Mittheilungen aus der Praxis.
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Maßwerkfeldern unmittelbar bei dem großen Uhrfelde ernstere
Historienmalerei. Soviel sich aus den kümmerlichen Resten noch
ersehen läßt, verziert, und in Felder getheilt. Dieses in ge—
branntem Thon ausgeführte, plastische Ornament erinnert an das
Grundmotiv der zuvor
vielfach erwähnten Fenster—
Umrahmungen resp. Krö—
nungen.
Das Vielfache dieser
Krönungen ist hier zu—
sammengeflochten, zum Ab—
schluß des ganzen Ge—
bäudes. Dementsprechend
haben die Façadenmaler
auch ganz ähnlich dem
ireien Walten ihres Ranken—
Ornamentes unterhalb
wiederum hier oben ihr
Stab- und Rankenwerk, so
die plastische Architektur
begleiten, durchkreuzen und
überflügeln lassen, wie es
unten schon bei den Fen—
stern geschah.
Wie dort unten zwi—
schen den gruppirten Fen—
stern im gemalten Ranken—
werk mitunter schon kleine
geflügelte Knäblein erschei—
nen, werden sie hier im
größeren Maßstabe die
Hauptfiguren. Diese
nackten, geflügelten Knaben
sind eines Theils mit Pfeil
und Bogen, andern Theils
mit Schild und Speer
bhewaffnet und scheinen
gegen einander da oben
in den Lüften ein Waffeinspiel zu treiben.
Bei der eben geschilderten, so überreichen Aus—
ildnug des mittleren Giebels der Ostseite in Plastif
und Malerei mußte auch ein reiches, zierliches Ver
klingen der äußersten Architektur des Giebels in
Bögelchen und Fialen stattfinden. Auch dafür finden
sich für den Keuner die unbestreitbaren Spuren in
Sockelresten, Eisenaukern ꝛc noch vor.“
Breslau. Umbau des Amtsgerichts.
Nachdem die Ausschachtungen auf dem Terrain des
als Bauplast für den neu zu errichtenden Flügel des
Amtsgerichts-Gebäudes angekauften vormals Selenke'—
schen Instituts theilweise beendet sind, werden jetzt
die Fündirungsarbeiten, und zwar zunächst die—
jenigen auf dem an der Museumsstraße gelegenen
Theile vorgenommen. Es ist dies eine äußerst
langwierige und zeitraubende Arbeit. Da nämlich
die Kies schichten, die als Bangrund dienen sollen,
ungefähr 3,30 muunter dem Grundwasserstande
liegen, so muß man zunächst, um auf diese zu ge—
langen, das Grundwasser entfernen. Dies geschieht
auf folgende Weise. Aus starken Bohlen zu—
sammengefügte Holzkästen von 2,60 m im Geviert
ind in der Hölhe des zu beseitigenden, durch
durch kleine Baggermaschinen und Sackbohrer ausgehoben. Na—
mentlich letztere, an denen ein an der bohrerförmigen, eisernen
Spitze befestigter Sack die Schlammassen in sich aufnimmt und
durch Hebelvorrichtung zu Tage fördert, erweisen fich als besonders
praktisch. Nachdem so die
festeren Bodenbestandtheile
entfernt sind, bleibt das
Grundwasser allein in den
Kästen zurück. Dieselben
werden nun durch Betons,
eine aus Ziegelstücken und
Cement bestehende Masse,
gefüllt, so daß das Grund—
wasser zurücktritt und ver—
läuft. Auf den so herge—
stellten Betonklötzern werden
Mianerpfeiler von Klinker—
ziegeln und Cement er—
richtet und die Pfeiler
durch Bogen mit einander
verbunden. Diese bilden
alsdann die Unterlage für
das Miauerwerk. Um
Schwammbildung zu ver—
hindern, werden in den
Kellerräumen die Fuß—
böden asphaltirt', die
Schwellen und Treppen
in Granitstein ausgeführt,
und soweit Holz verwandt
werden muß, dieses durch
eine Isolirschicht vom Erd—
boden getrennt. An der
Ecke der Museumsstraße
und des Stadtgrabens
wird ein viereckiger Thurm,
entsprechend denen an der
Neuen Graupenstraße, er—
richtet; ebenso werden die Etagen in gleicher Höhe
wie die des alten Gebändes aufgeführt, und ist
iberhaupt die ganze Anlage so berechnet, daß nach
erfolgtem Durchbruch und hergestellter Verbindung
sich der Neubau haumonisch als Theil des Gameh
in das alte Gebäude einfügt
*
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Fig. 1: Fundament. (Sprinabrußnen)
Mittheilungen aus der Praxis.
Einiges über das Aufbringen der
Mauersteine auf Bauten. Wer haͤufg der—
schiedene Städte zu besuchen Gelegenheit hat und
dabei mit offenem Auge prüft, dem wird auf—
gefallen sein, wie verschieden das Aufbringen der
Mauersteine anf die Neubauten gehandhabt wird
und wieviel Verschicdenheiten hierin bestehen. Letz—
terer Umstand ist vorzugsweise bedingt durch die
Größe des Baues, je nachdem bei großen Bau—
werken Aufzugsmaschinen für Steine“ und Mörtel
rentabel sind oder besonders billige Arbeiter für
diese oder jene Verrichtung gehalten werden, oder
aber ob ein Meister gleichzeitig mehrere Bauten in
Ausführung hat und das Aufbringen der Steine
Fiq. 2: Springbrunnen.
das Grundwasser durchtränkten, schlammigen Untergrundes, im
Ganzen 175 an der Zahl, werden in kleinen Abständen quadrat—
sörmig in den Erdboden versenkt. Der von diesen Holzkästen um—
schlossene Schlammboden wird dann, entweder mit der Hand oder
durch eine fliegende Kolonne auf sämmtlichen Bauten bewirkt, sei
es im Akkord oder Tagelohn.
In den meisten Fällen bleiben gewisse lokale Verhältnisse
und Gewohnheiten für das Aufbringen der Steine maßgebend und