zerichte aus verschiedenen Städten. — Mittheilungen aus der Praxis.
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zejehlt hat, nicht im Stande gewesen ist, die kolossalen, orts⸗
tatutarisch die Berliner Grundbesitzer belastenden Defizite auf den
derzeitigen Rieseifeldern zu verhüten, geschweige denn die vor
O Jahren versprochenen Reinerträge für den Stadtsüäckel heraus⸗
uwaͤrthschaften, so daß augenblicklich für Berlin das beste Aus—
funjtsmittel nur noch darin zu bestehen scheint, die Spüljauche ins—
zesammt zu verschenken oder sogar noch etwas darauf zu geben,
iach dem Vorbild der Pariser Spüljauchenrieselung auf der Halb—
nsel Genuevilliers.
Wenn die gedachte Nuthemelioration, was wir aufrichtig
vünschen, allmälig zu Staude kommt, so kann sie vielleicht den
Berliner Hausmüll und Straßenkehricht nach dem Vorgang der
yolländischen Veeukolonien aufnehmen, wenn er nur in Erman—
jselung der holländischen Kanäle billig genug hingeschafft wird.
Die Muüllabfuhr aus der Hauptstadt wird der Magist at so wie
o nächstens einheitlich zu ordnen gezwungen sein, und auch hieraus
äßt sich, wenn nicht ein direkter Gewinn, so doch eine finanzielle
Frleichterung Berlins und seiner Hausbesitzer erhoffen, denn auf
ziedrig gelegenem, auf Wasserstraßen erreichbarem Terrain, sind
diese Abfallstoffe recht werthvolle. Dagegen aber erwarten wir
ron einer Spüljauchenrieselunug auf dem Moorboden der Nuthe—
tiederung nichts Bessercs, als von dem seiner Zeit so hochge—
ühmten Projekt der Zuckerfabrikation aus Rieselrüben!
luternehmers in derselben Straße angezeigt haben. Wie hoch die
Lerluste der nicht durch Hypotheken gedeckteu Geschäftsleüte sich
elaufen, läßt sich zur Zeit noch nicht feststellen. Daß in diesen
klatanten Fällen keine freie verunglückte Banspekulation die Unter—
age bietet, liegt auf der Hand. Der als Strohmann vorge—
chobene Bauherr konnte sich die Möglichkeit des Gelingens seiüer
Bauversuche en gros in freiester Einbildungskraft mit leerem
Beldbeutel niemals einreden, und erklärlich wird die Thatsache
ilso uur, wenn man davon ausgeht, die Favoriten, die Hinter—
näuner des Herrn, d. h. das Konsortium von Platzverkäufern und
HMeaklern, zum offenbaren Schaden der ehrlichen aber leichtgläubi—
jen Hypothekarier, Lieferanten und Handwerker durch Zwangs—
yerkauf und billigen Wiederkauf zu luükriren, in dieser Weise be—
auerliche Bersuche machen. Den Betheiligten ist längst geläufig,
vie der nöthige Kredit zunächst durch helfende Bürgschaften ert
vorben werden kann, die der Bürge mit der unscheinbaren Klausel
zersieht?: „wenn der Bau fertig gestellt wird“, während die wirk
iche Absicht dahin geht. daß durch zwangsweise Unterbrechung
»es Baues die Bürgschaft hinfällig gemacht und die Hintermälmet
'ann durch billigen Wiederkauf des unfertigen Baͤuwerks das
kigenthum desselben erwerben; die kreditireuden einzeluen Ge—
Hhäftsleute dagegen um ihr Guthaben gebracht werden sollen.
Die Kunstgriffe dieser oder ähnlicher Richtung sind in dinem
ßrozesse zur Sprache gebracht, und es steht zu erwarten, daß in
veiteren Fällen dergleichen Geschäfte noch ferner an die Oeffent⸗
ichkeit gezogen werden; wünschenswerth wäre es jedoch sicherlich,
venun die Strafjustiz dem angedeuteten Baulöweuthuuiinsofern
en Weg versperre, wenn es die Hintermänner oder Favoriten
peziell zur Verantwortung heranzuziehen vermöchte. Genügen aber
ie bestehenden gesetzlichen Bestimmungen zu diesem Zwecke nicht,
o dürfte es angezeigt sein, die Frage in Berathung Ju nehmen,
vie im administrativen Wege zur Verbesserung soͤlcher Zustände
sier dienliche Mittel anfzufinden sind. Die dauernde Hüpothek—
vestellung auf fast werthlose Plätze mit übermäßigen Summen
inter event. sukzessiven Rücktrittsklauseln aller Art z. B. ließe sich
ielleicht einfach beschränken oder durch Kündigungen begrenzen.
Immerhin bleibt es dem unmittelbar betheiligten reellen Geschäfts—
naun aber zu empfehlen, in den zahlreichen Vorfällen der ver—
iffeutlichten Art eine Warnung zuserblicken, da auch die wieder—
jolten Berathungen der Verbandstage des Zentralverbandes der
eutschen Hausbesitzervereine ein durchgreifenderes Hilfsmittel i
etzt leider nicht haden auffinden können.
London. Die Rauchschäden müssen eine bedenkliche
döhe erreicht haben, wenn mañ bedenkt, daß der Rauch allein an
»em Parlamentsgebäude eine jährliche Ausbesserung im Betrage
won 2500 Pfund Sterling — 50000 Mark uothwendig macht.
In einer neulich abgehaltenen Jahresversammlung des , Vereins für
dauchvertilgung““ wurde der Rauch als der groößte Fluch Londons
Ind anderer Großstädte bezeichnet, und allein für Einrichtung einer
ustalt, wo alle Vorschläge und Apparate zur Rauchverminderung
esammelt und geprüft werden sollten, wurden von Linzelnen Mit'
zliedenn Summen von 500, 100 Pfund Sterling u. s. w. ge—
eichnet. Die Wissenschaft und die Praxis wurden bereint zur
HBekämpfung dieses größten Feindes großstädtischen Lebens auf⸗
zeboten. —p—
Mainz. Am 28. Januar cer. wurde mit dem Ausielen
der neuen eisernen Personenhalle im Centralbahnhofsgebäude be—
zonnen. Die Halle wird 300 w lang und 42338 breit, hat
ilso einen Flächenraum von 12 750 qm. Nach einem Beschluß
)es Verwaltungsraths wird die Halle elektrisch beleuchtet werden
ind werden zu diesem Zwecke ca. 20 Bogenlichier angebracht.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Buchsweiler. Auf dem Nenban des hiesigen Staats—
Hymnasiums stirzte in dem Moment, als der bauleitende Archi—
rekt Job, ein geborener Heidelberger, die Inspektionskommission in
die neu hergestellten Räume einführen wollte, ein Theil der Korri—
dore zusammen. Sämmtliche Mitglieder dieser Kommission' stürzten
»iele Meter tief hinab, wobei der Notar und Bürgermeister don
Buchsweiler, Herr Kellermann, so schwere Verletzuugen erlitt, daß
»x am Tage darauf verstarb. Auch Gymnasialdirektor Hägele und
wei andere Personen jollen schwer verletzt sein. Ueber die Ent—
tehung des Unglücks und insbesondere darüber, ob von Seiten
der, Bauleitung resp. der Staatsbaumeister etwa die erforderliche
Aufmerksamkeit außer Acht gelassen wurde, wird die eingeleitete
Untersuchung Klarheit schaffen. Wir enthalten uns bis? dahin
edes Urtheils, werden aber seiner Zeit unseren Lesern über den
lusfall der Untersuchung Mittheilung machen.
Dessau. Der Landtag wird äußer der Budgetvorlage auch
en Bau einer zweiten Kirche in der Aegidiengemeinde ine Beru
zurg zu genehmigen haben, Die Ausführung des Baues ist mit
ð0 000 M. vom dortigen Gemeindekirchenrath genehmigt worden;
erner ist die Restaurirung und Erweiterung der Aegidienkirche,
»eren Kosten zu 90 000 M. veranschlagt sind, einstimmig be—
chlossen. Auch die bereits wenige Jahre nach Vollendung des
siesigen Gymnasiums nöthig gewordene Erweiterung desselben foll
»en Landtag beschäftigen, nud zwar wird für das Realgymnasium
der Bau eines besonderen Klassengebäudes ausgeführt werden.
Ferner ist eine bedeutende Erweiterung des Landesseminars in
Töthen in den Etat eingestellt.
Frankfurt a. M. Für die Maurer- und Steinmetz⸗
irbeiten am Quaibau vor dem neuen Schlachthause und Viehhof
zatte das Tiefbauamt eine beschränkte Submission ausgeschrieben,
zu welcher 9 Firmen Aufforderung erhalten hatten. Es gingen
olgende Offerten ein:
Gebr. Dewann 218648,70 Mark
Beorg Lönholdt 237777,60
J. Günther . 237 962,65
Gebr. Seeger 253 191,00
Ferd. Abt .. 268 645, 60
Heinrich Lönholdt. 288936,50
B. u. Ph. Holzmann u. Comp. 296 323,25
Die beiden anderen aufgeforderten Firmen hahlten keine
Diferten abgegeben. — r.
Hamburg. (Moderner Bauschwindel.) Im „Ham⸗
»urger Fremdenblatt“ findet sich ein neuer Belag zu dem ülten
Thema vom Bauschwindel, wie sich derselbe nicht nur in Hamburg,
ondern wohl in den meisten unserer größeren Städte unter ähn—
ichen, Verhältnissen leider immer wieder bethätigen dürfte. Das
etreffende Blatt schreibt: Von Woche zu Woche mehren sich die
Zwangsverkäufe „unfertiger und im Bau begriffener“ Wohnhaͤuser,
ind es ist daraus unsraglich abzunehmen, daß die Raͤtten das
inkende Schiff verlassen. ülls ein ünitumist hier aber nanen
ich zu erwähnen, daß in der abgelaufenen Woche allein 8, sage
acht unfertige Neubauten eines einzigen Unternehmers mit Hypo—
chekenverlusten von zusammen 54 050 M. gerichtlich verkauft sind,
y die öffentlichen Blätter für die nächste Woche wiederum eine
nzahl von 14. saage vierzehn unfertigen Neubauten desselhen
— ch —
Mittheilungen aus der Praxis.
Bakterien als Zerstörer von Jiegelsteinen.
Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht F. von Thümen in
»er, Wiener „Allgemeinen Bauzeitung“ einen Artikel, der nicht
erfehlen wird, in Fachkreisen allgemeines Aufsehen zn erregen.
derr von Thümen schreibt:
Eine Entdeckung von nicht geringer Tragweite hat vor
Kurzem Herr Parize gemacht (veröffentlicht im „Bulletin de la
ʒociété d'études scientifiques des Finisterre 18830), daß es
zämlich mikroskopische Organismen sind, welche in sehr vielen
Fällen die Zerstörung von Ziegelsteinbauten bewirken. Oft schon
vard beobachtet, wie Ziegelsteine in Mauern und Wänden an
hrer Oberfläche und bis zu einer größeren und geringeren Tiefe
röckelig und pulverisch aufgelöst wurden, ein Prozeß, der immer
veiter und weiter sich entwickelte, und schließlich in vielen Fällen
nit der totalen Zerstörung des Steines eudete. Den Einwirkungen
der Nässe, starker Kälte“ oder aroßer Hiße auch mangelhaftem