Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Umtliche Erlasse. 
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nannten Anordnung und enthält auch in Richtung der Avenue 
einen besonders hervorgehobenen Gebäudetheil; jedoch ist letzterer 
nicht als Mittelbau, sondern mehr als Abschluß des Hauptgebäudes 
»ehandelt, woran sich sodann in nicht glücklicher Weise die niedrigen, 
offenen Hallen anschließen. Daß diese Anordnung des Haupt— 
zebäudes der Eigenthümlichkeit des gegebenen Terrains nicht voll 
ind ganz Rechnung trägt, liegt auf der Hand. 
Es ist dies umsomehr zu bedauern, als das Projekt B nicht 
uur weit erschöpfender behandelt ist, als das Projekt A, sondern 
auch hinsichtlich der architektonischen Formen, insbesondere Façaden- 
entwickelung, vor dem Projekt A den Vorzug verdient. Im 
letzteren Projekte zeigen die durch Kuppeln ausgezeichneten Mittel— 
»auten im Erdgeschoß eine Blockwandkonstruktion, die in auffälligem 
Widerspruche zu der, trotz des angenommenen Holzmaterials, in 
den Formen des Steinbaues gehaltenen Architektur des Oberbaues 
und der Seitenpavillons steht. Da hingegen zeichnet sich wieder 
das Projekt A durch Berücksichtigung der Ventilation und durch 
»essere Beleuchtungsverhältnisse der großen Hallen vor dem Pro— 
sekt B aus. Die zur Herstellung des Ueberganges über die Leip— 
zigerstraße angeordneten Treppen sind in beiden Projekten geschickt 
disponirt; doch ist hinsichtliches dieses Punktes dem Projekte B 
insofern der Vorzug einzuräumen, als sich hier in gleicher Höhe 
nit dem oberen Austritte der Treppe Gallerien anschließen, die 
owohl einen sehr guten Ueberblick über die Maschinenhalle ge— 
tatten, als wesentlich dazu beitragen würden, die Treppe, nicht, 
vie im Projekt A, lediglich als ein Mittéèl zur Passage über die 
Leipzigerstraße, gewissermaßen als ein „nothwendiges Uebel“ er— 
scheinen zu lassen. Wenn es nach der vorstehenden Darlegung 
ngielleicht den Anschein gewinnen könnte, als ob das Projekt B im 
Allgemeinen den Vorzug vor dem Projekt A verdiene, insbesondere 
auch im Hinblick auf die bessere Berücksichtigung aller Nebenanlagen, 
'o sieht sich doch das Preisgericht nicht in der Lage, die Auszeichnung 
des Projektes B mit dem ersten Preise ebensowenig wie seine unmittel— 
bare Ausführung zu befürworten; vielmehr ist dasselbe der Ansicht, 
)aß beide Projekte gleichwerthig sind, insofern sich ihre Vorzüge 
und Mängel ausgleichen, dabei aber beide gleichmäßig höchst 
chätzbares Material für eine definitive Projektirung bieten, daß 
es daher auch wohl motivirt erscheinen dürfte, zwar beide Projekte 
zu prämiiren, aber der vorhandenen Gleichwerthigkeit, durch gleich— 
mäßige Vertheilung der für beide Preise zusammen ausgesetzten 
Summe, also durch Zuerkennung von je 750 Mark, Ausdruck zu 
erleihen. 
Im Uebrigen gestattet sich das Preisgericht noch anzuem— 
ofehlen, in einem definitiven Projekte die ziemlich lange Avenue 
durch Annahme eines großen Rundtheiles, welcher seinen Mittel— 
hunkt in dem Durchschnitt der beiden Hauptachsen des Haupt— 
zebäudes haben und durch eine monumentale Fontaine ausgezeich— 
set sein müßte, zu unterbrechen und auch sonst noch auf thun— 
lichste Belebung der langen Linien und Seitentheile der Avenue 
Bedacht zu nehmen. 
Ebenso dürfte sich die Anlage eines großen, reich ausgestatte⸗ 
ten Portales an der Krölstraße empfehlen. 
Wie die gestellten Aufgaben seitens der Erzeuger der beiden 
zrämiirten Projekte individuell aufgefaßt worden sind, geht aus 
'olgenden Erläuterungsberichten anschaulich hervor. 
Die Verfasser des Projekts: 
Die Kunst sich richtet allemal 
Nach dem Zweck und Mat'rial 
chreiben: Wir sind von der Auffassung ausgegangen, die vom Er— 
»auungs-Komitee angegebene Grundriß-Disposition im Wesent⸗— 
lichen festzuhalten. Die gebotene Situation, die Umgebung des 
Platzes, sowie die Beschaffung möglichst luftiger Gartenanlagen 
würde auch kaum eine andere Anlage gestatten. 
le Das Proiekt „Landeskrone“ ist von folgendem Bericht be— 
zdleitet: 
Durch den Beschluß des Ausstellungs-Komitees, die Pläne 
uu der Ausstellungsdisposition durch öffentliche Konkurrenz zu be— 
chaffen, wurde der Architektenschaft eine Aufgabe unterbreitet, die 
in Anbetracht des wirklich wüundervoll koupirten Terrains als 
»ine der dankbarsten sich zeigte, die für diese Spezialität nur vor— 
ommen kann. Sämmtliche bisher durchgeführten Ausstellungen 
entwickelten sich auf möglichst regulärem flachen Terrain, so daß 
dem entwerfenden Künstler nicht“ die Schwierigkeit entgegenstand, 
nit ausgedehnten Terrainerhebungen disponiren zu müssen — 
Schwierigkeiten, die gerade der vorliegenden Aufgabe die Möglich— 
keit der reizvollsten Lösung geben mußten. Seibstverständlich ge— 
hörte eine detaillirte Kenntniß der ganzen örtlichen Verhältnisse 
dazu, um mit völliger Sicherheit disponiren zu können. 
Um die Disposition auch noch für den Laien leicht anschau— 
'ich zu machen, diene folgender Rundgang durch die projektirte An⸗ 
aqe: Der Besucher betritt das Ausstellüngsterrain entweder von 
der Krölstraße oder von der Leipzigerstraße und wird naturgemäß 
ich bestreben, das Hauptportal zu erreichen. Dieses geschieht von 
der Krölstraße durch die großartige Avenue, die durch die natür— 
liche Anlage des Dresdenerplatzes schon geschaffen ist. 
Von der Bautzenerstraße aus vermittelt ein 7 m breiter 
Straßenzug — der abweichend von der an dieser Stelle noch nicht 
vollendeten Straße Nr. 3 dem landschaftlichen Gefüge der Anlage 
entsprechend disponirt wurde — diesen Zugang. 
Man betritt das Hauptgebäude durch das in der Mittelachse 
der Avenue angeordnete Hauptportal und wendet sich links durch 
die 20 m breite Halle bis zum zweiten Vestibül, welches in der 
Achse der breiten Haupthalle und Uebergangstreppe sich entwickelt. 
Hier bleibt es dem Besucher unbenommen, entweder weiter 
diese Richtung zu verfolgen, oder sich links zu wenden und den 
31/2 m hohen Uebergang über die Leipzigerstraße zu passiren. Hier 
st es angemessen, auf die würdevolle Perspektive der großen Ma— 
chinenhalle aufmerksam zu machen. Der Anblick in dieses Getriebe 
vird packend auf jeden Besucher einwirken, und hält Verfasser 
rotz der Erschwerung des Besuches durch das Treppensteigen doch 
diese Anordnung für eine glückliche. Es bleibt dem Besucher fernet 
iberlassen, entweder mittels der großen Treppe in die Maschinen— 
jalle, zu gelangen, oder über die Seitengänge das ganze Getriebe 
»er überaus groß angelegten Halle noch weiter zu beschauen und 
im Ende derselben herunter zu steigen und sich im Gedränge 
veiter zu helfen. Verfasser hat, der praktischen Erforderniß ent— 
prechend, große freie Hallen disponirt und bemerkt noch, daß, als 
»ie Normalspannung der Mittelhalle 14 m angenommen, an 
velche sich beiderseitig je ein Kommunikationsweg von 3 m und 
ine Seitenhalle von 9,75 mm Breite anschließen. An den beiden 
rängswänden liegen 18 Kojen von 5 meim Quadrat, die für die 
zimmereinrichtungen event. zu reserviren sind. Bei den verschiede— 
ien vorhergegangenen Ausstellungen hat sich gezeigt, daß die 5 m 
tiefe Koje für die praktische Ausnützung des Raumes sowohl, wie 
iuch für die bequeme Zugänglichkeit sich in keiner Weise bewährt 
jat, und suchte deshalb Verfasser im vorliegenden Projekte durch eine 
zrößere Anzahl von 3 mm tiefen und 5 mm breiten Kojen dem praktischen 
Erforderniß entgegen zu kommen und nur so viel 5 mm tiefe Kojen 
anzuorduen, wie für die Zimmereinrichtungen voraussichtlich er— 
'orderlich sind“. 
Nach gethaner Arbeit wurde auch der Erholung ihr Tribut 
Jezollt. Zu Ehren des Preisrichter-Kollegiums fand'am Sonntag 
Nächmittag in den prächtig ausgestatteten Räumen des Landwehr? 
Offizier-Kasinos ein Diner statt, an welchem sich der Gesammt— 
Vorstand betheiligte. 
Ernste und heitere Toaste begleiteten das einfache, aber treff— 
lich zubereitete Mahl in anregender Weise. 
Die hohen, luft- und lichtreichen, äußerst elegant eingerichteten 
Räume des vorerwähnten Kasinos trugen nicht wenig dazu bei, 
die Fest-Theilnehmer in die behaglichste Stimmung zu versetzen, 
welcher zum Schluß durch gemeinschaftliche Besichtigung der Landes— 
krone bei Abendbeleuchtung Ausdruck gegeben wurde. 
Die Entscheidung des Preisgerichts bringen wir in nächster 
Nummer. 
Amtliche Erlasse. 
Zirkular-Erlaß, betreffend den zu Lieferungs- und Werkver— 
dingungs-Verträgen zu verwendenden Stempel. 
Berlin, den 17. Juli 1884. 
Im Verfolg meines Erlasses vom 16. Dezember v. J. über— 
ende ich Ew. Hochwohlgeboren hierneben Abschrift der Seitens 
des Herrn Finanz-Ministers an die Provinzial-Steuer-Behörden 
interm 28. Juni d. J. erlassenen Verfügung, betreffend den 
ZStempel zu Lieferungsverträgen zwischen Staatsbehörden und Ge— 
werbetreibenden zur Kenntnißnahme und mit dem Ersuchen, letzt— 
zedachte Verfügung auch im Bereiche der Bauverwaltung in Au— 
wendung zu bringen. 
Der Mirnister der öffentlichen Arbeiten. 
Im Auftrage: 
gez. Schönfelder. 
An sämmtliche Herren Regierungs-Präsidenten, bezw. 
Königliche Regierungen, die Königlichen Landdrosteien 
und die Königliche Meinisterial-Baukommission hier, so— 
wie an die Herren Chefs der Rhein-, Elbe-, Oder— 
und Weichsel- Strombau-Verwaltung (je besonders). 
III. 11997 
Berlin, den 17. Jnli 1884. 
Der nachstehend abgedruckte Erlaß des Herrn Finanzministers 
hom 28. Juni d. J. über die Anwendung des Gesetzes, betreffend 
die Stempelsteuer für Kauf- und Lieferungsverträge im kauf— 
mänuischen Verkehr und für Werkverdingüngs-Verträge vom
	        
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