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Mittheilungen über Schulen. — Mittheilungen aus der Praxis. — Konkurrenzwesen.
Jenieur-Direktion in Vorlage gebracht waren. Es handelt sich
im Erbauung einer neuen Kaserne, nebst Exerzierha us und
Nebengebäntde an der Blutenburger— und Marssfelderstraße auf
dem ohnedies dem Miilitärfiskus gehörigem Marsfelde (Exerzier⸗
olatz); für später ist die Erbauunng zweier weiterer Kasernen auf
dem gleichen Terrain in Aussicht genommen. Da sich nun in
rachster Nähe dieser Bauten ohnedies schon die Maximilians—
Artillerie-) Kaserne, das Militärlazareth, das Zeughaus, sowie
die sämmtlichen Militärmagazine befinden, so ist nunmehr auch
sier die in anderen größeren Städten z. Th. schon durchgeführte
Tentralisation der für das Militär nöthigen Bauten einmal ernst—
siich in Angriff genommen. Der erste Vortheil, der hieraus ent—
teht ist der bereits beschlossene Abbruch der Salzstadelkaserne, eines
. Z. für Militärzwecke adoptirten Salzmagazins, welche in un—
niitelbarer Nähe des Centralbahnhofes gelegen seit langer Zeit
schon die Ursache zahlreicher Petitionen von Seiten der Adjacenten
gewesen ist v. R.
Wien. Stucco lustro im nenen Wiener Reichsrathsge—
häude. Der Stucco lustro besteht aus 1 Theil Kalk und 2Theilen
Pearmorstaub, wird mit dem Reibbrettchen aufgetragen, mit dem
Filzstöckchen verrieben und mit polirter Kelle geglättet; zur Politur
simmt man dann 2 Liter Wasser, 99 bis 110 Gramm Wachs,
15 bis 50 Gramm Seife, 20 bis 25 Gramm Sal tartari (wein—
steinsaures Ammoniak), taucht in die Mischung einen wollenen
Lappen und reibt damit so lange als nöthig. Man übertruqg
diesmal nicht nur die Technik der Herstellung der Marmor-Imi—
ationen in Stucco lustro auf die Fixirung figürlicher Malereien,
ondern man änderte auch Einiges au dem technischen Vorgange;
vährend man früher den Glanz durch eine Wachslösung, welche
eingebrannt wurde, herstellte, wurde nun vorerst der Marmor—
nörtel, in welchem bereits die Farbe sitzt, mit heißem Eisen ge—
vügelt und dann erst eine leichte Lage von in Spiritus aufge—
löstem Wachs darauf gerieben und dann mit trockenem Lappen ab—
gewischt und so ein Erfolg erzielt, wie man ihn früher nicht er—
reichen konnte.
Würzburg. Bezüglich des Hauseinsturzes, der Ende
November v J. in Würzburg stattfand, geht mir von befreun—
deter Hand folgende, wörtliche Mittheilung zu:
Der betr. Banmieister, der auf so tragische und selbstver—
chuldete Weise sein Leben endete, war nur ein sogen. Bauspekulant,
der schon mehrere derartige Schwindelbauten zum Nachtheil so
mancher braven Handwerker ausgefiührt hat. —
Ich habe mir die Unglücksstelle selbst angesehen und bin
zur Ueberzeugung gekommen, daß die Katastrophe nur durch
chauerlich schlechte Arbeit herbeigeführt werden konnte; denn
Mörtel und Miaterial waren gut.
An die alte Mauer des Nebenhauses war die neue Brand—
nauer nur angeklext worden und zwar derart, daß sie auf dem
Vorsprung der alten Mauer aussaß. Die Frontmauer hat sich
aun aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutend gesetzt und da das
Mauerwerk ganz ohne regelrechten Verband und die Verankernung
der Balken einseitig und ganz sinnlos hergestellt war, kam die—
elbe in Bewequng und riß die übrigen Baukörper zum Theil wit.
Anm. d. Red. Es scheint also, daß die Vorderfront nicht
jut iundamentirt war, da sie sich sonst unmöglich so viel setzen
fonnte, um das ganze Gebäude mitzureißen.
Mittheilungen aus der Praris.
Schneefänger an Dächern. Um das Herabfallen von
Schneemassen von den Dächern, besonders von Metalldächern un—
nöglich zu machen, werden an den vordern Rändern derselben
nicht selten eiserne, senkrecht nach oben gerichtete Drahtgitter an—
sebracht. Dieselben entsprechen aber ihrem Zwecke, nämlich das
Ibrutschen der Schneemassen zu verhindern, nicht gauz, wenn sie
nit gerader ebener Gitterfläche in die Höhe ragen. In diesem
falle hält ein solches Gitter nur die feste und froststarre Schnee—
läche vom Rutschen ab, aber sobald dieselbe durch Thauwärme
rweicht, nimmt sie eine Art gletscherartige Bewegung und Bieg—
amkeit an, in deren Folge sich die unterste Lage, von der obern
gedrückt, am Schneegitter aufstaut und an demselben emprsteigt,
zis daß letzteres endlich überstiegen ist und die Schneemasse dann
imkippt und vorn abfällt. Es darf dis Schneegitter nicht recht—
vinklig von der Fläche des Daches abstehen, wo sich der eben ge—
childerte unerwünschte Vorgang bei weich werdender Schneedecke
eicht vollziehen kann, sondern es muß vielmehr nach oben gegen
das Dach einen ziemlich spitzen Winkel bilden, so daß sich der ab—
värts schiebende Schnee hier in eiuem so spitzen Winkel nicht so
eicht wenden kann, sondern entweder ganz stehen bleibt, oder,
venn auch etwas emporsteigt, bald nach innen überhängt, durch
igene Schwere dann abbricht und auf den Dachrand zurückfällt.
soch entsprechender ist es aber, wenn das Raundgitter überhaupt
nicht in gerader Form, sondern nach rückwärts gekrümmt in Ver—
vendung bringt, so daß die gletscherartig etwa am Rand auf—
teigende Schneemasse zum Zurückwenden äbsolut gezwungen wird
ind niemals das Schnecgitter übersteigen und herabfallen kann.
Zum Ausfüllen der Fugen in Fußböden eignet sich
eine Mischung aus Leim, Ocker und Sägespähnen. Durch Be—
treichen mit Thromalaunlösung kann dieser Kitt, nachdem er in
die Fugen gestrichen ist, wasserdicht gemacht werden. Die von der
Paplierzeitung vor zwei Jahren beschriebene papierne Fußboden—
»ekleidung wird wie folgt hergestellt. Man reinigt erst den Fuß—
yoden sorgfältig und füllt dann alle Löcher und Spalten mit einer
Masse aus, die durch Tränken von Zeitungen mit einem Kleister
ereitet ist, welchen man aus O,5 kg Weizenmehl, 31 Wasser und
Löffel voll gepulvertem Alaun hergestellt und gründlich zusammen—
Jemischt. Der Fußboden wird dann mit solchem Kleister durchaus
Hestrichen und dann mit einer Lage Manilla- oder anderem kräf—
igen Hanfpapier bedeckt. Will man etwas recht Dauerhaftes
chaffen, so bestreicht man die Papierlage wieder mit demselben
tdleister, legt eine zweite Lage Papier darauf und läßt gründlich
rocknen. Dann kommt wieder eine Lage Kleister und auf diese
ils oberste Schicht Tapetenpapier beliebiger Art. Um diese Ta—
zete noch gegen Abnutzung zu schützen, giebt man ihr zwei oder
mehr Anstriche mit einer Lösung von etwa 250 8 weißen Leim
in 21 heißem Wasser, läßt sie trocknen und beendet die Arbeit
mit einem Anstrich von hartem Oelfirniß.
Konkurrenzwesen.
Die Aufgaben zur Schinkel-Konkurrenz werden,
oweit sie den Hochbau betreffen, in den Kreisen jüngerer Archi—
ekten ziemlich abfällig beurtheilt. Man kann sich eben nicht ver—
jehlen, daß die in den letzten Jahren zur Bearbeitung gestellten
Krojekte sowohl qualitativ wie quantitativ zu der Leistungsfähig—
eit junger Baubeflissenen, die in der Regel ihre Studien noch
licht völlig abgeschlossen haben, in gar keinem richtigen Verhältniß
tehen. Die Aufgabe der vorletzten Konkurrenz bestand in der
Zebauung der Museumsinsel und dabei schloß sich das Programm
iemlich an jenes an, welches im vergangenen Jahr behufs Er—
veiterung und Vervollständigung der Musealbauten vom Mini—
terinm erlassen worden ist. Vor der Betheiligung an dieser
etzteren Konkurrenz warnten aber die Fachblätter alle mittelmäßig
»eranlagten Kräfte mit der Bemerkung, daß die Bearbeitung
olcher Projekte zu schwierig und komplizirt sei. Gieichwohl hatte
nan fast dieselbe Aufgabe als Schinkel-Konkurrenz ausgeschrieben
— wo steckt da die Logik! Als Preis-Aufgabe der letzteren Kon—
urrenz war der Entwurf zu einem Berliner Dom in Verbindung
nit einer Gedächtnißhalle und Begräbnißstätte für das preußische
Königshaus und für ausgezeichnete Männer der Nation gewählt
vorden. In der Bibliothek des Architekten-Vereins sind sür den
mgeren Kreis der Fachgenossen die vierzehn eingegangenen Ent—
vuürfe ausgestellt. Auch dieses Mal läßt sie wiederum erkennen,
»aß die gestellte Aufgabe die Kräfte sämmtlicher Konkurrirenden
ei Weitem überstiegen hat: Mittelmäßigeres hat wohl keine
Schinkel-Konkurrenz ergeben als diese. Ansprechend sind noch die
Eutwürfe mit dem Motto: „Lobe den Herrn“ und „Viventibus
Mittheilungen über Schulen.
Besuch der grosih. Baugewerkeschule in Karlsruhe
im Wintersemester 18883 84.
Die großh. Baugewerke-Schule, welche stets in der Ent—
vickelung borwärts schreitet, mird im laufenden Wintersemester
von 104 Schülern besucht. Die Anustalt zeigt somit seit ihrem
Bestehen die höchste Frequenz. Was die Landesangehörigkeit an—
angt, so sind 100 Schüler aus dem Großherzogthum Baden, 2
uus Rheinpreußen, 1 aus Nassau und 1 aus dem Elsaß. Von
»adischen Amtsbezirken sind vertreten: Karlsruhe mit 22, Mann—
)Reim mit 9, Heidelberg mit 8, Donaueschingen, Emmendingen,
Konstanz und Schopfheim mit je 4, Bretten, Duͤrlach, Freibuͤrg,
Lahr und Mosbach mit je 3, Baden, Bonndorf, Bruchsal, Kehl,
Lörrach, Offenburg, Rastatt, Tanberbischofsheim, Triberg, Vil⸗
ingen und Wertheim mit je 2, Achern, Engen, Neustadt, Pforz⸗
eim. Säckingen, Schwetziugen, Stockach und Weinheim mit je 1
Schüler. Nach der Berufsart vertheilen sich dieselben wie folgt:
Architekten 3, Bauunternehmer 4, Manrer und Steinhauer 48,
Bildhauer 1, Zimmerleute 15, Schreiner 3, Schieferdecker 1, Me—
haniker 3, Wasser- und Straßeubau-Techniker 3, Kulturgehilfen
Sewerbelehrer 10. Zeichenlehrer 3. Reallehrer 2 und' unbe—
stimmt 2.