Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Ueber verbesserte Anlage für Luftheizung. 
Ueber verbesserte Anlage für Luftheizung. 
Schluß. 
Die Ventilation kann verschieden angebracht werden. Wenn 
der Heizer die zu beheizenden Räume nicht betreten soll, ist dafür 
zu sorgen, daß außer dem Kanal, welcher die warme Luft in 
einer Höhe von 2 md zuführt, noch ein anderer vorhanden 
ist, welcher die verbrauchte Luft am Fußboden des Zimmers auf— 
nimmt und in den Dachraum führt. Der Luftzufuͤhrungs- wie 
der Abführungskanal müssen in ihrem Ausgangspunkte mit einer 
verstellbaren Klappe versehen sein, wie aus der Zeichnung Fig. 6 
ersichtlich, durch welche der ganze Betrieb geregelt werden kann. 
Ist der Luftkanal i, welcher die Außenluft in die Heizkammer 
bringt, auch fest verschließbar, so kann durch Schließung dieses 
s'alten Luftkanals, wie auch des Abzugskanals für die verbranchte 
Luft, die Wärme in der Heizkammer zurückgehalten werden. Bei 
Bebrauch der zu heizenden Zimmer müssen die Luftzuführungs— 
ind Abführungskanäle, je nach der herrschenden Außeutemperatur, 
mehr oder weniger geöffnet werden. Wenn neben dem Schorn— 
stein ein Luftabzugskanal nach dem Dachraume nicht vorhanden 
ist, eignet sich der Schornstein am besten als Luftabführungs— 
kanal, besonders wenn derselbe diesem Heizungssystem allein dient. 
Es ist dann im letzteren Falle nur nöthig, die Ventilations— 
öffnung so lange zu schließen, als gefeuert oder der Schornstein 
gefegt wird. 
Diese Anlage wird hauptsächlich bei alten Gebäuden zur 
Anwendung kommen, wo beim Bau des Gebäudes auf Abfihrungs— 
tanäle keine Rücksicht genommen ist. In diesem Falle ist es nur 
nöthig, den warmen Luftkanal dort einzuführen, wo der Stuben— 
ofen steht, gleichviel, ob man den vorhandenen Ofen dazu benutzen 
vill, oder einen neuen, wie oben beschrieben, anwendet. 
Der Warmluftkanal geht in der Mitte des Ofens in die 
Höhe und mündet durch ein Gitter am oberen Ofen aus. Die 
intere Thür des Aschenfalles kann als Ventilationsthür gebraucht 
verden, durch welche die verbrauchte Luft am warmen Luftkanal 
in die Höhe slieigt und durch das alte Ofenrohr in den Schorn— 
tein entweicht. Somit kann die Ventilation in einfachster Weise 
zurch Oeffnen oder Schließen dieser Thür geregelt werden. 
Was die Größe des Gesammtofens anlangt, so richtet sich 
dieselbe nach den Räumen, welche damit geheizt werden sollen. 
Nach gemachten Erfahrungen genügt 1 qm Ofenheizfläche 
ür 50 kbmäzu heizenden Raum. Zweckmäßig ist es, die 
Ofenfläche möglichst groß zu nehmen, da so die beste Ausnutzung 
des Feuerungsmaterials erreicht wird. 
Die Größe der luftdicht abschließbaren Feuerungs-Einschiüttt— 
ind Aschfallthüren muß der Größe des Ofens angepaßt werden, 
uind sind die beiden oberen mit einem Chamottfutter zu verblenden, 
im das Durchschlagen der Hitze zu verhüten und den dichten Ver— 
chluß zu erhalten. 
Für einen zu heizenden Luftraum von 100 khbm genügt 
eine Rostfläche von 25 c m im Quadrat. Dies Verhältniß ver— 
nindert sich bei größeren Anlagen so, daß 1000 kbm Luftraum 
iur einen Rost von 0,30 bis 0,36 qm erfordern. Ein Ueber— 
chreiten dieses Verhältnisses ist indeß nicht von Nachtheil, da 
nan den Luftzutritt durch die Thür e regelt. 
Bei Coaks. und Steinkohlenfeuerung, wie dieselbe bei der 
vorliegenden Zeichnung angenommen ist, muß die Größe des 
trichterförmigen Heerdes so hergestellt werden, daß für 1000 kbm 
zu heizenden Luftraum mindestens 1 Bl Coats oder Kohlen 
aufgenommen werden können, um ein öfteres Nachschütten 
zu vermeiden. Torf- oder Braunkohlenfeuerung erfordert einen 
größeren Rauminhalt des Heerdes. 
Die Weite der warmen Luftkanäle wie auch der Abzugs— 
kanäle richtet sich nach der Größe der Räume, welche geheizt 
werden sollen, wobei auch hier zu bemerken ist, daß dieselben ohne 
Nachtheil weiter hergestellt werden können, da auch hier die Rege— 
tung durch die angebrachten Klappen erjolgt. 
Für ein Lokal von 100 khm qgenügt eine lichte Weite von 
35 cm im Quadrat. 
So ist denn thatsächlich in dem System Jungfer bezüglich 
)er Luftheizungen und Ventilation das längst Gesuchte und allen 
jerechten Anforderungen Entsprechende gefunden. Das Wichtigste 
iber an der Erfindung ist, daß das System durch die Billigkeit 
in Beschaffung des Baumaterials, sowie durch die Einfachheit in der 
Anlage und Ersparung des Heizmaterials Jedem, besonders dem 
Aermsten, den Genuß der gesunden reinen Luft in den Wohn— 
äumen möglich macht. Dadurch also, daß die Kaloriferen bei 
hrer Anlage kein anderes Material erfordern, als bei dem ein— 
achsten Hausbau vorkommt und die Konstruktion so überaus ein— 
ach ist, kann das System von jedem Maurer mit der Aufführung 
welche den Architekten nöthigt, das Vestibül über die Maßen groß 
anzulegen; (siehe Fig. 3 Grundriß der Realschule in Zwickau) 
denn thäte er dies nicht, und zeichnete etwa einen Grundriß wie 
Fig. Za*) (Disposition der Realschule in Chemnitz) so würde die 
Aula nicht Tiefe genug im Verhältniß zu ihrer nothwendigen 
Länge erhalten. 
Fig. 30 
Nun könnte allerdings eine Lösung derart versucht werden, 
vie sie in Fig. 4 dargestellt ist, d. h. es könnten sogen. Tiefen— 
lassen von 8 bis höchstens 9 mm Tiefe zunächst dem Eingangsvestibül 
angeordnet werden, so daß dadurch die Aula, ebenfalls diese Tiefe 
erhalten könnte, die indessen immer noch in den meisten Fällen 
nicht zureichen wird, aber diese Disposition bedingt schon wieder 
zine größere Breite des Eingangsvestibüls, weil sonst dessen Längen— 
ind Breitenverhältnisse einen sehr unschönen Raum ergeben würden. 
Bei Fig. Za bedurfte es für das Vestibül einer Breite von nur 
4 m, dagegen wird bei der Disposition nach Fig. 4 bei einer 
Tiefe von 9 m schon eine Breite von 6 mm nöthig, jedenfalls ein 
Maß, das bereits über die erforderliche Größe hinausgeht. Davon 
abgesehen aber würde diese Lösung nur für den sehr selten vor— 
rommenden Fall möglich sein, daß der Flächeninhalt der Aula 
wischen 150 und 170 qw, also in sehr engen Grenzen liegt; denn 
die 9 m Tiefe messende zu jeder Seite des Vestibüls (Fig. 4) 
belegene Klasse dürfte nicht wohl unter 5 und nicht über 6 m 
breit sein, wenn ihr Raum entsprechend ausgenutzt werden soll, 
und demgemäß ergäbe sich für die Aula eine Länge von 645-2. 5-16 
oder 652. 6- 18 m, worin die Maße der Zwischenwände ein— 
gerechnet sein mögen, 16. 9- 144 qm und 18. 9- 162 qm. 
Wird also eine Aula von etwa 130 qm Grupdfläche gefordert, 
dabei das bei der Tiefe von 9 m anwendbar kleinste Breitenmaß 
bon 5mm für das Vestibül gerechnet, so könnten die 9 m tiefen 
Klassen nur noch höchstens 4,25 m breit werden, was im Allge— 
meinen nicht zulässig ist. Soll die Aula hingegen größer als 
170 qm werden, so werden einerseits wieder Klassen und Vestibül 
zu breit und andererseits wird die Aula selbst im Verhältniß zu 
ihrer Breite zu lang, denn schon die Annahme von 9: 18 mekaun 
nicht mehr zweckmäßig und architektonisch schön genannt werden. 
Forts. folat 
*) In den Zeichnungen st die Lage der Aula durch stärkere Linien 
senntlich gemacht und sind die darunter befindlichen däume punktirt einge— 
eichnet. O bedeutet Korridor, V Vestibül, U Lehrerzimmer.
	        
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