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Erfindungen. — Berichte aus verschiedenen Städten
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realschule in Coblenz hinzutritt — bedürfen noch vor dem Ueber—
gang dieser Anstalten an das Ressort des Handelsministers (1. April)
dringend der Linderung.
stein entstiegen nur anfangs einige weißliche Wölkchen, sonst wurden
während der ganzen Daner des Versuches keine sichtbar ent—
weichenden Verbrennungsprodukte beobachte. Ob hiermit nun
endlich die Frage der absoluten Rauchverbrennung eine definitive
Lösung gefunden hat, dürfte die Zeit lehren.
Berlin. Die Einweihung des Polytechnikums soll
nunmehr endgiltig auf den 2. November d. J. angesetzt sein. Vor—
mittags findet Versammlung der Lehrer und Schüler des Poly—
echnikums im neuen Gebäude statt, und zwar brechen dieselben in
gemeinsamem Zuge, wahrscheinlich vom Lustgarten aus, nach Char—
ottenburg auf; hierüber schweben noch Unterhandlungen mit dem
Polizeipräsidium. Der Kaiser und die Mitglieder des kaiserlichen
dauses gedenken um 12 Uhr im Polhtechnikum einzutreffen und
der Feier in der Aula beizuwohnen. Nach derselben ersolgt ein
Rundgaug der höchsten Herrschaften durch die Gemächer und Säle
des großaärtigen Baues: um 3 Uhr findet ein Mittagsmahl im
Zoologischen Garten statt und von dort begeben sich die Studenten
ibermals nach der Hochschule, um zu dem großen Fackelzuge sich
zu ordnen, der dem Rektor dargebracht werden soll. Abends ist
dann offizieller Kommers in der Flora.
Berlin. Mit dem Bau des Westend-Theaters soll
nun in diesen Tagen begonnen werden. Graf Bothmer, welcher
an der Spitze des Unternehmens steht, hofft das neue Theater
bereits im Oktober des nächsten Jahres eröffnen zu können.
Dasselbe soll dem Münchener Residenztheater ähnlich werden, soll
elektrisch beleuchtet und mit einer Bühneneinrichtung nach dem
Asphaleia-System versehen werden. Ganz besonders komfortabel
sollen die Logen im Zuschauerraum und die Schauspielergarderoben
eingerichtt werden. Um nur eine der geplanten Einrichtungen
zu erwähnen, so soll sich neben dem JInspicienten-Pult ein Tele—
phon befinden, durch welches der Inspicient mit jedem Darsteller
in der Garderobe sprechen und diesen auf die Scene senden kann.
Berlin. Ueber den Zustand der Moltke-Brücke, welcher
schon zu so vielen Erörterungen den Anlaß gegeben hat, wurde
gjestern unter Vorzeigung der bereits abgebrochenen eisernen Zug—
tangen in der städtischen Bau-Deputation eingehender Bericht er—
tattet. Darnach ist die Untersuchung zwar noch nicht ganz ab—
jeschlossen, weil man noch nicht zu allen Theilen der eisernen
Bögen gelangen kann; es hat sich aber jetzt schon ergeben, daß der
ganze Oberbau und der obere Theil der Pfeiler bis zum Anfang
—VV——
damente bieten bei der gewählten Art der Ausführung auf Ziegel—
steinbrocken statt auf festem Beton namentlich bei der in Aussicht
genommenen Senkung der Sohle der Spree nicht mehr die ge—
nügende Sicherheit und müssen deshalb höhergestellt werden. Die
Pferdebahnlinie Spittelmarkt-Waldstraße, die wichtigste und sehr
requente Verbindung zwischen dem Mittelpunkt der Stadt und
dem Kriminalgericht, dem Ausstellungspark und Moabit überhaupt,
wird während der Dauer des Umbaues der Brücke nuterbrochen.
Einstweilen ist beim Kgl. Polizei-Präsidium die gänzliche Sperrung
des Verkehrs von beladenen Lastwagen und den schweren Decksitz-
vagen der Pferdebahn beantragt, da die städtischen Baubeamten
uuf Grund der angestellten Untersuchungen erklärt haben, eine
Barantie für den sicheren Bestand der Brück in ihrem jetzigen
Zustande nicht mehr übernehmen zu können, und der Direktion der
Hroßen Berliner Pferdebahn ist von der Lage der Sache Mit—
theilung gemacht, mit dem Anheimstellen, für die Dauer des Um—
baues der Moltkebrücke eine Interimsbahn über die Alsenbrücke
zu legen, da die direkte Verbindung vom Spittelmarkt nach Moabit
vom Publikum nicht mehr entbehrt werden kann. Wie hoch sich
die Kosten des Umbaues mit Allem, was drum und dran hängt,
stellen werden, ist auch noch nicht annähernd zu übersehen, nur
so viel steht fest, daß dieser Betrag kein geringer sein wird. Der
Staatsregierung ist es übrigens nicht unbekanut, daß die Sicher—
heit der Moltkebrücke zweifelhaft ist, denn schon bei der ersten
Probebelastung unmittelbar nach Vollendung der Brücke zeigte die
Bogenkonstruktion solche Deformationen, daß bereits im Jahre
—D
wendig erachtet und angeordnet wuürden. Die städtische Bau—
Deputation hat daher beschlossen, für die weitere Untersuchung
zur Feststellung des Thatbestandes und der für die Rekonstruktion
der Brücke erforderlichen Arbeiten und Kosten die Mitwirkung
der betreffenden Staatsbehörden zu erbitten. Damit erledigt sich
der anfänglich erhobene Anariff gegen die städtische Verwältung
von selbst.
Berlin. Zur neuen Bauordnung. Die Schwierig—
leiten in Betreff dieses, allerdings den vielfachsten Bedenken unter—
iegenden Lokalgesetzes, scheinen sich in neuerer Zeit vermehrt zu
haben. Der Entwurf befindet sich noch immer im Ministerium
ind, wie ziemlich sicher verlautet, ist eine Publikation auch für
Erfindungen.
Verfahren, um Eement für stereochromatische
Bemalung tauglich zu machen. D. ReP. K. 3450. v.
etheilt an Prof. De. v. Koch und Privatdozent Dr. Adamy in
Darmstadt.
In der technischen Mustersammluug Gr. Gewerbvereins be—
findet sich gegenwärtig eine Ausstellung von gegossenen Bau—
ornamenten und Köpfen aus Portland-Cement, welche nach dem
v. Koch'schen Verfahren hergestellt und gefärbt worden sind. Die—
selben erscheinen, soweit sich durch Versuche: — Abbürsten mit
Wasser, Lauge, Efsig in kaltem oder heißem Zustand, längeres
Liegenlassen in der Sonne, im Regen und bei Frost — erkennen
läßt, vollständig witterungsbeständig. Sie verdienen daher für
polychrome Ausführung von Façaden ꝛc. wohl die Berücksichtigung
der Architekten, welche hiermit darauf aufmerksam gemacht werden,
um sich durch eigene Anschauung von der Wichtigkeit der in Rede
stehenden Erfindung überzeugen zu können.
Walzen mit elastischer Rifflung zum Entrinden
von Hölzern. (D. ReP. Kl. 38, Nr. 280183.) Von Franz
Veerziger in Trier. Ueber die Walzen werden Scheiben gezogen,
welche abwechselnd aus elastischem und nicht elastischem Stoff be—
stehen, und sich in der Achsenrichtung bewegen können. Auch
& Spirale lose um die Walzen gelegt und nur an den Enden
efestigt.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Das neue Baubüreau auf dem Bauplatze des
Reichstagsgebäudes ist im Rohbau soweit beendet, daß in den
nächsten Tagen mit dem inneren Ausbau desselben begonnen werden
kann. Für ein Provisorium ist der Neubau recht stattlich, denn
er ist massiv aufgeführt, besteht aus Erdgeschoß und einem Stock—
werk und besitzt bei nicht geringer Tiefe zehn Fenster Front. Die
Zeichensäle befinden sich in der ersten Etage, sie haben außer
Seitenlicht noch Oberlicht erhalten. In etwa zwei Monaten dürfte
das Gebäude beziehbar sein, worauf die Uebersiedelung aus dem
alten Büreau in das neue sofort erfolgen soll. Der noch stehende
südliche Flügel des ehemaligen Raczynski'schen Palais, in welchem
Cornelius während seiner Berliner Zeit bis zu seinem Tode ge—
wohnt hat, wird alsdann, falls es die Witterung erlaubt, sofort
niedergerissen werden. Für die Fortsetzung des Reichstagsbaues
an dieser Stelle bildet er ein erhebliches Hinderniß.
Berlin. (Rauchlose Verbrennung.) Vor einigen Tagen
wurde in Gegenwart der zuständigen Baubehörde, höherer General—
stabs-Offiziere und zahlreicher Techniker im Generalstabsgebäude
das Berndt-Baldermann'sche Gasfeuerungssystem, das
absolute Rauchverbrennung bezweckt, in Betrieb geseßt. Von hervor—
ragenden Autoritäten hat Friedrich Siemens das System der Gas—
jeuerung als dasjenige bezeichnet, das allein eine absolute Beseiti—
gung des Rauches herbeiführen kann, und diese, das ökonomische
wie das sanitäre Gebiet so nahe berührende Frage in einem Bericht
an die „Smoke abatement exhibition“ in London ausführlichst
exörtert. Dieser Fachmann war der Ansicht, daß die Lösung dieses
Systems daran zu scheitern drohe, daß die Anlagen von centralen
Gasgeneratoren praktisch schwer durchzuführen wäͤren. Jahrelange
Versuche der oben angeführten Firma, lokale Gasgeneratoren für
die verschiedenartigsten Feuerungsanlagen zu konstruiren, sind endlich
erfolgreich gewesen und haben die Aufmerksamkeit der Behörden
auf sich gelenkt. Ein vom Märkischen Kesselverein unter Aufsicht
des Vereins-Oberingenieur Abel angestellter Verdampfungsversuch
hat die Vorzüge dieses Systems festgestellt und ist in der „Zeit⸗
schrift des Verbandes der Dampffkessel-Ueberwachungs-Veteine“
ausführlichst behandelt. Es wurde dabei konstatirt, daß bei einem
Kessel, für den der Heizwerth der Kohlen auf 3237 Calorien be—
rechnet war, nur 115 Calorien auf nicht nachweisbare Art ver—
loren. gingen. Es findet daher eine nahezu vollkommene Ver—
hrennung des in der qu. Kohle vorhandenen Kohlenstoffes in dieser
Gasgenerator-Anlage statt. Die im, Generalstabsgebäude vorge—
nommene Einrichtung betrifft einen spiralförmigen Wasserheizungs—
Apparat, der vorher vermittelst vier direkter Feuerungsanlagen'in
Betrieb gesetzt werden mußte. Jetzt werden alle vier Kessel durch
einen mäßigen großen Generator mit Gasfeuerung versehen, dessen
Bedienung im Vergleich zu früher nur den vierten Theil der
Beaufsichtigung erheischt. Auch der Kohlenverbrauch ist ein erheb—
lich geringerer und berechnet sich bis auf 45 pCt. Dem Schorn—