Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Bautechnische Notizen. 
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gethan wurde, scheint nun eine Malweise aufgefunden zu sein, 
welche, richtige und sorgfältige Arbeit vorausgesetzt, allen Anfor— 
derungen in Betreffs Wetterbeständigkeit entspricht, denn thatsächlich 
haben sich die nach selben seit einigen Jahren ausgeführten Ge— 
älde und Facaden, ich erwähne hier nur den Einzug Kaiser 
Ludwig des Bayern am Isarthor, das P. trichhaus an der Porusa— 
straße und das Hötel Bellevue vorzüglich erhalten und es ist in 
Folge dessen auch die Lust an farbiger Außendekoration wiederum 
sebhaft erwacht, wodurch, man mag freilich vom theoretischen, 
architektonischem Standpunkte aus dagegen mancherlei gerechte Be— 
denken erheben, dem modernen Straßenbilde doch eine wohlthuende, 
farbenwechselnde Mannigfaltigkeit gegeben wird. In erster Linie 
sind es nun geschäftsbezügliche Allegorien, reine Ornamentmalerei 
oder auch Hausmarken, für welche der städtische Archivar v. De— 
stouches den Sinn der Bürgerschaft wiederzuerwecken verstand, 
woran diese Farbentechnik zur Anwendung kommt, doch werden 
auch ganze Façaden mit selber, behandelt und erscheint ob seiner 
Originalität, insbesondere das Gröber'sche Haus am Viktuglien— 
markte, welches erst kürzlich vollendet wurde, bemerkenswerth. Dieses 
mit zwei hübschen, in Sandstein ausgeführten Erkern versehen, an 
der Ecke der Frauen- und Reichenbachstraße, zugleich dem höchsten 
Punkte der Umgebung des Marktes gelegene Miethhaus zeigt auf 
feinen, ohne jede plastische Gesimsbildung ausgeführten Façaden 
eine in reicher Farbenpracht durchgeführte Dekoration, zu welcher 
das auf dem Platze zu seinen Füßen pulsirende Leben, in etwas 
vergaugene Zeit zurückdatirt, die Motive hergah. Zwischen den 
Fenstern des ersten Stockwerks erblicken wir lebensgroße. Figuren 
von Bürger und Bürgerin, Bauer und Bäuerin, Händler mit 
Wildpret, Fischen und Gemüsen, Metzger, Bäcker, Köchin und 
sonstige Typen, während nach oben zu die Wandflächen mit Guir— 
ianden der verschiedenen Lebensmittel und dann mit immer leichter 
werdender Ornamentik bedeckt sind. Eine Inschrift besagt, daß 
„Hildebrand Fritz hat die Malerei gemacht, — Seder Anton dazu 
den Entwurf erdacht.“ Daß dem Eigenthümer völlig bewußt war, 
daß er mit dieser Façadendekoration dem Publikum etwas für unsere 
Zeit Neues biete, besagt folgender Spruch: Einer acht's, — Der 
Ändere verlacht's, — Der Tritte betracht's, — Was macht's? 
Die völlig selbständige Richtung desselben aber weiters: „Wenn's 
nur hält, — Und mir gefällt, — Und kost' nit zu viel Geld, — 
Muß recht sein aller Welt.“ Gegen den Markt zu verkündet 
weiter eine Inschrift: „Der Stadt zur Würde — Dem Platz zur 
Zierde — Mir zur Freude — Schmückt ich das Gebäude!“ 
welchen Spruch zum Motto zu nehmen, wir im Interesse der 
Zunst und des Kunstgewerbes vielen Bauherren wünschen. v. R. — 
Spandau. Vor Kurzem ist hier auf dem früheren Mor itz-— 
kirchhof innerhalb der alten Stadt der Bau eines Schnulhauses 
ür die hiesige Bürgerschule in Angriff genommen worden. Auf 
einem Theil des Friedhofes wurde 1768 eine Kaserne erbaut, 
1772 wurde der Kirchhof auf Veranlassung des damaligen Kom— 
mandanten insofern geschlossen, als nur noch gegen bedeutende 
Kosten Begräbnißplätze bewilligt wurden. Während der Belagerung 
1813 beerdigte man wieder alle Todten daselbst. Verschiedene 
Gegenstände, als Sargbeschläge, Spangen, Armbänder, ein silberner 
Kranz ꝛc., sind kürzlich dort gefunden worden, von denen die 
geeignetsten dem Märkischen Musenm übermittelt werden sollen. 
Leimkocher mit Drahthülle. Bei dem Kochen im gewöhn— 
lichen Tiegel geht die Bindekraft des Leimes durch das häufige Festbrennen 
des Inhalts theilweise verloren. Aus diesem Grunde hat man doppel-— 
wandige Gefäße genommen, welche mit Wasser gefüllt wurden, so daß 
der Leim im Wasserbade aufgelöst wurde. Herr Heinrich in Riesa ließ 
sich ein Verfahren patentieren, indem er den Leimkocher im geeigneten 
Abstande mit einem Drahtgewebe umgiebt. 
Da Feuer durch Drahtgewebe hindurch sich in der Regel nicht fort— 
pflanzt, so wird der Leimkocher von der Flamme nicht beruͤhrt und der 
Inhait desselben nur von der strahlenden Wärme zum Kochen gebracht. 
Dabei soll ein Verbrennen der Leimtheilchen nicht stattfinden. 
Verbesserter Klebgummi. Zur Herstellung von solchem giebt 
die „Pharmazeutische Centrälhalle“ folgende Vorschrift: Man setzt 2 
irystallisirter schwefelsaurer Thonerde, in 20 8 Wasser gelöst, zu 280 8 
onzentrierter Gummilösung (2 gein 5 g Wasser). Alaun statt Thon- 
erde verwendet erfüllt dieselbe Aufgabe nur ungenügend. Die gewöhn— 
lichen, wenn auch stark konzentrierten Lösungen des arabischen Gummi's 
versagen den Dienst unter vielen Verhältnissen. Sie durchnässen Druck⸗ 
bogen oder zu schwach geleimtes Papier, ohne zu kleben; sie erlauben 
niht, Pappe auf Pappe, Holz auf Holz zu befestigen oder als Unterlage 
Metällflächen zu benutzen, geschweige denn Glas, Porzellan, Thon ꝛc. zu 
titten. Obiger Zusatz soll genügen, um der konzentrierten Gummilösung 
alle diese Eigenschaften zu ertheilen. 
Baumhöhen zu messen. Man stecke einen Stock von beliebiger 
Länge in die Erde; um denselben ziehe man einen Kreis, dessen Halbmesser 
gerade so viel beträgt, als der Stock über der Erde lang ist. Wenn nun 
der Schatten des Stockes den Kreis berührt, so ist der Schatten gerade 
so lang als der Stock. Zu derselben Zeit messe man den Schatt, ?n s 
hetreffenden Baumes und man hat die Höhe desselben nn. 
(Fortschritt der Zeit.) 
Die größte Uhr der Welt ist die Uhr am Thurme des 
Westminsterpalastes in London, Die vier Zifferblätter der Uhr haben 
22 Fuß im Umfange und jede Minute rückt der Zeiger fast 7 Zoll weiter. 
Die Uhr geht 81,5 Tage, schlägt jedoech nur an 7! Tagen und zeigt 
deshalb selbsi an, wenn das Aufziehen derselben verachlässigt worden. 
Das Aufziehen des Schlagwerks dauert zwei Stunden. Das Pendel isft 
15 Fuß lang, die Räder sind von Gußeisen. Die Stundenglocke hat 
eine Höhe von 8 Fuß und 9 Fuß im Durchmesser; sie wiegt fast 15 
Tonnen, und der Hammer allein wiegt über 4600 Pfund. Die Glocke 
schlägt die Viertelstunden, und die Stenographen im Parlamente regeln 
nach ihr ihre Arbeit, indem bei jedem Schlage ein Stenograph von einem 
andern abgelöst wird; der Abgelöste zieht sich zurück, um die Notizen zu 
schreiben, welche er während der 15 Minuten genommen hat. 
Petroleum als Mittel gegen den Hausschwamm wird 
in einem, dem „Niederschl. Anz.“ zugegangenen Schreiben eines Herrn 
Karl Schöndorf aus Sprottau in folgender Meise empfohlen: „Vor 
nunmehr neun Jahren entdeckte ich in einer von mir bewohnten, parterre 
belegenen trockenen Stube plötzlich an einer Wand und unter der Dielung 
den fatalen Hausschwamm. Derselbe hatte bereits eine Fußbodenfläche 
hon zwei Meter Breite, bei fünf Meter Länge total zerstört (der Fuß— 
boden ist ca. 30 Jahr alt) und bei näherer Nachforschung stellte sich 
heraus, daß der Schwamm das angrenzende Zimmer im Nachbargebäude 
zänzlich verdorben hatte. Zunächst ließ ich alles anscheinend angefressene 
dolz, sowie auch den Schutt in einer Tiefe von 50—60 Centimeter fort— 
chaffen. Nachdem auch noch die Nachbarwand sorgfältig ausgekratzt und 
nit Cement gehörig verputzt war, ließ ich neue Dielen und neue Lager— 
hölzer, welch“ letztere in trockene Schlacke zu liegen kamen, einlegen, doch 
iiehe da, im dritten Jahre nach dieser Renopbirung kam der Schwamm 
vieder an die Oberfläche und hatte sämmtliche neugelegte Dielen wieder 
überwuchert. Ich gebrauchte nun folgendes Mittel: Sämmtliches vor 
wei Jahren neu gelegtes Holz ließ ich herausnehmen und von allen 
Seiten drei- bis viermal mit Petroleum bestreichen, die Lagerhölzer 
ußerdem noch mit zwei Centimeter weiten Löchern von oben versehen 
und einigemale mit Petroleum vollgießen Hierauf ließ ich sämmtliches 
vom Schwamm angefressenes Holz wieder auf die alte Stelle legen, nach— 
dem ich auch die alten Schlacken mit ungefähr 20 Pfd. Petroleum be— 
Jossen hatte. Dieses Mittel hat sich gun vorzüglich bewährt, denn bis 
heute, nach sieben Jahren, hat sich noch keine Spur von Schwamm vor— 
zefunden. Ich gestatte mit Vergnügen, daß sich jeder dafür Interessirende 
davon bei mir selbst überzeugt.“ — Die Breslauer „Mittheilungen für 
Brundbesitzer“ fügen dem Vorstehenden hinzu, daß ihnen auch aus der 
Mitte des Breslauer Hausbesitzer-Vereins Mittheilungen zugegangen seien, 
wonach sich die Anwendung des Vetroleums gegen Hausschwammbildun gen 
nutzbringend gezeigt habe. 
Neue eiserne Gitterpfosten. Bei der Errichtung von eisernen 
Bittern ist es sehr wichtig, die Pfosten derart in die Erde einzusetzen, 
daß sie auch dauernden Halt bieten und Stürmen ꝛc. vollkommen wider— 
ttehen. Die meist angewendeten Pfosten entsprechen diesen Bedingungen 
nicht immer. Bessere Dienste leistet ein von dem Amerikaner James 
Carpenter erfundener. Derselbe besteht aus einer eisernen Stange, welche 
den Gitterpfosten zu bilden bestimmt ist und die unten eine scharfe Spitze 
besitzt. Sie ist mit einer Art Mantel umgeben, dessen Oberstück un— 
mittelbar über der Oberfläche zu liegen kommt und welcher zwei in ent— 
zegengesetzter Richtung vom Schilde desselben abgehende Seitentheile hat. 
Durch diese Vorrichtung wird bewirkt, daß die Stange ungemein fest in 
der Erde steht. Diesem Pfosten wird nachgerühmt, daß zwei Mann da— 
mit an einem Tage mit Leichtigkeit einen Zaun von 400 Meter Länge 
fertig stellen können, weil die Pfosten immer zwei Meter von einander 
abstehen und drei Querstangendrähte, die mittelst ovalförmig geschlagener 
Ringe an die Pfosten befestigt werden, zur Verwendung kommen. 
Bautechnische Notizen. 
Politur ohne Leinöl für Schreinerarbeiten. Wenn eine 
Schreinerarbeit poliert werden soll, hat, bekanntlich das Schleifen voraus— 
zugehen, welches mit Bimsftein und Leinöl zu geschehen pflegt. Damit 
die Arbeit gut von statten gehe, ist das Leinöl in hinreichender Quantität 
anzuwenden, was häufig den Uebelstand mit sich bringt, daß die eigent— 
liche Polierarbeit nicht gut gelingt, indem die mit Schellack polierten 
Flächen später Oel ausschwitzen, wodurch daraufgelegtes Papier fleckig 
wird und die Politur einen sich rauh anfühlenden schmutzigen Beleg und 
ein so widerliches Ansehen erhält, daß ein Aufpolieren unvermeidlich er— 
scheint. Zu Vermeidung dieses Uebelstandes schreibt Ch. Bergeat im 
Polytechn. Notizblatt“: „Ich habe im vergangenen Sommer eine An— 
ahl Tische und Schränke nicht mit Leinöl schleifen, vielmehr bei dieser 
dven und dem nachfolgenden Polieren mit Schellack jedes Oel vermeiden 
lassen; statt dessen wurde flüssiges Paraffin, Paraftin liquidum P. G. II, 
angewendet und eine tadellose Politur erhalten. Das flüssige Paragffin 
(von Gehe &Co. in Dresden bezogen) giebt als nicht trocknende, farb— 
und geruchlose Flussigkeit keine hartwerdende Ausschwitzung, ist äußerst 
leicht beweglich und abwischbar, und in Folge seiner Eigenschaft, festes 
Paraffin bei der Temperatur heißen Wassers aufzulösen, kann seine An— 
wendbarkeit verschiedenen Bedürfnissen leicht angepaßt werden. Das 
Polieren geht auf einer mit Paraffiu geschliffenen Fläche ausgezeichnet 
gut von statten, besonders wenn mit sehr verdünnter weingeistiger Schellack— 
lösung der Anfang gemacht wird. Das flüssige Paraffin ist nicht theurer 
als reines Leinöl und fast in jeder Apotbeke zu haben.“ 
Redaktion: Heieserr in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — 
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers 
Drud von H. S. Hermann in Beun
	        
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