimmungen: 
l. Der Entwurf muß den Anforderungen des Bauprogramms 
genau entsprechen. 
2. Es ist besonderes Gewicht darauf zu legen, daß die Kosten 
der offenen und geschlossenen Gebäude bei 11000 qm be— 
deckter Grundfläche den Betrag von 148000 Mark nicht 
übersteigen dürfen. Entwürfe, welche dieser Bedingung nicht 
zenügen, bleiben von der Prämiirung ausgeschlossen. 
An Zeichnungen für Ausstellungsprojekte sind einzureichen: 
a. — Grundrisse und Façaden im Maßstabe von 
b. Die Durchschnitte, soweit dieselben zum Verständniß und 
zur Veranschlagung für die verschiedenen Gebäudetheile 
erforderlich sind, im Maßstabe von 1: 100. 
2. Ein Situationsplan im Maßstabe von 1: 1000. 
In den Grundrissen und Durchschnitten sind Maße, 
sowie die erforderlichen Dimensionen der Hölzer einzuschreiben. 
Finzelne besonders wichtige Konstruktions- und Architektur— 
theile, wie z. B. die Eingangshallen, sind im Maßstabe von 
1: 50 darzustellen. 
Außer den Zeichnungen ist ein Erläuterungsbericht mit 
tatischer Berechnung einzureichen. Die Aufstellung eines 
Kostenanschlages ist nicht unbedingt erforderlich, aber er— 
vünscht. 
Konkurrenten, welche bereit sind, für ihre Anschlags— 
summe die Ausführung der Bauten zu übernehmen, wollen 
dies ausdrücklich erklären. 
Die landschaftlichen Anlagen sind in die Situationspläne 
aufzunehmen, ebenso die Nebengebäude. Von Restaurants 
und Musikhallen sind nur Grundrisse und Schnitte in ober— 
flächlicher Durchführung zu liefern. 
Die Entwürfe sind mit einem Motto zu versehen und späü— 
testens bis zum 31. Juli 1884 an den geschäftsführenden 
Ausschuß der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung portofrei 
einzusenden. Arbeiten, welche nicht spätestens an diesem 
Tage eingegangen sind, können nicht berücksichtigt werden. 
Für den relativ besten, den Bestimmungen des Programms 
am meisten entsprechenden Entwurf wird ein erster Preis 
von 1000 Mk. gezahlt. Ein weiterer Preis von 5600 Mk. 
soll für den zweitbesten Entwurf gewährt werden. — Die 
prämiirten Entwürse werden gegen Zahlung der Prämie 
Eigenthum des Ausstellungs-Vorstandes, welcher jedoch nicht 
die Verpflichtung übernimmt, einen derselben zur Ausführung 
zu bringen, oder dem Verfertiger des zur Ausführung ge— 
wählten Planes die Ausführung zu übertragen. Die nicht 
prämiirten Entwürfe werden den Konkurrenten kostenfrei 
wieder zugestellt. Zu diesem Zweck haben dieselben in einem 
mit dem Motto des betreffenden Entwurfes versehenen ver— 
siegelten Couvert die Adresse abzugeben, an welche die Rück— 
endung erfolgen soll. 
Das Preisgericht bilden folgende Herren: 
l. Herr Regierungsrath Gaärke, Görlitz, 
Bauͤrath Professor Heyn, Dresden. 
Stadt-Baurath Mende, Breslau. 
Bau-Inspektor Starke, Görlitz. 
Architekt Paul Wagler, Reichenberg. J 
Geheimer Kommerzienrath E. Websky, Wüste— 
Waltersdorf. 
7. „Justizrath Bethe, Görlitz. 
Die eingelanfenen Konkurrenzpläne sollen vom 2. bis inkl. 
LI. August öffeutlich ausgestellt werden. 
y
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.