Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Der sechswöchentliche Tischlerstrike in Hannover. 
dertieft angelegt werden kann, um die nöthige Höhe herauszu— 
bringen. 
Zum Zwecke der direkten Abfuhr der Tonnen durch Menschen 
werden auch höolzerne oder eiserne Fahrtonnen hergestellt, welche 
edoch stets zur ebenen Erde stehen müssen. Die Verbindung 
zwischen Tonne und Rohrleitung wird durch ein verjüngtes Schiebe— 
rohr hergestellt. Das Abtrittsrohr wird hierbei als Ventilations— 
rohr über das Dach hinaus verlängert. Derartige Tonnen halten 
a. 180 1 und sind stets zu empfehlen, wenn die örtlichen Ver— 
jältnisse es gestatten. 
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des Tonnenraums 2,65 mm erforderlich sind. Es ist zu empfehlen, 
haß für eine Heizung des Tonnenraums Vorsorge getroffen wird, 
vie in Fig. 3 angegeben, um das Einfrieren zu verhindern. 
Um über den Kostenpunkt einer Anlage nach vorstehendem 
System einigermaßen Klarheit zu verbreiten, führen wir ein uns 
»ekannt gewordenes Beispiel an. Im Jahre 1883 entschloß sich 
derr Oberschulrath Becker in Darmstadt, nach genauer Information 
n Heidelberg, die Abort-Anlage in seineun Hause nach dem 
Zeidelberger Tonnensystem umzuändern. Die Simation der An— 
age war folgende. An der Hinterfront im Hofe lag die Grube. 
Die Aborte lagen in 3 Stockwerken mit je einem Sitz neben dem 
Treppenhause. Die alte Leitung hatte 0,24 m weite gußeiserne 
Röhren mit gußeisernen Sitztrichtetn. Im Erdgeschoß war das 
Mauerwerk ca. 3,0 m hoch buchstäblich zerfressen. Der Geruch 
in den Aborten war widerlich stechend. Von Heidelberg kamen 
2 Monteure nach Darmstadt und begannen um'7 Uhr Morgens 
unter Beihülfe eines Maurers die Beseitigung der Rohrleituüng. 
Die Grubenöffnung wurde mit Cement vermauert, der Raumfuͤr 
die Tonnen hergestellt und desinfizirt, so daß mit dem Aufbau 
der neuen Leitung begonnen werden konnte, und war am Abend 
desselben Tages die ganze Anlage bis über das Dach fertig gestellt. 
Es wurden verwendei: Eisentonnen, Schieberohrverbindung, 9,3 m 
eiserne 0,21m weite Abtrittrohre, ovale hoͤhe Porzellantrichter 
ohne Wasserpübing und Geruchabschluß, 2,0 m Dunstrohr von 
,21 m Weite, J Luftsauger und ein zweiräderiger Tonnenabfuhr⸗ 
wagen, mit dessen Hülfe durch einen Mann die Tonne direkt vom 
Tonnenraum aus abgefahren wird. Die Exkremente kommen in 
dem nahe liegenden Garten zur Verwendung. Die Kosten der 
Anlage haben inkl. Fracht, Moutage und Reisespesen 317 Mark 
hetragen. 
Mit der Ausführung von Abortanlagen nach dem Heidelberger 
Tonnensystem befaßt sich hauptsächlich die Firma „Vereinigte 
Fabriken zur Anfertigung von Sanitäts-Geräthschaften, vormals 
Lipowsky & Fischer (C. Maquet)“ zu Heidelberg, Hauptstraße 25, 
und Berlin C., Brüderstraße 13. Die Firma führt die Anlagen 
zwar vollständig durch eigene . Monteure aus, sie liefert aber auch 
auf Wunsch nur die zu der Anlage nöthigen Gegenstände und giebt 
»ann genaue Anleitung zur Ausfuührung derartig, daß dieselbe von 
edem Maurer mit Leichtigkeit ausgejührt werden kann. 
Bei Anfragen an die Firma ist es nöthig, genauen Auf— 
schluß über jolgende Punkte zu geben: Handelt es sich um Her⸗ 
stellung des Tonnensystems in einem Neüban oder um Anpassung 
des Systems bei einer bestehenden Abortanlage. Ist Ersteres der 
Fall, so ist anzugeben, ob und wie weit die hierzu erforderlichen 
Lokalitäten im Bau vorgeschritten sind. Ferner ist anzugeben, 
von wie viel Personen die Einrichtung täglich benutzt werden soll, 
nis wie viel Stockwerken und mit' wie viel Sißzen in jedem 
Stockwerke; wie liegt der Tonnenraum und wie sind die örtlichen 
Abfuhrverhältnisse und wie verhält es sich mit der Ventilation, 
und kann solche event. angebracht werden. 
Erhält die Firma genaue Auskunft über diese Punkte, so 
ziebt sie ein volkommen ausgearbeitetes Proiekt min genauer 
Kostenberechnung. 
Wir haben es für nöthig gehalten, unseren Lesern über das 
deidelberger Tonnensystem einen möglichst ausführlichen Ueberblick 
zu geben, und,verweisen diejenigen, welche sich über dasselbe genauer 
rientiren wollen, auf die Brochüre , Das Heidelberger Tonnen⸗ 
ystem, mit Zeichnungen, Tabellen und sonstgen für die Praxis 
pissenswerthen Notizen“ von Ingenieur Curt Maquet in Heidelberg, 
Mitinhaber der Firma: Vereinigte Fabriken zur Anfertigung von 
—AV Lipowsky GheFischer (C. Maquet), 
Heidelberg 1884, Georg Weiß Verlag. Die Brochüre ist durch 
ede Buchhandlung für den Preis von“1 Mek. zu beiehen“ —7 
Fig. 3. 
Die Figuren 3 und 4 zeigen Abortanlagen bei Verwendung 
zroßer Tonnenabfuhrwagen für Schulen, Kasernen und andere 
ffentliche Bauten, bei denen die Benutzung der Aborte eine starke 
st. Solche Tonnen werden hergestellt von 500 bis 2500 1 Inhalt 
ind variiren hiernach die Höhenmaße. 
Fia. 4 
In, eine Tonne münden aus jedem Stockwerke 6 resp. 12 
»der 8 Abtrittsitze mittelst 3 oder 2 Leitungen. In neueret Zeit 
werden die in Fig. 4 dargestellten Wagen für 8 Sitze mit 2 Tei— 
ungen vorgezogen. Um die Verbindungsstücke in Betreff der er— 
orderlichen Hoͤhenmaaße besser vergleichen zu können, sind in 
Fig. 4 beide Arten der Verbindungsstücke veranschaulicht. Die 
Abtrittrohre werden hier als Ventilationsrohre über das Dach 
hinausgeführt und sind mit stets wirkenden Luftsaugern — Deflek⸗ 
oren — versehen. Die Abtrittstrichter stehen vollkommen frei 
und sind von einer Form und Konstruͤktion, wie solche nicht pot— 
cheilhafter gedacht werden kann. 
Die Dimensionen des Tonnenraums müssen folgende sein. 
3,00 mm lang, 1,40 mm breit und 2,46 m von Oberkante Fußboden 
des Abortes bis Oberkante Fußboden des Tonnenraums hoch. Die 
Höhe von Oberkante Fußboden des Tonnenraums bis Oberkante 
des Sitzbrettes ist beĩ beiden Arten der Verbindungsstücke ver— 
schieden. Bei der in Figur 4 rechts dargestellten Art muß dieselbe 
3,10 m betragen, während sie bei der links dargestellten Art nur 
2,91 mm zu betragen braucht. Bei 0,45 m —A 
ersten Falle die Höhe des Tonnenraums vergrößert werden, da 
von Oberkante Fukboden des Abortes bis Shetfaute Fußboden 
Der 6 wöchentliche Tischlerstrike in Hannover, 
dessen Ende noch nicht abzusehen. — 
ESchluß). 
Diese Lohnforderungen sind im Durchschnitt bei weitem höher, 
ils sie jemals dagewesen selbst in der Milliardenzeit und liegt 
»afür gar keine Berechtigung vor; sehen wir uns die Sache ge⸗ 
iauer an: da ist z. B. Pos. 55 eichener Treppenstufen ꝛc. I,2m 
ang à 1,50 Mk. Ein tüchtiger Geselle kann bei mittelsprödem 
Fichenholz beguem 7 Stück im Tage liefern 7. 1,30 - 1050 M., 
ein schöner Tagelohn bei einem Lohnsatz von 13 M. die Woche, 
wie er selbst von der Kommission nur gefordert. Dabei sind diese 
Arbeiten alle nur,„Bankfertig“ zu liefern, wie das NB. sagt und 
teht es dem Gesellen frei dieselben im Bau einzusetzen oder nicht, 
venn der Geselle nicht will, wer thut es denn? 
Ferner sagt der Schlußsatz, daß als niedriaster Akkordpreis
	        

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