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Die Herstellung von Asphaltmauerwerk.
Die Verwendung des Asphalts als Mörtel zur Darstellung
des Mauerwerks ist bereits eine sehr alte, denn schon in der
Bibel wird bei der Beschreibung des Thurmbaues zu Babel in
laren Worten mitgetheilt, daß den Erbauern des Thurms der
Ziegelstein als Stein und der Asphalt als Cement diente. Bei
»en Ausgrabungen der babylonischen Bauwerke hat sich denn auch
jerausgestellt, daß die Ziegelsteine in Asphalt verlegt waren und
der Asphaltmörtel sich Jahrtausende hindurch erhälten hat. In
den späteren Zeiten ist diese Konstruktionsweise in Vergessenheit
zerathen, weil die Asphaltlager von den späteren Kultuͤrländern
zu weit entfernt lagen und die neuen, jetzt ausgebeuteten Asphalt—
ager erst in der neuesten Zeit aufgedeckt worden sind. So ist es
vor allem gekommen, daß die Römer als Koustrukteure par
»xcellence den Asphalt, soviel aus ihren Schriften und ihren bis
etzt durchforschten Bauwerken bekannt geworden ist, als Bau—
naterial nicht verwandt haben. Erst im Anfange des achtzehnten
Jahrhunderts hat d'Eyrinis, der sich griechischer Professor
ind Doktor der Medizin nannte, auf diesen Satz der Bibel und
uuf die Verwendung des Asphalts in einer Broschüre wieder auf—
nerksam gemacht. Obgleich derselbe sich ausführlich in diesem
Werkchen über die Bereitung des Asphalts verbreitet und Me—
hoden zur Herstellung des Mastixasphaltes angiebt, wie sie heut
och angewandt, werden, so hat derselbe noch mehr die hygienischen
Eigenschaften dieses Stoffes hervorgehoben. Jedenfalls gesteht
Leon Malo, der die eingehendsten Studien über Asphaltarbeiten
jemacht hat, ein, daß er durch die erwähnte Broschüre die erste
Anregung erhalten hat, sich intensiver mit der Anfertigung des
Mauerwerks aus Asphalt zu beschäftigen.
Es haben sich nach Malo's Versuchen besonders 3 verschie—
dene Arten von Asphaltmauerwerk bewährt. Wegen der Ver—
vendung des Asphalts in heißem, dünnflüssigen Zustande geht der
Ausführung des Asphaltmauerwerks immer die Herstellung einer
Bußform für den anzufertigenden Mauerklotz doraus. Diese
Form wird aus glattgehobelten Brettern hergestellt, weil der heiße,
dünnflüssige Asphalt an rauhen Brettern sehr feft haftet. Diese
Eigenschaft wird z. B. auch vom Sektionsingenieur Klette in
HPtosel bei Zwickau bei Herstellung der ihm patentirten Holzasphalt—
'onstruktionen ausgenutzt; ebenso muß man diese Eigenthümlichkeit
Is Asphalts bei Herstellung der Riemenfußböden in Asphalt in
Betracht ziehen. Hat man aber noch Bedenken, daß der Asphalt
rotz des Hobelns der Bretter an den Wänden der Holzform ad—
yjäriren könnte, so bestreicht man die Innenfläche der Gußform
nit Kalkmilch oder verdünntem Thonschlamm. Die meisten Blöcke
ius Asphaltmauerwerk sind bis jetzt als Fundamente für Arbeits—
ind Betriebsmaschinen, Prägwerke u. s. w. angewandt worden.
Da nun aber das Asphaltmauerwerk sehr fest wird und sich nach
dem Erhärten dieses Mauerwerks nur sehr schwer die Löcher für
die Schraubenbolzen und sonstige Eisenarmaturen einbohren
assen würden, so muß man diese Löcher gleichzeitig mit der Au—
ertigung des Mauerklotzes aulegen, indem man entweder die
Schraubenbolzen vorher in ihre richtige Lage einstellt und gehörig
ixirt, oder durch eingestellte Hölzer die nölhigen Löcher ausspart.
Letztere müssen natürlich auch vollständig fixirt sein, weil sie sonst
bei der Herstellung des Asphaltbetons oder Mauerwerks wegen
es hohen spezifischen Gewichts des Asphalts aufschwimmen würden.
Wir kommen nun zur ersten Art des Asphaltmauerwerks:
zum Asphaltbeton. Der reine Mastixasphalt wird hierfür sorg—
ältig durchgekocht, so daß er ungefähr 180-2000 C. heiß wird.
Nachdem die ganze Masse gleichmäßig diesen Hitzegrad augenommen
jat, schüttet man“ 30260 pCt. Gewichtstheile dieser Masse an
jeschlagenen Kieselsteinen von der Größe des Chausseeschotters
sinein. Die ganze Mischung wird dann weiter gekocht, bis man
den obigen Hitzegrad, wieder erreicht hat. Jedenfalls bleibt es
yortheilhafter, den Schotter schon vorher ungefähr auf diese Tem⸗
eratur zu bringen. Jetzt gießt man diesen sehr flüssigen Asphalt—
»eton in die vorher beschriebene Gußform, wobei man dafür
Sorge tragen muß, daß Steine und Asphalt möglichst gleichmäßig
ibfließen. Durch scharfes Aufdrücken sucht mau eine gleichartige,
nnig gemengte Betonmasse herzustellen. Nach langsamer Ab—
tühlung und Erstarrung, welche von der Größe des Blocks ab—
Jängen, zerstört man die Gußform, und hat nun einen großen
Block aus Asphaltbeton, der sehr fest, unveränderlich bei Tem—
deraturschwankungen und ein wenig elastisch ist.
Eine andere Art des Asphaltmauerwerks besteht aus Steinen,
velche in Asphalt gebettet sind. Natürlicher Weise wird die Guß—
orm für diese Art Mauerwerk in derselben Weise, wie oben be—
chrieben, angefertigt. In diese Form wird zuerst eine Lage von
reinem Mastixasphalt, welcher sehr heiß und dünnflüssig ist, ge—
Jossen, und empfiehlt es sich, die Form auf ein horizontalabde—
Die Herstellung von Asphaltmauerwerk.
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zlichenes Ziegelpflaster als Unterlage zu stellen und die Fuge
zwischen Form und Ziegelpflaster von außen durch steifen Thoͤn
zu dichten, um ein Ausfließen des dünnflüssigen Asphäalts zu ver⸗
hindern. In diese Asphaltlage werden Steine von gleicher oder
ungleicher Größe, welche vorher allmälig vorgewärmt sind, der
artig verlegt, daß die Zwischenräume, welche voun dem dünnflüssigen
Asphalt ausgefüllt werden, möglichst gering sind. Auf diese Stein—
age kommt eine neue Lage von heißem Asphalt, welcher erstens
die Fugen ausfüllt und zweitens 5456 em höher steht, wie die
erste Steinlage. In dieses eine Asphaltbad kommt dann eine
zweite Steinlage, welche, der Gestalt der Steine entsprechend, mög—
ichst in Verband zu legen ist. Unter denselben Vorsichtsmaß—
zegeln werden die folgenden Steinschichten eingebracht, bis die
Hußform mit Asphaltmauerwerk ausgefüllt ist. Die Regeln für
Verband und Fugenwechsel sind, wie wir uns nur beiläufig zu
rwähnen erlauben, selbstverständlich dieselben, wie für jedes andere
—— welches mit irgend einem anderen Meörtel herge—
tellt ist.
—Au
Mauerblöcken möglichst viel sparen und trotzdem die Vortheile des
—A
Feuchtigkeit u. s. w., geuießen will. Man uimmt danu zuͤr Her—
tellung des gemischten Asphaltmauerwerks seine Zuflucht. Zu
Ende mauert man im Innern des Blocks einen Kern aus Schuitt—
»der Bruchsteinen auf, umkleidet denselben mit der nöthigen Guß—
orm und füllt dann den zwischen Kern und Gußform freien
Raum je nach den Umständen mit Asphaltbeton oder Asphalt-—
nauerwerk in der vorher beschriebenen Weise aus. Malo theilt
aus seinen praktischen Ausführungen mit, daß er nach dieser eben
»eschriebenen Methode einen Fundamentblock für eine 50pferdige
Maschine hergestellt hat (sein erster Versuch) und daß sich dieser
Block sehr gut gehalten hat. In derselben Weise find auch die
15 obm großen Blöcke hergestellt, welche 1833 in Pointe de Grave
nersenkt worden sind.
Bei den Festigkeitsversuchen, welche mit verschiedenen Asphalt—
blöcken angestellt worden sind, hat der bituminöse Mörtel eine sehr
»edeutende Zähigkeit gezeigt. Der Bruch des Mauerwerks zeigte
tets eine glatte Fläche, ähnlich der Bruchfläche der Puddingsteine,
Zie Bruchfläche folgte eben nicht dem Laufe der Fugen. Ein sorg—
ältig ausgeführtes Asphaltmauerwerk, zu welchem nur gute Breni—
naterialien verwandt worden sind, ist veinahe unzerstörbar. Vor
einigen Jahren mußte Malo eine nach dieser Methode ausgeführte,
ilte Fundamentirung zerstören und war dabei gezwungen, dieselbe
Stück für Stück mit Pulver abzusprengen. Die Bohrlöcher für
die Minen waren nur mit größter Muüheé herzustellen. Malo hat
eit mehr als 20 Jahren iu allen Fällen, in denen Fundamente für
Maschinen, Prägewerke, Futtermauern in feuchtem Erdreich u. s. w.
inzulegen waren, stets nach den obenerwähnten 3 Systemen diese
Arbeiten ausgeführt und immer mit gutem Erfolg. Trotzdem eine
zroße Anzahl von Jugenienren sich von der Vorzäglichkeit dieser
donstruktionen überzeugt hat, hat Malo doch bis jetzt wenig Nach—
olger in der Herstellung des Asphaltmanerwerks gefunden und ist
hmunur zu wünschen, daß ihm der frische Muth erhalten bleibt,
»er in all' seinen Aufsätzen über diesen Gegenstand zum Durch—
»ruch kommt.
Außer der Festigkeit, den Widerstand gegen den Einfluß der
Atmosphärilien und der Zähigkeit, welche derartige Mauerwerks—
örper besitzen, ist es besonders die freilich unr geringe Elastizität
zes Asphaltmauerwerks, welches dasselbe ganz besonders für die
Fundamentblöcke der Maschinen, Präge- u. Schlagwerke, Balanciers
i. s. w. empfiehlt. Malo führt aus seiner Praxis ein Beispiel
sierfür an, welches gerade diese letzte Eigenschaft in's hellste Licht
etzt. In den 7OGer Jahren wurde auf einem Grundstück am
Zugai Valmy ein Prägewerk aufgestellt, das Fundament bestand
uus gewöhnlichem Mauerwerk. Ein im Nebenhause wohnender
Hlasschneider mußte in Folge der von der Measchine hervor—
erufenen Erschütterungen seine Arbeit einstellen und klagte auf
S„chadenersatz. Das Gericht verurtheilte den Besitzer des Präge—
verks und befahl, entweder die Maschine zu entfernen, oder ge—
ignete Vorkehrungen zur Aufhebung der Erschütternugen zu treffen.
Die Maschine wurde nicht entfernt, aber das Fundament des
Prägewerks wurde aus Asphaltmanerwerk hergestellt. Die Er—
chütterungen hörten auf, so daß der Glasschneider seine Arbeiten
wieder aufnehmen konnte. Bei allen Dampfmaschinen, Präge—
verken, Schlagwerken u. s. w., welche auf Asphaltmauerwerk
iegen, werden die Vibrationen vollständig aufgehoben, so daß,
venn man die Hand auf die Lager derartig fundirter Maschinen
egt, man keinerlei Stöße beobachten kann. In Folge dieser gün—
tigen Eigenschaft des Asphaltmauerwerks werden also alle Ma—
chinen nicht mehr durch Stöße, wie beim gewöhnlichen Cement—
nauerwerk, leiden, die Unterhaltungskosten werden geringer und