Ein Rückblick auf das Jahr 1683 — Neubau der vereinigten Hospitäler ꝛtc.
Ein Rückblick auf das Jahr 1883.
hegen, für welche sie in den sogenannten freien Innungen, wie sie
sich dieselben konstruirt haben, dessere Erfüllung doffen, als in den
Zwangsinnungen.
Wenn wir nun auf die Fortschritte eingehen, welche diese
sogenannten freien Innungen im vergaungenen Jahre gemacht
haben, so können wir zu unserer Freude konstatiren, daß dieselben
äußerst geringe gewesen sind. Dagegen können wir aber zu un—
serer noch größeren Freude konstatiren, daß die wirklich freien
Vereinigungen der Gewerbetreibenden, insonderheit die Gewerbe—
vereine, eine stets wachsende Ausdehnung gewongen haben.
Auch die gewerblichen Unterrichtsanstalten haben im ver—
dossenen Jahre nicht nur an Frequenz bedeutend zugenommen,
ondern auch ihre Zahl hat sich erheblich vermehrt, was als ein
Zeichen für die Erkenntniß des Gewerbestandes gelien fann, daß
nur in der fortschreitenden Bildung die Hebung desselben zu er—⸗
streben ist und erreicht werden kann.
Im Allgemeinen kann also der Gewerbestand und im Spe—
ziellen auch das Baugewerbe mit Befriedigung auf das verflossene
Jahr zurückblicken, zumal mindestens kein Rückgang in den Ge—
chäften, sondern eher ein Heben derselben zu konstatiren ist. Wir
zllauben jedoch, daß Jeder an seinem Platze auch in dem nenen
FJahre voll und ganz seine Schuldigkeit thun muß, damit in dem
elben kein Rückschritt zu verzeichnen ist, sondern vielmehr immer
nehr dahin gestrebt werde, das bisher Ecreichte nicht allein nicht
vieder zu verlieren, sondern es auch zum Segen des ganzen
Standes immer weiter auszubauen und zu verbessern.
Auch wir wollen im neuen Jahre dieses Ziel nicht aus den
Augen verlieren, sondern mit ganzer Kraft bestrebt sein, so viel
an uns liegt, daß der Gewerbestand auf der Höhe der Zeit stehe.
Wir bitten deshalb unsere Fachgenossen, uns 'in diesem Streben
redlich zu unterstützen und mit üns den Blick in die Zukunft und
auuf die Hebung und das Gedeihen des gesammten Gewerbestandes
gzerichtet zu halten. Mögen die Bestrebungen der Gegner auch
cheinbar zeitweilig zum Siege gelangen, das Gute wird schließlich
mmer durchdringen. Aber die Hände dürfen wir nicht in den
Schooß legen, denn verloren ist nur der, welcher sich selbst
aufgiebt.
Also vorwärts mit frischen Kräften und frohem Muthe!
Beim Beginne eines neuen Jahres liegt es im Interesse
eines Jeden, eine Betrachtung über das verflossene Jahr anzu—
stellen, einestheils, um sich noch einmal zu vergegenwärtigen,
was dasselbe Gutes und Böses gebracht, anderentheils, um sich
klar zu machen, was man selbst in demselben geleistet hat, damit
man danach ermessen kann, ob man auf dem seitherigen Wege
weiter schreiten, oder ob man Arbeit und Grundsätze in anderer
Weise regeln müsse. In diesem Sinne wollen auch wir einen
kurzen Ruͤckblick auf das verflossene Jahr werfen.
Die Gesetzgebung des Deutschen Reiches hat uns das neue
Krankenkassengesetz gebracht, welches zur Zeit zwar nur mit seinen
norbereitenden Arbeiten in Kraft getreten ist, welches aber vor
Ablauf des so eben begonnenen Jahres seine Wirksamkeit erreichen
wird. Wir können hierbei nur unsere bereits früher ausgesprochene
Ansicht wiederholen und den Anschluß, resp. Eintritt in die be—
stehenden freien eingeschriebenen Hülfskassen event. die schleunige
Errichtung neuer derartiger Hülfskassen empfehlen.
Einen weiteren Rückschritt, in Bezug auf die Gewerbefreiheit,
hat die gewerbliche Gesetzgebung zwar speziell für die Baugewerbe
und den Handwerkerstand überhaupt im verflossenen Jahre nicht
gemacht, jedoch wird die nächste Session des Deutschen Reichs
tages aller Wahrscheinlichkeit nach wenigstens Versuche nach dieser
Richtung hin bringen. Die Versprechungen, welche das Centrum
für Innungszwang ꝛc. im verflossenen Jahre gemacht hatte, haben
zum Schlusse desselben in der Sitzung des preußischen Abgeord
netenhauses vom 18. Dezember bereits greifbare Gestalt gewonnen
Die Redner des Centrums haben geradezu die Behauptuug aufge—
stellt, daß das Vagabondenthum durch die Gewerbefreiheit, die
Freizügigkeit und die Aera Falk herbeigesührt sei, daß dagegen
die gute alte Zeit dieselbe nicht gekannt habe. Es wurde die di—
rekte Forderung an die Regierung gestellt, wenn sie wirklich ge—
neigt sei, die Wunde zu heilen, welche das Vagabondenthum ge—
schlagen habe, dann dafür Sorge zu tragen, daß ein Innungs—
wesen mit Beitrittspflicht jedes Berechtigten wieder aufgerichtet
und überhaupt mit der modernen Gesetzgebung gebrochen werde.
Was sagen denn nun dazu unsere Zünstler; werden sie auch
hier wieder mit dem Centrum durch Dick und Dünn gehen? Wir
können kaum glauben, daß sie so weit gehen werden und wir
werden in dieser Ansicht dadurch bestärkt, weil ja unsere Zünftler
wie wir bereits mehrfach gezeigt haben, ganz andere Wünsch—
— v.
Neubau der vereinigten Hospitäler St. Spiritus und St. Georg
zu Groß-Salze bei Magdeburg.
(Hierzu 2 Fig.)
Die alten Gebäude der in neuerer Zeit vereinigten Hospitälex und der Bau in den Jahren 188081 zur Ausführung gebracht
zu St. Spiritus und St. Georg, von denen das eine in der wurde.
Nähe der Stadt Groß-Salze, das andere dicht bei einer von Als Bauplatz für den Neubau sollte das Terrain des einen
Friedrich dem Großen daselbst angelegten Kolonie belegen ist, Hospitals St. Spiritus bei Groß-Salze auf Wunsch des Kura—
befanden sich schon seit langer Zeit in Folge ihres theilweise hoheu toriums benutzt werden und zeigte sich nach Abbruch der alten
Alters (Kapelle und Hauptgebäude sind mindestens 300 bis 400 Gebäude guter Baugrund, aus einer starken Kiesschicht bestehend.
Jahre alt) in einem so schlechten baulichen und unwohnlichen Zu- schon bei ungefähr 1.50 mm Tiefe.
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stande, daß ein Neubau derselben unerläßlich war. Die Wohn—
Jebäude, für ganz arme Hospitaliten bestimmt, hatten z. B. für
alle Bewohner zusammen nur ein einziges Wohnzimmer, in
welchem zu gleicher Zeit der baufällige Herd angebracht war.
Das Kuratorium erhielt daher von der Königlichen Regie—
rung zu Magdeburg ein Vroiekt, welches auch von ihmm genehmigt
Das Hauptgebäude 29,72 melang, 13,46 mwtief, mit einem
10,26 m breiten Mittelbau, ist zweistöckig, in romanisirendem
Backsteinrohbau erbaut und enthält im 3,15 m hohen Erdgeschoß
bier größere Wohnungen, jede aus Stube und Kammer, und acht
kleinere dergleichen, nur aus einer Stube bestehend. Im ebenfalls
3. 15 mehohen Stocktwerk ist außer vier größeren und sechs klei—