Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Mittheilungen aus der Praxis. 
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—* 
0. 
Die Preisrichter haben die vorstehenden Konkurrenz-Bedin— 
ungen, sowie das Bauprogramm gebilligt und das Preis— 
ichteramt angenommen. 
Projekte, bei welchen die Anonymität nicht gewahrt worden 
st, können von dem geschäftsführenden Ausschuß zurück⸗ 
sewiesen werden. 
die Zahlung der Prämien erfolgt zehn Tage nach der Er— 
gung des“ Preisgerichts an den gehörig legitimirten Ab— 
ender. 
nener Brücken zur Bedingung machen mußten, daß die Konstruk— 
jodnen von solcher Einfachheit seien, daß zur Montirung keine 
seübten Arbeiter nothwendig werden. Feruer erforderte der weite 
Transport möglichste Einschränkung der Dimensionen und des 
Zewichtes der 'einzelnen Bestandtheile. Die wichtigste Reueruung 
besteht aber darin, daß die Brückenbestandtheile ohne Kenntniß 
der Spannweiten hergestellt werden, so daß aus solchen Elementen 
jede beliebige Brückenlünge hergestellt werden kann, Allen diesen 
—V —— entworfene 
uind von der belgischen Brückenbauanstalt Halot ausgeführte Kon⸗ 
ttruktion bestimmt. 
Diefes System besteht darin, daß die Brückenträger aus 
mehreren dreieckigen Elementen zufammengestellt werden, deren 
Länge gewöhnlich 6m beträgt, und deren Zahl der gegebenen 
Spannweite entspricht. Man bildet einen kontinuirlichen Träger 
—E00 
oben so neben einander stellt, daß die Spitzen des einen Dreiecks 
nit den Mittelpunkten der Grundlinien der benachbarten zwei 
Dreiecke in einer Linie stehen, also in einer Lage sich befinden, 
die man in der Baukunst „voll auf Fug“ nennt, wodurch die 
Widerstandsfähigkeit gegen Biegung im ganzen Träger ausgeglichen 
vird. Die nach abwaͤrls gerichteten Spitzen der einzelnen Dreiecke 
verden durch Kreuzstreben mit einander verbunden, und der Träger 
rhält auf diese Weise die erforderliche Steifheit. Durch die 
Aneinanderreihung solcher Elemente kann man daher Spannweiten 
son 6, 9, 182, 15, 18 und 21m überbrücken. Endstücke oder 
Zalbdreiecke bilden den Abschluß eines solchen Trägers. Man 
ellt eine Brücke her durch die Verbindung von zwei solchen 
Trägern im Abstande von 3mm mit, Hilfe von Traversen und 
weiꝰ Teförmigen Längsstücken unterhalb der für die Wagenräder 
estimmien Bahnen im Abstande von 1m 50 von einander. Diese 
—V entsprechend versteift. 
Eine solche Brücke wurde in Cochinchina über einen Fluß 
von 18m Breile ohne Zwischenpfeiler gespannt. Die Montirung, 
velche sich auf das Einziehen weniger Bolzen beschränkt uud auch 
on ganz ungeübten Arbeitern ausgeführt, werden kann, „auerte 
17 Minuten dder, einschließlich des Einschiebens, 23 Minuten 
zei einer Länge von 21w. .VSas eigentliche Einschieben dauerte 
nur 4 Minuten. Die Probebelastung wurde mit, einem mit Roh— 
ifen belasteten Wagen ausgeführt, welcher ein Gewicht von 
3500 kg besaß. Die Steifheit der Brücke war eine so bedeutende, 
daß diese beträchtliche Belastung von 6500 kg eine Durchbiegung 
on nur 8wmn verursachte. Versuche haben ergeben, daß diese 
Brücke ohne Zwischenlager eine gleichmäßig vertheilte Belastung 
yon 16,240 kg oder eine bewegliche Belastung von 4000 kg aus⸗ 
jalten kann. 
Diese Konstruktionen von variabler Spaunweite, welche 
owohl als Straßen-, wie auch als Eisenbahns und Militärbrücken 
erwendet werden können, häben zahlreiche Vortheile. Behufs 
krleichterung des Trausportes und der Manipulationen bei der 
Aufstellung dieser Brücken hat man getrachtet, das Gewicht der 
Flemente thunlichst zu verringern, was zur Verwendung von 
Beffemerstahl geführt der mit 10 bis 12 kg per Quadratmillimeter 
»eansprucht werden kann, während man bei Schmiedeeisen höchstens 
wuf 6kg zu gehen pflegt. So gebaut, sind diese Brücken sehr 
eicht und bieten für den Transport den Vortheil, daß das schwerste 
Stück, ein Dreieck von 62m Länge, nur 145 kg wiegt. 
Die Montirung wird daduͤrch erleichtert, daß die Zahl der 
verschieden geformten Bestandtheile nur sieben beträgt. Die Be— 
rechnung und Ausführung ist so genau, daß die einzelnen gleichen 
Theile sich ohne Weiteres verwechseln lassen. Die Montirung be— 
teht nur in dem Einziehen von zwei Ärten Bolzen. Das Ein— 
chieben bietet keine Schwierigkeit und erfordert keine Spezialwerk⸗ 
euge, es geschieht mit Nachen, kleinen Schiffen oder entsprechen— 
zen Wagen. Ist man im Raume behindert, so stellt man die 
Brücke parallel zum Flußbette auf und dreht sie sodann nach ent— 
prechender Belastung des Drehpunktes. Die einzelnen Elemente 
hnnen sogar mit Tragthieren befördert werden, so daß die Brücken 
nicht nur“ für Militärzwecke, sondern zur raschen Aufstellung und 
zum weiten Transporie in entfernte Laͤnder für permanente Zwecke 
bderwendet werden können. 
Löthen und Darstellung von Metallüberzügen 
auf Metalle vermittelst Chlorblei. Nach der bisherigen 
Methode des Löthens mit dem Kolben gelingt es nur auf Um— 
vegen oder auch gar nicht, die für Löthzwecke sich eignenden 
Metalle an, dem Kolben zum Anhaften zu bringen, um dieselben 
auf die Löthnath zu übertragen. 
Zu den ersteren gehören Zinn und Schnuellloth (GBleizinn⸗ 
Legirungen). Die, Löthbahn des Kolbens muß für diese Fälle 
durch Feilen blank gemacht (angefrischt) werden und wird dann 
durch Reiben auf mit Kolophonium bestreutem Zinn zunächst ver— 
J. 
Mittheilungen aus der Prarxis. 
Ueber die Anwendung von Dynamit beim Erd⸗ 
bau, besfonders bei Fundamentirungen. Die Aushebung 
bon Erdmassen, besonders für ausgedehnte Gebäudefundamente und 
bdon besonderer Tiefe erfordert bekanntlich ungenein viel Hand— 
Abeit und Mühe, es summiren sich Zeit und, Kosten hierbei in 
nangenehmster Weise; besonders wenn man lange keinen guten 
Rrund findet, oder bei steinigfelsigem Boden. 
Die diesbezüglich erfundenen Maschinen mit Dampfbetrieb 
haben sich bis jetzt nicht bewährt; es sind meistens unförmliche, 
nlenksame, schwer bewegliche Kolosse, die eher der Arbeit hinder⸗ 
iich als förderlich sind. Die vervollkommnete Sprengtechnik mittelst 
Dynamit, jetzt im Tunnelbau, wie bei Flußregulirungen, ja selbst 
Feim Äckerbau fast unentbehrlich geworden, hat zu dem Gedanken 
Jeführt, das Dynamit auch bei Fundamentirungen zu verwenden 
ind auf diese Weise an Arbeitskräften, Zeit, Mühe und Kosten 
zu sparen; doch erheischt die Sache immerhin sehr viel Vorsicht; 
utweder muß man einen Sprengtechniker kommen lassen, und ihm 
zie Arbeiten zur Disposition stellen, oder die, Baumeister und 
Architekten, Bauunternehmer und, Jugenieure müssen sich selbst in 
das Studium der Sprengtechnik, in die Physik und Chemie des 
Dynamits vertiefen, wenn sie Unglück verhüten und rationelle 
Erfolge erzielen wollen. Da wir, in einer nur anregenden kleinen 
Notiz unmoͤglich nähere Ausschlüsse über die Natur, Wirksamkeit 
imd Verwendung des Dynamits geben können, weil dies längere 
Auseinandersetzungen, ja ganze Abhandlungen für die verschiedenen 
Fülle erforderi, so müssen wir die geehrten Leser auf die einschlä⸗ 
gige, bis jetzt noch sehr dürftige Fachliteratur für Sprengtechnik 
Jerweifen. (Vergl. Jul. Mahler „Die Sprengtechnik“. Wien im 
Selbstverlag und in versch. Buchhandlungen, ferner A. Hartleben's 
chem. techn Bibliothek ꝛc.) Früher bediente man sich hie und da 
t bei schwierigen Fundamentirungen des Pulvers, was aber viel 
heurer kommt als Dynamit und bei weitem nicht so wirksam ist. 
— . 
Zur Sicherheit in den Gebäuden. Zur Sicherheit 
der Privat- resp. Miethhäuser, besonders in den großen Städten?) 
geschieht noch immer sehr wenig; und es es wäre, wenn sich schon 
die Behörden nicht in's Mittel iegen, Sache der Baumeister und 
Architekten, einen in dieser Richtung gang und gäben System ent— 
Jegenzutreten, welches sehr verwerflich ist; es betrifft näümlich die 
zäufige Verguickung von Waarenhaus mit Miethhaus; 
zie untern Etagen (öft auch noch das dritte Stockwerk) sind als 
Magazine, Depots, Niederlagen, Halbfabriks⸗, Montirungs-, Appre⸗ 
turs- 2c. Räume vom Fußboden bis zur Decke mit Waaren aller 
Art, darunter nicht selten Zündhölzchen, Patronen für Gewehre, 
Feuerwerkskörper, Lackwaaren ⁊c. voll gepfropft; im vierten und 
sünften Stockwerke hat man Wohnungen eingerichtet für Mieth— 
parieien; nun stelle man sich einmal in einem solchen Hause einen 
Brand vor! Wie gelangen die Miether in's Freie, da nur eine 
Treppe existirt?? Das große Gebäude des Magasin aux printemps 
in Paris besaß eine Nebentreppe und doch gelangten die Ange— 
hörigen des Besitzers, welche im 4. Stockwerke wohnten, auch hier 
anr mit Mühe aus dem Hause; geschweige also bei einer Treppe. 
Entweder müssen die Miethsparteien eine eigene Treppe haben 
und auch durch sonstige Vorkehrungen vom Waarenhause ganz 
ssolirt sein, oder es muß eine durchgreifende Theilung des 
Waaren- und des Miethhauses, etwa nach Art der Münchener 
Familienhäuser — nach außen, als ein Haus, nach innen aber 
igentlich zwei oder drei Häuser, mit mehreren Treppen, Feuer— 
mauern ⁊c. stattfinden. Die Lichthöfe dürften unter keinen Um— 
sttänden gemeinsam sein. -. 
Tragbare Stahlbrücken. An den Brückenbau sind in 
aeuester Zeit Anforderungen gestellt worden, welche zur Schaffung 
eines neuen und vielversprechenden Systems, nämlich der tragbaren 
Stahlbrücken, geführt haben. Ju erster Linie waren es die 
Kolonien der verschiedenen Länder, welche bei der Aufstellung 
*) Wien und Paris, New-NPork ꝛc.
	        
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