Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Berichte aus verschiedenen Städten. 
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in den vorgenannten Städten besucht, und zwar Boras von 93, 
Norrköping von 228, Oerebro von 170 Schülern (darunter viele 
veibliche), Malmö von 396 Schülern und 80 Schülerinnen. 
Hier sei auch noch die Webeschule zu Boras erwähnt, deren 
Kursus 152 Jahre umfaßt und die 1883 25 Schüler zählte. 
Die technische Schule zu Stockholm gliedert sich in 4 Haupt— 
Abtheilungen: a. die technische Abend- und Sonntagsschule (1882,83 
bon 824 Schülern besucht), b. die technische Schule für Mädchen 
(169 Schülerinnen), c. die Kunstgewerbeschule (9 Schüler und 
17 Schülerinnen) und d. die Baugewerkschule. In der Abend— 
und Sonntagsschule, welche den im Handel und Gewerbe beschäf— 
tigten jungen Männern eine weitere Ausbildung zu geben bezweckt, 
werden im allgemeinen, ebenso wie in der weiblichen technischen 
Schule, dieselben Lehrgegenstände wie in den vorgenanuten An— 
stalten, jedoch nur in geringerm Umfange vorgetragen. Die 
Schüler vertheilen sich, je nachdem sie eine Ausbildung im Kunst— 
gewerbe oder im Handwerk oder in den übrigen Gegenständen 
erstreben, in drei Gruppen. Der Unterricht währt (in den sub a 
und begenannten Schulen) vom 1. Oktober bis 30. April. Das 
jährliche Schulgeld beträgt 4 bis 12 Kronen (du/, bis 131/, M.). 
Die Kuͤnstgewerbeschule (c) zerfällt in die Abtheilung für 1) Muster— 
zeichnen, 2) Dekorationsmalen, 3) Modelliren, 4) Holzschnitzerei, 
Ciseliren und Graviren sowie 5) in die Abtheilung zur Ausbil 
dung von Zeichenlehrern. 
Der Kursus in der unter d genannten Baugewerkschule um— 
faßt in drei Jahresterminen vom 22. November bis zum 7. April 
Mathematik, Mechanik, Naturwissenschaften, Baukonstruktionslehre, 
Zeichnen, Modelliren, Veranschlagen, Buchführung und schwedische 
Sprache. Der Eintretende muß fünfzehn Jahre alt sein, Kennt— 
nisse im Rechnen und der schwedischen Sprache besitzen und ein 
halbes Jahr praktisch gearbeitet haben. Das Honorar beträgf 
10 Kronen (1II Me.). 
Die techuisjche Sonntags- und Abendschule in Eskilstuna, 
welche 1882/83 100 Schüler zählte, stellt sich die Aufgabe, den 
im Handwerk und namentlich den in der Stahl- und Eisenindustrie 
heschäftigten Personen die zur Ausübung ihrer Thätigkeit noth— 
wendigen Elementarkenntnisse beizubringen. Unterrichtsgegenstände 
sind: Mathematik, Naturwissenschaften, elementare Mechanik, mecha— 
nische Technologie, soweit sich diese auf die in der Stahl- und 
Eisenindustrie angewandten Rohstoffe, Werkzenge und Maschinen 
erstreckt, sowie schwedische Sprache. Der Unterricht wird in einem 
einjährigen untern und in einem zweijährigen obern Kursus er— 
theilt, und zwar je von September bis April. 
Außer obigen Anstalten bestehen noch zwei Bergschulen zu 
Falun und Filipstadt, die untere, zwei einjährige Kurse umfassende 
Abtheilung der Chalmer'schen Schule in Göteborg sowie die Fach— 
schule zui Ausbildung von Schiffsbauern und Werkmeistern in 
Böteborod Eadon Zöllner. 
atz, welcher mit einem Thurm viel Aehnlichkeit hat und mit kleinen 
Buͤrgfenstern versehen ist. Der bereits weit vorgeschrittene Bau 
dieset zuerst begonnenen Markthalle läßt es als sehr wahrscheinlich 
erscheinen, daß wenigstens diese Markthalle am 1. Aprilhek. J. 
wird eröffnet werden können. 
Berlin. (Vom Gasverbrauch.) Der Gasverbrauch 
nimmt jetzt in Berlin wieder schneller zu. Nach dem Bericht der 
städtischen Gasverwaltung wurden in dem Vierteljahr vom 1. April 
bis 30. Juni d. J. in den vier städtischen Gas-Anstalten 
10785000 kbm Gas produzirt, in demselben Zeitraum 1883 aber 
nur 10364000 kbm, also jetzt 421000 kKbm (4 pCt.) mehr. Da— 
hei hat dies Quartal jedes Jahr einen sehr schwachen Gaskonsum. 
Die Zahl der öffentlichen Gasflammen hat sich in demselben 
Vierteljahr um 57 vermehrt, so daß jetzt täglich 14637 öffentliche 
Basflammen brennen. An Petroleumlampen sind 959 vorhanden. 
Die Zahl der aus den städtischen Gasanstalten versorgten Gas— 
Lammen beläuft sich auf 664576; sie ist im Vierteljahr April— 
Juni um nicht weniger als 3204 (0) gestiegen. Solche Notizen 
sind auch um deshalb von Wichtigkeit, weil sie einen Riückschluß 
auf die Ausdehnung event. die Hebung des öffeutlichen Verkehrs 
gestatten. 
Vom Chiemsee geht dem „Berl. Tagebl.“ von einem 
Freunde folgende Mittheilung zu: Der Verdruß des bayerischen 
Monarchen über seinen Schloßbau auf der Insel Herrenwörth hat 
verschiedene, zum Theil noch nicht erörterte Ursachen gehabt. Zu— 
nächst die Langsamkeit im Fortschritt der Arbeiten; denn wenn 
der König auch noch nicht 40 Jahre alt ist, so möchte er doch 
nachgerade ein Ende des auf Jahrzehnte in der Ausführung be— 
rechneten Palastbaues absehen; hier fehlt es nun leider am 
„Besten“, wenigstens mitunter, auch läßt sich, so meinen wenig— 
stens die Architekten, ein solcher Riesenbau nicht über ein gewisses 
Tempo, ohne Gefährdung der Konstruktion und der Solidität for— 
riren. Dann ist es nicht möglich gewesen, die Zustimmung des 
johen Herrn zu der Facçade des neuprojektirten suͤdlichen Flügels 
zu erzielen. Um die ästhetische Wirkung zu prüfen, ist dieser 
Flügel als Maske in Holzverkleidung aufgeführt worden — hat 
aber mißfallen. Kein Wunder, wenn man erwägt, daß die Herren— 
insel ein flaches, kaum von einer Erdwelle unterbrochenes Eiland 
ist, gegen welches, um ein jedem Berliner naheliegendes Beispiel 
inzuführen, der Pichelswerder bei Spandau und selbst noch die 
bekannte Insel Scharfenberg im Tegeler See ungleich romantischer 
aussehen. Was soll überhaupt auf einem ungeheuren flachen See, 
mit flachen Ufern und auf einer flachen Insel ein kaum absehbarer, 
anggestreckter Bau im Stil Louis Quatorze mit endloser mono— 
oner Façade wie das Schloß in Versailles? Von einem ästheti— 
chen Genuß ist hier keine Rede, und der kunstliebende Herrscher 
Jat sicherlich längst gemerkt, daß der kostspielige Bau nach dieser 
Beziehung als völlig verfehlt anzusehen ist. Dies erscheint als 
der leicht begreifliche Hauptgrund seines Unmuths. Der seichte 
Sommer ist den neuen und unter ungünstigen Bedingungen ge— 
chaffenen Gartenanlagen wenig vortheilhaft gewesen, auch ist der 
allerhöchste Besuch im Spätsommer, d. h. zu einer Zeit erfolgt, 
vo Blumen und Rasen bereits die erste Frische eingebüßt haben. 
Diese Anlagen haben denn auch allem Anscheine nach dem König 
benso wenig gefallen. — Vor dem Schloß nach dem Landungs— 
»latz der Dampfer bei Bock und nach der Eisenbahnstation Prien 
zu läßt der König eine gewaltige Reiterstatue Ludwig des XIV. 
errichten; von dieser wurde ihm ein Gipsmodell vorgeführt. Vor 
dem kritischen Geschmack des Königs hat auch dies Machwerk keine 
Gnade gefunden, u. A. ist seinem scharfen Auge der verdrießliche 
Umstand nicht entgangen, daß von dem Pferdeniodell ein Ohr ab— 
Jebrochen war. Wie der durchaus aufgeklärte und freisinnige 
Monarch dazu kommt, dem französischen Äutokraten (welcher den 
Satz Détat cdest mois! erfand und dessen Statuen während der 
französischen Revolution an Stricken durch den Koth geschleift und 
nicht wieder aufgerichtet wurden) auf deutschem Grund und Boden 
ein Denkmal zu errichten, kann man nur vom kunstgeschichtlichen 
Standpunkt richtig würdigen, wenn man erwägt, daß dem bayerischen 
Monarchen die Geschmacksrichtung, die Hofetiquette und die Archi— 
ektonik Ludwig des XIV. außerordentlich zusagen, während er 
ihm als Mensch, als Erfinder der Reunionskammern, als Erbfeind 
Deutschlands selbstredend gar nicht sympathisch ist. Als eine ganz 
ungewöhnliche ästhetische Leistung dürfen wir endlich die nahezu 
vollendeten eigenthümlichen Hafeneinfahrten zum Schloß nicht ver— 
zessen. Die Molen, welche die Einfahrt beiderseits begrenzen, sind 
mit hohen Drahtgittern im Stil von Petit Trianon umgeben und 
ollen mit allerhand Rankengewächsen ausgestattet werden, um die 
Hafeneinfahrt derart zu markiren, daß man gewissermaßen zwischen 
Boskets, wie in einem Park, bis in die Naähe des großen Rasen— 
harterres vor der Schloßterrasse fährt. Leider verfährt der See— 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. (Obligatorische Rauchverbrennung.) Zu 
den schwerwiegendsten Uebelständen, wie in allen Großstädten, so 
auch in Berlin, gehört bekanntlich für Hausbesitzer und Miether 
der Rauch aus den Fabrikschornsteinen und Dampfkessel-Anlagen. 
Unzählige Beschwerden sind dagegen erhoben, eben so viel Ver— 
fügungen dagegen exgangen, das Uebel blieb beim Alten. Wie 
etzt verlautet, beabsichtigt das Polizeipräsidium durch Lokalver— 
fjügung eine obligatorische Rauchverbrennung anzuordnen, sofern 
ein Versuch gelingt, der zur Ausführung dieses, bisher immer noch 
dielfach bestrittenen Prozesses augenblicklich im Generalstabsgebäude 
und in der Kriegsakademie in Vorbereitung ist. Aus einer Kon— 
kurrenz der verschiedenen Systeme hat sich die zuständige königl. 
Bau-Inspektion für das Berndt-Baldermann'sche entschieden. Das— 
selbe soll, wie mitgetheilt wird, nicht nur absolute Rauchverbren— 
nung mit vollständiger Beseitigung der Flugasche, sondern auch 
eine bedeutende Kohlenersparniß garantiren. Da alle bisherigen 
Versuche ein positives Resultat nicht ergeben haben, so ist man in 
Fachkreisen mit Grund gespannt, wie sich diese Anlagen hewähren 
meyrden 
Berlin. (Zum Markthallenbau.) Die städtische Cen— 
tralmarkthalle in der Neuen Friedrichstraße nähert sich nach dieser 
Straße zu ihrer Vollendung, denn hier beginnt man bereits das 
in Höhe der zweiten Etage befindliche Dachs des von Mauerwerk 
konstruirten Vorbaues mit Dachpappe zu belegen. Die drei 
größere, Abtheilungen bildende eigentliche Halle, welche ganz von 
Lisen hergerichtet wird, ist zum größteun Theil fertiggestellt und 
gewährt mit ihren gewaltigen Dimensionen einen imposanten An— 
blick. Der Markthällenbau erhält gegenwärtig zur Verzierung an 
den beiden Ecken nach der Neuen Friedrichstraͤße zu je einen Auf—
	        

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