Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

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Mittheilungen aus der Praxis. — Erfindungen. 
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Zwecke wird das Holz von der Rinde befreit und sodann in eines 
zder genannten Malerialien derartig eingebettet, daß dasselbe von 
der Luft nicht direkt berührt werden kann. Die im Holze vor— 
randene Feuchtigkeit soll von den vorgenannten Stoffen in Folge 
hrer enormen Saugefähigkeit sofort gierig aufgenommen werden; 
sothwendig ist vollständiges Bedecktsein des Holzes, da direkter 
Luft ausgesetzte Theile des Holzes Sprünge bekommen. Nach Ver— 
sauf von 10514 Tagen wird das Holz von dem umhüllenden 
Stoffe befreit und soll dann rißfrei, vollständig trocken und zur 
Verarbeitung tauglich sein. 
Wichtige Vorrichtungen für Werkstätten und 
Fabriken. Heutzutage, da in so vielen Häusern mit störendem 
Seräusch verbundener Gewerbebetrieb irgend welcher Art stattfindet, 
ürften einige sehr einfache, vom Patentbureau von R. Lüders in 
Börlitz mitgetheilte Vorrichtungen, um die Weiterleitung des Ge— 
räusches durch die Gebäude zu verhüten, an vielen Stellen will— 
'omnien geheißen werden. Eine sehr bequem anzubringende Ein— 
ichtung besteht in Gummiplatten, die zwischen den Fußboden und 
edes Bein einer Arbeitsmaschine oder Werkbank u. dergl. einge— 
ügt werden. Auf diese Weise ist in einer Fabrik das Geräusch, 
pelches das Hämmern von etwa 50 Kupferschmieden hervorbrachte, 
o herabgemindert worden, daß es in einem über der Werkstatt be— 
indlichen Zimmer keineswegs mehr störend war. Ein noch wirk— 
ameres Mittel bieten kleine mit Sand oder Sägespähnen gefüllte, 
in gleicher Weise angewendete Fässer dar. Man füllt dieselben zu— 
erst einige Zoll hoch mit Sand oder Asche, legt hierauf ein kleines 
Brett und stellt das zu isolirende Bein darauf. Alsdann wird der 
ibrige Raum mit Sand oder Asche ganz ausgefüllt. Während 
die zuletzt geschilderte Anordnung für Werkstätten meist vorzuzichen 
sein wird, sind die Gummiunterlagen auch für die zahlreichen ge— 
räuschvollen, oft bis tief in die Nacht arbeitenden Nähmaschinen 
ehr zu empfehlen. (Schweiz. Ind.- u. Hdols.Ztg.) 
Als billiges Luftreinigungs-Mittel für Werk— 
stätten (und andere Orte, an welchen viele Menschen sich ver— 
ammeln) wird folgendes Mittel empfohlen, welches rasch jeden 
liiblen Geruch neutralisirt: Man nimmt ! Drachme Blei⸗-Ritrat 
(salpetersaures Blei), in einem Pint oder mehr kochenden Wassers 
aufgelöst, und löse daun auch noch eigens 2 Drachmen gewöhn— 
ichen Kochsalzes in einem Eimer Wasser auf. Dann schüttet man 
die beiden Auflösungen zusammen und läßt den Bodensatz sich 
setzen. Die klare, darüber stehende Flüssigkeit wird dann schließ— 
ich noch mit einer Lösung von Chlorblei gesättigt. Diese Flüssig— 
eit kann an Orten, au denen eine Luftreinigung nothwendig ist, 
zerumgesprenkelt werden. Ein Tuch, in diese Flüssigkeit getaucht 
ind frei aufgehängt, wird sofort die Atmosphäre reinigen. 
Heutzutage, wo in so vielen Häusern mit störendem Geräusch 
herbundener Gewerbsbetrieb irgend welcher Art stattfindet, dürften 
einige sehr einfache, dem Patent-Bureau R. Lüders in Görlitz 
mitgetheilte Vorrichtungen, um die Weiterleitung des 
Geräusches durch die Gebäude zu verhüten, an vielen 
Stellen willkommen geheißen werden. Eine sehr bequem anzu— 
»ringende Einrichtung besteht in Gummiplatten, die zwischen 
den Fußboden und jedes Bein einer Arbeitsmaschine oder Werk— 
»ank und dergl. eingefügt werden. Auf diese Weise ist in ciner 
Fabrik das Geräusch, welches das Hämmern von etwa 50 Kupfer-— 
chmieden hervorbrachte, so herabgemindert worden, daß es in einem 
über der Werkstatt befindlichen Zimmer keineswegs mehr störend 
var. Ein noch wirksameres Mittel bieten kleine mit Sand oder 
AnD — 
Man füllt dieselben zuerst einige Zoll hoch mit Sand oder Asche, 
setzt hierauf ein kleines Brett und stellt das zu isolirende Bein 
darauf. Alsdann wird der übrige Raum mit Sand oder Asche 
zanz angefüllt. Während die zuletzt geschilderte Anordnung für 
Werkstätten meist vorzuziehen sein wird, sind die Gummiunterlagen 
auch für die zahlreichen geräuschvollen, oft bis tief in die Nacht 
arbeitenden Nähmaschinen sehr zu empfehlen. 
Kallkolith. Ersatz für Leinöl zur Grundirung von 
Delfarbenanstrichen. Von L. Reisberger in Dresden. 
Durch das allgemeine Interesse, welches dieses Fabrikat seit 
einigen Jahren unter den Fachleuten hervorgerufen hat, besonders 
aber durch die über dasselbe herrschenden seht getheilten Meinungen 
ah ich mich veranlaßt als völlig an der Sache nicht betheiligte 
Person, mir ein eigenes Urtheil zu verschaffen, und entschloß mich 
zu gründlichen, praktischen Versuchen mit dem Kall'schen Präparat. 
Ich beschäftige mich nun seit mehr als einem Jahre mit der Sache. 
Zuerst erprobte ich das Kallkolith als Üntergrund für Oel— 
sarbe auf einer vielbegangenen Treppe und fand in erster Linie 
dabei, daß ich mit 1 Maßtheil Kallkolith beinahe eine doppelt so 
Poe Fläche streichen konnte, als mit demselben Maßtheil Leinöl— 
Firniß. (Diese Wahrnehmung hat sich mir auch bei allen späteren 
Versuchen auf's Neue bestätigt.) Die besagte Treppe wurde nach 
dem Anstrich mit Kallkolith zweimal mit Oelfarbe gestrichen und 
lackirt. Ich habe mich nun dieser Tage überzengt, daß der Kall— 
kolitharund heute noch ebenso gut steht wie der Firnißgrund, und 
daß äbsolut kein Unterschied zwischen beiden wahrzunehmen ist. 
Ich habe das Kallkolith ferner noch bei Decken verwendet, an 
denen Wasser durchgedrungen war, an sehr verräucherten Decken, 
welche in der Regel, wie bekannt, gelb durchschlagen. Ich nahm 
hier 4 Maßtheile Wasser und 1 Theil Kallkolith und grundirte 
zamit (bei den verräucherten Decken nahm ich reines Kalllolith) 
und erzielte mit der darauf folgenden dicken Leimfarbe die vorzüg— 
lichsteu Resultate, resp. die Deckenfarbe strich sich sehr gut und 
vurde, ohne besonders stark geleimt zu sein, sehr fest. Von einem 
Durchschlagen der Flecken war absolut keine Rede. Der Kallkolith— 
grund trocknete mir stets in einer Stunde und finde ich dies als 
zinen großen Vortheil, indem dringende Arbeiten an einem Tage 
zrundirt und einmal mit Oelfarbe gestricheu werden könuen. Bei 
zer Leimfarbe als Seife verwendet, trocknete es ebenfalls in t/ bis 
l Stunde, so daß ich mit der Arbeit gar nicht aufgehalten war. 
Fine Decke, welche jetzt mit Kallkolith geseift wird, kann nach dem 
Absetzen, Eintheilen, Schnüren und Farbmischen sofort eingestrichen 
verden, und man hat die Garantie, daß, wenn der Grund der Decke 
elber gut war, kein Abblättern möalich ist; auch nicht, wenn die 
Farben verleimt sind. 
Meine weiteren Versuche erstreckten sich auf die Anwendung 
des Kallkoliths zur Grundirung für Oelfarbe auf Cement-Mörtel. 
Ich fand, daß auf dem Kallkolithgrunde die Oelfarbe sich sehr satt 
strich, daß sie sehr rasch trocknete, eine große Härte erreichte und 
daß die Behandlung des Cementes mit Säuren ꝛxc., wie sonst üblich, 
gar nicht mehr nothwendig ist. Ich glaube, daß, wenn der Werth 
des Präparates des Herrn Otto Kall in Heidelberg in der An— 
vendung für Façadengrundirung allein bestünde, und wenn es zu 
onst gaͤr nichts tauglich wäre, er sich damit ein euntschiedenes 
Verdienst für die Malerei erworben hat, für das ihm Jeder Dank 
vissen wird, der die Sache einmal ehrlich, vorurtheilslos und ge— 
vissenhaft in Anwendung gebracht hat. 
Ich habe aber weiters Holz mit konzentrirtem Kallkolith 
zrundirt und fand, daß es nicht nöthig ist, die Aststellen vorzu— 
chellacken und daß mithin der Schellack vollständig erspart werden 
kaun. Auf rohes Holz liefert das Kallkolith auch eine sehr schöne 
Lasur, wenn man damit grundirt und nach dem Trocknen mit Leinöl 
oder Firniß einschleift und darauf mit einem guten Lack lackirt. 
Das Material verarbeitet sich sehr angenehm und ist, wenn 
die Vorschriften des Erfinders beachtet werden, jeder Mißerfolg 
völlig ausgeschlossen. Es kann und darf jedoch nur in reinen, gut 
uind luftdicht verschließbaren Gefäßen aufbewahrt werden und dürsen 
Firniß-⸗, Petroleum- und Langenflaschen nie verwendet werden. 
Eine gewisse Reinlichkeit in dieser Beziehung ist unerläßlich. 
Wenn ich das Resultat meiner mit Fleiß und Ernst ange— 
stellten vielfachen Proben zusammenfasse, so kann ich nur sagen, 
daß das Kallkolith wegen seiner vielfachen Verwendbarkeit und 
seine entschiedenen und unbestreitbaren Vorzüge in den verschie— 
densten Fällen des Maler- und Anstreichergewerbes ein unersetz— 
bares, hoͤchst werthvolles Produkt ist, dessen allgemeine Anwendurg 
nur eine Frage der Zeit sein kann, und übernehme ich die volle 
Verantwortung für meine Ausführungen, schreibt man den „Techn. 
Mittheilungen“. 
Erfindungen. 
Das v. Kosinskische Trockenverfahren. Eine 
wesentliche Verbesserung des Berliner Bauwesens, das fich jetzt 
chon durch Schnelligkeit der Arbeit vor demjenigen größerer 
Städte auszeichnet, sind die hier schon kurz erwähnten Vorrich— 
ungen, die Neubauten schneller auszutrocknen, ein Fortschritt, der 
auch in sanitätspolizeilicher Hinsicht alle Beachtung verdienen sollte. 
Nach, den bisher üblichen Methoden wurden meist große trans— 
portable Rostöfen aufgestellt, die die Nacht über in Thätigkeit 
h»lieben, um das Austrocknen der Mauern zu beschleunigen. Unter 
Umständen aber ging das schnell genug, und wurde dann auch das 
veniger trockene Mauerwerk weiter bearbeitet, indem man die 
Entfernung der noch vorhandenen Feuchtigkeit den ersten Insassen 
im Volke „Trockenwohner“ genannt) überließ. Die seit Kurzem 
hier eingeführten, und auch bei dem neuen Flügel des Palais 
Prinz Carl (ietzt Friedrich Carl) in der Wilhelmstraße benutzten 
Apparate des Ingenieurs v. Kosinski aus Warschau, die in 
einer leicht transportabeln Lufterhitzungskammer mit mechanischer 
Luftzufuhr bestehen, vermögen jeden Nothstand in dieser Beziehung 
zu beseitigen, da ihre Wirkung nach amtlichen Tabellen und 
Attesten eine derartig intensive ist, daß auch die kürzeste Frist bei 
gjenügender Anzahl der Apparate ausreicht, Neubauten — ebenso 
auch feuchte Keller und Wohnungen — naächhaltig trocken zu legen.
	        

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