Berichte aus verschiedenen Städten.
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rußerdem wird bei der Obertechnischen Prüfungskommission bean—
ragt werden, neben den sämmtlichen vorbenannten Arbeiten noch
ieben andere als Arbeiten zum Baumeisterexamen zuzulassen. Als
Konkurrenzprojekt war bekanntlich der Entwurf zu einem Dom in
Verbindung mit einer Gedächtnißhalle und Begräbnißstätte für das
preußische Königshaus und für ausgezeichnete Männer der Nation
rusgeschrieben. Als Bauplatz sollte die Ostseite des Lustgartens,
vo jetzt der alte Dom steht, dienen. In Bezug auf „Preußens
Heiligthum“ lobt die Kommission in ihrem Referat die symme—
rische Anlage der Baugruppe und die Plangestaltung, nach welcher
Bedächtnißhalle und Begräbnißstätte um den Dom gruppirt sind.
Für die Grundform des Domes hat Verfasser ein Kuppelquadrat
nit drei Halbkuppelabsiden und einer kurzen Langschifftonne ge—
wählt, — ein Motiv, das die Kommission für eine einfache und
zroßartige Raumwirkung als durchaus günstig ansieht. Die per—
pektivische Wirkung der gesammten Baäugruppe wird als eine
chöne und ganz gelungene bezeichnet. Die ganze Arbeit hinsichtlich
der monumentalen Auffassung der Aufgabe wie der bewiesenen
ünstlerischen Gestaltungskraft des Verfassers ist eine sehr erfreu—
iche zu nennen. — Die Namen der preisgekrönten Architekten
verden erst am Tage des Schinkelfestes, am 12. d. Mts., nach
Fröffnung der betreffenden Couverts festgestellt und bekannt ge—
geben werden.
ehr zufrieden. Soeben ist auch die erste Lieferung des Werkbuches
für Tapezierer, herausgegeben von Professor Luthmer, Direktor
der Kunstgewerbeschule zu Fraukfurt a. M., unter Mitwirkung
»on G. Clauer, Tapezierer hier, und anderer bewährter Fach—
nänner erschienen. Dasselbe enthält gegen 300 Illustrationen und
ahlreiche Beilagen und wird von W. Spemann verlegt. Die
lusstattung ist eine sehr würdige.
Das hier gegebene Beispiel sollte alle Gewerbe anspornen,
n ähnlicher Weise zu verfahren. Es ist dies sicher ein geeigneterer
Weg die Hebung der Gewerbe herbeizuführen, als alles Wimmern
iach Zunftzwang und Prüfungszwang. — 5 —
Leipzig. Die Vorarbeiten für das 8. deutsche Bundes—
chießen schreiten rüstig vorwärts. Mit dankenswerthem Eifer
sat der Verein Leipziger Architekten die ausgeschriebene Kon—
urrenz aufgenommen. Nicht weniger als siebzehn Entwürfe sind
u dem bestimmten Termin eingelaufen. Für die besten Arbeiten
varen Prämien zu 1000 Mk. 800 Mk. und 600 Mk. ausgesetzt,
ind ist einstimmig der erste Preis dem Entwurf des Herrn Arved
stoßbach mit dem Motto: „Getroffen“ zuerkannt worden. Den
weiten Preis erhielt der Ingenieur Hartel, während die gemein—
ame Arbeit der Herren Haäannemann und Gruͤndler den 'dritten
Preis davontrug.
London. Ein eisernes Theater. Der „Pall Mall
Hazette“ zufolge hat sich in London eine Compague gebildet,
velche den Plan eines „reformirten Theaters“ ausführen wili
ind ein darnach gearbeitetes Modell hat ausstellen lassen. Dem—
jemäß ist auch jedes Ding, wenn nur immer möglich, von Eisen
jemacht. Alle Scenen und der Vorhang werden von hydraulischen
Maschinen in Gang gesetzt, so daß man blos den sechsten Theil
ser Arbeiter braucht, welche jetzt unter dem Befehle des Schnür—
neisters stehen, während auf diese Weise die Scenerie in über—
'aschend schneller Weise gewechselt werden kann. Das Podium
)er Bühne besteht aus einer Anzahl rechtwinkliger Sektionen, von
»enen eine jede wiederum durch hydraulische Kraft unabhängig von
den andern herausgehoben oder wieder eingesenkt werden dann.
Ddadurch sollen sich manche merkwürdige und malerische Effekte
rreichen lassen, die bisher nicht leicht möglich gewesen sind. So
um Beispiel kann das Podium entweder nach vorn oder auch
jach rückwärts abfallend gerichtet werden, so daß das Auditorium
»ald wie auf die Spitze eines Berges hinauf, hald aber wie in
ie Tiefe eines Thales niedersehen kann.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Origineller Schmuck eines Bauwerkes. Einen
»riginellen Schmuck hat der Munk'sche Neubau unter den Linden,
arben Café Bauer, erhalten. Oben auf dem Giebel des Gebäudes
erhebt sich eine 4 Meter hohe aus Metall gegossene Figurengruppe,
deren Mittelpunkt ein Uhrwerk bildet. Drei allegorische Gestalten
»ilden die Gruppe; die größte von ihnen ist eine Abundantia, die
n ruhender Stellung mit hocherhobener Rechten dargestellt ist;
veiter unten sitzt ein Knabe als Bachus, der in übermüthiger
Laune einen andern weinenden Knaben, der die Sorge versinn—
ildlicht, vertreibt. Zwischen denselben befindet sich auf einer
dalbkugel der Zeitmesser, der den Passanten alle 53 Minuten die
Zeit angeben soll. Ein dahinter befindliches Werk läßt von 5 zu
»Minuten eine arabische Zahl herausspringen, welche die Mi—
auten bezeichnet, während eine darunter befindliche römische Zahl
ie betreffende Stunde angiebt. Liest man also z. B. aͤuf“ der
Halbkugel die Zahlen 15 und XII, so bedeutet dies 15 Minuten
iach 12, oder .1. Uhr. Abends wird die ganze Gruppe durch
»lektrisches Bogenlicht, dessen Flamme die Gestalt der Abundantiä
n der Hand hält, beleuchtet werden.
Berlin. Wahl eines gerichtlichen Sachverständigen für
Nutzholz an dem Berliner Landgericht J. betreffend. Der Präsident
des Landgerichts Berlin J. hat das Aeltesten-Kollegium der hiesigen
Kaufmannschaft aufgefordert, an Stelle des jüngst verstorbenen
Herrn Max Sauerlandt, welcher in Gemeinschaft mit Herrn Wolf
Herrmann als gerichtlicher Sachverständiger fuͤr Nutzholz fungirte,
eine andere, für dieses Ehrenamt qualifizirte Persönlichkeit vorzu—
chlagen. Die stäudige Deputation der Berliner Holzhändler,
velcher diese Aufforderung seitens des Aeltestenkollegiums zur Er—
edigung überwiesen wurde, hat sich, wie wir hören, dahin schlüssig
jemacht, Herrn Otto von der Heyden, in Firma Aug. Heyden
Söhne, als zweiten gerichtlichen Sachverständigen für Nutzholz in
Vorschlag zu bringen. Diese Wahl, welche zweifellos die Bestäti—
zung des Landgerichtspräsidenten erhalten wird, dürfte wohl von
er gesammten Holzhändlerschaft als eine glückliche bezeichnet werden.
Muünchen. Gegründete Ursache hat unsere Stadt, das
Andenken eines Mannes hochzuhalten und zu ehren, der auf dem
Hebiete der Baukunst für Süddeutschland einer der hedeutendsten
steformatoren gewesen ist. Leo v. Klenze, ehem. k. b. Ober—
audirektor und Hofbauintendant, war unter den auf Befehl König
uudwig J. schaffenden Architekten der an Leistungen großes Stiles
ervorragendste. Von ihm wurden unter Anderein ausgeführt die
ðlyptothek, die Allerheiligenhoftirche, das Odeon, der Königs- und
Festsaalbau, die Ruhmeshalle der Bavaria, ferner die Walhalla
»ei Regensburg, die Befreiungshalle bei Rotheim, auch der Mu—
eumsbau in Petersburg, sowie der Kaiserpalaft und die Isaak⸗
irche daselbst entstanden nach seinen Plänen. Auf Anregung des
ziesigen Architekten- und Ingenieurvereins versammelten sich des⸗
jalb am Abende des 28. Februar, als dem Vorabeude des
OoOjährigen Geburtstages des Obengenannten, die Spitzen der
tädtischen Behörden, Deputationen der Künstlerschaft der technischen
)ochschule ꝛc. auf dem von elektrischem Lichte überflutheten Königs—
latze, um dem Andenken des Gefeietten eine Ovation darzubringen.
direktor Lange pries in schwunghafter Rede die Verdienste Klenze's
im die Wiederbelebung der bairischen und deutschen Kunst und
vurden alsdann an der in der Voͤrhalle der Glyptothek aufge—⸗
tellten Büste zahlreiche Lorberkränze niedergelegt; Choräle von
»em Künstlersängervereine und der Liedertafel vorgetragen, erhöhten
„ie Weihe dieser ernsten Feier. Am Morgen des 29. praugte
»as am Gärtnerplatze stehende Erzmonument Klenze's in reichstem
Blumen- und Lorberschmücke. 7. R.
Paris. Eine Arbeiterbörse. Arbeiter und Börse, wie
eimt sich das zusammen? Was haben die Arbeiter mit der
Börse zu thun, und welcher Zusammenhang besteht zwischen den
eiden Faktoren des wirthschäftlichen LebeusdVie Antwort auf
iese scheinbar so berechtigien Fragen wird nach dem „Kapitalist“,
von Paris aus gegeben, wo man sich seit einiger Zeit mit dem
Lrojekte befaßt, eine Arbeiterbörse, oder richtiger Arbeitsbörse zu
rrichten, die nach Art der Effekten- und Produktenbörse den Zen—
ralpunkt, für Angebot und Nachfrage auf dem Gebiete der Arbeit
ilden soll. Die Funktion der Preisbildung, die den Börsen im
virthschaftlichen Leben zukommt, soll sich in Zukunft für die Ar—
eit, beziehunasweise den Lohn, hier in ähnlicher Weise vollziehen.
Frankfurt a. M. Ein nachahmenswerthes Beispiel,
im das Gewerbe wieder auf diejenige Höhe zu briugen, welche
hin gebührt, haben die hiesigen Tapezierer gegeben, indem fie die
Sache durchaus praktisch angriffen. Ohne“ sich viel mit Reden
infzuhalten, wurde eine Fachschule für dieses Gewerbe für Meister,
Behülfen und Lehrlinge errichtet. Hierbei wird, um dem Fort⸗
chritt Rechnung zu tragen, der technischen Ausbildung die größte
Aufmerksamkeit geschenkt. Ein Tapezieker muß beweisen koͤnnen,
aß er sein Handwerk richtig gelernt hat und nicht nur in Spe⸗
zialitäten zu“ arbeiten versteht. Mit der praktischen Ausbildung
eim Meister geht die Theorie in der Fachschule Hand in Hand,
zute Leistungen der Lehrlinge werden prämiirt uͤnd zwar mit
Werkzengen.“ Die Lehrlinge müssen nach dem System Rieuter die
zeometrische Abwickelung ganzer Dekorationen vornehmen. Sie
werden nach ihrer Ausbilidung empfohlen und erhalten Arbeits-
gachweis. „Eine Anzahl VBriese von Lehrlingen, welche auf diese
Weise in Wien, Berlin, Paris und London untergebracht wurden,
»eweist, daß der Verein auf dem richtigen Wege ist. Die jungen
Leute haben fast Alle lohnende Arheit und find u en Steltnt