Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Mittheilungen aus der Praxis. 
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begründeten. Zu einer Zeit, da man in jast ganz Deutschland 
verlernt hatte, dem Erzeugniß des Gewerbes den Schmuck der 
Kunst zu verleihen, als wir höchstens in verschlechterter Imitation 
französischer Waaren unsere Aufgabe sahen, haben Friedrich und 
Türpe in Dresden fast allein die Fahne der Kunst hochgehalten. 
Edmund Steglich endlich, der fleißige und geistreiche Sekretär 
unserer Handels- und Sewerbekammer, der eifrige Förderer der 
Holzindustrie unseres Erzgebirges, der gründliche Kenner der ge— 
perblichen Verhältnisse, bollendet den Kreis der zur Leitung der 
Ausstellung erkorenen Männer, indem er zur Kunst und dem 
Hewerbe die Wissenschaft hinzufügt. 
Malereien, bald mit mehrfarbig gehaltenen Reliefs dedeckten 
kacheln einzelner Partieen der Kamine und Oefen ist der Reich— 
hum der Gesammtfarbe eines jeden auf's Glücklichste gesteigert, 
während der Eindruck des Bunten doch immer streng vermieden 
vurde. Besonders schöne und eigenartige Wirkungen werden durch 
eine fein berechnete Anwendung des Goldes bei den Relieforna— 
nenten und Figuren der farbigen Kacheln erzielt: ein ungewiß 
limmernder goldiger Schimmer mischt sich mit dem natürlichen 
Spiegelglanz der glasirten hochliegenden, von Licht getroffenen 
Kanten und Rundungen und erzeugt einen reizenden Effekt. Uuter 
den verschiedenen Färbungen dieser Oefen und Kamine ist, neben 
allen Abstufungen des Gras-, Moos- und Olivengrün, des Kaffee⸗ 
und Goldbraun, besonders ein stumpfes tiefes, aber stellenweise 
in's Licht nüanzirtes Blau von wohlthuendstem Eindruck. Jene 
Bolderhöhungen kommen auf diesem Grundton zur schönsten Geltung 
Zo fein wie die Farbengebung der Glasuren, so scharf und präzis 
zurchgeführt ist die Modellirung des Reliefs. Es sind Arbeiten 
non Liebe zur Aufgabe und technischem Kunstgeschick. Die Formen— 
zebung ist keineswegs auf die des Renaissancestils beschränkt; eins 
der vorzüglichsten Stücke ist ein blauer Ofen in den Formen des 
soccoco und seiner Ornamentik. — Mit dieser permanenten Haus— 
eiter-Eisenbeis'schen Ofen- und Kamin-Ausstellung hat Berlin 
edenfalls wieder etwas gewonnen, was es noch nicht besaß. Unsere 
in dem gleichen Kunstgewerbe thätigen Fabrikanten aber sind heute 
zu weltstädtisch gesonnen, und selbst zu tüchtig, um etwa Wehe zu 
eufen über das Erscheinen eines neuen Konkurrenten, sei, was er 
bringt und leistet auch so ausgezeichnet, wie diese Kunsttöpfer— 
arbeiten. 
Nr. 162 Dresdner Nachrichten Seite 9) über Weiß— 
fog's patent. Schreibhülse. Eine hervorragende Neuheit 
brauche ist die den Federhalter ersetzende Weiß— 
flog's patent. Schreibhülse, deren 
Vortheile dem bisher üblichen Feder— 
halter gegenüber uns so überraschten, 
daß wir nicht umhin können, dieselbe 
der Aufmerkamkeit jedes Schreiben— 
den zu empfehlen. Diese Schreib— 
hülse bedingt ganz korrekte Haltung 
der Finger und schützt absolut vor Ermüdung der, Hand, dem 
Schreibkrampf, welcher bei längerem Schreiben durch stetes Fest— 
jalten des Federstils so oft eintritt; außerdem erzielt man eine 
zrößere Gleichmäßigkeit der Schrift, weil die Federstellung immer 
zieselbe bleibt und nicht, wie beim gewöhnlichen Federhalter, un— 
villkürlich jdden Augenblick verändert wird. Nach den sehr gün— 
tigen Urtheilen kompetenter Persönlichkeiten bezeichnet das Er— 
cheinen dieser Schreibhülfe einen seit vielen Jahren nicht statt— 
gefundenen bedeutenden Fortschritt in einem der wichtigsten Be— 
Jarfsgegenstände des alltäglichen Lebens — g. 
Mittheilungen aus der Prarxis. 
Die heutige Ofenfabrikation. Die tiefgreifenden 
Wandlungen des heutigen Geschmacks, der immer allgemeiner ver— 
breitete Sinn für die „Kunst im Hause“, das Bedürfniß, das, 
was uns darin umgiebt, diesen Sinn erfreuend gestaltet zu sehen, 
bekunden sich wie in allen Theilen einer guten modernen Wohnung, 
nicht zum Wenigsten anch in Behandlung des Ofens und Ka— 
mins.“ Der einst hochgeschätzte weiße, blank glasirte Berliner 
gachelofen ist seiner Würde längst entsetzt und fast in den Bann 
zethan, wird der Voss. Ztg. von fachmaͤnnischer Seite geschrieben. 
Hann man ihn aus der Miethswohnung nicht hinauswerfen, so 
läßt man ihn wenigstens in den kräftigen Farben der Majolika— 
Palette ganz oder einzeln mit schablonirten farbigen Mustern be— 
malen, und den Simsen, Einsätzen, Bekrönungen einen ent— 
prechenden Ton geben. Lieber natürlich sieht man den simpeln 
—VDD 
draungrauen Füllung und Krönung dekorirten Ofen, durch einen 
wirklich aus farbigen Maijolikakacheln aufgebauten, von künstlerisch 
entworfener Architektur und dieser sich anschmiegendem Ornament— 
und figürlichem Reliefschmuck, oder durch einen ähnlich behandelten 
Majolikakamin ersetzt. Das immer wachsende Wohlgefallen an 
Wärmespendern von solcher Art und das Verlangen danach hat zu 
einer überraschend schnellen und glänzenden Entwickelung der, für 
jeine Befriedigung arbeitenden Kunsttöpferei in Deutschland ge— 
jührt. Der Norden und Süden des Vaterlandes haben gewett— 
eifert, in dieser Richtung das Beste zu liefern. Die Erzeugnisse 
aus der älteren großen Glanzepoche der deutschen Kunsttöpferei im 
16., 17. und 18. Jahrhundert sind nicht nur wieder eifrig studirt, 
abgeformt und mehr oder weniger frei nachgebildet worden; unsere 
Osenfabrikanten haben von jenen Meisterwerken dieses Gewerbes 
gzelernt, in ähnlichem Sinne, doch originell und frei, zu modelliren 
und zu tönen. Architekten von Geschmack und Talent haben auch 
hier, wie für den modernen Möbelfabrikanten häufig die Entwürfe 
zeliefert;: aber mehr und mehr sind auch diese aus den Werk— 
stäätten selbst hervorgegangen. Auf den verschiedenen Kunstgewerbe— 
Ausstellungen in deutschen Städten, seit der Münchener von 1876 
und in den Räumen der permanenten Bauausstellung im Berliner 
Architektenhause, hatte man immer häufiger Arbeiten der modernen 
deutschen Ofen-Kunsttöpferei erscheinen sehen, welche den 
Vergleich mit den alten Nürnberger und Augsburger Originalen 
durchaus nicht mehr zu scheuen haben. In Noͤrddeutschland waren 
ꝛs besonders die Werkstätten von Titel und von Drews in Berlin, 
von Duvignau in Mageburg; in Süddeutschland von Hausleiter 
uind Eisenbeis in Fraukfurta. M. und von J. E. P. Hausleiter 
in Nürnberg, welche in solchen Arbeiten excellirten und für die 
Wiedereinführung des farbig glasirten, künstlerisch dekorirten Ma— 
olikaofens im Stil der Renaissance wirksamste Propaganda 
machten. Seit Kurzem sind die beiden letztgenannten Firmen zum 
ersten Male auch in Berlin mit ihren Erzeugnissen vor das 
Publikum getreten. An der Ecke der Charlotten- und Französischen 
Straße haben sie in einem größeren Parterrelokal eine perma— 
nente Ausstellung von Oefen und Kaminen von mannigfacher Form 
und Art etablirt. Sie ist nicht nur für Kunsttöpfer von Fach, 
jür Architekten und Wohnungseinrichtungen betreibende Dekorateure, 
sondern für Jeden, der Frende an kunstveredelten Schöpfungen 
des Handwerks hat, von großem Interesse. Eine ähnliche Aus— 
wahl von vornehmen Prachtstücken der Ofeu- und Kamintöpferei 
alter und neuer Erfindung, und wieder von einfach tüchtigen, aber 
durch Bau, Formung und Glasurfärbung der Kacheln geiälligen, 
jedem Raum zur behaglichen Zierde gereichenden Oefen hat man 
kaum auf unseren Gewerbe-Ausstellungen beisammen gesehen. Auch 
einige vorzügliche Kopieen klassischer Nürnberger Oefen aus dem 
16. Jahrhundert befinden sich zwischen denen, welche nach den 
Entwürfen süddeutscher Architekten und der Zeichner der beiden 
hier verbundenen Werkstätten von Hausleiter und Eisenbeis 
uͤnd von J. E. P. Hausleiter mit künstlerischem Luxus ausge— 
führt sind. Durch eingefüqgte, bald mit dekorativen“ Moiolika— 
Mechanisch gehärteter Stahl. In einer der letzten 
Sitzungen der Pariser Akademie der Wissenschaften machte Dumas 
Mittheilung von einer Entdeckung, welche zu den bedeutendsten 
Fortschritten im Gebiete der Metallurgie gehören dürfte. Es han— 
elt sich dabei nämlich um die Härtung des Stahls auf mechani— 
chem Wege. 
Die Umwandlung des Eisens in Stahl ist, wie der berühmte 
Chemiker Dumas sich bei dieser Gelegenheit aussprach, bis auf 
en heutigen Tag von einer Art Geheimniß umgeben, welches die 
Aufstellung der verschiedenartigsten Theorien sehr begünstigt hat. 
Die Resultate der hneuesten Erfahrungen lassen die Möglichkeit 
einer Transfusion des Kohlendaupfes in die Eisenmasse annehmen. 
Es scheint, daß man unter dieser Voraussetzung sich die neuen 
xFigenschaften, welche das Eisen erlangt, erklären kann. 
Der Entdecker der neuen Stahlhärtungsmethode ist ein ge— 
visser Eléeͤmandeau, ein älterer Schüler der Pariser Centralschule, 
ind der bezügliche Prozeß ist für verschiedenartige wichtige Ver— 
vendungen geeignet. Das Verfahren besteht in den folgenden 
Iperationen. 
Eine Stahlstange wird kirschroth gemacht und in einen sie 
eenau umschließenden Raum gebracht, worauf sie einem enormen 
Druck mitteis einer hydraulischen Presse unterworfen wird. Man 
äßt alsdann die Stange unter dem Drucke abkühlen, und so er— 
siebt sich hiernach, daß der Stahl einen starken Härtegrad erlangt 
jat und sehr geeignet ist, starf niagnetisch zu werden. Die nach 
ieser Methode hergestellten Magnete sind außerordentlich wider— 
tandsfähig und man benutzt dieselben bereits zu Telephonen. Der 
zurch Druck gehärtete Stahl eignet sich auch außerordentlich gut 
zu feinen Schneidwerkzeugen, und endlich kann man durch Re— 
zulirung des Druckes den Härtegrad beliebig modifiziren.
	        
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