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Entscheidung des Preisgerichts ꝛc. — Berichte aus verschiedenen Städten.
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jallen, da der professionelle Bauspekulant gemeiniglich nicht die
Gewissenhaftigkeit einer Behörde besitzt, sondern im Gegentheil
mit Hilfe von Verträgen und Vrozessen die Ausbeutung uner—
fahrener oder leichtsinniger Geschäftsleute systematisch betreibt. — h.
Namen in die aufliegenden Listen einzuzeichnen. Diesem Proteste
chließen sich unter ganz besonderer Betonung der unvergleichlichen
Schönheit des zu rettenden Bauwerkes aus vollster Ueberzeugung
an: G. Hauberrisser, Architekt, Dr. Georg Hirth, Schriftsteller,
Gabr. Seidl, Architekt, Fr. Thiersch, königlicher Professor und
Architekt, sämmtlich in München.
Berlin. Einem in der Zeitschrift für Lokal- und Straßen—
bauwesen veröffentlichten Aufsatze des Oberingenieurs der Großen
Berliner Pferde-Eisenbahn, Herrn Fischer-Dick, zufolge hat sich
das Straßenbahnnetz Deutschlands im Jahre 1833 um 78 km
»rweitert. Im Deutschen Reiche werden gegenwärtig in 48 Städten
Straßenbahnen in einer Länge von 903 km Geleise mit etwa
3100 Pferden und 69 Lokomotiven betrieben, wozu noch die elek—
rischen Bahnen kommen. Befördert wurden 1883 etwa 170 Mil-⸗
ionen Passagiere, wopvon über 70 Miillionen auf die Hauptstadt
entfallen, welche 206 km Geleise aufweist — Frankreich besitzt
erst 620 km Straßenbahnen, wovon 250 auf Paris entfallen,
vährend England 1079 km mit 20122 Pferden und 2819 Wagen
»esitzt. Befördert wurden in diesem Lande nahe an 296 Millionen
Passagiere, also im Verhältniß zur Geleislänge erheblich mehr als
n Deutschland. — Die übrigen Länder Europas stehen gegen die
jenannten weit zurück. In Amerika bürgern sich die von uns
hesprochenen Kabelbahnen immer mehr ein. Hoffentlich läßt ein
Versuch mit denselben bei uns nicht mehr lange auf sich warten.
Dresden. Die Betheiligung an der Ausstellung für
Dandwerks-Technik wird immer lebhafter. Von Wichtigkeit
st, daß namentlich erste Firmen der Werkzeug- und Kleinmaschinen—
hbranche die Beschickung der Ausstellung zugesagt haben. Alle
Arten Kleinmotoren werden vertreten sein, darunter Gasmotoren,
kleine Dampfmaschinen von 1, bis 4 Pferdekräften, Heißluft—
maschinen, Elektromotoren und zwei Kraftmaschinen neuester Kon—
truktion. Eine der letzteren, von Friedrich Siemens-Dresden, ist
eben erst patentirt worden und wird auf der Dresdener Ausstellung
zum ersten Male gezeigt werden. Gegen zwanzig solcher, größten⸗
heils im letzten Jahrzehnt neukonstruirten und eingeführten „Mo—
toren für das Kleingewerbe“ sollen in Thätigkeit gesetzt und zum
Betriebe von kleinen Werkzeugmaschinen verwaudt werden, ber—
gjestalt, daß die Arbeitsprodukte vor den Augen des Beschauers
aus den Rohmaterialien fertig hergestellt werden. So ist u. A.
die Inbetriebsetzung einer mit den neuesten Maschinen und einer
neueren Backofenanlage ausgestatteten Bäckerei, sowie einer mo—
dernen Wurstfabrikationswerkstätte mit Dampfbetrieb in Vorberei—
zung; auch eine komplete Schuhmacherwerkstätte wird in Thätig—
teit vorgeführt werden, wobei alle diejenigen neuesten Schuhmacher-—
Arbeitsmaschinen verwendet werden, die zur Anschaffung für einen
nittleren Gewerbetreibenden des Schuhmacherhandwerks empfehlens—
verth sind. Alles in Allem ist die Annahme berechtigt, daß durch
Veranstaltungen dieser Art der Handwerkerstand mehr und meht
»ahin geführt werden wird, den Weg der technischen Reformen,
»er Vervollkommnung seiner Arbeitsleistungen mit Hilfe der neu—
zeitlichen Arbeitsmethoden zu beschreiten, auf dem ällein für ihn
Rettung zu finden ist.
Mürnchen. Im öffentlichen Bauwesen beschränkt sich die
Thätigkeit letzter Zeit (vergl. Nr, 24 d. Bl.) auf Weiterführung
»der Vollendung begonnener Objekte, wie den Synagogenbau,
Akademiebau, den, Um- und Erweiterungsbau des Ständehauses;
Neuherstellungen sind weniger bedeutend, doch sollen bis Herbst
wieder ein Kirchen- und Schulhausbau in Angriff genommen
verden. In den gegen die Isar gelegenen Straßen machen sich
die Kanalisationsarbeiten für den Verkehr unangenehm bemerkbar,
da die Kanalsohle hier in betrichtlicher Tiefe liegt, also zur Her⸗
tellung der Schachte bedeutende Erdmassen zu foͤrdern und adͤzu—
agern sind und zweitens das massenhaft zuströmende und aus
»er Baugrube mittelst Lokomobilen und Kreifelpumpen zu hebende
Hrundwasser nur ein sehr langsames Fortschreiten der Arbeiten
zestattet. Der Anschluß an das neue Wasserleitungsnetz ist nun
jon fast allen Privaten erfolgt und wird die alte Leitung nun—⸗
mehr außer Dienst gestellt, das Wasser ist insbesondere zum Trink⸗
zebrauche vorzüglich, — bei technischer Verwendung zum Füllen
hon Dampfkesseln 2c. empfiehlt sich jedoch ein vorheriges Aufkochen
»esselben, da der hier nachtheilige starke Kalkgehalt dadurch besei⸗
igt resp. in Form eines weißen Schlammes abgeschieden wird.
Die betr. Behörde hatte bei der Justallation die Wahl zwischen
»em seither üblichem Aichhahn und dem Wassermesser freigestellt
ind haben ungefähr ⸗/, der Hausbesitzer am Althergebrachten
zängend den Aichhahn verlangt und erhalten, kaum aber ist die
Wasserleitung im Betriebe, so kommt nunmehr bereits eine große
Anzahl derselben um Abänderung ein, da ihnen beim Aichhahn
—
dochdruck der Leitung an jedem Auslaufhahn der Etagen eines
Dauses verloren geht und es sich bereits Leigt, daß das beim
Entscheidung des Preisgerichts zur Prüfung der Konkurrenz
Plaäne für die Görlitzer Gewerbe und Industrie Ausstellung.
(Vergl. Nr. 33.)
Das Resultat der Prüfung des Preisgerichts gipfelte in der
Entscheidung, daß die ausgesetzten Preise von 1000 und 560 M.
zusammenzuwerfen und je zur Hälfte den Herren Boldt u. Frings
in Duüsseldorf einerseits und Tremer u. Wolffenstein in Berlin
nebst Hartel in Leipzig andererseits zuzuerkennen sind.
In den genannten Herren begrüßen wir mit großer Freude
Bewerber, deren Namen in den gesammten Bau- und Architekten—
Kreisen einen achtungsgebietenden Klang haben. So hat beispiels—
weise die Firma Boldt u. Frings s. Z. den großartigen Plan zu
den Düsseldorfer Ausstellungsgebäuden entworfen; die Herren
Cremer u. Wolffenstein, welche auch bei Einreichung der Kon—
kurrenzpläne zum Bau der hiesigen Mittelschule prämiirt wurden,
haben für ihr zum neuen Reichstagsgebäude geliefertes Projekt
den 2. Preis empfangen und Herr Baurath Hartel in Leipzig hat
sich durch den Bau der Geraer und der imponirenden Petrikirche
zu Leipzig, sowie durch seine hervorragenden Leistungen auf der
Hallenser Ausstellung den Ruf eines bedeutenden, genialen Bau—
meisters längst erworben.
Diese Herren sagen in dem zu ihrem Projekt gehörenden
Erläuterungsbericht von unserm Ausstellungsplatze, daß sich der—
selbe zu dem erwählten Zwecke ganz vorzüglich eigne, daß den
rusführenden Architekten in Anbetracht des ganz wundervoll kou—
pirten Terrains die dankbarste Aufgabe gestellt sei, die für diese
Spezialität überhaupt nur vorkommen kann.
Bisher entwickelten sich die durchgeführten Ausstellungen
möglichst auf regulärem, flachem Terrain; bei dem hierselbst ge—
wählten Platze dagegen treten dem entwerfenden Künstler ausge—
dehnte Terrainerhebungen entgegen, welche die Möglichkeit der
—
Nachdem somit Autoritäten ersten Ranges festgestellt und
bezeugt haben, daß der Dresdenerplatz zu Ausstellnngszwecken ganz
vorzüglich geeignet ist, so ist wohl anzunehmen, daß sich alle die—
senigen Interessenten, welche bisher immer noch an der Qualifi—
kation zweifelten, entgegen ihrer irrthümlichen Anschauung, eines
Besseren werden belehren lassen und daß die leidige Platzfrage
nunmehr ruhen, diskreditirende Mittheilungen den Kreis der Ge—
sinnungsgenossen nicht mehr überschreiten werden. Andererseits
müßte man eine absichtliche Schädigung des gemeinschaftlichen
Unternehmens annehmen.
Das Gutachten des Preisgerichts spricht sich über das von
den genannten Herren eingereichte, in Beziehung auf die Ansicht
der ganzen Anlage mit Virtnosität angesertigte Projekt äußerst
zJünstig aus; wenn ihnen nun trotz dessen die Palme nicht zuer—
kannt wurde, so geschah dies aus dem reiflich erwogenen Grunde,
daß sich die Vorzüge und Mängel der beiden prämiirten Pläneè
fast gleichmäßig decken
Berichte aus verschiedenen Städten.
Augsburg. Aus Augsburg ergeht ein Aufruf in die
Welt, der sich als ein Protest gegen einen Beschluß der beiden
Gemeindekollegien kennzeichnet. Nach diesem Beschlusse soll näm—
lich, wie der Aufruf sich ausdrückt, „das würdigste Wahrzeichen
Augsburgs, aus seiner Glanzperiode, das berühmte Rathhaus, das
Meisterwerk Elias Holls, und zugleich der herrlichste Profanbau
Deutschlands aus dem 17. Jahrhundert — kaum von den un—
vwürdigen Anhängseln einer früheren Zeit befreit — die durch die
Offenlegung der Ostfront neugewonnene Pracht durch Anbanten
zu Bürecauzwecken wieder verlieren. Gerade diese Ostfacade macht
auf den Beschauer einen so großartigen und überwältigenden Ein—
druck, wie nicht leicht ein anderes Gebäude der Weli; und ver—
möge der Vermehrung um ein Stockwerk und des ansteigenden
Terrains wirkt eben die jetzt dem Untergang geweihte Ostfaçade
weitaus imposanter, als die bisher allein sichtbare Westfront.
Die Unterzeichner des Aufrufs, eine launge Reihe hochangesehener
Aungsburger Bürger, protestiren daher gegen den von der Ge—
meindeverwaltung projektirten Neubau, sie halten ihn für schädlich
vom sanitären Standpunkte aus und für unverträglich mit dem
Meisterwerke Elias Holls; sie protestiren gegen denselben im Namen
der Kunst und der Würde der Stadt und fordern alle Diejenigen
auf, welchen das Schicksal des so schwer bedrohten Monumendal-
haues am Herzen liegt, sich diesem Proteste anzuschließen und ihre