Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Zur Technik der Um⸗ und Zubauten. 
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Wenn wir nun zunächst auf die Kosten eines Holzcement— 
daches, gegenüber anderen soliden Dachkonstruktionen eingehen, so 
läßt sich der Unterschied am einfachsten an einem Beispiele zeigen. 
Es sind bei einem Gebaͤnde von ca. 100 qm Grundfläche für die 
derschiedenen Bedachungsarten an Dachfläche erforderlich: 
Bei Ziegeldach .. 7ca. 147 qm, 
Schieferdach ... . 118 4 
Pappdach ... .. 4 108 „und 
Holzeementdach . . 104 
Die geringste Dachfläche ergiebt sich also für das Holz⸗ 
cementdach. Um'jedoch über die Gesammtkosten des ganzen Daͤches 
ein Bild zu gewinnen, ist es nöthig diese Kosten der obigen 
1Bedachuudgen festzustellen. Dieselben betragen in Folge einer 
Berechnung nach einheitlichen Arbeits- und Material-Preisen an 
einem und demselben Orte: 
Beim Ziegeldach: Für Zimmerarbeit und Ziegeldecker— 
arbeit, intl. Materiai, 147 qm, ca. . ... . 840 M. 
Beim Schiejerdach: Für Zimmerarbeit und Schiefer— 
deckerarbeit, intkl. Material, 118 qm, ca. .. 890 M. 
Beim Pappdach: Für Zimmerarbeit u. Pappdacharbeit, 
inkl. Material, 108 qm, ca....* 510 M. 
Beim Holzcementdach: Fuͤr Zimmerarbeit und Polz⸗ 
ementdacharbeit, intl. Material, 104 qm, ca.. 650 M. 
Das billigste ist also das Pappdach, d. h. bei Ausführung 
eines Neubaues unter sonst gleichen Verhältnissen. Dasselbe ist 
aber sehr häufigen Reparaturen ausgesetzt, besonders bei Sturm, 
und erfordert bedeutende Unterhaltangskosten, da es, wenn es in 
leidlich gutem Zustande erhalten werden soll, mindestens alle 2 bis 
3 Jahre getheert werden muß. Hierdurch überschreitet es die 
Anlagekosten des Holzcementdaches sehr bald, da dieses weder 
Unterhaltungs- noch Reparaturkosten beansprucht. 
Die Neigung eines Holzcementdaches kann bis zu 1:24 be⸗ 
tragen und darf“ nicht über 1: 12 hinausgehen. Dieses geringe 
Gesaͤlle gestattet einmaͤl eine sehr einfache Konstruktion des Dach— 
derbandes, weil der sich daraus ergebende Horizontalschub ein 
äußerst geringer ist. Das Gewicht eines Quadratmeters beträg 
inkl. Beschüttung, exkl. Regenwasser und Schnee, ca. 110 kg 
Ein weiterer Vortheil der Jeringen Neigung des Daches ist der, 
daß die Dachräume eine ziemlich wagerechte Decke haben, sodaß 
die Benutzbarkeit derselben eine weit geeignetere als bei Dächern 
mit größerer Dachneigung ist, und mit Leichtigkeit Wobnräum— 
in ersteren hergestellt werden können. 
Nach der Anfstellung der Holzkonstruktion wird auf die von 
Mitte zu Mitte 80 cm von einander entfernt liegenden Sparren 
eine 28 bis 8 em Schaalung genagelt, welche aber am besten 
zespundet wird; auf diese kommen mindestens vier Lagen besonders 
weckdienlich angefertigtes Papier, welches in gehörigem Fugen 
vechsel aufgelegt, mittelst vier Anstrichen von Holzcement zu einer 
einheitlichen Masse verbunden, über die Dachfläche sich hinzieht. 
Auf diese erfolgt eine 2,6 bis 3 cm hohe Ausschuͤttung von leh— 
migem Sand 'oder auch Chausseeschlick und darüber Kies in Höhe 
von 2,5 bis 4 cm. Sollite kein geeigneter Kies zu erhalten sein, 
so nimmt man auch gestochenen Rasen, der sich in kurzer Zeit zu 
einem ebenfalls ausgezeichneten Deckmittel bildet. 
Der Ablauf des Regenwassers wird durch die an der Trauf— 
seite angebrachte durchlöcherte Kiesleiste vermittelt. 
Da das Holzceementdach einen fast hermetischen Abschluß 
herstellt, so muß genügende Ventilation des Dachgeschosses vor— 
handen sein. Der erwähnte Abschluß gewährt aber auch den 
Vortheil, das die Dachräume gegen das Hineinwehen von Ruß, 
Staub und Schnee in dieselben durchaus geschützt und vollkommen 
trocken sind; denselben wird ferner durch jenen Abschluß ein äußerst 
wirksamer, Schutz gegen Temperaturwechsel gewährt, da durch die 
dichte Decke das Eindringen von Kälte und Hitze fast vollständig 
verhindert wird. Aus diesem Grunde eignet sich das Dachgeschoß 
nicht nur für Wohnräume, sondern namentlich auch für Speicher 
jeder Art, Getreide- und Fourage-Magazine, Ställe, Scheunen ꝛc. 
Die eigentliche Dachdeckung, welche sich über der Schaalung 
befindet, ist von der letzteren — sachgemäße Ausführung voraus— 
gesetzt — vollständig isolirt; es ist daher das Reißen der Schaa— 
lung für die Dichtheit der Bedachung ohne jeden Einfluß. 
Die von uns im Vorstehenden aufgeführten Vortheile eines 
Holzcementdaches sind jedoch nur in dem Falle vorhanden, wenn 
das Dach durchaus gut und tüchtig und von bestem Material 
hergestellt wird. Es empfiehlt sich deshalb niemals, die Mate⸗— 
rialien zu einem Holzcementdache selbst zu beschaffen und das 
Dach durch nicht fachtüchtige Arbeiter ausführen zu lassen; es ist 
im Gegentheil durchaus zu empfehlen, derartige Dächer nur von 
einer solchen Fabrik — resp. durch deren Vertreter — anfertigen 
zu lassen, welche die Materialien selbst herstellt und im Besitze 
geübter Arbeiter ist. 
Eine solche Firma, für deren Solidität eine sehr große Zahl 
von öffentlichen und Privatbauten spricht, ist die konzessionirte 
Ddolzcement-⸗, Dachpappen- und Asphalt-Fabrik von C. F. Weber 
a Veipzig, Nonnenmühle. Die Fabrik übernimmt die Aus— 
zührung von Holzcementdächern unter Garantie, auf mindestens 
ic Jahre für deren Dichtheit, liefert alle dazu benöthigten Ma— 
erialien in bester Qualität und verfügt über eine von höchsten 
Behoöͤrden ec. als vorzüglich anerkaunte Spezialität der Herstellungs— 
weise, namentlich betreffs Ausführung der an den Au- und Ab— 
schlüssen des Daches erforderlichen Zinkarbeiten, welche seither noch 
mancherlei zu wünschen übrig ließen. p. 
Zur Technik der Um- und Zubauten. 
(Schluß.) 
Erst nach erfolgter Demontirung geht man bei ratuo— 
nellem Verfahren zur Destruktion, d. h. zur vollständigen 
Demolirung des Hauses über, man läßt die Rauchfänge abtragen, 
den Dachstuͤhl zerlegen; die Ziegel und Balken von der Höhe des 
Bebändes gelangen durch lange Holzriesen, Holzschläuche von 
bedeutenden Dimensionen, durch Seile oder durch theilweise Tag— 
öhnerarbeit herab auf den Bauplatz und von da zum Mate— 
ialdepot des Baumeisters, wo die Balken, welche vielleicht faul 
ich zeigen, neubehauen, die Ziegel abgeklopft (abgeschlögelt) werden, 
im später wieder zur Verwendung zu gelangen. Danu hebt man 
die Balken des obersten Geschosses aus, nachdem schon bei der 
Demontirung die Parquetten oder Fußbretter beseitigt wurden; die 
interhalb sodann hängende Stukkatur hat dann in der Regel keinen 
Halt; besteht eine Fehldecke oder eine ähnliche Konstruktion, so 
muß dieselbe vor der Aushebung der Haupt-Balken entfernt werden, 
so daß die Arbeiter noch an Letzteren einen sicheren Stand haben; 
der umgekehrte Vorgang kann unter Umständen sehr mißlich aus— 
allen. 
Ist dies geschehen, so kommt das Mauerwerk an die Reihe, 
velches möglichst gleichmäßig, d. h. in gleichem Niveau abge— 
zrochen werden soll. Die Treppen, steinerne wie hölzerne, werden 
elbsiverständlich von oben aus abgetragen; in, Krähwinkel hat man 
es allerdings einst verkehrt gemacht, (aber hoffentlich wird es sich 
aicht wiederholen), so daß man den Arbeitern in den obern Räu— 
men lange Leitern reichen mußte, damit sie herabkonnten. 
Soò geht man vor bis zum Keller; nach Durchschlagung der 
Gewölbe wird gewöhnlich der Raum ausgefüllt mit Schutt, Erde ꝛc. 
Bezüglich Blosstellung von Fundamenten behufs neuer Fundament— 
aushebung ist schon früher Einiges bemerkt worden. 
5. Zweck, allgemeiner und spezieller bei Zu- und 
Umbauten, Renovationen und Adaptirungen. 
Der Zweck bei den genannten baulichen Veränderungen kann 
eiin mehrfächer spezieller oder kombinirter, allgemeiner 
ein. Gewöhnlich werden dieselben vorgenommen, wenn eine 
»artielle Reparatursbedürftigkeit, Baufälligkeit oder Un— 
zulänglichkeit den Räumen nach eintritt; ferner wenn man das 
rträgniß des zur Disposition vorhandenen Bauraumes ver— 
zrößern will, oder endlich aus lediglichen ästhetischen An— 
sorderungen und Wünschen des Bauherrn, eventuell durch die 
Situation geboten, wenn z. B. die Nachbarhäuser insgesammt neu 
oder renovirt sind, um darin nicht zurückzustehen. 
Ist Baufälligkeit die Ursache der Umbauungsmaßnahme, 
so versteht es sich fast von selbst, daß man nicht neuerdings das 
alte schlechte Material verwendet, was eine Selbsttäuschung, ein 
Betrug wäre; nur in Ausnahmefällen, wenn es sich eklatant heraus— 
tellt; daß das Material intakt ist, und die Baufälligkeit andere 
Arsachen hatte, z. B. fehlerhafte Konstruktion, kann man dasselbe 
wieder verwenden, war aber die Raumeiutheilung unpassend, 
so muß man eben eine günstigere ausfindig machen, was allerdings 
oft schwer ist; meistens geht das Verlangen des Bauherrn dahin, 
das Erträgniß des Baues zu erhöhen; bei beschränkten Arealver— 
hältnissen geht nun eine Verbesserung der Ertragsfähigkeit gewöhn— 
ich nur auf Kosten der Bequemlichkeit, Wohnlichkeit; die alten, 
weiten, behaglichen Räume weichen sodann engen, kleinen, in 
einander gekeilten Räumen, welche vielleicht nur den Vortheil 
besserer Kommunikation, leichterer Heizbarkeit und Uebersicht für 
iich haben, auch bei anderen Nutzbauten, als: Fabriken, Schulen ꝛc., 
reten oft Anforderungen an den Baumeister, die Räume zu ver—⸗ 
segen, zu vergrößern, zu vermehren, wenn etwa der Betrieb der 
Fabrik, oder die Frequenz der Schule zugenommen hat.*) 
Die ästhetischen Anforderungen bei einem Umbau 
*) In früheren Jahrgängen der Romberg'schen Zeitschrift finden sich 
über diesen Punkt vom Verfasser mehrere Andeutungen; über Adaptirung 
vergleiche auch die Broschüre: L. Trzeschtik, Handbuch der Civil-Bautechnik 
mit Holzschnitten. Wien 1875. (A. Hartileben's Verlaga.)
	        

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