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Mittheilungen über Ausstellungen. — Mittheilungen aus Vereinen. — Erfindungen. — Mittheilungen aus der Praxis. 810
Mittheilungen über Ausstellungen.
Eine Kunstgewerbe-Ausstellung in Köln im
Jahre 1886. Der rührige „Gewerbeverein für Köln und Um—
gegend“ hat, wie wir der „Kölu. Volksztg.“ entnehmen, den Plan
gefaßt, für den Sommer 1886 eine Ausstellung kunstgewerblicher
Erzeugnisse der Provinzen Rheinland-Westfalen und der angrenzen—
den Bezirke zu veranstalten. Für große internationale Judustrie—
Ausstellungen ist man mit Recht etwas ausstellungsmüde; aber
Spezial-Ausstellungen sind überall erfolgreich. In dem Riesen—
Rahmen einer umfassenden Industrie-Ausstellung verschwinden die
naturgemäß an Umfang unbedeutenden Gebilde des Kunsthand—
verks; der Besucher, verwirrt von dem großartigen Gesammt—
getriebe, hat nicht die nöthige Zeit und Ruhe zur eingehenden
iebevollen Prüfung jener Erzeugnisse. Wie ganz anders in einer
Spezial-Ausstellung solcher Produkte! Da hebt Eins das Andere,
ind auch das Unscheinbare findet Beachtung und fordert zu Ver—
Jleichen heraus. Daß in den gewerbreichen beiden Provinzen mit
hrem jetzt schon so hoch entwickelten Kunsthandwerk die gesunde
Unterlage für die geplante Ausstellung vorhanden ist, darüber
fann, nach der genannten Zeitung, kein Zweifel bestehen. „Eine
solche beschränkte Spezial-Ausstellung bietet — wegen der weit
gzeringeren Kosten — auch dem kleinen Meister Gelegenheit, sich
zu betheiligen. Dies ermuthigt Hunderte bescheidener Künstler,
nitzuthun, welche einer großen Industrie-Ausstellung fern bleiben
würden, aus Furcht, unbeachtet und ungesehen nutzloöse Kosten auf—
zuwenden. Wie sehr aber auch kleine Leute den Nutzen einer gut
zingerichteten Ausstellung zu schätzen wissen, das zu bemerken hatte
man schon im Jahre 1880 in Düsseldorf hinreichend Gelegenheit,
obwohl dortselbst das Kunstgewerbe und seine Kleinmeister hinter
her gewaltigen Industrie sehr zurücktreten mußten. Als ein be—
sonders guter Gedanke muß dann noch bezeichnet werden, daß mit
der geplanten Ausstellung auch eine solche kunstgewerblicher Alter—
hümer verbunden werden soll, damit die ausgezeichneten Vorbilder
unserer kunstreichen Vorfahren unser heutiges Kunstgewerbe zu den
höchsten Leistungen anspornen, um keinen Vergleich scheuen zu
müssen. Die reizende Alterthümer-Ausstellung in Düsseldorf 1880
litt eben auch unter der erdrückenden Uebermacht der dort in die
Erscheinung tretenden Groß-Industrie; sie ist nur von den Kennern
und Liebhabern, nicht aber von der großen Masse genügend be—
ichtet worden. Das wird in Röln anders sein, und dieser Um—
jtand sichert auch eine rege Betheiligung kunstliebender Privaten,
die ihre Schätze der Allgemeinheit zugänglich machen sollen. Was
an werthvollen Gegenständen des Kunstgewerbes allein hier in
Köln sich im Privatbesitz befindet, davon hat manch' Einer keine
Ahnung. Denkt man dann noch an die Kunstschätze unserer Kölner
Kirchen und so unzähliger anderer Gotteshäuser in den Rhein—
anden und Westfalen, dann geht aus alledem klar hervor, welch'
ungeheurer Vorbilder-Reichthum bei planmäßiger, geschickter Durch⸗
jiührung sich nutßzbar machen läßt.
Der Vortragende schloß mit der Bitte an die Versammlung,
)as menschenfreundliche Bestreben des Arbeitsnachweises, wo man
»azu immer Gelegenheit finden möge, nach besten Kräften zu
ördern. In der darauf folgenden Debatte fand der Vortragende
von einigen Gästen eine ziemlich lebhafte Opposition, in welcher
heils eine prinzipiell entgegengesetzte Anschauung von der sozialen
lufgabe des Staates zum Ausdruck kam, theils leider auch rein
ersönliche Momente, durch deren Geltendmachung der guten Sache
pahrlich wenig gedient ist und die man als eine Verletzung des
ßastrechts bezeichnen muß, hörbar wurden. Es ist dringend zu
pünschen, daß die als Gäste in derartigen Vereinsversammlungen
erscheinenden agitationsfreudigen Herren die Würde und den
riedfertigen Ton respektiren, wie sie dem Verein und der Sache
ingemessen sind. — g.
Erfindungen.
Trocknen von Holz mittelst wasserentziehender Stoffe.
Dem Trocknen des Holzes wird bekanntlich die uneinge—
chränkteste Beachtung gewidmet. In neuerer Zeit wurden vielfäch
Versuche gemacht, die im Holze euthaltene Feuchtigkeit durch die
erschiedensten Stoffe anfnehmen zu lassen, welche Verfahren zum
Begenstande von Patenten geworden sind. So erhielt u. A.
F. Roßdeutscher in Potsdam ein Patent auf das Verfahren, das
dolz durch Einbetten in Knochenkohle, Beinschwarz oder Torfstreu
u trocknen. Neuerdings wurde ein Verfahren zum Trocknen von
hölzern patentirt, darin bestehend, daß man die zu behandelnden
Hölzer in einem entsprechenden Gefäß entweder einzeln oder in
—
Materialien, als z. B. Kochsalz, Chlorcalcium oder Gemischen
ieser Stoffe, während einer Zeitdauer von 10 — 20 Tagen, je
iach Stärke und Art der Hölzer umhüllt. Das zu trocknende
dolz kann in Form von rohen Stämmen, welche von der Rinde
efreit oder behandelt werden, was wie folgt geschieht: In einem
ntsprechenden offenen oder geschlossenen Gefäß, welches je nach
Zedarf der äußeren Gestalt der zu trocknenden Hölzer konstruirt
ein muß, werden die letzteren einzeln oder in größerer Anzahl
— allseitig von der
reuchtigkeit, bezw. wasserentziehenden Substauz umhüllt sind.
Zolche Substanzen sind vorzugsweise Kochsalz, Chlorcalcium ꝛc.,
eren Anwendung sich je nach Güte, Stärke und Art der zu be—
sandelnden Hölzer richtet. In gewissen Fällen kann man auch
Bemische von Kochsalz mit Chlorcalcium, Alaun, Karbolsäure oder
ihnliche Stoffe zum Trocknen des Holzes nach vorliegendem Ver—⸗
ahren benutzen. Letztere Beimischungen werden deshalb gewählt,
veil sie zur Konservirung des auf solche Weise getrockneten Holzes
‚eitragen. Die Haupisache ist, daß dem Holze der Pflanzensaft
ind das Wasser durch irgend eine hygroskopische Substanz ent—
jzogen wird, und somit das schnelle Trocknen bei eventueller Im—
xrägnirung mit antiseptischen Mitteln erreicht werden kaun. Das
o getrocknete Holz wird noch einige Zeit der atmosphärischen Luft
uusgesetzt und soll dann vollkommen für die Zwecke der Tischlerei ꝛc.
brauchbar sein. Dieses Verfahren wurde den Herren Jacob
A. Koch in Galveston (Texas) und Wilhelm Herre (in Firma
W. Herre u. Co. in Berlin und Potsdam) patentirt.
Mitheilungen aus Vereinen.
In der am 2. d. M. im Knorr'schen Saale, Mohrenstraße
Nr. 47, abgehaltenen Versammlung des Vereins Berliner
Kaufleute und Industrieller trug der Vorsitzende des Cen—
ralvereins für Arbeitsnachweis in Berlin, Herr J. Ro—
henberg über „Arbeitsämter“ und „Arbeitsnachweis“
hor. Er gab zunächst eine anschauliche Schilderung von dem Ent—
stehen, Gedeihen und Wirken des genannten menschenfreundlichen
Vereins unter Vorführung eines interessanten, mit großem Ver—
ständniß gesammelten statistischen Materials. Wir registriren hier
nur, daß der Verein in etwa anderthalb Jahren fast 7000 Ar—
beiter placirt hat und gegenwärtig mit etwa 6000 Arbeitgebern
in Verbindung steht. Treffend hob der Vortragende hervor, daß
gerade die Ausdehnung des Arbeitsnachweises auf alle möglichen
Branchen der Erwerbsthätigkeit sich als nothwendig erwiesen habe,
da es in außerordentlich vielen Fällen darauf ankomme, den, in
einer Branche arbeitslos gewordenen Personen zeitweise, oder auch
wohl für immer Arbeit in einer anderen Branche zu vermitteln.
Ferner wurde darauf hingewiesen, welch hochbedeutsamen Faktor
die individuellen Neigungen und Charaktereigenschaften des Ar—
beitnehmers bei der Arbeitsvermittelung bilden, und daß dadurch
namentlich bei der Versendung von Arbeitern nach außerhalb, wie
sie das Büreau mehrfach veranstaltet habe, dem Arbeitsvermittler
eine schwere Verantwortlichkeit erwachfe. Gerade deshalb sei es
bedenklich, von Staatswegen die Arbeitsvermittelung in die Hand
zu nehmen und damit den Arbeitern gewissermaßen ein Recht auf
Arbeitsnachweis einzuräumen. Der Staat solle sich, wie er dies
auch bei anderen humanitären Zwecken bereits thuüt, mit der wohl—⸗
wollenden Unterstützung der Vereinsthätigkeit begnügen.
Mittheilungen aus der Prarxis.
„Von der Württemb. Holzwaagaren-Manufaktur zu
Eßlingen geht uns nachstehendes Schreiben zu:
„Von verschiedenen unserer Agenten, zumeist Baubeflissenen und
Ihren Abonnenten, wurden uns Exemplare der Nr. 40 Ihres ge—
chätzten Blattes übersandt, um Einsicht von einem Artikel zu
sehmen, der unter der Rubrik „Erfindungen“ ein angeblich „neues
S„ystem von Aufzug-Jalousien — erfunden von der Firma Her—
nann Mübller in Düsseldorf“ behandelt.
Als Industrielle der Jalousien- und Rollladen-Branche und
ils Sachverständige erlauben wir uns Ihnen mitzutheilen, daß
zie von Herrn Hermann Mküller angeblich erfundene Konstruktion
eit Jahrzehnten in Deutschland in vielen tausenden von Exemplaren
illgemein im Gebrauch ist. Beispielsweise wird sie von der Firma
F. Leins u. Co. in Stuttgart seit 25 Jahren angefertigt.
Es ist uns zwar bekaunnt, daß Herr Müller in Annoncen
chon längst in ähnlicher Weise diese Jalousie als neueste Er—
indung — auf der Patent-Ausstellung in Frankfurt a. M. prä—
niirt ꝛc. in reklamesüchtiger Weise empfiehlt. Dagegen aufzutreten,
ühlten wir uns nicht bemüßigt.
Nachdem aber ein hochangesehenes Fachblatt benutzt wird,
im in anscheinend gemeinnütziger Weise eine nicht genug zu brand—
narkende Reklame fortzusetzen, sehen wir uns im Interesse unseres