Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Berichte aus verschiedenen Städten 
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Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. Einer der wichtigsten Punkte der neuen Bau— 
»rdnung wird die Festsetzung der zulässigen Höhe der Häuser 
petreffen, bezüglich welcher die Anschauuagen der maßgebenden 
Personen aus sanitätlichen, feuerpolizeilichen und technischen Rück— 
ichten bedeutend von einander abweichen. Die Frage berührt 
»eshalb die naheliegendsten Juteressen der Hausbesitzer und ebenso 
der Miether, weil sie mit den Werthbestimmungen eines Grund— 
tückes, also auch mit dem Ertrage desselben und dem Preise der 
Wohnungen, eng zusammmenhängt. Hier in Berlin macht sich 
das Bestreben, die Höhe der Straßenfronten womöglich einzu— 
chränken, besonders in Rücksicht der Gefahren bei Feuersbrünsten 
geltend, eine Rücksicht, die, wie man weiß, auch zu sehr strengen 
Vorschriften bezüglich der Anwendung gußeiserner Sänlen in 
Magazinen und Innenräumen schon geführt hat. Wenngleich die 
Vorzüge der weniger hohen Hänser, die zunächst Luft und Licht 
der Straße freier gewähren, nicht zu verkennen sind, so wird 
nan doch auch zugestehen, daß die Gesundheitszustände nicht im 
direkten Verhältuiß, der zunehmeuden Haushöhe sich verschlechtern 
ind daß die Schwierigkeit der Rettung bei ausbrechendem Feuer 
zgegenüber der gegenwärtigen guten Organisation und Ausstattung 
des Löschapparates nicht mehr ausschlaggebend in's Gewicht fallen 
ollte. Bei der Aufstellung so entscheidender Punkte, wie die Be— 
timmung der Höhe der Hänser, sollten die Behörden doch nicht 
»ersäumen, sich vorher mit den Meistbetheiligten in's Einvernehmen 
iu setzen. 
Berlin. Es bestätigt sich, daß ein Theil des technischen 
Unterrichtswesens von dem Kultusministerium abgezweigt und 
wiederum dem Handelsministerium unterstellt werden solle. Be— 
ranntlich wurde am 1. April 1879 das frühere Ministerium für 
Handel und Gewerbe und öffentliche Arbeiten in ein Ministerium 
der öffentlichen Arbeiten und ein Ministerium für Handel und 
Bewerbe getheilt. Die Bau,, die Eisenbahn- und die Bergwerks— 
ibtheilungen des früheren Handelsministerinms gingen auf das neue 
Ministerium der öffentlichen Arbeiten über, während das neue 
Ministerium für Handel und Gewerbe aus der 4. Abtheilung des 
rüheren Handelsministeriums gebildet wurde. Ausgeschieden aus 
dieser 4. Abtheilung, der Gewerbeabtbeilung, und an das Kultus— 
ninisterium abgegeben wurden die Angelegenheiten, welche sich auf 
»ie Leitung und Vexwaltung des technischen Unterrichtswesens und 
der technischen Institute beziehen, also die Angelegenheit der Bau— 
zkademie und der Gewerbeakademie, resp. der technischen Hochschule, 
»es Beuth-Schinkel-Museums, der mit der Gewerbeakademie räumlch 
»erbundenen Stationen für Prüfung der Festigkeit von Bausteinen 
ind zu Versuchen über die Festigkeit von Stahl und Eisen, der 
polytechnischen Schulen in Hannover und Aachen, der Porzellan— 
Manußfsaktur, des deutschen Gewerbemuseums und der Provinzial— 
Bewerbeschulen. Wenn nun beabsichtigt wird, einen Theil des 
echnischen Unterrichtswesens von dem Kultusministerium abzu— 
weigen und wiederum auf das Handelsministerium zu übertragen, 
o handelt es sich, wie verlautet, dabei zunächst nur um das ge— 
verbliche Fachschulwesen, welches nach der Ansicht der maß— 
jebenden Kreise mit Rücksicht auf seine engen Beziehungen zum 
Innungswesen zweckmäßiger dem Handelsministerium zugetheilt 
väre. Ohne Zweifel hat namentlich dieser Zweig des Unterrichts— 
vesens in Preußen bisher gegen die Förderung des allgemeinen 
vissenschaftlichen Unterrichts zurückstehen müssen, während doch 
eine sorgfältige Pflege von vielen und für die Hebung des Na— 
ionalwohlstandes besonders thätigen Kreisen der Bevölkerung 
heansprucht werden kann und um so mehr ein dringendes Bedürf— 
niß ist, als andere Staaten nicht müde werden, durch energische 
debung der gewerblichen Fachschulen ihre Konkurrenzfähigkeit zu 
tärken. Ob nun aber das gewerbliche Unterrichtswesen durch 
Loslösung vom Unterrichtsministerium gewinnen kann und wird, 
mnuß vorläufig dahingestellt bleiben. Vor Allem müssen mehr 
taatliche Mittel als bisher für das technische Unterrichtswesen 
flüssig gemacht werden, und zweitens muß endlich der seitens des 
Abgeordnetenhauses bereits am 2. März 1882 gefaßte Beschluß, 
,die königl. Staatsregierung aufzufordern, einen Organisations— 
und Finanzplan bezüglich des niederen technischen Unterrichtswesens 
vorzulegen“, zur Ausführung kommen. „Die auf diese Angeligen— 
Jeit bezüglichen Erwägungen sind innerhalb der Staatsregierung 
noch nicht abgeschlossen“, hieß es in der Seitens der Staats 
regierung dem Abgeordnetenhause im Dezember vorigen Jahres 
unterbreiteten Uebersicht. 
essen Stelle eine Turnhalle zu errichten. Der Bau, welcher sich 
neinem stark verwahrlosten Zustande befindet, wurde im Jahre 
238 begonnen. 
Wien. Schon vor Jahrzehnten hat sich in der öster— 
deichischen Residenz die alte, ehemals den Jesuiten gehörige 
Aniversität als zu klein erwiesen. Insbesondere, seit nach den 
Kevolutionsjahren von 1848 der Andrang der Studentenschaft zur 
Wiener Hochschule sich immer steigerte, machten sich die zu eng 
jewordenen Raumverhältnisse in so empfindlicher Weise fuͤhlbar, 
'aß bereits im Jahre 1854 der Plan zur Erbauung einer neiuen 
Ama mater entstanden ist. Allein wie das in Oesterreich schon 
u gehen pflegt: die Ausführung des löblichen Vorsatzes ließ 
inendlich lange auf sich warten. Es wurden Kommissioñen ein— 
gesetzt, die jahrelange Berathungen pflogen, aber zu keinem end— 
ziltigen Entschlusse gelangen konnten. Und heute möchte man 
agen, daß dem so gut war. Denn alle die Plätze, die zu dem 
rwähnten Zeitpunkt für die Errichtung einer neuen Universität 
us Auge gefaßt worden waren, hatten nach den verschiedensten 
sdichtungen ihre Nachtheile, und keiner derselben konnte sich, sowohl 
vas die Raumverhältnisse, als die Situirung anbetrifft, mit dem— 
enigen Platze messen, auf dem nunmehr das von Ferstel erbaute, 
oeben vollendete Gebäude der neuen Hochschule emporragt. 
Diese steht vor dem sogenannten „Schottenthoöre“, gegenüber 
der herrlichen Votipkirche, nach allen Seiten frei und in einer, 
wenngleich unterbrochenen Reihe mit jenen Neubauten, welche im 
etzten Dezennium entstanden sind und diesen Theil der Wiener 
Ringstraße zu einem der herrlichsten Städtepunkte des Kontinents 
nachen. Die neue Universität steht in einer Reihe mit dem 
vnndervollen neuen Rathhause, mit dem prachtigen neuen Parla— 
nentsgebäude, mit den großartigen neuen kaiserlichen Hofmuseen ꝛc. 
Am Sonnabend, dem 11. d. M., wurde in Gegenwart 
»es Kaisers und unter Theilnahme der gesammten Studentenschaft 
Wiens der Schlußstein zur nenen Wieuner Universität in feier— 
icher Weise gelegt. 
Der Eindruck, den der Bau auf den Beschauer ausübt, ist 
ein imponirender; der Styl ist jener der dentschen Renaissance, 
doch läßt sich nicht behaupten, daß er in allen Details einheitlich 
ind sorgfältig durchgeführt worden wäre. Freilich hatte der Architekt 
Ferstel, der auch die Votivkirche erbaut hat und dem es nicht 
»ergönnt war, die Vollendung der Universität zu erleben, hier mit 
ehr großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Was zunächst die aus 
»em Platze selbst entspringenden Schwierigkeiten hetrifft, so bestanden 
dieselben darin, daß das Terrain von der Front zum rückwärtigen 
Theile des Gebäudes um circa zwei Mecter sich senkte und aus— 
jeglichen werden mußte; eine fernere Schwierigkeit hatte der 
Meister dadurch zu bewältigen, daß die nicht weniger als 8ö Klafter 
ange Hauptfront eine Geschlossenheit und Einheitlichkeit kaum 
ulietz. Ferstel hat, um die allzu monotone Längenentwickelung 
zu überwinden, die mittlere Partie der Hauptfacçade hineingerückt 
ind dieselbe mit einem französischen Dache gekrönt. 
Er hat also das gerade Gegentheil von dem gethan, was 
Schmidt bei dem benachbarten neuen Rathhause mit Leichtigkeit 
zurchführen konnte. Dieser schob die Mitte vor, er bildete ein 
nächtiges Risalit, was ihm freilich durch den Thurmbau unschwer 
jselingen konnte, während Ferstel an demselben Punkte der Stirn— 
eite zu einer Art Einschnitt seine Zuflucht nehmen mußte. Gelang 
s aber dem Meister auf diese Weise, die Gefahr einer Monatonie 
in der Hauptfront zu vermeiden, so hat er doch ungleich weniger 
zlücklich die architektonische Verbindung der verschiedenen Theile 
zes Baues zu Wege gebracht. Die vorspringenden mächtigen 
Seitenflügel erscheinen nicht genügend eng angereiht an den mitt— 
eren Haupttheil; Ferstel stellte die Verbindung durch einen aus 
Zzutten und Festons gebildeten Fries über dem ersten Stockwerke 
ser; aber nicht allein, daß der Fries viel zu zart gerathen ist, 
rweist er sich auch als Band ungleich unwirksamer, als beispiels— 
veise ein Kranzgewinde hier gewesen wäre. Daß Ferstel das 
etztere nicht gewählt hat, kann um so mehr verwundern, als die 
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heile in der Regel des Kranzgesimses sich zu bedienen pflegten. 
illerdings muß angeführt werden, daß die Höhenverhüältnisse der 
Iniversikät ungleiche sind, daß die Seitenflügel ungefähr um eine 
ktage niedriger erscheinen, als der mittlere Hauptstock, und daß 
omit die Führung eines einzigen Kranzgesimses um den ganzen 
Bau einigermaßen schwierig gewesen wäre. 
Allein die erwähnten Maͤngel beeinträchtigen doch nicht wesent— 
ich den sehr guten Eindruck, den das ganze Gebände auf den Be— 
chauer hervorbringt. Günstiger noch als die Außenseite präsentirt 
ich der Junenraum der neuen Universität. Von diesem kann man 
iur sagen, daß er in jeder Richtung wahrhaft grandios ist. Die 
Fingangshalle, von zehn gewaltigen Monolithen getragen, bietet 
»inen imponirenden Anblick. Die Aula, die Bibliothek, die Hörsäle, 
Frankfurt a. M. Die Stadtverordneten-Versammlung 
»on Frankfurt a. M. hat, trotz eines Protestes des dortigen 
Architekten- und Jugenieur-Vereines, der Künstler-Gesellschaft uünd 
anderer Vereine beschlossen, die Dominikaner-Kirche, eines der 
iltesten gothischen Bauwerke Deutschlands abzubrechen, um an
	        

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