Mittheilungen aus der Praxis.
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begründeten. Zu einer Zeit, da man in jast ganz Deutschland
verlernt hatte, dem Erzeugniß des Gewerbes den Schmuck der
Kunst zu verleihen, als wir höchstens in verschlechterter Imitation
französischer Waaren unsere Aufgabe sahen, haben Friedrich und
Türpe in Dresden fast allein die Fahne der Kunst hochgehalten.
Edmund Steglich endlich, der fleißige und geistreiche Sekretär
unserer Handels- und Sewerbekammer, der eifrige Förderer der
Holzindustrie unseres Erzgebirges, der gründliche Kenner der ge—
perblichen Verhältnisse, bollendet den Kreis der zur Leitung der
Ausstellung erkorenen Männer, indem er zur Kunst und dem
Hewerbe die Wissenschaft hinzufügt.
Malereien, bald mit mehrfarbig gehaltenen Reliefs dedeckten
kacheln einzelner Partieen der Kamine und Oefen ist der Reich—
hum der Gesammtfarbe eines jeden auf's Glücklichste gesteigert,
während der Eindruck des Bunten doch immer streng vermieden
vurde. Besonders schöne und eigenartige Wirkungen werden durch
eine fein berechnete Anwendung des Goldes bei den Relieforna—
nenten und Figuren der farbigen Kacheln erzielt: ein ungewiß
limmernder goldiger Schimmer mischt sich mit dem natürlichen
Spiegelglanz der glasirten hochliegenden, von Licht getroffenen
Kanten und Rundungen und erzeugt einen reizenden Effekt. Uuter
den verschiedenen Färbungen dieser Oefen und Kamine ist, neben
allen Abstufungen des Gras-, Moos- und Olivengrün, des Kaffee⸗
und Goldbraun, besonders ein stumpfes tiefes, aber stellenweise
in's Licht nüanzirtes Blau von wohlthuendstem Eindruck. Jene
Bolderhöhungen kommen auf diesem Grundton zur schönsten Geltung
Zo fein wie die Farbengebung der Glasuren, so scharf und präzis
zurchgeführt ist die Modellirung des Reliefs. Es sind Arbeiten
non Liebe zur Aufgabe und technischem Kunstgeschick. Die Formen—
zebung ist keineswegs auf die des Renaissancestils beschränkt; eins
der vorzüglichsten Stücke ist ein blauer Ofen in den Formen des
soccoco und seiner Ornamentik. — Mit dieser permanenten Haus—
eiter-Eisenbeis'schen Ofen- und Kamin-Ausstellung hat Berlin
edenfalls wieder etwas gewonnen, was es noch nicht besaß. Unsere
in dem gleichen Kunstgewerbe thätigen Fabrikanten aber sind heute
zu weltstädtisch gesonnen, und selbst zu tüchtig, um etwa Wehe zu
eufen über das Erscheinen eines neuen Konkurrenten, sei, was er
bringt und leistet auch so ausgezeichnet, wie diese Kunsttöpfer—
arbeiten.
Nr. 162 Dresdner Nachrichten Seite 9) über Weiß—
fog's patent. Schreibhülse. Eine hervorragende Neuheit
brauche ist die den Federhalter ersetzende Weiß—
flog's patent. Schreibhülse, deren
Vortheile dem bisher üblichen Feder—
halter gegenüber uns so überraschten,
daß wir nicht umhin können, dieselbe
der Aufmerkamkeit jedes Schreiben—
den zu empfehlen. Diese Schreib—
hülse bedingt ganz korrekte Haltung
der Finger und schützt absolut vor Ermüdung der, Hand, dem
Schreibkrampf, welcher bei längerem Schreiben durch stetes Fest—
jalten des Federstils so oft eintritt; außerdem erzielt man eine
zrößere Gleichmäßigkeit der Schrift, weil die Federstellung immer
zieselbe bleibt und nicht, wie beim gewöhnlichen Federhalter, un—
villkürlich jdden Augenblick verändert wird. Nach den sehr gün—
tigen Urtheilen kompetenter Persönlichkeiten bezeichnet das Er—
cheinen dieser Schreibhülfe einen seit vielen Jahren nicht statt—
gefundenen bedeutenden Fortschritt in einem der wichtigsten Be—
Jarfsgegenstände des alltäglichen Lebens — g.
Mittheilungen aus der Prarxis.
Die heutige Ofenfabrikation. Die tiefgreifenden
Wandlungen des heutigen Geschmacks, der immer allgemeiner ver—
breitete Sinn für die „Kunst im Hause“, das Bedürfniß, das,
was uns darin umgiebt, diesen Sinn erfreuend gestaltet zu sehen,
bekunden sich wie in allen Theilen einer guten modernen Wohnung,
nicht zum Wenigsten anch in Behandlung des Ofens und Ka—
mins.“ Der einst hochgeschätzte weiße, blank glasirte Berliner
gachelofen ist seiner Würde längst entsetzt und fast in den Bann
zethan, wird der Voss. Ztg. von fachmaͤnnischer Seite geschrieben.
Hann man ihn aus der Miethswohnung nicht hinauswerfen, so
läßt man ihn wenigstens in den kräftigen Farben der Majolika—
Palette ganz oder einzeln mit schablonirten farbigen Mustern be—
malen, und den Simsen, Einsätzen, Bekrönungen einen ent—
prechenden Ton geben. Lieber natürlich sieht man den simpeln
—VDD
draungrauen Füllung und Krönung dekorirten Ofen, durch einen
wirklich aus farbigen Maijolikakacheln aufgebauten, von künstlerisch
entworfener Architektur und dieser sich anschmiegendem Ornament—
und figürlichem Reliefschmuck, oder durch einen ähnlich behandelten
Majolikakamin ersetzt. Das immer wachsende Wohlgefallen an
Wärmespendern von solcher Art und das Verlangen danach hat zu
einer überraschend schnellen und glänzenden Entwickelung der, für
jeine Befriedigung arbeitenden Kunsttöpferei in Deutschland ge—
jührt. Der Norden und Süden des Vaterlandes haben gewett—
eifert, in dieser Richtung das Beste zu liefern. Die Erzeugnisse
aus der älteren großen Glanzepoche der deutschen Kunsttöpferei im
16., 17. und 18. Jahrhundert sind nicht nur wieder eifrig studirt,
abgeformt und mehr oder weniger frei nachgebildet worden; unsere
Osenfabrikanten haben von jenen Meisterwerken dieses Gewerbes
gzelernt, in ähnlichem Sinne, doch originell und frei, zu modelliren
und zu tönen. Architekten von Geschmack und Talent haben auch
hier, wie für den modernen Möbelfabrikanten häufig die Entwürfe
zeliefert;: aber mehr und mehr sind auch diese aus den Werk—
stäätten selbst hervorgegangen. Auf den verschiedenen Kunstgewerbe—
Ausstellungen in deutschen Städten, seit der Münchener von 1876
und in den Räumen der permanenten Bauausstellung im Berliner
Architektenhause, hatte man immer häufiger Arbeiten der modernen
deutschen Ofen-Kunsttöpferei erscheinen sehen, welche den
Vergleich mit den alten Nürnberger und Augsburger Originalen
durchaus nicht mehr zu scheuen haben. In Noͤrddeutschland waren
ꝛs besonders die Werkstätten von Titel und von Drews in Berlin,
von Duvignau in Mageburg; in Süddeutschland von Hausleiter
uind Eisenbeis in Fraukfurta. M. und von J. E. P. Hausleiter
in Nürnberg, welche in solchen Arbeiten excellirten und für die
Wiedereinführung des farbig glasirten, künstlerisch dekorirten Ma—
olikaofens im Stil der Renaissance wirksamste Propaganda
machten. Seit Kurzem sind die beiden letztgenannten Firmen zum
ersten Male auch in Berlin mit ihren Erzeugnissen vor das
Publikum getreten. An der Ecke der Charlotten- und Französischen
Straße haben sie in einem größeren Parterrelokal eine perma—
nente Ausstellung von Oefen und Kaminen von mannigfacher Form
und Art etablirt. Sie ist nicht nur für Kunsttöpfer von Fach,
jür Architekten und Wohnungseinrichtungen betreibende Dekorateure,
sondern für Jeden, der Frende an kunstveredelten Schöpfungen
des Handwerks hat, von großem Interesse. Eine ähnliche Aus—
wahl von vornehmen Prachtstücken der Ofeu- und Kamintöpferei
alter und neuer Erfindung, und wieder von einfach tüchtigen, aber
durch Bau, Formung und Glasurfärbung der Kacheln geiälligen,
jedem Raum zur behaglichen Zierde gereichenden Oefen hat man
kaum auf unseren Gewerbe-Ausstellungen beisammen gesehen. Auch
einige vorzügliche Kopieen klassischer Nürnberger Oefen aus dem
16. Jahrhundert befinden sich zwischen denen, welche nach den
Entwürfen süddeutscher Architekten und der Zeichner der beiden
hier verbundenen Werkstätten von Hausleiter und Eisenbeis
uͤnd von J. E. P. Hausleiter mit künstlerischem Luxus ausge—
führt sind. Durch eingefüqgte, bald mit dekorativen“ Moiolika—
Mechanisch gehärteter Stahl. In einer der letzten
Sitzungen der Pariser Akademie der Wissenschaften machte Dumas
Mittheilung von einer Entdeckung, welche zu den bedeutendsten
Fortschritten im Gebiete der Metallurgie gehören dürfte. Es han—
elt sich dabei nämlich um die Härtung des Stahls auf mechani—
chem Wege.
Die Umwandlung des Eisens in Stahl ist, wie der berühmte
Chemiker Dumas sich bei dieser Gelegenheit aussprach, bis auf
en heutigen Tag von einer Art Geheimniß umgeben, welches die
Aufstellung der verschiedenartigsten Theorien sehr begünstigt hat.
Die Resultate der hneuesten Erfahrungen lassen die Möglichkeit
einer Transfusion des Kohlendaupfes in die Eisenmasse annehmen.
Es scheint, daß man unter dieser Voraussetzung sich die neuen
xFigenschaften, welche das Eisen erlangt, erklären kann.
Der Entdecker der neuen Stahlhärtungsmethode ist ein ge—
visser Eléeͤmandeau, ein älterer Schüler der Pariser Centralschule,
ind der bezügliche Prozeß ist für verschiedenartige wichtige Ver—
vendungen geeignet. Das Verfahren besteht in den folgenden
Iperationen.
Eine Stahlstange wird kirschroth gemacht und in einen sie
eenau umschließenden Raum gebracht, worauf sie einem enormen
Druck mitteis einer hydraulischen Presse unterworfen wird. Man
äßt alsdann die Stange unter dem Drucke abkühlen, und so er—
siebt sich hiernach, daß der Stahl einen starken Härtegrad erlangt
jat und sehr geeignet ist, starf niagnetisch zu werden. Die nach
ieser Methode hergestellten Magnete sind außerordentlich wider—
tandsfähig und man benutzt dieselben bereits zu Telephonen. Der
zurch Druck gehärtete Stahl eignet sich auch außerordentlich gut
zu feinen Schneidwerkzeugen, und endlich kann man durch Re—
zulirung des Druckes den Härtegrad beliebig modifiziren.