Berichte aus verschiedenen Städten.
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zinnt, bevor der Kolben zum Löthen geeignet ist. Mit reinem
Blei zu löthen gelingt mit dem Kolben nach den bisherigen
Methoden gar nicht. Anwendung von Chlorblei gestattet nicht
nur, mit Blei zu löthen, sondern vereinfacht auch das Löthen mit
Schnellloth, bezw. Zinn. Dies Verfahren, welches Dr. Wachhausen
und H. Schmahl in Koblenz unter Nr. 26 239 patentirt ist, be
steht nach der „Badischen Gewerbe-Zeitung“ darin, daß die Löth—
bahn des erhitzten Kolbens mit dem Chlorblei in Berührung
gebracht und, nachdem dasselbe zum Schmelzen gelangt ist, das zů
uͤbertragende Loth, analog dem bisherigen Verfahren, aufgenommen
und auf die zu verbindende Fuge übertragen wird. Es gelingt
auf diese Weise leicht, Blei, Zink, Kupfer, Messing, Eisen, ver—
zinktes, verzinntes und verbleites Eisen je nachdem, mit oder ohne
Anwendung von Löthwasser mit Blei zu löthen. Die Anwendung
von Chlorblei bei dem Lothen mit Schnellloth macht ein Abfeilen
und Verzinnen des Kolbens entbehrlich und erfordert höchstens
eine oberflächliche Reinigung desselben von daran haftender Asche
oder Kohlentheilchen.
Diese vermittelnde Rolle des Chlorbleis für Löthzwecke be—
währt sich auch, um Metallüberzüge auf trockenem Wege durch
Aufschmelzen eines Metalles auf das andere herzustellen, indem
die zu überziehenden Gegenstände nach einander oder gleichzeitig
mit geschmolzenem Chlorblei und dem den Ueberzug abgebenden
Metall in Berührung gebracht werden. Je nach der Form des
zu überziehenden Materials kann das Schmelzen von Chlorblei
und der Ueberzug auf dem Material selbst vorgenommen werden;
oder letzteres wird nach einander in Chlorblei und in den Ueber—
zug, beide in geschmolzenem Zustaunde getaucht. Es wurde auf
diese Weise Kupfer, Messing und Eisen mit Zinn, Zink und Blei
überzogen.
Die Vorzüge der Anwendung des Chlorbleis bestehen nach
Angabe der Patentschrift in Material- und in der Zeitersparniß,
die bedingt werden:
1. für Löthzwecke dadurch, daß an Stelle des drei- bis vier—
fach theureren Schnellloths mit Blei gelöthet werden kann, ferner,
daß auch Blei mit Blei mittelst des Kolbens gelöthet werden kann,
was bekanntlich bisher nur auf dem viel umständlicheren Wege der
Anwendung einer Wasserstoff-Flamme, bez. des Knallgas-Gebläses
zelang, endlich bei Anwendung von Schnellloth, wie schon an—
zeführt, ein Abfeilen und Verzinnen der Löthbahn überflüssig wird;
2Nbei der Darstellung von Metallüberzügen dadurch, daß
eine Reinigung, bez Vorbereitung des zu überziehenden Metalles
in nur geringem Maße, so z. B. beim Verzinnen und Verzinken
von Eisen, oder gar nicht, z. B. beim Verzinnen von Kupfer und
Messing erforderlich ist.
Vorschriften zur Herstellung wasserfester Firnisse.
Die „Papier-Zeitung“ giebt zur Herstellung wasserfester Firnisse
folgende Vorschriften:
1. Dammarharz mit dem viereinhalb- bis sechsfachen Ge—
wichte Essiggeist (Aceton) etwa zwei Wochen in verstopfter Flasche
bei Zimmertemperatur stehen lassen; die klare Lösung abgießen.
Zu drei Theilen derselben 4 Theile dicken Colodiums. Bis zur
Klärung stehen lassen.
2. Weißen Schellack, feingepulvert, 30 Gramm, kohlensaures
Bleioxyd, feingepulvert, 15 Gramm, Schwefeläther s Liter. Den
Lack mit Aether durch Stehen und zeitweiliges Schütteln lösen;
dann das Bleisalz hinzu. Umschütteln, mehrfach filtriren.
3. Thierleim, 50 Gramm in 1 Liter warmen Wassers lösen.
Warm auf das Papier bringen; trocknen. Dieses in 10prozentige
Lösung essigsaurer Thonerde eine Stunde liegen lassen, trocknen,
zlätten. (Der Leim ist hierbei gegerbt worden.)
4. Leinölfirniß, 120 Theile, in einem Gefäß erhitzen; gleich—
zeitig in einem anderen 33 Aetzkalk und 22 Wasser mischen; dazu
55 geschmolzenen Kautschuk. Durchrühren und zu dem erhitzten
Delfirniß gießen. Durchrühren, seihen. Heiß aufbringen.
5. Guttapercha mit dem 40fachen Gewichte Benzin im Wasser—
bade vorsichtig bis zur Lösung digeriren. Auf diesen Firniß läßt
sich noch gut schreiben, zeichnen und malen.
ceitzen. Ferner beschäftigt sich die Firma versuchsweise mit der
Imyprägnirung von Hölzern, um dieselben unverbrennlich und gegen
Fäulniß und Schwamm widerstandsfähig zu machen.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. (Die Grundsteinlegung zum Reichstags—
Gebäude.) Am H9. Juni er. fand die seierliche Grundsteinlegüng
nach dem von allen Tagesblättern veröffentlichten offiziellen Pro—
zramm bei sehr ungünstiger Witterung statt. Von einer ausführ—
ichen Beschreibung der Feierlichkeit glauben wir absehen zu
önnen, weil sämmtliche Zeitungen detaillirte Beschreibungen jenes
Aktes bereits gebracht haben. Von ganzem Herzen geben wir aber
dem Wunsche Ausdruck: das großärtige Unternehmen möge zu
Ehren Deutscher Baukunst rüstig vorwärts schreiten und nach seiner
Vollendung Zeugniß ablegen fuͤr die hohe Stufe, welche deutsche
Kunst und deutsche Technik zu unserer Zeit einnehmen. Die be—
deutenden Aufgaben, welche auch dem Baugewerk bei diesem
Monumentalbau zufallen, werden, wie wir zudversichtlich hoöffen,
in einer Weise gelöst werden, die dem ganzen Stand zur Ehre
und zu erhöhtem Ansehen gereichen. —.
Hamburg. Zufolge Senats- und Bürgerschaftsbeschluß
oll bekanntlich hierselbst auf dem Schweinemarkt ein großartiges
„Naturhistorisches Museum“ errichtet werden, dessen Baukosten
auf 200 000 Mark festgesetzt worden sind. An der soeben ge—
ichlossenen Entwurfskonkurrenz haben sich, wie man hört, 111 Archi—
ekten (darunter 26 Berliner) betheiligt, von denen fünf mit je
5000 Mark prämiirt werden sollen. Wahrscheinlich ist es, daß
die Preise zwei Hamburgern und drei Auswärtigen oder umgekehrt
zu Theil werden. Diese fünf Ausgezeichneten — der Staat dürfte
ibrigens auch noch eine Anzahl anderer Entwürfe ankaufen —
treten alsdann in eine engere Konkurrenz, und erhält der hieraus
als erster Sieger Hervorgehende eine Prämie von 27 000 Mark,
tialls der Bau ausgeführt wird, oder, falls solches unterbleibt,
)000 Mark. In der Prämiirungskommission sitzt u. A. auch der
Oberbaurath Ende-Berlin. Interessiren dürfte es, zu erfahren,
»aß an 700 Programme von unternehmungslustigen Architekten
hezogen worden waren.
Köln. Der Miethsvertrag, den die Justizverwaltung zur
provisorischen Unterbringung eines Theils des Amtsgerichtes ur—
sprünglich auf 3 Jahre abgeschlossen hatte, wurde dieser Tage
im 2 Jahre verlängert. Man knüpft hieran den Schluß, daß
nach Fertigstellung der Nordseite des neuen Gerichtsgebäudes auf
dem Apellhofe auch die Gebäulichkeiten an der Südseite neu oder
umgebaut werden. Es ist das auch deshalb schon wahrscheinlich,
weil die alten Gebänlichkeiten sich in wenig gutem Zustande be—
finden und mit der nenen Front schlecht harmoniren würden.
Die Bauthätigkeit in der Neustadt ist noch immer eine sehr
rege, wenn auch nicht in dem Maaße, als im vorhergehenden
Jahre. Die Zahl der bis jetzt baupolizeilich genehmigten Neu—
bauten beträgt überhanpt 353, von welchen auf 1834 96 ent—
fallen. Von der Gesammtzahl werden auf dem städtischen, ehe—
maligen Festungsterrain einschließlich der Wallstraße 296, auf
Privatterrain 57 Bauten errichtet. Im Vorjahre betrug die Zahl
der Baugesuche überhaupt 185. Von der inzwischen erfolgten
Fertigstellung einer bedeutenden Anzahl neuer Häuser ist indeß
ein Sinken der Miethspreise noch immer nicht wahrzunehmen
und wird auch wohl, da die Häuser an den Ringstraßen weniger
zuf den Mittelstand berechnet sind, nicht eher eintreten, bis das
Privatterrain und namentlich der Süden mehr bebaut ist, wo
man hoffentlich dem kleinen Mann mehr Rechnung trägt.
Nachdem die Arbeiten für die Zu- und Ableitung des Wassers
in dem monumentalen Laufbrunnen auf dem Altenmarkte fertig
gestellt sind, hat man seit einigen Tagen mit dem Aufschlagen
eines größeren Gerüstes zum Versetzen der Hausteine begonuen.
In den vier ietzten Decennien hatte man am Dom häufig
Belegenheit, bei dem Aufschlagen resp. bei dem Niederlegen der
Baugerüste die Sicherheit der Zimmerlenute mit Bangen zu be⸗
vundern, wenn sie in der schwindelnden Höhe über die schmalen
Balken hin- und herwandelten, ohne daß je in der ganzen Zeit
zurch einen Fehltritt einer verunglückt wäre. Jenes Schauspiel
ann man jetzt einmal wieder und zwar ohne Zweifel für Jahr—
sunderte zum letzten Male gewahren. Man ist nämlich damit be—
chäftigt, den letzten Rest des Baugerüstes an der Rordseite des
tördlichen Thurmes zu entfernen. Heute restiren von dem ganzen
Herüst, das seiner Zeit einen eben nicht kleinen Tannenwald ab—
orbitt hat, nur noch zwei Querbalken und vier Verbindungs—
halken. Die jetzige Arbeit ist die schwierigste, welche der Abbruch
Ein neues Verfahren zum Trocknen von Hölzern.
Die Firma Herre u. Co. in Potsdam hat im Verein mit Chr. A.
Koch in Galveston (Texas) ein Patent K. 3193 erworben zum
Trocknen von frischem Holz mittelst wasserentziehender Stoffe. Das
Verfahren besteht im Allgemeinen darin, daß die Hölzer unter Ab—
schluß der Luft in hygroskopische Salze (Kochsalz, Chlorkalkium)
zepackt werden, welche alle Nässe herausziehen. Die Salze können,
nachdem dieselben ausgeglüht sind, wieder verwendet werden. Das
auf diese Weise behandelte Holz zeigt keine Risse und verliert be—
deutend an Gewicht (bis über 331/, pPCt.). Das Verfahren ist ein—
facher und bedeutend weniger kostspielig als die alten Verfahrungs—
arten mit Anwendung cirkulirender warmer Luft, wobei die Hölzer