Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

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Brief⸗ und Fragekasten. 
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zuladen am: Montag, den 22. September l. Is., Vormittags 9 Uhr, 
in der Aula des Polptechnikums dahier zu einer Konferenz zusammen zu 
treten, die etwa 2 bis 3 Tage in Anspruch nehmen dürfte. Diejenigen 
Herren, welche an derselben Theil zu nehmen beabsichtigen, bitte ich, mir 
kies bis Montag, den 8. September l. Is. kund zu geben, zugleich mit 
etwaigen Wünschen oder Anträgen, die sie betreffs der zur Berathung 
zu bringenden Gegenstände hegen, bezw. stellen wollen 
Muünchen, den 6. August 1584. 
Bauschinger, Prof. der techn. Hochschule. 
Der Rhein als Motor. Wie der „Schweizerische Volks 
reundꝰ schreibt, ist das technische Büreau in Basel mit einem bedeutenden 
Unternehmen beschäftigt. Um die Wasserkraft des Rheines der Stadt 
Basel in großem Maße dienstbar zu machen, soll von der Saline Au 
ber die Hartt und den Gemeindebann Birsfelden ein Kanal hergestellt 
erden, der beim Ausflusse des Birs in den Rhein mündet. In diesem 
Knale soll eine Turbinenanlage von 3000-4000 Pferdekräften herge⸗ 
stellt werden, die, in Elektrizitaät verwandelt, der Stadt Basel und der 
tnagdi Steinkoble ersetzen soll. Die Herstellungskosten werden 
uf drei Millionen Francs geschätzt. 
Imitirtes Cedernholz. Aus weißem Holz gearbeitete Gegen 
stände erlangen nach der „Itschr. f. Drechs.“ das Aussehen des Cedern— 
holzes, wenn man sie mehrere Stunden lang in einer Beize von 2 Catechu 
1Aetznatron, 100 Wasser kocht, dann abspült und trocknet. 
Die größte Wasserkraft der Erde. Heber die Kraft des 
Niagarafalles und die bisherige Ausnützung desselben giebt der ameri— 
fanische Ingenieur Rhodes in einem Vortrage folgende Angaben: Durch 
schnittlich fließen durch die Fälle 275000 Kubikfuß in der Sekunde, und 
der Fall selbst vom Beginn der Stromschnellen ab beträgt 230 Fuß 
Die Wucht dieser Wassermassen schätzt Rhodes auf etwa 7 Millionen 
Pferdekräfte, das heißt auf' die Leistung von 1400 Lokomotiven zu je 
500 Pferdekraft. Diese Kraft durch Wässerräder und elektrische Ueber— 
trahung in einem Umkreis hon 800 km auszunützen, würden An— 
lagen nöthig, deren Kosten auf 3 Milliarden Dollars oder 21 Milliarden 
Mark zu beranschlagen sind. — Bisher wird nur ein winziger Theil der 
Angeheuren Kraft ausgenützt. Auf der kanadischen Seite arbeitet ein 
fleines Wasserrad, welches Wasser pumpt. Auf der amerikanischen Seite 
fieht es eiwas weniger beschämend aus. An den Stromschwellen 
sind fünf Ableitungskanäle angelegt, welche Wasserräder von etwa 
loo0 Pferdekräften treiben; ferner giebt es da einen unterirdischen Ka— 
nal, welcher das Wasser aus den Stromschnellen aufnimmt, und dessen 
Ausfluß unterhalb des Falls liegt, so daß der ganze Niveauunterschiet 
don 230 Fuß hier ausgenützt wird. Leider wird der Kanal nicht sorg 
ltig unterhalten und ist, zum, Theil mit Gesteintrümmern angefüllt 
Immerhin liefert das Gefälle hier an 5000 Pferdekräfte mittelst Tur— 
dinen, welche verschiedene Maschinen treiben. Zu Zwecken der elektrischen 
Beleuchtung ist der Niagarafall bisher kaum angezapft. Er beleuchtet 
qur das Dorf Niagara-Falls und liefert das Bogenlicht, mit welchem die 
Faälle Abends zu RNutz und Frommen der Touristen beleuchtet werden. 
Es ist indessen im Werke, die Stadt Buffalo von den Fällen aus elek— 
risch zu beleuchten und womöglich die dortigen Gewerbetreibenden auf 
demselben Wege mit Betriebskraft zu versorgen. 
Architekten-HSonorare. Eudes de Montreuil, welcher für 
Ludwig den Heiligen Java befestigte, erhielt 1825 als Architekt Phi⸗ 
lipps V. von Frankreich außer Freitisch, Verpflegung und Kleidung bei 
Hofe täglich 30 Fr.; Serlio empfing als Architekt von Fontainebleau 
zo18 In, außerdem von Margarethe von Orleans 4000 Fr. und ferner 
für jede anderweitige Thätigkeit (außer Fontainebleau) täglich 17 Fr. 
Lescot als Architekt des Louvre hatte 20000 Fr., Metezan (1594) 
15000 Fr. Von französischen Architekten hatte das größte Einkommen 
deblond welcher als Nachfolger Schlüter's 1716 die Stelle eines Ober— 
baudirekttors in Petersburg antrat mit einem Gehalt von 20000 Fr. 
nach heutigem Gelde 60000 Fr.). Zum, Vergleich sei angeführt, daß 
Architeit Wallot beim Reichstagsbau ein Fixum von 30000 M. bezieht, 
Bauinspektor Häger ebendaselbst ein solches von 15000 M. Baurath 
Heyden erhielt für Skizzen und Leitung der Ausführung des Tafelsilbers 
cür den Prinzen Wilhelm ein Ehrengeschenk von 500000 M. 
(Wochenblatt für Architekten und Ingenieure). 
Lichtpausen mit schwarzen Strichen auf weißem 
Grunde koͤnnen nach einem von Herrn Ingenieur Albert Bertsch in 
Hunderhofen i, E. erfundenen Verfahren in ebenso schöner und einfacher 
Weise hergestellt werden wie nach dem bekannten Blaurerfahren. 
Eine interessante Drahtseilbahn. Nach Beseitigung großer 
Schwierigkeiten ist jetzt eine Drahtseilbahn fertiggestellt, welche im An⸗ 
schlusse an die Thüringer Eisenbahn über Wiese, Wasser, Wald und 
Wall nach den Steinbruͤchen in der Nähe der Rudelsburg sich fortsetzt. 
Die Bahn ist nahezu 1300 melang und überschreitet die Saale mit 
einer freien Spannweite vor 100 m. Die Betriebskraft bildet das Ge⸗ 
fälle. Die bergab rollenden, mit Steinen befrachteten Wagen ziehen die 
leeren Wagen wieder in die Höhe bis an die Stelle der Kalksteinbrüche, 
wo letztere ausgebentet werden. In 26 Wagen wird die Förderung von 
galtteinen. etwa 2000 bis 2500 Centner taͤglich zum Entladeyunkt ge— 
ichafft. 
wird massiv 2 Stockwerke hoch erbaut. Ich erlaube mir die Anfrage, ist es 
hesser die Sandschüttung so auszuführen, daß das Fundament auf derselben 
iberall gleiche Höhe, die Oberfläche der Sandschüttung also eine wagerechte 
Fläche erhält, oder ist es besser, die Sandschüttung überall in gleicher Stärke 
uszuführen, sodaß ihre Oberfläche also dieselbe Neigung erhält, als der gute 
Zaugrund, und demgemäß die Fundamente in ungleicher Höhe herzustellen. 
Ferner bitte ich um Auskunft, wie lange nach dem Anfertigen der Sand⸗ 
shüttung ich mit dem, Aufmauern der Fundamente warten muß, ohne ein 
zu starkes Setzen des Mauerwerks befürchten zu müssen“ 
Es ist“ zu empfehlen, die Sandschüttung in der Weise auszuführen, 
daß die Oberfläche derselben eine wagerechte Ebene bildet, jedoch muß die 
Zaugrube rund um das ganze Gebäude herum um mindestens einen Meter 
Fergrößert werden. Um einem etwaigen Gleiten dieser Kieslage auf dem 
chraäg liegenden guten Baugrunde vorzubeugen, muß die Oberfläche des letz⸗ 
cren' treppenartig mit Absätzen, deren Oberfläche wagerecht sein muß, her— 
sestellt werden. Aller Kies, welcher beim Einschütten über Wasser bleibt, ist 
benso zu durchnässen, als der im Wasser befindliche, damit das Setzen der 
sanzen Sandschüttung gleichmäßig erfolge. Der zu verwendende Kies muß 
Zurchaus scharf und frei von lehmigen oder erdigen Theilen sein. Zum 
Schlusse empfiehlt es sich, die ganze Kiesbettung gut abzurammen und die 
darauf zu lagernden Banketts möglichst breit, ca. 1,0—41,2 m, anzulegen. 
Rachdem sich die Kiesschüttung 8—214 Tage gesetzt hat, kann mit dem Auf— 
nauern der Fundamente begoͤnnen werden; hierbei ist streng darauf, zu 
aichten, daß nicht auf einer Stelle des Gebäudes vorzugsweise gemauert, son⸗ 
dern der Bau in allen seinen Theilen gleichmäßig gefördert werde. 
Herrn Maurermeister Sen. in N. Es existirten früher einige Bau⸗ 
zewerkschulen in Deutschland, welche zum Examen für den Einjährig-Frei- 
villigen⸗Militärdienst vorbereiteten, die Berechtigung selbst konnte keine er⸗ 
heilen. So viel uns bekannt, existirt jetzt keine Baugewerkschule mehr, welche 
diesen Zauber noch betreibt, denn es war dies nur eine Lockspeise zur Heran⸗ 
iehung von Schülern. Nachdem allen Interessenten klar geworden, daß man 
sich nicht gleichzeitig zum Examen für den Einjährig⸗-Freiwilligen-Militär— 
dienft vorbereiten und den Unterricht der Baugewerkschule mit Nutzen be— 
chen könne, ist dieses Aushängeschild von der Bildfläche verschwunden. 
Soll Ihr Sohn also die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen-Militär⸗ 
Fienst erwerben, so schicken Sie ihn äm besten auf eine gute Presse, und, 
rachdem er das Examen bestanden, erst dann auf eine gute Baugewerkschule. 
Herrn Bauunternehmer W. in P. Einen billigen Cementestrich für 
den Fußboden einer Veranda erhalten Sie aus 3 Theilen guten scharfen 
Sand, 3 Theilen Koaks in etwa erbsengroßen Körnern und 2 Theilen Cement. 
Die Veischung erfolgt trocken, wird dann mit Wasser angemacht, aufgebracht 
und festgestampft. Der oberste Theil des Estrichs muß zur Erzielung einer 
glatten Fläche mit einer Mischung aus 3 Theilen Sand und 1 Theil Cement 
Zerrieben und geebnet werden. 
Herrn Maurermeister B. in K. Das in die Eiskeller zu bringende 
kis wird in der Regel in lagerhaften Stücken gebrochen, welche, glatt auf— 
zinander gelegt, schnell zusammenfrieren. Man hat also nicht nöthig, auf 
einen Seitendruͤck des Eises, ähnlich wie beim Erddruck, Rücksicht zu nehmen, 
da derselbe faktisch nicht vorhanden ist. 
Herrn Zimmermieister K. in 8. bei D. Die Vertilgung des Holzwurms 
ist eine ziemlich schwierige Sache. Am sichersten wirkt das Tränken 
des Holzes mit Salzsäure, jedoch vernichtet dieselbe bei gestrichenen Hölzern, 
B bei, Fußböden, die Oeifarbe, welche also erneuert werden muß. 
Auch Benzin wird als ein gutes Meiittel gegen Holzwürmer empfohlen; bei 
Höbeln z. B. genügt es, wenn man dieselben in einen verschließbaren Raum 
bͤringt und in denselben eine offene Schale mit Benzin stellt. Dies Ver— 
sahren ist jedoch langsamer, denn es erfordert mindestens einige Wochen, bis 
ein sicherer Erfolg erzielt ist. 
Herrn Maurermeister P. in 8. Die Konstruktion einer Kalkziegelpresse 
ist sehr einfach. Ein starker, mit Stahlplatten ausgefütterter Eisenkasten wird 
mit dem zu pressenden Material angefüllt und durch einen schieberartigen 
deckel geschlossen. Hierauf wird die Masse mittelst eines Stempels, durch 
inen von unten bewegten Kniehebel, zu einem festen Steine zusammenge— 
preßzt, der Deckel zurückgeschoben, der fertige Stein bis über den Preßkasten 
gehoben und dann auf eine Klappporrichtung geschoben, ohne daß ein Be⸗ 
ssen des Steines mit den Händen nöthig ist. Dort bleibt er so lange 
jegen, bis er auf Haufen gestellt werden kann. Der sehr solide ausgeführte 
aͤmehebel übt einen starken Druck aus; das eigentliche Preßgestell besteht 
Janz'aus Eisen und ist nur mit Holz umkleidet. Es giebt auch automatische 
Fniehebelpressen, d. h. Maschinen, die sämmtliche Manipulationen automatisch 
rusführen; man hat dabei nur nöthig, der Maschine Masse zuzutragen und 
die fertigen Steine fortzunehmen. Eine einsteinige Kniehebelpresse mit Hand⸗ 
betrieb kostet bei einer täglichen Leistung von 2000 Steinen ca. 480 Pb; 
eine zweisteinige mit Riemenscheibenbetrieb, käglich bis zuhu0 Steine, ca. 570 Mk.; 
eine 'einsteinige mit Riemenscheibenbetrieb und Rädervorgelege, täglich bis 
2500 Steine,ca. 620 Mk.; eine zweisteinige desgl., täglich bis 3800 Steine, 
. 200 Me.; eine einsteinige automatische Kniehebelpresse mit Elevator und 
mechanischem Betriebe, täglich bis 6000 Steine, Kraftverbrauch ca 2 Pferde⸗ 
raͤste, cas 1800 Mk. Wünschen Sie Angabe einer Fabrik, welche Ihnen eine 
olche Kalkziegelpresse lietern würde, so werden wir Ahnen dieselbe hrieflich 
nittheilen. 
Herrn Architekten und Maurermeister F. F. in Seh. a. E. Ihr erster 
Brief muß verloren gegangen sein, wenigstens haben wir ihn nicht erhalten. 
Was Ihre Anfrage änlangt, so erwidern wir Ihnen, daß sie unzweifel⸗ 
haft berechtigt sind, für die Anfertigung der Zeichnungen ꝛc. zu liquidiren, 
gleichviel ob Sie die Ausführung der Bauten erhalten haben oder nicht, 
Jatürlich unter der Voraussetzung, daß kein entgegenstehendes Abkommen 
wischen Ihnen und dem Bauherrn getroffen ist. Gerichtliche Urtheile nach 
hieser Richtung hin sind bereits in sehr großer Zahl ergangen ünd stets 
dann zu uen des Architekten entschieden, wenn der Auftrag des Bau— 
herrn — event. durch Eid — nachgewiesen werden konnte. Haben Sie also 
hon Ihrem Bauherrn den Aufträg zur Anfertigung des Entwurfs ꝛc. er⸗ 
halten, und zwar ohne einschränkende Klauseln, so können Sie auch vollstän⸗ 
hige Bezahlung beanspruchen und dieselbe event. einklagen. 
Was die Höhe des zu liquirenden Honorars anlangt, so wird jetzt all⸗ 
gemein nach der sogenannten Hamburger Norm, welche Sie in jedem Bau—⸗ 
salender finden, verfahren. Die vor Gericht zu vernehmenden Sachverstän— 
digen sind aber nicht verpflichtet, nach dieser Norm ihr Gutachten ab ugeben, 
es geschieht dies jedoch jetzt fast durchweg. Selbstredend haben die een 
ständigen auch die Qualität der gelieferten Zeichnungen ꝛc. zu prüfen und 
danach au bemessen ob der liauidirte Betrag angemessen ist oder nicht. 
Brief⸗- und Fragekasten. 
Herrn Maurermeister M. in O. „Auf einer Baustelle befindet sich in 
einer Höhe von 2,45 m bis 3,10 m Moorboden, unter welchem guter fester 
Baugrund steht. Der Moorboden ist vollständig entfernt, jedoch enthält die 
Frube jetzt ca. O,6ð m hoch Wasser Ich beabsichtige nun die ganze Bau— 
grube 150 bis 2,0 m tief mit Kies ausfuͤlien zu lassen, und zwar in der Weise, 
dak der Kies von oben in das Wasser hineingeworfen wird; das Gebäud⸗ 
Pedattion- Hciesener in Berlin — 
Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck non O . Hernann in Rerlin 
e—r Nerontwortlichkeit des Verlegders“
	        
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