Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Entscheidungen und Bauprozesse. — Bautechnische Notizen. — Brief- und Fragekasten. 
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platz für das auf der Isar in der Form von Flößen aus dem 
Gebirge herabbeförderte Nutzholz, nicht mehr an ihrem seitherigen 
Platze unweit der Maximiliansstraße verbleiben kann, sondern der 
Durchführung der bereits begonnenen Isarquaistraße weichen muß. 
die nunmehr der Stadt gehörigen Auen am linken Ufer aber 
hierfür vorzüglich geeignetes Terrain bieten und zugleich die oben 
erwäͤhnten disponiblen Wasserkräfte für Holzbearbeitungsanlagen 
zünstigst gelegen, also auch leicht verwerthbar sind.“ v. R. 
Newyork. Licht, Wärme und Triebkraft von 
einer einzigen Kompagnie geliefert. Die Newyork-Steam— 
Company, deren Anlagen bereits früher beschrieben sind, legt 
nun, wie der „Techniker“ erfährt, ihre Röhrenleitung durch 
die 5. Avenue, zusammen mit einer zweiten Röhre für eine elek— 
trische Drahtleitung. Sie liefert bereits im unteren Theile New— 
York's Dampf für“ den Elevator-Betrieb, zur Heizung und zu 
hdielen anderen mechanischen Zwecken, sowie zum Treiben von 
Dynamos für elektrische Beleuchtung. Das neue Gebäude der 
„Mutual Life Jus. Co.“ wird mittels einer sechszölligen Röhre 
zum Betriebe seiner Elevatoren, zur Heizung und, zum Treiben der 
Dynamos für 1800 elektrische Lichter mit Dampf versehen. Die 
hefagte Kompagnie will aber jetzt auch direkt von ihren eigenen 
Dynamos elektrische Beleuchtung an Abonnenten liefern. Zur 
Nächtzeit haben die Dampfanlagen sonst keine Verwendung, und 
nun glaubt die Kompagnie, elektrisches Licht mittels des über— 
flüssigen Dampfes sehr billig liefern zu können. 
pumpen ein sehr sanftes Senken des Blottes bewirkt werden konnte. 
Vorher war die Fundamentsohle mit Hilfe einer Taucherglocke sorgfältig 
geebnet und für die Aufnahme des Blockes vorbereitet worden.“ Der 
Arbeitsfortschritt betrug 110 laufende Meter Quaimauer pro Jabhr. d. i. 
ungefähr 168 kKbmepro Tag. Die Kosten der Apparate und Werfte 
beliefen sich auf 312,000 . und die Gesammtkosten der Blockherstellung 
und Versenkung (eine 15jährige Dauer des Baues gerechnet) pro Kubik— 
meter auf 25,10 1. Hierzu kommt noch der Aushub und das Ebnen 
der Fundamentsohle, dessen Kosten mit 4.19 beziffert werden. 
Brief⸗ und Fragekasten. 
—Herrn Architekten M. in P. Senden Sie uns die betreffende Skizze 
nebst einem erläuternden Berichte gefälligst ein, dann werden wir Ihnen 
unsere Ansicht mittheilen, während dies nach den uns gemachten allgemeinen 
und ungenauen Angaben unmöglich ist. 
Herrn Zimmermeister N. in B. Das längere Liegen von Bauhölzern 
im Wasser ist durchaus nicht schädlich, wenn es die Dauer von 2bis höchstens 
3 Jahren nicht übersteigt. Hölzer, welche im Wadel gefällt sind und länger 
als bis Ende Juni trocken in unbearbeitetem Zustande liegen bleiben, werden 
blau, d. h. sie stocken. Das beste Mittel hiergegen ist, daß man sie in's 
Wasser bringt; die Hölzer laugen hier aus und werden dann nicht blau. 
Ist kein Wasser in der Nähe, welches sich zum Lagern der Hölzer eignet, 
dann müssen die Hölzer wenigstens von der Rinde befreit und auf Lager— 
hölzer gelegt werden, damit sie mit der Erde nicht in Berührung kommen. 
Die Hölzer bekommen aber bei diesem Verfahren sehr viele Risse und ebenso 
wird das Blauwerden in der Regel nicht vollständig vermieden. 
Herrn Maurermeister A. in Sch. Die Güte des Cements an der 
Farbe erkennen zu können, ist zwar nicht vollständig sicher, aber doch im 
Großen und Ganzen ausführbar. Die Farbe eines guten Portland-Cements 
muß eine graue sein, sie darf nicht in's Gelbliche spielen, sondern muß einen 
Stich in's Bläuliche oder Olivengrüne haben. Eine bläuliche Farbe ist immer 
ein Zeichen, daß der Cement bei geringer Menge Eisen einen höheren Kalk— 
gehalt hat; eine dunkelgrüne Farbe deutet auf hohen Eisengehalt bei gutem 
Zrande; derselbe hat jedoch eine geringere Güte, als der zuerst genannte. 
Hat der Cement eine gelblich- oder röthlich-graue Farbe, so läßt sich ein 
geringwert,iges Material vermuthen, dem ungahr gebranntes oder im Ofen 
zerfallenes Material zugesetzt worden ist Weiße natürliche Cemente sind 
uns unbekannt, wir glauben auch nicht, daß es solche giebt. Gefärbte Ce— 
mente erhält man durch Zusatz von geeigneten Farben, also weiken Cement 
etwa durch Zusatz von Barytweiß 
Herrn Maurermeister Xnin O. bei R. Die einfachste Badeeinrichtung 
ist diejenige, bei welcher die Badewanne durch kommunizirende Röhren mit 
dem im Badezimmer selbst stehenden Badeofen verbunden ist. Dieser letztere 
ist so eingerichtet, daß in dem Maaße, wie warmes Wasser in die Wanne 
rbgelassen wird, kaltes Wasser aus der Wasserleitung in ihn einströmt; der 
RRfen wird iedesmal etwa eine halhe Stunde vor der Benutzung des Bades 
zeheizt und das Badezunmer gleschzeitig genügend erwärmt. Soiche Ein— 
ichtungen nerden von sehr oielen Firmen ausgeführt., welche in den mieisten 
Fällen gut und ausreichend sind. 
Herrn P. & K. in 8t. Der Unfug, daß auf den Baugewerkschulen 
ogenannte Meisterprüfungen abgehalten wurden, dürfte sich jetzt nur noch 
ehr vereinzelt vorfinden; dagegen halten die meisten Baugewerkschulen Ab— 
zangsprüfungen ab, über deren Ergebniß Abgangs-Zeugnisse ausgestellt 
verden. Wenn nun ein Bauhandwerker aus einem derartigen früher er— 
—00— 
»emselben in der Art brüstet, daß er anderen Baugewerbetreibenden gegen— 
über sich als klüger hinstellen will als diese, weil dieselben keine Prüfung 
zemacht haben, so kann man über jenen wehl nur mitleidsvoll lächeln. 
Sein ganzes Verdienst und seine ganze Tüchtigkeit besteht wahrscheinlich 
darin, daß er jenes Meisterdiplom besitzt, sonst würde er es nicht nöthiä 
jaben, so ungemein auf dasselbe zu pochen. 
Herrn Tischlermeister .in J. K Wenn man im gewöhnlichen Leben 
inter dem Namen Ebenholz stets eine Holzart von schwarzer Farbe versteht, 
o ist dies doch unrichtig, da es auch grünes und rothes Ebenholz giebt. 
Das schwarze Ebenholz stammt von 2 verschiedenen Bäumen aus dem Ge— 
ichlechte der Dattelpflaumen, welche in den Wäldern von Ostindien und 
Leylon wachsen. Es ist vollkommen kohlschwarz und schwimmt im Wasser 
nicht, da sein spezifisches Gewicht 1,05 bis 1,21 ist. Ein Erkennungszeichen 
für echtes Ebenholz ist das Verbreiten von Wohlgeruch, wenn es auf glühende 
dohlen gelegt wird. Die schlechteren Sorten sind bräunlichschwarz oder schwarz—⸗ 
braun mit hellen Streifen und Flammen. Das grüne Ebenholz kommt von 
einem in Ost- und Westindien wachsenden Baume der ebenholzaäartigen Brya. 
Es ist olivengrün oder grünlichbraun mit helleren oder dunkleren Längen— 
streifen, und ebenso dicht, hart und schwer, wie das schwarze Ebenholz. Das 
rothe Ebenholz, auch Granatill- oder Grenadill-Holz genannt, stammt von 
einem in Ost- und Westindien, sowie in Afrika wachsenden Baume aus dem 
Beschlecht der Dattelpflaumen. Es ist rothbraun mit dunklen Flammen und 
Streifen und ebenfalls sehr hart und fest. 
Herrn Maurermeister D. in E. Der Gegenstand ist von uns so oft 
im Brief- und Fragekasten erörtert, dak wir Sie bitten müsien. sich die be— 
treffenden Nummern aufzusuchen. 
Herrn Bauunternehmer 52. in V. Die politischen Zeitungen bringen 
über die Verhandlungen der zur Regelung des Submissionswesens einbe— 
rufenen Konmmission fast täglich so Ausführliches, daß wir doch jedenfalls in 
inem wöchentlich erscheinenden Blatte damit zu spät kommen würden. Etwas 
Anderes ist es, wenn Sie wünschen, daß wir die Resultate jener Verhand— 
ungen bringen sollen; das wird jedenfalls geschehen. 
Herrn Bautechniker G. in L. Wir können Ihnen in einer reinen 
Privatsache, die unsere Leser absolut nicht interessirt, doch hier keinen Rath 
»r7theilen 
Entscheidungen und Bauprozesse. 
Das zum Neubau eines Hauses aufgestellte Gerüst 
war zusammengebrochen, und hatten dabei mehrere Arbeiter nicht 
unerheblichen Schaden erlitten. Der den Bau ausführende Maurer— 
meister wurde auf Entschädigung in Anspruch genommen und 
schließlich auch vom Reichsgericht (J. C.“S. U. vom 29. IX. 1884 
231/84) verurtheilt. Bei gehöriger Sorgfalt seien derartige Ge— 
rüste haltbarer herzustellen, und es müsse, da andere Umstände 
nicht ersichtlich seien, angenommen werden, daß der Bruch des 
Gerüstes infolge einer Vernachlässigung der obliegenden Sorgfalt 
eꝛrmöalicht sei 
Frankfurt a. M. (Obexlandesgericht,) Bei dem 
Reubau des Hauses „zum Schiff“ in der alten Mainzergasse fiel 
einem Maurerlehrling, Namens Henkel, beim Abbinden des Ge— 
rüstes ein Hammer auf den Kopf. Derselbe durchschlug die Schä— 
deldecke und legte das Gehirn blos. Trotz der schweren Ber— 
letzung genas der junge Mensch, ohne jedoch ferner für schwere 
Arbeiten tüchtig zu sein. Auf Grund des Unfallgesetzes wurde 
nun derselbe gegen seinen Arbeitgeber Helfmann klagbar. Der 
Prozeß, in welchem eine lebenslängliche Rente in Anspruch ge— 
nommen wurde, nahm mehrere Jahre in Anspruch. In den ver— 
schiedenen Instanzen wurden nach allen Richtungen hin Zeugen 
vernommen und endigte im Frühjahr dieses Jahres der Streitfall 
mit Abweisung des Klägers, weil der Gerichtshof nach Abhörung 
einer Menge von Zengen die Ueberzeugung gewann, daß man es 
im vorliegenden Faͤlle mit einem außer dem Bereiche des mensch— 
lichen Willens liegenden Zufall zu thun habe. Hiergegen legte 
der Kläger Berufung ein, welche kürzlich vor dem Oberlandesgerich 
verhandelt wurde. Zwei Sachverständige wurden vernommen 
welche übereinstimmeund sich dahin aussprachen, daß hier kein Ver— 
säumniß der nöthigen Obsorge vorliege. Sonach mußte der arme 
Kläger wieder abgewiesen werden. Aber noch vor der Feststellung 
des Erkenntnisses machte der Beklagte, dem die Noth des Menschen 
zu Herzen ging, einen Vergleichsvorschlag und erbot sich, ein für 
allemal 1200 Mark zu zahlen. Nach aufänglichem Zögern ging 
der Kläger auf Zureden des Gerichtspräsidenten auf diesen Ver— 
gleichsvorschlag cin 
Bautechnische Notizen. 
Künstliche Blöcke bei Seebauten. Ein Beispiel der Ver 
wendung ungewöhnlich großer gemauerter Blöcke bietet eine Quaimauer 
zu Dublin. Die Blöcke haben einen Inhalt von je 147 k‘bw und ein 
Gewicht von ungefähr 3761t; ihre Höhe beträgt 8,7 m, ihre Länge 3,61m. 
Die Blöcke bessehen aus Vruchsteinmauerwerk in Concret aus 1 Thei 
Portland-Cement und 7 Th. Sand und grobem Schotter. Dieselber 
wurden auf, einer eigens errichteten Werfte in der Nähe der Verwen 
dungsstelle in hölzernen Formkästen nach dem Profil der Mauer aufge 
baut, und erforderte die Herstellung eines solchen Blockes 354 Wochen 
Nach 10 Wochen Erhärtung wurde der Block mit Hülfe eines großen 
für diesen Zweck eigens konstruirten eisernen Pontons, der mit einer 
14pferdigen Dampfwinde und einem Scheerenkrahn ausgestattet war, an 
den Ort der Verwendung transportirt. Der Ponton hatte im Hinter— 
theile als Gegengewicht einen Wasserkasten, durch dessen theilweises Aus 
Die geehrten Leser unseres Blattes bitten wir, den Brief- und Frage— 
asten in ausgedehnter Weise benutzen zu wollen, jedoch können nur solche 
Fragen von Abonnenten Beantwortung finden, welche an uns mit An— 
jabe der vollen Adresse gestellt werden. Die Antwort erfolgt stets unter 
Chiffre, im Falle dieselbe aber zu umfangreich ausfaller sollte, auch brieflich 
Die Redaktion.
	        

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