Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Berichte aus verschiedenen Städten. 
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rußerdem wird bei der Obertechnischen Prüfungskommission bean— 
ragt werden, neben den sämmtlichen vorbenannten Arbeiten noch 
ieben andere als Arbeiten zum Baumeisterexamen zuzulassen. Als 
Konkurrenzprojekt war bekanntlich der Entwurf zu einem Dom in 
Verbindung mit einer Gedächtnißhalle und Begräbnißstätte für das 
preußische Königshaus und für ausgezeichnete Männer der Nation 
rusgeschrieben. Als Bauplatz sollte die Ostseite des Lustgartens, 
vo jetzt der alte Dom steht, dienen. In Bezug auf „Preußens 
Heiligthum“ lobt die Kommission in ihrem Referat die symme— 
rische Anlage der Baugruppe und die Plangestaltung, nach welcher 
Bedächtnißhalle und Begräbnißstätte um den Dom gruppirt sind. 
Für die Grundform des Domes hat Verfasser ein Kuppelquadrat 
nit drei Halbkuppelabsiden und einer kurzen Langschifftonne ge— 
wählt, — ein Motiv, das die Kommission für eine einfache und 
zroßartige Raumwirkung als durchaus günstig ansieht. Die per— 
pektivische Wirkung der gesammten Baäugruppe wird als eine 
chöne und ganz gelungene bezeichnet. Die ganze Arbeit hinsichtlich 
der monumentalen Auffassung der Aufgabe wie der bewiesenen 
ünstlerischen Gestaltungskraft des Verfassers ist eine sehr erfreu— 
iche zu nennen. — Die Namen der preisgekrönten Architekten 
verden erst am Tage des Schinkelfestes, am 12. d. Mts., nach 
Fröffnung der betreffenden Couverts festgestellt und bekannt ge— 
geben werden. 
ehr zufrieden. Soeben ist auch die erste Lieferung des Werkbuches 
für Tapezierer, herausgegeben von Professor Luthmer, Direktor 
der Kunstgewerbeschule zu Fraukfurt a. M., unter Mitwirkung 
»on G. Clauer, Tapezierer hier, und anderer bewährter Fach— 
nänner erschienen. Dasselbe enthält gegen 300 Illustrationen und 
ahlreiche Beilagen und wird von W. Spemann verlegt. Die 
lusstattung ist eine sehr würdige. 
Das hier gegebene Beispiel sollte alle Gewerbe anspornen, 
n ähnlicher Weise zu verfahren. Es ist dies sicher ein geeigneterer 
Weg die Hebung der Gewerbe herbeizuführen, als alles Wimmern 
iach Zunftzwang und Prüfungszwang. — 5 — 
Leipzig. Die Vorarbeiten für das 8. deutsche Bundes— 
chießen schreiten rüstig vorwärts. Mit dankenswerthem Eifer 
sat der Verein Leipziger Architekten die ausgeschriebene Kon— 
urrenz aufgenommen. Nicht weniger als siebzehn Entwürfe sind 
u dem bestimmten Termin eingelaufen. Für die besten Arbeiten 
varen Prämien zu 1000 Mk. 800 Mk. und 600 Mk. ausgesetzt, 
ind ist einstimmig der erste Preis dem Entwurf des Herrn Arved 
stoßbach mit dem Motto: „Getroffen“ zuerkannt worden. Den 
weiten Preis erhielt der Ingenieur Hartel, während die gemein— 
ame Arbeit der Herren Haäannemann und Gruͤndler den 'dritten 
Preis davontrug. 
London. Ein eisernes Theater. Der „Pall Mall 
Hazette“ zufolge hat sich in London eine Compague gebildet, 
velche den Plan eines „reformirten Theaters“ ausführen wili 
ind ein darnach gearbeitetes Modell hat ausstellen lassen. Dem— 
jemäß ist auch jedes Ding, wenn nur immer möglich, von Eisen 
jemacht. Alle Scenen und der Vorhang werden von hydraulischen 
Maschinen in Gang gesetzt, so daß man blos den sechsten Theil 
ser Arbeiter braucht, welche jetzt unter dem Befehle des Schnür— 
neisters stehen, während auf diese Weise die Scenerie in über— 
'aschend schneller Weise gewechselt werden kann. Das Podium 
)er Bühne besteht aus einer Anzahl rechtwinkliger Sektionen, von 
»enen eine jede wiederum durch hydraulische Kraft unabhängig von 
den andern herausgehoben oder wieder eingesenkt werden dann. 
Ddadurch sollen sich manche merkwürdige und malerische Effekte 
rreichen lassen, die bisher nicht leicht möglich gewesen sind. So 
um Beispiel kann das Podium entweder nach vorn oder auch 
jach rückwärts abfallend gerichtet werden, so daß das Auditorium 
»ald wie auf die Spitze eines Berges hinauf, hald aber wie in 
ie Tiefe eines Thales niedersehen kann. 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. Origineller Schmuck eines Bauwerkes. Einen 
»riginellen Schmuck hat der Munk'sche Neubau unter den Linden, 
arben Café Bauer, erhalten. Oben auf dem Giebel des Gebäudes 
erhebt sich eine 4 Meter hohe aus Metall gegossene Figurengruppe, 
deren Mittelpunkt ein Uhrwerk bildet. Drei allegorische Gestalten 
»ilden die Gruppe; die größte von ihnen ist eine Abundantia, die 
n ruhender Stellung mit hocherhobener Rechten dargestellt ist; 
veiter unten sitzt ein Knabe als Bachus, der in übermüthiger 
Laune einen andern weinenden Knaben, der die Sorge versinn— 
ildlicht, vertreibt. Zwischen denselben befindet sich auf einer 
dalbkugel der Zeitmesser, der den Passanten alle 53 Minuten die 
Zeit angeben soll. Ein dahinter befindliches Werk läßt von 5 zu 
»Minuten eine arabische Zahl herausspringen, welche die Mi— 
auten bezeichnet, während eine darunter befindliche römische Zahl 
ie betreffende Stunde angiebt. Liest man also z. B. aͤuf“ der 
Halbkugel die Zahlen 15 und XII, so bedeutet dies 15 Minuten 
iach 12, oder .1. Uhr. Abends wird die ganze Gruppe durch 
»lektrisches Bogenlicht, dessen Flamme die Gestalt der Abundantiä 
n der Hand hält, beleuchtet werden. 
Berlin. Wahl eines gerichtlichen Sachverständigen für 
Nutzholz an dem Berliner Landgericht J. betreffend. Der Präsident 
des Landgerichts Berlin J. hat das Aeltesten-Kollegium der hiesigen 
Kaufmannschaft aufgefordert, an Stelle des jüngst verstorbenen 
Herrn Max Sauerlandt, welcher in Gemeinschaft mit Herrn Wolf 
Herrmann als gerichtlicher Sachverständiger fuͤr Nutzholz fungirte, 
eine andere, für dieses Ehrenamt qualifizirte Persönlichkeit vorzu— 
chlagen. Die stäudige Deputation der Berliner Holzhändler, 
velcher diese Aufforderung seitens des Aeltestenkollegiums zur Er— 
edigung überwiesen wurde, hat sich, wie wir hören, dahin schlüssig 
jemacht, Herrn Otto von der Heyden, in Firma Aug. Heyden 
Söhne, als zweiten gerichtlichen Sachverständigen für Nutzholz in 
Vorschlag zu bringen. Diese Wahl, welche zweifellos die Bestäti— 
zung des Landgerichtspräsidenten erhalten wird, dürfte wohl von 
er gesammten Holzhändlerschaft als eine glückliche bezeichnet werden. 
Muünchen. Gegründete Ursache hat unsere Stadt, das 
Andenken eines Mannes hochzuhalten und zu ehren, der auf dem 
Hebiete der Baukunst für Süddeutschland einer der hedeutendsten 
steformatoren gewesen ist. Leo v. Klenze, ehem. k. b. Ober— 
audirektor und Hofbauintendant, war unter den auf Befehl König 
uudwig J. schaffenden Architekten der an Leistungen großes Stiles 
ervorragendste. Von ihm wurden unter Anderein ausgeführt die 
ðlyptothek, die Allerheiligenhoftirche, das Odeon, der Königs- und 
Festsaalbau, die Ruhmeshalle der Bavaria, ferner die Walhalla 
»ei Regensburg, die Befreiungshalle bei Rotheim, auch der Mu— 
eumsbau in Petersburg, sowie der Kaiserpalaft und die Isaak⸗ 
irche daselbst entstanden nach seinen Plänen. Auf Anregung des 
ziesigen Architekten- und Ingenieurvereins versammelten sich des⸗ 
jalb am Abende des 28. Februar, als dem Vorabeude des 
OoOjährigen Geburtstages des Obengenannten, die Spitzen der 
tädtischen Behörden, Deputationen der Künstlerschaft der technischen 
)ochschule ꝛc. auf dem von elektrischem Lichte überflutheten Königs— 
latze, um dem Andenken des Gefeietten eine Ovation darzubringen. 
direktor Lange pries in schwunghafter Rede die Verdienste Klenze's 
im die Wiederbelebung der bairischen und deutschen Kunst und 
vurden alsdann an der in der Voͤrhalle der Glyptothek aufge—⸗ 
tellten Büste zahlreiche Lorberkränze niedergelegt; Choräle von 
»em Künstlersängervereine und der Liedertafel vorgetragen, erhöhten 
„ie Weihe dieser ernsten Feier. Am Morgen des 29. praugte 
»as am Gärtnerplatze stehende Erzmonument Klenze's in reichstem 
Blumen- und Lorberschmücke. 7. R. 
Paris. Eine Arbeiterbörse. Arbeiter und Börse, wie 
eimt sich das zusammen? Was haben die Arbeiter mit der 
Börse zu thun, und welcher Zusammenhang besteht zwischen den 
eiden Faktoren des wirthschäftlichen LebeusdVie Antwort auf 
iese scheinbar so berechtigien Fragen wird nach dem „Kapitalist“, 
von Paris aus gegeben, wo man sich seit einiger Zeit mit dem 
Lrojekte befaßt, eine Arbeiterbörse, oder richtiger Arbeitsbörse zu 
rrichten, die nach Art der Effekten- und Produktenbörse den Zen— 
ralpunkt, für Angebot und Nachfrage auf dem Gebiete der Arbeit 
ilden soll. Die Funktion der Preisbildung, die den Börsen im 
virthschaftlichen Leben zukommt, soll sich in Zukunft für die Ar— 
eit, beziehunasweise den Lohn, hier in ähnlicher Weise vollziehen. 
Frankfurt a. M. Ein nachahmenswerthes Beispiel, 
im das Gewerbe wieder auf diejenige Höhe zu briugen, welche 
hin gebührt, haben die hiesigen Tapezierer gegeben, indem fie die 
Sache durchaus praktisch angriffen. Ohne“ sich viel mit Reden 
infzuhalten, wurde eine Fachschule für dieses Gewerbe für Meister, 
Behülfen und Lehrlinge errichtet. Hierbei wird, um dem Fort⸗ 
chritt Rechnung zu tragen, der technischen Ausbildung die größte 
Aufmerksamkeit geschenkt. Ein Tapezieker muß beweisen koͤnnen, 
aß er sein Handwerk richtig gelernt hat und nicht nur in Spe⸗ 
zialitäten zu“ arbeiten versteht. Mit der praktischen Ausbildung 
eim Meister geht die Theorie in der Fachschule Hand in Hand, 
zute Leistungen der Lehrlinge werden prämiirt uͤnd zwar mit 
Werkzengen.“ Die Lehrlinge müssen nach dem System Rieuter die 
zeometrische Abwickelung ganzer Dekorationen vornehmen. Sie 
werden nach ihrer Ausbilidung empfohlen und erhalten Arbeits- 
gachweis. „Eine Anzahl VBriese von Lehrlingen, welche auf diese 
Weise in Wien, Berlin, Paris und London untergebracht wurden, 
»eweist, daß der Verein auf dem richtigen Wege ist. Die jungen 
Leute haben fast Alle lohnende Arheit und find u en Steltnt
	        
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