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Japanische Wohnungen.
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halten sollte, so ist die Ausmitteluug des Daches und denigemäß
die Dachkonstruktion eine ziemlich komplizirte geworden. Wir geben
»eshalb die Grundrisse des Erdgeschosses, des Kellergeschosses, des
J. Stockwerks, die Balkenlage des J. Stockwerks, die Dachbalken—
age — das Dachgeschoß —, die Sparrenaufsicht, zwei Schnitte,
»en obersten Grundriß des Thurmes, die Thurmbalkenlage mit der
Aufsicht der Spitze und einen Schnitt der Spitze, sowie die nach
dem Gutshofe gerichtete Ansicht und die Ansicht links nach dem
Barten zu
Die Facçaden sollten durchaus möglichst einfach in gothi—
irender Renaissance ausgeführt werden, um einmal nicht zu große
Kosten zu verursachen und andererseits das neue Gebäude dem vor—
jandenen in Bezug auf seine Architektur möglichst anzupassen.
Die Ausführung ist in Kalkputz erfolgt.
Sämmtliche Dachflächen, auch die Thurmspitze, sind mit
Schiefer gedeckt. — r. —
(Weitere Figuren folgen in den nächsten Nummern unseres
Blattes. Die Red.)
zinem Thurm von mehreren Stockwerken, der wegen der Viel—
ältigkeit seiner Dächer eine gewisse Analogie mit den chinesischen
Pagoden zeigt. Ein breiter Wallgraben und eine hohe krenelirte
Mauer mit zählreichen Wachtthürmchen verdecken dem Feinde diese
Art von Gitadelle.
Die japanischen Wohnhäuser haben nur zwei Geschosse, von
henen das erste Läden oder Werkstätten nach der Straße hinaus
sat. Um die Kaufleute und Handwerker sowohl, als auch ihre
Waaren, die sie mit nicht weniger Geschmack wie die Chinesen
russtellen, vor den hrißen Sonneunstrahlen oder dem Regen zu
chützen, sind nach der Straße heraus große Schirmdecken aus
einwand, Binsengeflecht oder Segeltuch gespannt. Diejenigen
Zäuser, welche keine Läden haben, sind von der Straße durch eine
Art Mauer, die einen Hof bildet, abgetrennt und mehr zurück—
gebaut, so daß sie also nicht in der Fluchtlinie liegen. Dieser
dof dient zur Aufnahme und Beherberaung des Gefolages der Be—
ucher und Freunde.
Die Wohnungen der reichen Leute und Großgrundbesitzer
ind schöner in ihrer Bauart und großartiger angelegt, erheben
ich aber auch nicht über diejenigen des kleinen Bürgerstandes;
zurch die an der Vorderfront des Hauses gemalten oder in Stein
jehauenen Familienwappen sind diese Wohnungen außerdem auch
für jeden Fremden leicht erkeuntlich. Die japanischen Gebäude,
die im Allgemeinen vollständig aus Holz aufgeführt, mit Mörtel
»eworfen und mit Kalk abgeputzt sind, haben das Aussehen von
rachwerkbauten und sind mit schweren Ziegeln bedacht. Die
dächer stehen weit über das eigentliche Gebäude hervor und haben
nicht selten einen Vorbau zur Bedeckung einer schmalen, vor den
Fenstern (ihnlich wie bei den Schweizerbauten) hinlaufenden
Ballerie. Häufig findet man an diesen Gebäuden auch Jalousien
ius Binsengeflecht angebracht, die, wie bei uns, nach Belieben auf—
sezogen oder herabgelassen werden können. Sie haben einen drei—
achen Zweck; zunächst sollen sie die Bewohner vor neugierigen
Blicken Vorübergehender, sodann auch vor dem Regen schützen,
ind endlich sollen sie den nur mit feinem Papier bekleideten Fen—
tern Schutz gegen den Einfluß der Witterung gewähren. Obgleich
die Civilisation große Fortschritte in Japan macht, so findet man
neist doch noch Fensterscheiben aus durchsichtigem Papier, wenn
iuch das Glas allmälig den Vorzug vor dieser mangelhaften Fen—
terbekleidung gewinnt. Jedes Hauptgebäude besteht nur aus
inem großen Raum, der jedoch nach Geschmack und Bedürfniß
»es Besitzers in mehrere kleinere abgetheilt werden kann. Die
Wände bestehen aus einem mit feinem, transparentem Papier
iberzogenen Holzrahmen, welcher sich leicht in den am Boden be—
indlichen Fugen so stellen und schieben läßt, wie es gewünscht
vird. Die Personen nun, die diese Räume bewohnen, koͤnnen sich
illerdings durch die wenn auch transparenten Wände nicht genau
rkennen, — hören können sie dagegen das leiseste Geräusch im
Nachbarraum.
Wir sehen hier das System der sogen. „spanischen Wände“
»ollkommen ausgebildet, und mich will es bedünken, als würden
vir diese bei uns ja hin und wieder auch gebräuchlichen Zimmer—
cheiden richtiger: „japanische Wände“ nennen.
Die Wände und Decken der Zimmer sind mit Papier bedeckt,
velches reiche und vom japanischen Standpunkt entschieden künst—
erische Malerei von Blumen und Fantasiegegenständen schmückt.
damine sind völlig unbekannt, und erfordert es einmal die Witte—
rung, daß geheizt wird, so setzt man mitten in das Zimmer eine
zroße kupferne Vase, die mit glühenden Kohlen gefüllt wird. Der
derd in der Küche besteht aus einem viereckigen Loch in der
HRitte des Raumes, welches mit Steinen bekleidet und von Bin—
enmatten umgeben ist; zum Abzug des Rauches dient eine im
dache befindliche Oeffnung.
Das obere Geschoß dient zur Aufbewahrung der Möbel oder
ils Getreidespeicher und ist nur selten bewohnt.
Die Wohnungen hochgestellter Persönlichkeiten sind in zwei
Abtheilungen getheilt: gauf der einen Seite sind die Gemächer der
Frauen, die niemals öffentlich erscheinen, — auf der andern die
ser Männer resp. des Hausherrn. Die Kinder halten sich bei der
Mutter auf, bis sie ein gewisses Alter erreicht haben, nach welchem
zann die Erziehung der Söhne dem Vater obliegt. Eine ganz
»esondere Auszeichnung ist es, wenn in solchen Familien der
rxremde die Ehre hat, der Hausfrau vorgestellt zu werden. —
Hehr Freiheit genießen die Krauen des Bürgerstandes und der
daufmannschait.
Jedes Haus hat seinen kleinen, mit Bäumen und Blumen
hepflanzten Hof, so daß die nach diesem gelegenen Zimmer die
veliebtesten sind. Schließlich will ich noch erwähnen, daß es fast
ein Wohnhaus giebt, in welchem nicht auch ein Da ener
„orhanden wäre, das sich jedoch stets im Hinterhause befin
Tꝗb.
Japanische Wohnungen.
Dem Briefe eines zur Zeit in Jeddo weilenden deutschen
Landsmannes entnehmen wir über das Kapitel „Wie man in
Japan wohnt.“ folgende interessante Mittheilungen:
Das schönste und großartigste Bauwerk Japans ist natürlich
»er Palast des regierenden Kaisers zu Jeddo. Er bildet für sich
allein eine kleine Stadt, welche von Wällen und Wallgräben um—
geben ist, über die zur Erleichterung der Passage zahlreiche Zug⸗
hrücken führen.
Der Umfang des ganzen Komplexes beträgt ungefähr sechs
Kilometer und birgt außer dem Palast des Kaisers denjenigen des
Thronfolgers in sih. Andere Gebäude werden von den land—
ässigen Fürsten, den Großwürdenträgern, verschiedenen anderen
hochgestellten Persönlichkeiten aus der Umgebung des Kaisers und
den Familien der die Provinzen regierenden Prinzen-Gouverneure
zewohnt.
Der Palast des Kaisers selbst ist auf einer Anhöhe erbaut,
und trotzdem er nur ein Stockwerk hat, so dominirt er dennoch
ille umliegenden Gebäude. Er besteht aus einer beträchtlichen
Anzahl einzelner, getrennter Baulichkeiten, deren Dächer meistens
nit vergoldeten Drachen geschmückt sind. Der haupfsächlichste
Raum in diesem Palast ist der sen-sio-siki (der Salon der
100 Matten), welcher eben seinen Namen von diesen hundert
Matten erhälten hat, die nach dortigem Gebrauch seinen Fußboden
bedecken. Der sen-sio-siki ist 200 Meter breit und 100 Meter
ang; die ihn stützenden Säulen, sowie die Decke sind aus dem
hdolze von Cedern, Campherbäumen und anderen seltenen und
verthvollen Holzarten gefertigt; die einzigen Mobilien, die der
Saal enthält, sind diese hundert weißen mit Goldfranzen einge—
fjaßten Matten. Hier versammeln sich bei feierlichen Gelegenheiten
die Prinzen, die Hofstaaten und die Spitzen der Militär⸗— und
Tivilbehörden des Reiches, während der Kaiser selbst seine Audienzen
in einem weniger geräumigen Saale ertheilt, wobei er auf einem
höchst kostbaren Teppich ruht. Der Palast wird von einem sehr
hohen, viereckigen Thurm überragt, der das Zeichen der höchsten
Würde ist und in Jeddo allen anderen Prinzen auf ihre Paläste
zu bauen streng untersagt ist. Dagegen genießen Letztere die Ge—
rechtsame, ähnliche Thürme auf ihrem Grund und Boden führen
zu dürfen. Der Thurm des kaiserlichen Palastes besteht aus zahl⸗
eichen Stockwerken, die alle prächtig verziert sind.
Nach diesem Palast erster Klasse, wenn ich so sagen darf,
ist wohl derjenige von Onnay der bewunderungswertheste, da er
sich nicht allein seiner herrlichen und berühmten Gartenanlagen,
der schönsten in ganz Japan, sondern auch besonders seiner groß⸗
artigen Konstruktion, seiner Größe und seines Reichthums wegen
auszeichnet. Der Palast von Onnay besteht aus vier Haupt—
gebaͤuden, welche einen Hof von rechtwinkeliger Form bilden, in
dessen vier Ecken sich Thürme von vier Stockwerken erheben, von
denen immer das nächst höhere kleiner und zurückgezogener gebaut
ist, als das untere, auf welchem es ruht, so daß wir hierdurch
die in Europa unter dem Namen „japanischer Thurm“ bekannte
Bauart erhalten. Vor der Hauptfront liegt eine ungeheuere Frei—
treppe, welche auf ihrer Häljste von einem Triumphbogen geziert
und überwölbt wird, dessen Bauart zu den schwierigsten und be—
deutendsten japanischer Baukunst gehört und jedem Baumeister das
arößte Lob eintragen würde.
Der größte Theil der Paläste der Prinzen-Statthalter bildet
leine Festungen für sich. Der merkwürdigste dieser Art mag der
Palast von Firando sein, der in ganz Japan als ein Wunder—⸗
»au angesehen wird. Er ruht auf der hoͤchsten Spitze eines ein⸗
elnstehenden Felsblockes von bedeutender Höhe und besteht aus