Konkurrenzwesen.
Konkurrenzwesen.
Bau⸗Programm zur Ausstellung in Görlitz
im Jahre 1885.
Der Plan, auf den sich die in Nachfolgendem angeführten Buchstaben be—
ziehen, folgt später.)
Zur Verfügung stehen der Dresdener Platz, die daselbst ge—
legenen Steinbrüche, der Rothenburger'sche Holzplatz und das
daranstoßende Simon'sche Grundstück.
Der Dresdener Platz mit seinen Umgebungen umfaßt nahezu
20 Morgen, der Rothenburger'sche Holzplatz 2 Morgen und das
übrige Terrain ist fast eben so groß, wie die beiden erstgenannten.
Die Zufahrt ist von der Krölstraße her zu denken, die Ein—
fahrt da, wo die mittlere Avenue dieselbe trifft.
Die Avenue selbst soll als Promenade benutzt werden und
dem Eingang gegenüber ein Vestibül des Hauptgebäudes zu stehen
kommen. Die häßlichen Hinterfronten der Bautzenerstraße müssen
gedeckt werden, deshalb muß ein Theil des Ausstellungsgebäudes,
dessen Mitteltheil das Vestibül bildet, als Deckung dieses Straßen⸗
theils dienen.
Die Fagçade dieses Theils des Hauptgebäudes präsentirt sich
dem Besucher zuerst und unter dem Eindruck desselben wird er die
Ausstellung betreten, weshalb auf die Façade besonderer Werth zu
legen ist.
Ein anderer Theil des Ausstellungsgebäudes ist an der
Leipzigerstraße gedacht, und zwar ist, damit ein möglichst großer
Vorplatz geschaffen wird, nur auf eine geringe Tiefe dieses Flügels,
nicht über 20 m Rücksicht zu nehmen. In der Mitte ist ein
zweites Vestibül gedacht, vor demselben eine Terrasse, welche die
Höhenunterschiede des Terrains ausgleicht. Das eigentliche Haupt—
gebäude muß sich nun wegen Platzmangels auf dem Dresdener
Platz nach dem Rothenburger'schen Holzplatz hin erstrecken.
Damit der Besucher nicht den Eindruck der Zerrissenheit des
Ausstellungsterrains empfängt, soll die Leipzigerstraße in der ganzen
Breite des Hauptgebäudes verdeckt überbrückt werden. Durch
schöne Treppenanlage im Vestibül gelangt man auf den Theil über
der Leipzigerstraße. Die Durchfahrt wird in einer Höhe von
4i m lichte Höhe angenommen. Entweder kann man durch ele—
zante Treppenhäuser auf das Niveau des dahinterliegenden Haupt—
jebändes gelangen, oder es können auch Galerien angelegt werden,
denen man in den Ecken mittelst bequemer Treppen herunter—
elangt.
Auf den linksseitigen Theil des Hauptgebäudes ist die Ma—
schinenhalle zu verlegen, weil nur da gewachsener Grund für größere
Maschinenfundamente vorhanden ist.
Auf den Platz d. ist ein größeres Kesselhaus für 50 -100
Pferdestärken anzunehmen. Die Lage desselben ist nach den bei—
gegebenen Feuerversicherungsbedingungen zu wählen. Die Maschinen⸗
halle, welche 13 —/ der Breite des Hauptgebäudes je nach Bedarf
umfassen wird, muß so stabil konstruirt werden, daß wenigstens
die Haͤlfte der Binder einen Seitenschub von 32400 k«g aushalten
kann. Ferner ist noch im Flügel des Hauptgebäudes für Gruppe
22 auf leichte Maschinenanlagen Bedacht zu nehmen. Das auf
dem Rothenburger'schen Holzplatz gelegene Hintergebäude ist äußer—
lich ohne jeden Schmuck zu lassen, da es dem Blick des Besuchers
bollständig entzogen wird.
Das Hauptgebäude und der Kohlenplatz werden durch Geleise
im Anschluß an das Geleis in Straße 3 mit dem Bahnhof ver—
bunden. Eine Vergrößerung des Hauptgebäudes bis zu 20 m
Mehrlänge wird in der Richtung nach dem Simon'schen Grundstück
in Aussicht genommen und ist bei der Geleiseanlage auf dieselbe
Rücksicht zu nehmen. In der Nähe der elektrischen Ausstellung
ist ein Kesselhaus für Roͤhrenkessel von ca. 50 Pferdestärken vor—
zusehen.
Zur Verdeckung häßlicher Häuserfronten ist an offene Hallen
z und h in einer Tiefe von 72,, —9 m zu denken, bei deren
Dachkonstruktion darauf zu achten ist, daß dieselbe den Blick nach
dem dahinterliegenden Terrain abschneidet.
Die Fußböden in den offenen Hallen sind mit Kies herge—
tellt, in den übrigen Räumen gedielt und in der Maschinenhalle
mit Fliesen belegt anzunehmen. Toiletten sind außer in den Re—
staurationen im Hauptgebäude mindestens 3 gleichmäßig vertheilt
anzunehmen.
Die Gebäude erhalten im Allgemeinen einseitige Verkleidung
und einen Anstrich von Leimfarbe. In sämmtlichen Räumen ist
auf eine gute Ventilation, sowie auf eine genügende Anzahl von
Ausgängen Rücksicht zu nehmen.
Der ganze Bau soll vorübergehender Natur sein und muß
bei Anwendung des Materials darauf Rücksicht genommen werden,
daß es von den Lieferanten wieder benutzt wecden kann, da die
Gebäude von den Kontrahenten nur geliehen werden.
Die sämmtlichen Straßen, die durch das Terrain gehen,
sind kanalisirt, mit Gas- und Wasserleitung durchzogen, zu denken.
Auf Entwässerung nach diesen Abführungs-Kanälen ist Rücksicht
zu nehmen.
.Die Bäume der Avbenue und die gepflasterten Straßendämme
müssen so Verwendung finden, daß sie geschont werden. Die
zärtnerischen Anlagen sind ebenfalls zu projektiren. Ein Wasser—
iall vom Drachenfelsen und mehrere Fontainen werden als noth—
vendig erachtet.
Die ganz bedeckten Räume des Hauptgebäudes werden auf
10,000 qm, die der beiden offenen Hallen auf 1000 qm fest—
gesetzt.
Von Restaurationen sollen die Hälfte zu größeren mit 150qm,
die anderen mit 100 qm angenommen werden. Es sind ziei
Musikpavillons zu projektiren.
Das Hauptgebäude ist genau zu veranschlagen.
Die Kosten der leihweisen Ueberlassung des Hauptgebäudes
während der Dauer der Ausstellung dürfen 140,000 Mk. inkl. Funda—
nentirung und Abräumung nicht überschreiten, die der offenen
dallen nicht mehr als 8000 Mk. betragen. Es ist anzugeben,
vieviel je 10 laufende Meter hintere Verlängerung des Haupt—
zebäudes mehr kosten würden. Alle anderen Objekte sind nicht
n durchgeführter Arbeit anzufertigen und nur ein ungefährer An—
chlag beizugeben.
Bezüglich der Fundamnte sei erwähnt, daß an den Stellen
ꝛ!und ae (Bezeichnungen im Hauptgebäude) die Fundamentirung
zurch gemauerte Pfeiler gedacht ist, dagegen an den Stellen unter
der Gruppe 22 und unter der offenen Halle am Dresdener Platz
)hurch trockenes Mauerwerk hergestellt wird von den Steinen,
velche durch den theilweisen Abbruch des Drachenfelsens gewonnen
verden, es sollen an den Stellen, wo Hauptbelastungen eintreten,
einzelne Pfeiler zwischen dem trockenen Mauerwerk aufgeführt
verden. Das trockene Mauerwerk, sowie diese Pfeiler, ist nicht
Begenstand der Unternehmung. Die übrigen Tiefen werden durch
den gewonnenen Granit ausgefüllt. Das Planum wird fertig
jergestellt übergeben. Sonst sind die Gebäude auf Pilotten oder
direkt auf den Erdboden gestellt gedacht.
Sämmtliche Gebäude sollen möglichst durch eine kleine
Wandelbahn verbunden werden, damit man die Ausstellung bei
egnerischem Wetter besuchen kann, ohne vom Regen inkommodirt
zu werden.
Am Eingange liegt das Kotz'sche Prinat-Wohnhaus; die
unteren Räume desselben sind dem Vorstande zur Benutzung als
Bureau abgetreten, weshalb ein Gebäude zu solchen Zwecken nicht
in Anschlag zu bringen ist; unweit von diesem Gebäude liegt
das Konzerthaus mit einem großen Saal und einem kleineren im
Souterrain mit etwa 1000 qm bedeckten Raum. Auch diese
Räume sind abgetreten, sodaß eine Haupt-Restauration nicht vor—
gesehen zu werden braucht, wohl aber ein vor derselben liegender
Restaurationsgarten.
Zwischen beiden Gebänden ist noch ein freier Raum, welcher
zur Anlage eines Sicherheits- und Feuerwehr-Wachtgebäudes
dienen soll.
Außer dem Hauptrestaurant sind noch 5 andere Restaurants
angenommen, ein in Schweizerstil gehaltenes auf dem Drachen⸗
jelsen mit Kolonnade zu beiden Seiten, welche das dahinter liegende
GBebäude decken.
Eine Restauration (m), welche die Jochmannstraße schließt,
liegt hoch und muß vorgebaute Terrassen als Vorgarten erhalten.
Auf den (Bock'schen) Felsen sind noch 2 Restaurationen (m n) an—
zunehmen, und zwar die eine an der vorgeschobenen Spitze, welche,
einer Ruine ähnlich, weithin sichtbar sein wird und eine einfachere
in der gegenüberliegenden Ecke. Im Hauptgebäude neben dem
Vestibül, welches an der Avenue liegt, ist eine altdeutsche Wein—
ttube und eine altdeutsche Bierstube einzurichten.
Es dürfte dem Vorstande vielleicht gelingen, einen Streifen
ddes Gemüsegartens des Hospitals zur Anlage einer Konditorei
zu erlangen; in diesem Falle müßten einige Abtheilungen aus dem
Zaun herausgenommen werden und würde das etwas erhöhte
derrain mit dem Dresdener Platze durch eine Freitreppe zu ver—
zinden sein. Das nasse Viertel, welches in den jetzigen Stein—
zrüchen liegt, soll mit elektrischem Licht beleuchtet werden.
Auf Anlage eines Eiskellers ist nicht Rücksicht zu nehmen.
Es ist den Konkurrenten gestattet, den hier beigegebenen
allgemeinen Grundriß der Ausstellung zu verindern, jedoch müssen
die Aenderungen vorstehendem Programm entsprechen.
In Folge des Konkurrenzausschreibens für Ent—⸗
würfe zu einem neuen Armenhause in Breslau waren
13 Arbeiten eingegangen.
Nach Prüfung derselben hat das Preisrichter Kollegium, be—
sttehend aus den Herren Götz, Stadtsyndikus in Breslau als Vor—⸗