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Mittheilungen aus der Praxis.
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keiten begünstigen. Zu gleicher Zeit aber machen sie die Produkte
billiger, so daß der Arbeiter die Vortheile derselben besser und
mehr genießen kann, als es ihm sonst möglich wäre.
Die Arbeitstheilung hat somit für den Arbeiter ihre Schatten—
und Lichtseiten. Dem Mann, welcher den Geist unserer Zeit zu
verstehen sucht, wird daher besonders daran liegen, die Vortheile
der Tendenz der Arbeitstheilung sich zu Nutze zu machen. Ehe
er sich aber auf einen bestimmten Spezialzweig wirft, muß er sich
vergewissern, daß das, was er erstrebt, auch die richtige Würdi—
zung finden wird, denn das Fortschreiten auf Irrwegen kann
große Verluste an Zeit und Geld nach sich ziehen. Es hängt
somit von dem Arbeiter selbst ab, ob das Prinzip der Arbeits—
theilung ihm von Nutzen oder Schaden sein wird. Wenn er
sich damit begnügt, ein gedankenloses Glied in der großen Ma—
schine zu bilden, so sind allerdings seine Aussichten auf individuelle
Entwickelung gering. Durch Intelligenz, klare Ueberschauung der
Verhältnisse nnd Ausdauer jedoch kann er sich auf seinem Spezial—
gebiete gewöhnlich bald eine verhältnißmäßig unabhängige Stellung
erobern.
Bei diesem Ringen aber ist es von Wichtigkeit, daß man
nicht blindlings, auf das eigene Vertrauen pochend, vorwärts
geht, sondern auch das beachtet, was vor und neben ihm Andere
erstrebt und errungen haben. Er wird dabei vielleicht manche für
sich nützliche Lehre finden und vor manchen Irrwegeu bewahrt
bleiben. Ter Arbeiter muß sich bewußt sein, daß er wie jeder
Andere auch nur ein Glied in der menschlichen Gesellschaft ist,
daß es aber fast nur von ihm und seiner Arbeit allein abhängt,
ob ser eine bedeutende oder unbedeutende Rolle darin spielt. Das
beste Mittel zur Anerkennung ist die Ausbildung der Fähigkeiten
auf einem solchen Spezialgebiet, auf dem er die richtige Würdi—
gung findet und wo er sich durch Verbesserungen und nützliche
Neuerungen einen besonderen Werth geben kann. Er muß danach
streben, daß er bei der allgemeinen Arbeitstheilung nicht blos die
Aufgabe einer Maschine ersüllt, sondern durch seine geistige Thätig—
keit den Fortschritt fördert. „New⸗Norker Techniker.“
auf dem Grundstücke die Erstattungspflicht ruhe, hat Käufer wahr—
cheinlich nie gelesen. Es ist allerdings die Frage, ob nicht der
Verkäufer eines Grundstücks verpflichtet ist, den Käufer auf diese
Last aufmerksam zu machen; aber wie häufig kommt es nicht vor,
daß zwischen Käufer und Verkäufer, ein Unterhändler bis zum
Augenblicke der Auflassung steht. Und schließlich hat man, in
edem Falle doch nur einen persönlichen Anspruch, der, wenn über—
haupt Heltend zu machen, zuweilen sehr schwer realisirt werden
saunn, wenn das Kaufgeld erst einmal bezahlt ist. Daher Vorsicht!“
Ueber die Kosten des elektrischen Lichtes wird
von Fachblättern folgende Notiz veröffentlicht: „Gegenüber den Be—
hauptungen einiger Gastechniker, daß das elektrische Licht im Ver—
jleiche mit Gaslicht viel zu theuer sei, ist es gewiß von einigem
Interesse, die Erfahrungsergebnisse einer größeren Sächsischen
Spinnerei kennen zu lernen, welche seit Oktober 1882 mit einer
elektrischen Beleuchtungseinrichtung arbeitet. Seit dem Beginn des
Betriebes ist auch nicht eine einzige Störung irgend welcher Art
vorgekommen, und Fabrikinhaber wie Arbeiter sind gleich entzückt
»on dem herrlichen Licht. In jener Anstalt sind 16 Bogenlampen
System Krizik-Piette) allabendlich thaätig, jede liefert ungefähr ein
Licht von 800 Normalkerzen Helligkeit. Der elektrische Strom
vird von zwei Dynamomaschinen (Schuckertscher Flachring) ge⸗
iefert, deren jede zu ihrem Betriebe 7 Pferdestärken bedarf. Die
Anschaffung eines Motors zum Betrieb der elektrischen Maschinen
war nicht erforderlich, da die 200pferdigen Maschinen der Anstalt
leicht die nöthigen 14 Pferdekräfte noch hergeben konnten. Die
Finrichtung der gesammten elektrischen Anlage: Dynamomaschinen,
Ldampen, Leitungen, Riemen, Vorgelege, Aufstellung kostet 9800 Mk.
Die 16 Lampen waren in den drei Monaten November, Dezem—
ber 1882 und Januar 1883 zusammen während 6690 Stunden
im Betriebe. Eine Lampe brannte somit durchschnittlich 418 Stun—
den. Rechnet man für Zinsen, Reparatur und Amortisation 20 pCt.
des Anlagekapitals, so ergiebt das für 9800 Mk. auf 3 Monate
490 Mk; der Kohlenverbrauch für 14 Pferdestärken betrug
5520 kg ⸗ 40,40 Met.; der auf die elektrische Einrichtung ent—
rallende Antheil an Löhnen betrug 167,60 Mk.; Verbrauch an
Schmieröl 20 Mk.; Kohlenstifte wurden verbrannt für 457 Mk.;
so kosten 6690 Std. elektrisches Licht 1175 Mk. Es kostet somit
eine elektrisch' Lampe die Stunde 17,6 Pf. In dieser Anstalt er—
setzt eine Bogenlampe gerade 13 Gasflammen. Rechnet man den
Koͤstenpreis einer Gasfslamme die Stunde im Großbetrieb nur zu
3 Pf., so kosten 13 Gasflammen die Stunde 39 Pf., das diese
13 Flammen ersetzende elektrische Licht koste nur 17,6 Pf. In
5690 Brennstunden kostete die Gasbeleuchtung ehemals 2069 Mk.,
die das Gas ersetzende elektrische Belcuchtung kostet für dieselbe
Zeit 1175 Mk., es wurden somit durch Einführung des elek—
frischen Lichtes in drei Monaten erspart 1434 Mk. Dieses Er—
gebniß muß selbst gegenüber dem Umstande als ein sehr günstiges
erscheinen, daß die Kosten für Anschaffung und Abnutzung der
Dampimaschine außer Rechnung gelassen wurden.
Schutz des Eisens gegen Rost. Das von den
Engländern Bower und Barff serfundene Rostschutzverfahren ist
jetzt, der „Revue industrielle“ zufolge, in die Praxis übergegangen
und bewährt sich sehr gut. Die neue Methode besteht darin, daß
die zu schuͤtzenden Gegenstände bei Kirschroth-Glühhitze mit einem
Ueberzuge von magnetischem Oxyd versehen werden. Das Behan—
deln der Gegenstände auf diese Weise kostet bedeutend weniger, als
der bisher übliche Anstrich, Galvanoplastik oder Verzinnung, zumal
der neue Ueberzug, da er auf das Innigste mit dem Eisen sich
derbindet, auch dem Feuer widersteht. Ein weiterer Vortheil des
Bower-Barff'schen Ueberzuges ist ein schönes Aussehen, und können
die damit behandelten Gegenstände sofort in Gebrauch genommen
verden, und das Orydationsverfahren bewirkt keinerlei Verände—
rung des Metalls in Bezug auf dessen Widerstandsfähigkeit gegen
Druck, Stoß und Zug. Das Bowers-Barff'sche Verfahren eignet
ich nicht nur zum Schutze von Geräthschaften, Kurzwaaren, Kunst—
eisenguß, Oefen und derlei, sondern seine Wohlfeilheit gestattet es
auch, dasselbe auf die Konservirung von Trägern, Schienen, Kana—
isations- und anderen Röhren, Dachdeckungen, Brücken-Bestand—
cheilen, Laternen-Säulen u. s. w. in Anwendung zu bringen. In
der Technik wird diese neue Erfindung, die sicher die Aufmerksam—
keit weiter Kreise auf sich lenken wird, auch mit der Bezeichnung
„Inorndations-Verfahren“ belegt.
Schleifsteine. Als eines der wichtigsten Einrichtungs—
stücke von nahezu jeder Werkstatt ist der Schleifstein zu betrachten;
in Werkstätten für Holzbearbeitung ist derselbe absolut unent—
hehrlich. Schreiber dieses pflegte, wie wir einem Berichte des
„Centralbl. f. Holzindustrie“ entnehmen, in seinen Gesellenjahren
einen Arbeitsantritt von dem Zustande des Schleifsteines ab—
hängig zu machen; und in der That genüat ein Blick, um den
Mittheilungen aus der Praxis.
Nach einer Mittheilung der „Berl. Pol. Nachr.“ wäre die
preußische Regierung endlich entschlossen, die bestehenden Vor—
schristen über das Submissionswesen einer gründlichen Prü—
fung zu unterziehen. Wenn es wahr ist, so wäre es sehr erfreu—
lich. Die im Jahre 1880 erlassenen Bestimmungen, haben zwar
zinige Mißstände beseitigt, die Frage aber, ob und inwieweit für
die Ertheilung des Zuschlages das Mindestgebot von entscheidender
Bedeutung sei, in keiner Weise gelöst, welche in den betheiligten
Privatkreisen sehr unangenehm empfunden worden ist, wie wir
dies wiederholt ausführlich erörtert haben. Auf diesen Punkt
scheint sich daher jetzt das Hauptaugenmerk richten zu sollen. Be—
vor aber nach dieser Richtung, sowie in Bezug auf audere wichtige
Fragen eine endgültige Entscheidung getroffen wird, sollen die von
den Organen der Staatsregierung gemachten Erfahrungen durch
Berathung mit namhaften und praktischen Männern aus
den bei Submissionen betheiligten Kreisen des Groß—
und Kleingewerbes ergänzt werden. Obwohl die öffentliche Mei—
nung auch in den industriellen Kreisen noch eine feste und über—
einstimmende nicht ist, so wird von jener Berathung erhofft, daß
aus den vielfach sich kreuzenden Ansichten ein brauchbarer prak—
tischer Kern sich wird herausheben lassen. Die Einberufung der
fraalichen Sachverständigen steht nahe bevor.
Unter der Ueberschrift „FJur Beobachtung beim Er—
werb von Baustellen“ bringt die „Deutsche Bztg.“ nach—
stehenden Artikel: „Laut Ortsstatut vom 17/19. März 1877
werden von dem Magistrat zu Berlin die Kosten der Anlage einer
Straße — Grunderwerb, Pflasteruugskosten und Kanalisirung —
von demijenigen eingezogen, der schließlich zur Bebauung des an
—
uns bekannt gewordene Fälle geben uns Veranlassung, die Fach—
genossen darauf aufmerksam zu machen, daß dieser Umstand beim
Ankauf eines Grundstücks unter Umständen mit besonderer Schwere
ins Gewicht fallen kann. Selbst an Straßen mittlerer Ausfüh—
rung muß man in Berlin für Pflasterung und Kanalisirung im
Durchschnitt ca. 160 Mk. pro M. Straßenfront rechnen. Kommt
dazu ein besonders theurer Grunderwerb, kann diese Summe sich
vervielfachen, so daß unter Umständen der Straßenerwerb fast so
theuer zu stehen kommt wie die Baustelle selbst. Durch die bis—
herige Gewöhnung, bei Ankauf von Bauparzellen, keine andere
Lasten voraus zu setzen, als solche, die aus dem Grundbuche sich
ergeben, kann jener Umstand leicht übersehen werden. Die vielleicht
Jahre lang vorher erfolgte Bekanntmachung des Magistrats., daß