Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

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Literaturbericht. — Rezeptenkasten. — Bautechnische Notizen. 
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Kroster, welches gegen das Jahr 1246 gegründet wurde, in den 
Jahren 1638 und 1726 abbrannte. Diese Brände brachten den 
siesigen Buchhändlern empfindlichen Schaden, weil sie ihre Vor— 
äthe in den Klosterkellern gelagert hatten. Die Kreuzgänge in 
iesem Kloster waren von J. R. J., genannt Schwedt, gemalt. 
Die Gemälde hatten das Leiden Christi und andere biblische Dar— 
tellungen zum Vorwurf. 
Arbeiten, welche sich über die gewöhnliche Art erheben, besonders 
aber bei Scharnieren, Beschlägen, Luxus-Befestigungen an Möbeln 
und dergleichen die Schrauben beim Eindrehen einblen oder ihre 
Spitzen vorher in Fett tauchen. Die Schrauben werden dadurch 
nicht allein leichter eingetrieben, fondern auch wieder leicht 
gelöst und können dann auch längere Zeit dem Roste Widerstand 
leisten. 
Neuer Anstrich. In dem Marine-Arsenal zu Brest in 
Frankreich hat man sich schon geraume Zeit lang einer Mischung 
von Zinkweiß mit Chlor-Zink mit gutent Erfolge zum Anstreichen 
»on Polz und Metall bedient. Dieser Anstrich wird sehr hart 
und kann, ohne Schaden zu leiden, abgewaschen und abgebürstet 
verden. Er darj jedoch nicht in regnerischem oder frostigem 
Wetter angebracht werden, weil er sonst mehlig werden und ab— 
chuppen würde. Chlor-Zink ist aber nicht das einzige Salz, 
velches die Eigenschaft besitzt, durch Vermischung mit Zinkweiß 
»einen Kitt zu bilden, sondern auch die Sulphate und Nitrkate von 
Zink, die Sulphate, Nitrate und Chloride von Eisen und die Sul— 
»hate und Nitrate von Mangan können hierzu benutzt werden. 
Petroleum-⸗BNrobe. Um sich zu vergewissern, ob ein 
Petroleum hinreichend sicher ist, füllt Hr. Weoutag 1Glas 3 Theile voll 
hon dem zu untersucheuden Petroleum, gießt dann voll mit kochen— 
dem Wasser und hält dabei eine Flamme darüber. Weun sich der 
ich bildende Dunst entzündet, ist das Petroleum nicht für sicher 
zu halten. 
Einen sehr dauerhaften Anstrich kann man her— 
tellen aus fein pulverisirtem Zink, vermischt mit Oel und einem 
Siccativ. Es wird damit ein Firniß gebildet, welchen man mit 
einem Pinsel in gewöhnlicher Weise auftragen kann. 
Ein guter Cement, um Jettel an Eisenwerk zu 
hefestigen, wird auf folgende Weise erhalten: Man nehme Roggen— 
nehl, ein wenig von einer Leimauflösung und Wasser. Daraus 
nache man einen Teig, iedoch nicht zu dick, und mische ihn mit 
twas venetianischem Terpentin. Der Cement widersteht dem 
Wasser. 
Eine Tabelle über den Härtegrad verschiedener 
Metalle ist in Folgendem gegeben und wird sich derselben in 
dem Laboratorium der Technischen Hochschule zu Prag (Oesterreich) 
edient. Sie umfaßt die Härtegrade von 18 verschiedenen metalli— 
chen Substanzen, in absteigeuder Reihe, von der weichsten zu der 
roͤrteten geordnet. 
. Reines, weiches Blei. 
2. Reines Zinn. 
3. Reines, hartes Blei. 
Reines, angelassenes Kupfer. 
Feines, gegossenes Kupfer. 
3. Weiches Lager-Metall (85 Kupfer, 10 Zinn, 5 Zink) 
.Gußeisen (angelassenes). 
3. Sehniges Schmiedeeisen. 
9. Feinsehniges, leichtes graues Gußeisen. 
19. Verstärktes Gußeisen (geschmolzen mit 10 Prozent von 
Schmiedeeisen-Drehspähnen). 
11. Weiches Barren-Eisen, mit 0,15 Prozent Kohle (wird 
nicht erhärten). 
12. Stahl, mit 0,45 Prozent Kohle (nicht gehärtet). 
13. Stahl, mit 0,96 Prozent Kohle (nicht gehärtet). 
14. Tiegel-Gußstahl, gehärtet, angelassen, blau. 
15. Tiegel-Stahl, gehaͤrtet und angelassen, von violetter bis 
prangengelber Färbung. 
16. Tiegel-Stahl, gehärtet und angelassen, strohgelb. 
17. Hartes Lager-Metall (83 Kupfer und 17 Zink) 
18. Tiegel-Stahl, glashart. 
(New-⸗NYork. Techniker.) 
Nürnberg. Das alte Rathhaus erfährt nach den Ent— 
würfen des Profrssors Essenwein einen ziemlich beträchtlichen Aus— 
hau, der in dem Charakter eine gewisse Vermittlung bilden soll 
zwischen den schönen wohlerhaltenen gothischen Theilen desselben 
ind dem erst im siebzehnten Jahrhundert durch Holzhuber unter 
—W— 
Professor Essenwein, der ebenso wie Gnanth in den letzten Jahren 
Vieles zur Erhaltung und Pflege der Nürnberger Denkmäler und 
Banten beigetragen, hat dem neuen Ausban an der kurzen Straßen— 
eite ein sogenanntes Chörchen vorgelegt, einen erkerartigen Aus— 
hau, der zu der anheimelnden Gesammterscheinung so manchen 
Patrizierhauses im Süden das Meiste beiträgt. Ein stattlicher 
Eckthürm, der in seinen oberen Geschossen mit Galerien, Umgän— 
gen und Erkern auf's Reichste geziert wird, ist in die alterthüm— 
iche Umgebung vortrefflich eiugepaßt. Der von den städiischen 
Behörden bereits genehmigte Entwurf für den Ausbau hat überall 
die vollste Auerkennung gefunden. 
Paris. Im Louvre werden die „galerie des gladiateurs“ 
ind die „galerie de la Venus de AMilo“ umgebant und die darin 
enthaltenen Statuen provisorisch in einem dem Publikum zugäng— 
ichen Barackenbau im „Square du Louvre“ untergebracht. Un— 
veit der Rue St. Jaqnes und der Kirche St. Séverin wurde un— 
jefähr 3 m unter der Erde ein gallo-römischer Begräbnißplatz mit 
Stein-Sarkophagen, die zahlreiche Münzen mit dem Bildniß der 
ömischen Kaiser Vespasian, Claudius, Alexander Severus u. a. m. 
enthielten, bloßgelegt. 
Prag. Das neue Künstlerhaus „Rudolphinum“ 
st vollendet und wird demnächst seiner Bestimmung übergeben. 
Der Hauptraum dieser den monumentalen Bauten Prag's eben— 
»ürtigen Neubauten besteht in einem Konzertsaal jür 1200 Persouen 
nit einer großen Orchesternische und einer Orgel von 45 Re— 
istern. Außer diesem großen Saale enthält ocrm Aeußern, 
sowie im Innern reich ausgestattete, durchweg im Stile der ita— 
lienischen Renaissance gehaltene Bau eine Anzahl großer Ober— 
ichtsäle und Galerien für die Aufnahme von Gemälden, Hand— 
zeichnungen, Kupferstichen und plastischen Objekten, sowie einen 
eineren Konzertsaal nebst den nöthigen Schulräumen für das 
Pusikkonservatorium. 
Literaturbericht. 
Unfall-Verfsicherungs-Gesetz für das Deutsche 
Reich vom 6. Juli 1884 (Text-Ausgabe). Verlag der Eisen— 
Zeitung (W. Kirchner). Berlin 8., Luisen-Ufer 19. 
Das kleine Heftchen bringt zum Preise von 50 Pfennigen 
den vollständigen Text des Unfallversicherungs-Gesetzes, das wir 
inseren Lesern hiermit empfehlen. — « — 
Rezeptenkasten. 
Stahl weich machen. Man erhitzt den Stahl bis zu 
einer schwachen Rothgluth, dann hält man ihn in einer dunkeln 
Ecke, bis der letzte Schein von Röthe verschwunden ist, worauf 
man ihn unmittelbar in Wasser von gewöhnlicher Temperatur ab— 
kühlt. Dann läßt er sich mit wenig Schwierigkeit feilen und 
drehen. Diese Methode bewährt sich bei den kleinsten Stahl—⸗ 
rtikeln bis zu solchen von 1 Zoll Durchmesser, und kommt in 
Fällen wohl zu statten, wo insbesondere stählerne Werkzeuge von 
„esonderen Formen abgedreht oder zugefeilt werden sollen und auf 
Zeitersparniß gesehen werden muß. 
Das Anlaufen von Fensterscheiben und Gläsern 
zu vermeiden, überstreiche man sie außen und innen mit einer 
zünnen Lage von Glycerin, Spiegel werden dadurch vor dem 
Athem des sie Gebrauchenden bewahrt. Aerzte und Dentisten 
können die kleinen Gläser bei Zahn- und Mund-Untersuchungen 
dadurch gegen den Athem ihrer Patienten bewahren und brauchen 
elbe nicht immer abzuwischen. Auch Feldmesser können ihre 
Instrumente bei nebligem Wetter auf solche Weise schützen. 
Ulueingerostete Holz-Schrauben leichter zu lösen, 
rhitze man den Schraubenkopf durch ein darangehaltenes heißes 
Fisen. Nach 2 oder 3 Minuten wird die ganze Schraube heiß 
geworden sein und läßt sich nun mit größter Leichtigkeit mittelst 
hes gewöhnlichen Schraubenziehers lösen. Uebrigens soll man bei 
Bautechnische Notizen. 
Einheitliche Prüfungs-Methoden für Baumaterialien. 
In der Deutschen Bauzeitung finden wir folgende Einladung zu einer 
Versammlung in München: 
Einladung. 
Je mehr und je eingehender man sich in neuerer Zeit mit der 
Prüfung der verschiedenen Vau- und Konstruktions-Materialien bezüglich 
hrer mechanischen Eigenschaften befaßt, und je größer die Anzahl der 
serfür eingerichteten Prüfungs-Stationen, Versüchsanstalten ꝛc. wird, 
sesto dringender zeigt sich die Nothwendigkeit, Vereinbarungen über die 
inzuhaltenden Prüfungs-Methoden und besonders auch über die Gestalt 
ind Herstellungsweise der Probestücke zu treffen. Am einfachsten und 
icherssen führen zu solchen Vereinbarungen mündliche Verhandlungen 
»er Betheiligten, zu denen in erster Linie die Vorstände der Prüfungs— 
Stationen ꝛc., dann aber auch alle die Techniker zu zählen sind, die jene 
Haterialien erzeugen und bezw. gewinnen oder auch verwenden. Von 
erschiedenen Seiten aufgefordert, solche Berathungen zu veranlassen, er— 
aubeé ich mir, alle diejenigen, welche sich für die Sache interessiren, ein—⸗
	        
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