Rezeptenkasten. — Bautechnische Notizen.
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Der Vorsitzende des Ausstellungs-Comités, Herr Maler Franz
begrüßte die Versammlung und dankte im Namen des Comités für
deren Anwesenheit; auch erbat er sich die Erlaubniß, einen kurzen
Rückblick auf die nun abgewickelte Lehrlings-Arbeits-Ausstellung
werfen zu dürfen. Die Idee, eine solche Ausstellung erneut ins
Leben zu rufen, ist zunächst, wenn auch indirekt, von der hohen
Staatsregierung ausgegangen, weil man durch Heranbildung der
Jugend das große deutsche Vaterland, andern Ländern gegenüber,
konkurrenzfähig zu schaffen bestrebt ist. Nur durch Wissen und
Können, durch Bildung im Handwerk und Gewerbe, sowie in der
gesammten Indnstrie, hebt sich das Ansehen, die Ehre und vor—
züglich der Wohlstand der Völker. Von diesem Grundgedanken ist
die hohe Staatsregierung ausgegangen und war es unser Bestreben,
diesen Grundgedanken mit einer solchen Ausstellung zu unterstützen.
Sollte es uns gelungen sein, den Fleiß und den Trieb zum
Schaffen und Wirken anzuspornen, dann hat das Comité das
Seine gethan und ist belohnt für alle Mühe und Arbeit. Im
Monat November des vergangenen Jahres ersuchte die Königl.
Eisenbahndirektion die Direction des Gewerbevereins in Hannover,
mit dem Handwerk und Gewerbe Fühlung zu suchen, um zu er—
fahren, ob es geneigt sei, vereint mit derselben, durch Arbeiten
ihrer Lehrlinge und Arbeiten der Lehrlinge aus den Königlichen
Eisenbahn-Werkstätten eine Ausstellung ins Leben zu rufen. Durch
unsern ersten Schritt zur Verwirklichung der Idee fanden wir
die Unterstützung dort nicht, wo wir sie zunächst suchten, d. h. bei
den noch bestehenden Aemtern und Innungen und mußten wir nun
auf die einzelnen selbständigen Handwerksmeister und Gewerbe—
treibenden zurückgreifen: Dieses geschah durch eine Versammlung,
welche wir am 12. Dezember v. J. im Gewerbevereinshause zu—
sammenberiefen. Diese Versammlung war von circa 60 Personen
besucht und zeigte sich dieselbe fast einstimmig unseren Wünschen
geneigt, so daß wir in der Lage waren, ein Comité erwählen zu
lassen, welchem man die ersten Arbeiten zur Vervollständigung
dieser Angelegenheit übertrug; dieses Comité verstärkte sich und
ernannte den Herrn Landdrosten v. Cranach zum Ehrenpräsidenten,
was genannter Herr annahm. Derselbe hat durch sein äußerst
freundliches Entgegenkommen und Wirken nicht, wenig zum Ge—
lingen der Sache beigetragen. Desgleichen hat der zu derselben
Zeit neu gebildete Verein selbständiger Handwerker, durch Veran—
—VVV—
recht auf unsern Dank erworben. Wie nun aber die Ausstellung
gelungen, davon haben Sie sich gewiß alle überzeugt. Ist auch
dieselbe quantitativ nicht so reich besetzt, wie wir es wuͤnschten,
so läßt sie doch qualitativ nichts zu wünschen übrig. Die ersten
Mittel zur Bestreitung der Kosten wurden von der Direktion des
Bewerbevereins und der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu
zleichen Theilen gewährt. Die Mittel aber zur Prämiirung sind
uns hauptsächlich durch den Weg der Bitte von der hohen Staats—
regierung, der größte Theil aber von dem hohen Magistrat der
Koͤnigl. Residenzstadt Hannover zugeflossen, aber auch Gesellschaften,
Vereine und Private haben Anrecht auf unsern wärmsten Dank,
welchen ich hirrmit nochmals ausgesprochen haben will. An Euch
nun, meine jungen Freunde, die Ihr durch Arbeiten diese Aus—
stellung beschickt, die Ihr bewiesen, daß Ihr den Ernst Eures Be—
rufes bereits erkannt, die Ihr bewiesen, daß die Handfertigkeit noch
nicht auf dem Aussterbeetat steht, möchte ich noch folgende Worte
richten: „Lernet fleißig weiter, sammelt auf die Brocken der Weis—
heit, welche Euch in Eurem Berufe entgegengebracht werden und
pfleget sie zu einem großen Ganzen, zum Heile Eurer selbst, Eurer
Vaterstadt und Eures großen Vaterlandes; bleibet stets auf dem
Wege des Gesetzes und der Moral, daß Ihr dereinst mit Stolz
sagen könnt, — auch ich bin ein Handwerker!
Nach einer Ansprache des Herrn Landdrosten v. Cranach
jand die Aushändigung der Diplome an die betreffenden Lehrlinge
statt, die mit geringer Ausnahme sämmtlich anwesend waren.
Die recht oft ungeheuchelte Freude der Prämiirten machte an—
scheinend auf die Mitglieder des Comités einen angenehmen Ein—
druck, der ihnen wohl zu gönnen ist.
Das Gesammtresultat der ganzen Ausstellung muß als ein
durchaus erfreuliches bezeichnet werden.
Die Lehrlinge der Gewerbetreibenden haben gezeigt, daß
immer noch Handfertigkeitstalente nicht nur geschaffen, sondern
auch erzogen werden können, während die Leistungen der Lehrlinge
der Königlichen Eisenbahn-Werkstätten erkennen ließen, welchen
Erfolg und Nutzen vom Staate gestützte Fachschulen gewähren,
wo man die ganze Lehrzeit unausgesetzt dem eigentlichen Lebens—
zwecke widmet und von den sonst gebräuchlichen nicht unmittelbar
zur Erlangung von Fachfertigkeiten gehörigen Haushaltsarbeiten,
Botendiensten u. d. m. gänzlich absieht
Hoffen und wünschen wir, daß die nächste derartige Aus—
stellung davon Zeugniß ablegen wird, welchen großen Nuden aus
den bei der Ausstellung von 1884 gewonnenen Erfahrungen, sowohl
Meister wie Lehrlinge zu ziehen verstanden haben.
Rezeptenkasten.
Cement als Holzanstrich. Um Holz gegen Witterungs—
einflüsse zu schützen, empfiehlt das Oesterr. Hand. Journ.“ einen
Austrich, welcher aus 1 Theil Cement, 2 Theilen Sand, 1 Theil
zusgepreßtem Käsestoff und 3, Theilen Buttermilch bereitet wird.
Dieses Gemenge, von dem min stets nur soviel herstellen darf,
als man in der nächsten halben Stunde verwenden kaun und das
während des Gebrauchs mehrfach umzurühren ist, trägt man moög⸗
ichst gleichmäßig und nicht zu fett vermittelft eines Pinsels auf das
Holz, welches etwas rauh sein muß, läßt trocknen und wiederholt
den Anstrich.
Vertilgung von Fliegen. Um die in der warmen
Jahreszeit so vielfach belästigenden Fliegen zu vertilgen, empfiehlt
die „Pap.-Ztg.“ die inneren Fenstersimse und Rahmen mit Insekten—
vulver zu bestreuen.
Bautechnische Notizen.
Arkansas-Wetzsteine. Diese etwa seit zehn Jahren von
Amerika aus in den Handel gebrachten Steine, welche bei uns noch ver—
zältnißmäßig wenig bekannt find, verdienen ihrer guten Eigenschaft
vegen die größte Verbreitung. Der Stein hat ein feines und durchaus
zleichmäßiges Korn, ist weißgelb bis silbergrau von Farbe und an den
Rändern nahezu durchsichtig, die Bruchflächen sind glatt und ohne allen
Blanz, dagegen im Sonnenlicht durch die Lupe betrachtet, schwach perl—
nutterartig schillernd. Der Arkansas-Wetzstein greift den Stahl scharf
in, ohne selbst sichtbar abgenutzt zu werden. Zum Abziehen der Werk—
zeuge benutzt man gutes Olivenöl, in welches man vorerst vor dem Ge—
»rauche den Stein einige Tage eingelegt und dann beim jedesmaligen
Bebrauch damit benetzt, nach dem Gebrauche den Stein aber sorgfältig
abwischt und in einem verdeckten Kasten aufbewahrt. Der verhältniß—
mäßig hohe Preis der Steine besonders in größeren Exemplaren zum
Gebrauche für Tischler, Drechsler ꝛc., Werkstätten wird reichlich ausge—
zlichen durch die fast unmerkliche Abnutzung, vorzügliche Schleifkraft und
chnelle und gänzliche Beseitigung des Fadens (Grades) an den behan—
)elten Werkzeugen. Die Feinheit des Kornes und die Härte des Steines
nacht denselben geeignet, auch Stahl damit zu poliren und zwar in einer
Weise, daß kein Schleifmittel bekannt ist. das schnellerer und sicherer
zum Ziele führt.
Ueber die Normativbestimmungen für Verträge
zwischen Techniker und Auftraggeber, welche vom Architekten-
und Ingenieur-Verein zu Hamburg ausgearbeitet und dem Verband
deutscher Architekten. und Ingenieur-Vereine vorgelegt wurden, spricht
sich das „Wochenblatt für Architekten und Ingenieure“ wie folgt aus:
Die allgemeine Begründung derselten geht von dem merkwuͤrdigen
Gesichtspunkte aus, daß die Thätigkeit eines einen Bau verantwortlich
leitenden Architekten nicht unter die im römischen Recht vorgesehenen
deistungen höherer, wissenschaftlicher Art zu rechnen sei, sondern den
Bestimmungen von dem gewöhnlichen Dienstmiethsvertrag unterstellt
verden müsse. Da nun schon die Dienste der Landmesser unter die
yöheren Leistungen gezählt werden, so entspricht es doch sicher unseren
Anschauungen von kechnischer Leitung nicht, dieselbe zu den niederen
Beschäftigungen gezählt zu sehen. Im Ferneren scheinen die Bestim—
mungen viel zu scharf und in manchen Punkten gerade zu Ungunsten
der Bauausführenden abgefaßt zu sein. Viele der dort aufgestellten
Paragraphen wenigstens würden für einen großen Theil Deutschlands
zegen die gegenwärtigen Verhältnisse wahrscheinlich eine Verbesserung
nicht bedeuten.
Feuerschutzplatten. In Liesing bei Wien fand kürzlich die
Vorführung neuer Feuerschutzplatten statt, die im Wesentlichen aus einem,
auf Draht gezogenen Asbestfabrikate bestehen sollen. Zwei Bretterhütten
paren durch eine aus diesen Schutzplatten aufgeführte Mauer geschieden.
Die eine derselben, welche zum Versuch einer Entzündung dienen sollte,
»uthielt einen Dokumentenschrank mit einem doppelten Ueberzuge von
—A
meter und einige rohe Eier in Sägespänen untergebracht waren. Die
Hütte verbrannte mit hochaufschlagender Flamme, ohne aber die Schutz-
wand, oder die in den Kisten verwahrten Gegenstände irgendwie zu be—
schädigen. Die Platten bestehen aus einem leichten Drahtnetz, auf welches
bon beiden Seiten unter Änwendung von Ghlorzink Asbestfasern filz-
artig aufgewalzt werden. Das Chlorzink übt hier eine ähnliche Wirkung,
wie bei der Verwendung zur Konservirung von Eisenbahnschwellen. Das
Eigenthümliche des Asbestfilzes beruht darauf, daß er die Flammen
geradezu abwehrt, so daß die Verwendung dieses neuen Präparates als
Präservativmittel in Theatern, Lagerhäusern und Archiven empfehlens—
verth erscheint. Die Einführung auch zu anderen Iweck wird durch die
Möglichkeit der Herstellung in Platten. oder Rollen — ganz nach Be—
jeben — erleichtert