konkurrenzwesen. — Mittheilungen über Ausstellungen. — Literaturbericht.
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Vorschriften ein zu dichtes Zusammenwohnen geitatten und den
Anforderungen an Licht und Luft nicht genügend Rechnung tragen.
Die Vorschriften des jetzt bekannt gewordenen Entwurfes zu einer
neuen Bauordnung' enthalten aber so große Beschränkungen in
Bezug auf die Bebauung der Gruudstücke, daß deren Einführung
den Grundbesitz in nicht zu rechtfertigender Weise schädigen, die
Htiethsbpreise der Wohnungen erheblich steigern und besonders die
Zahl der kleinen, von der arbeitenden Vevoͤlkerung innegehaltenen,
Wohnungen in einer für die sozialen Verhältnisse unserer Haupt—
stadt gefährlichen Weise herabmindern würde. Eine Absonderung
der Abeiter von den übrigen Gesellschaftsklassen nud das Ent—
stehen von Arbeitervierteln außerhalb der Stadt dürfte die höchst
hedenkliche Folge sein. Der Eutwurfi enthält aber auch viele Vor—
schrijten, deren Auslegung von der Auschauung der jeweiligen Ver—
eter der Behörden abhängt. Dadurch wird das Recht des Grund—
hesters und das Ansehen der die Aufsicht führenden Beamten ge—
faͤhrden. Endlich scheint es geboten, daßz ohne Berücksichtigung der
Baͤuverhältnisse der Nachbarorte von Berlin einseitig eine Bau—
ordnung für unsere Hauptstadt überhaupt nicht erlassen werde,
weil soͤnst die hiesigen Bau- und Besitzverhältnisse zu Gunsten
ener Orte in unverhältnißmäßiger Weise geschädiat werden.“
Muünchen. Ueber das elektrische Belenuchtungs—
wesen in hiesiger Stadt ist noch mitzutheilen, daß seit Kurzem
auch die elektrotechnische Versuchsstation des polytechnischen Vereins,
zu deren Errichtung die von der elektrischen Ausstellung erübrigten
Heldmaltel verwendet wurden, in Thätigkeit getreten ist. Es' be—
findet sich selbe in einent, von der Stadtverwaltung zur Verfügung
gestellten ehemaligen Brunnenhause in den Anlagen der Blumen—
straße und werden die Dynamomaschinen mittelst Turbinen in Be—
wegung gesetzt. Versuchsweise werden die umliegenden Anlagen
mit Boͤgenlichtlampen, der nordliche Pavillon der Schrannenhalle
mit Glühlampen erleuchtet und sollen hauptsächlich die Vortheile
des Wasserbetriebes für Beleuchtungszwecke konstatirt werden,
um für die projsektirte Ausnüitzung der gesammien disponiblen
Wasserkräfte der Isar hierfür eine feste Berechnungsbasis zu ge—
winnen, im Allgemeinen hat aber die Station die Aufgabe, durch
entsprechende Faͤchmänner für Fabrikanten und Private Prüfungen
und Beurtheilungen elektrischer Apparate vorzunehmen
hestehenden Vorschriften über die Sonntagsheiligung vorschreiben.
Die Ausstellung soll umfassen alle Arten von Betriebseinrichtungen
sauch mehrerer kleiner Betriebe und Werkstätten im Zusammenhange
mit einer größeren gemeinsamen Betriebskraft, gegen Entschädigung
nach Maßgabe des Einzelbedarfes), Motoren (nur ganz ausnahms—
weise über 53 Pferdekräfte), Arbeits- und Huͤlfsmaschinen, Werk—
zeuge, Geräthschaften, Apparate, Instrumente, Materialien und
Lehrmittel, welche für die Förderung von Handwerk und Klein-In—
dustrie in Stadt und Land geeignet sind. Es soll Alles den in—
eressirten Kreisen möglichst im Betriebe der Handhabung und zweck—
näßigsten Behandlungsweise in den neuesten und vollkommensten
Formen vorgeführt werden. um alle Vortheile zu zeigen und dadurch
zur Anschaffüng anzuregen. Es läßt sich annehmen, daß diese Aus—
tellung, welche ja so viele Wochen in Anspruch nimmt, nicht allein
veit über unsere Provinz hinaus Beachtung finden wird, sondern
auch namentlich von Juteressenten aus Rußland und Volen sehr
stark besucht werden wird.
Literaturbericht.
Die Eindeckung der Dächer mit weichen und harten
Materialien, namentlich mit Steinen, Pappe und Meetall. Eine
Anleituung zur Anfertigung der verschiedensten Dacheindeckungen
für Schiefer- und Ziegeldecker, Klempuner, Architekten, Baumeister,
Bauhandwerker und Bauunternehmer. Dritte Auflage von Matthäys
„vollkommenem Dachdecker“ in vollständiger Neubearbeitung heraus—
jegeben von W. Jung, Ingenieunr, früher langjähriger Lehrer
in den Baugewerkschulen zu Holzminden, Hörter und Stadtsulza—
Mit einem Atlas von 12 Foliotafeln, enthaltend 214 Figuren.
Weimar 1885. Bernhard Friedrich Voigt. Preis 4,50 Mek.
Die Verautwortung, welche der Dachdecker sowohl, als der
leitende Baumeister in Bezug auf die Dichtigkeit der Dachdeckung
haben, ist keine geringe. Von jedem Dache muß verlangt werden,
zdaß es vollkommen wasserdicht set, daß es dem Winde und anderen
Witterungseinflüssen genügenden Widerstand leiste und daß es diese
Eigenschaften auch längere Zeit behalte. Hierzu gehört aber nicht
allein sehr sorgfältige Arbeit, sondern auch vorzügliches Material.
Das vorliegende Werk giebt nun in übersichtlicher Weise eine An—
eitung zur Herstellung und Beurtheilnng guter Dachdeckungen
eder Art nach beiden Richtungen, sodaß wir dasselbe unsern Lesern
auf's Wärmste empfehlen können.
Zur besseren Beurtheilung des Werkes führen wir das In—
—V
Dachfläche — Einfaches Satteldach, abgewalmtes Dach, Sattel—
dach init fallendem First, zusammengesetztes Dach, Ruppeldach,
Thuͤrmdächer, Kegel-Sund Cylinderwalme, Mansarddach, Dach
mit gebogenen Flächen — Zweiter Abschnitt: Dächer aus
weichen Materialien und Steinen — Eintheilung der
Dächer nach den Deckungsmaterialien. 1. Stroh- und Schilfdächer,
2. dächer aus Brettern, 3. Schindeldächer, 4. Steindächer;
A. Künstliche Steine, B. Natürliche Steine. Eindecken der Dächer
mit künstlichen Steinen: 1. Dächer aus Biberschwänzen, 2. Pfannen—
dächer, 3. Die Eindeckung mit Schlußziegeln, 4. Das Hohlziegel—
dach, 3. Dächer mit Plattsteinen gedeckt, 6. Falzziegeldächer. Ein—
decken der Dächer mit Schiefer: 1. Handwerkzeug und Geräthe
der Schieferdecker, 2. Die Deckarbeiten mit Schieser. Gewichte,
Neigungen und Arbeitslöhne bei Schieferdächern. Eindecken mit
andern natürlichen oder künstlichen Steinplatten.) 5. Asphalt—
und Pappdächer, 6. Holzcementdächer —. Dritter Abschnitt:
Dächer aus Metall — 1. Metalldächer aus gegossenen Platten,
2. Metalldächer aus Blech, 3. Anordnung der Oberlichter, 4. An—
ordnung der Rinnen, 5. Werkzeuge des Klempners, 6. Material—
erhrauch und Arbeitslohn für Deckarheiten aus Blech —
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konkurrenzwesen.
In der Preisbewerbung um Entwürfe zum Reichs—
gerichtshaus in Leipzig haben die Preisrichter am 11. d. M.
ihren Spruch gefällt. Den ersten Preis von 8000 Mark hat,
wie das Centrälblatt der Bauverzwaltung mittheilt, der gemeinsame
Entwurf des Regierungs-Baumeisters Ludwig Hoffmann-Darm—
stadt und des Architekten Peter DDobhwad-Berlin (Motto: „Se—
berus““) errungen, und zwar ist diese Eatscheidung des Preisgerichts
in Anerkennung der von den Veriassern erreichten Klarheit und
Einfachheit der Lösung mit Einstimmigkeit erfolgt. Die beiden
zweiten Preise von je 4000 Mart wurden dem Architekten
P. Lender in Straßburg (ohne Motto) und den Architekten
Eisenlohr und Weigele in Stuttgart („Pationi supremaer)
zuerkannt. Die beiden dritten Preise von je 2000 Mark er—
—D
Basel („Basilika'') und diejenige der Architekten E. Giese und
B. Weidner in Dresden („Justinian 526). Der Mitverfasser
des mit dem ersten Preise bedachten Entwurfs, RegierungsBau—
meister Ludwig Hoffmann, zählte auch zu den Siegern in der
vorjährigen Wettbewerbung um Pläne für die Bebanung der
Museumsinsel in Berlin, wo sein in Verbindung mit dem Regierungs—
Bauführer Emanuel Heimann bearbeiteter Entwurf unter den
sechs angekaufiten Arbeiten an zweiter Stelle genannt ward, eine
Auszeichnung, welche die Verfasser sich ebenfalls durch die von den
Preisrichtern besonders anerkannte „überraschende Einfachheit und
Klarheit in den Grundrissen“ errungen hatten.
— 7.
In's Wanderbuch junger Handwerker. Freund—
icher Rath und Anleitung von einem Freund der Jugend und er—
fahrenen Techniker. Dritte Anflage. Basel, C. F. Spittler. Preis
16 Pfennige oder partieweise 8 Piennige pro Exemplar.
Der“ Verfasser will in dem vorliegenden Schriftchen dem
ungen Handwerker eine Anleitung für die Berufswahl geben und
pricht dann zunächst über die Lehrlingsjahre und dann auch
iber die Gesellen- und Meisterjahre. Wir empfehlen die Lektüre
des kleinen Werkes hiermit unseren Lesern. — r. —
Entwurf einer Bau-⸗Polizei-Ordnung für den
Stadtkreis Berlin. Berlin. Carl' Heymann's Verlag. 1885.
Diese Separatausgabe des Entwurfs ist zum Preise von
50 Pfennigen durch jede Buchhandlung zu beziehen und wird dem
in demselben Verlage erschienenen Werke: „Die Preußischen Bau—
polizeigesetze von Jäschke, fortgesetzt von Redierungsrath Seydel“
aratis beigefüat. s —
Mittheilungen über Ausstellungen.
Internationale Ausstellung von Betriebs-, Ar—
beits 0und Hülfssmaschinen für Handwerk und Klein-In—
dustrie zu Königsberg i. Pr. Die Ausstellung wird am
24. Mai 1885 in der „Flora“ in Königsberg eröffnet und voraus—
sichtlich am 2. August 1885 geschlossen. Erscheint eine Verlängerung
(oder Abkürzung) zweckmäßig, so werden die Aussteller davon
14 Tage vorher in Kenntniß gesetzt. Geöffnet ist die Ausstellung
täglich von Morgens 19 Uhr. Anu Sonn- und Festtagen bleibt die
Ausstellung so lange und in dem Umfange ageschloössen, als es die
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Medaftion: B. Diesener in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von H. S. Hermann in Berlin.
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers