Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Mittheilungen aus der Praxis. 
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aus der Hand direkt am Bau selbst modellirt werden, was dem 
ausführeuden Meister in geschicktester Weise gelang. 
Die Verblendung der zwischen den Äürchitekturtheilen ver— 
bleibenden Flächen, sowie der Rinnenschlitze und der über die 
Dächer der Nachbargebäude hervorragenden Theile der gemeinschaft— 
lichen Mauern wurden mit feinen, dunkelrothen Blenosteinen aus 
der Hintermauerung aufgeführt. Wenn auch bei nachträglichem 
Verblenden der mit Verzahnung gemauerten Wande leicht ein 
gleichmäßigeres Aussehen der Blendflächen erreicht werden kann, 
so ist doch in konstruktiver Hinsicht ein gleichzeitiges Hochführen 
von Hintermauerung und Verblendung voͤrzuziehen, da sich die 
Blendsteine dann jedenialls viel besser mit dem hinterlicgenden 
Emis. 
Fia 
den bei Isenburg gelegenen Ziegeleien der Firma Ph. Holzmann & Co. 
in Frankfurt a. M. bewirkt, und zwar wurde hierfür nur Kopf— 
verband gewählt, also in den Schichten abwechselnd halbe Steine 
(Köpfe) und Riemchen (Viertelsteine). Zur Herstellung eines ord— 
nungsmäßigen, überall die Fugen deckenden Verbandes ergab sich 
dabei naturgemäß an den über dem Erdgeschoß liegenden, direkt 
von der Verblendung gebildeten Gebäudekanten neben den Rinnen— 
schlitzen die Anordnung von Dreiquartieren, die abwechselnd in 
der Vorderfront als Läufer und als Strecker erschienen (vergl. die 
Grundrisse Fig. 6, 7, 8). Die Verblendung wurde aleichzeitig mit 
Mittheilungen aus der Prarxis. 
Zum Familien-Hausbau wird uns aus Wien ge 
schrieben: 
Das freistehende Familienhaus hat neben seinen zahlreichen 
Vortheilen, gegenüber dem in geschlossener Straße liegenden Stadt— 
hause, einige Nachtheile, zu welchen in erster Linie der bedeutende 
Mehraufwand an Heizmaterial zu rechnen ist. Derselbe beträgt 
fast das Doppelte des Bedarfs eines Hauses, das nicht isolirt 
liegt, sondern zwischen anderen Gebäuden aufgeführt ist. 
Ferner ist die leichte Durchnässung der Mauern durch Schlag— 
regen ein großer Uebelstand, indem bei häufig eintretenden Regen— 
güfssen die Mauern zu ventiliren aufhören, worauf man immer 
Rücksicht nehmen sollte. 
Zur Beseitigung dieser Uebelstände hat Professor Dr. Wil— 
kens in Wien in seinem Wohnhause im Cottage-Viertel folgende 
Maßnahmen getroffen: Es wurden, um die starke Durchfeuchtung 
der Kellermauern durch das anliegende Erdreich zu verhindern, das 
banze Mauerwerk durch Asphaltpappe vollständig isolirt 
Der Fußboden der Kellerräume wurde durch Beton- und Granit— 
pflaster oder durch Asphaltpappe vom Erdboden abgeschlossen 
Gegen die Durchnässung durch Schlagregen wurden die West- und 
Nordwand durch Holzialousien geschützt, welche mittelst Leisten auf 
die Ziegelmauer befestigt sind, so daß zwischen Mauer und Holz 
vollfugigen Mauerwerk verbinden, als dies durch nachträgliches 
Einsetzen erzielt werden kann. Streng genommen müßten auch bei 
nachträglichem Verblenden die an sich schon knappen Meauerstärken, 
wie sie im Privatbau wohl stets schon aus Sparsamkeits-Rücksichten 
bvorkommen werden, um das Tiefenmaaß der Verblendung ver— 
zrößert werden, da die meist bereits vor der Verblendung auf— 
Iebrachten Balkenlagen unter Umständen auf das, zudem noch frische 
Mauerwerk bedeutend größere Lasten übertragen können, als sie 
»en noch ohne Blendung stehenden Mauern ohne Gefahr auf— 
gebürdet werden dürfen. (Schluß folat.) 
wand ein Luftraum bleibt, der unterhalb des Daches mehrere 
Oeffnungen nach außen hat. 
Die Nordwand, welche im Erdgeschoß das Wohnzimmer be— 
grenzt ist inwendig ohne Kalkverputz, aber theils mit Holz, theils 
mit Stoff bekleidet, welche auch auf Leisten befestigt sind: so daß 
also die Nordwand außen und innen von einer, im gewissen Sinne 
ruhenden Luftschichte umgeben ist. 
Ueber die bei diesem Hause angewandte Ventilation sagt 
Dr. Wilckens selbst in einem Vortrage in der österreichischen Ge— 
ellschaft für Gesundheitspflege, daß er, nachdem er die Ueber— 
zeugung gewonnen, daß die verschiedenen, jetzt in Gebrauch stehen— 
den künstlichen Ventilationseinrichtungen nicht vollkommen zweck 
entsprechend sind, weil in der Regel mit denselben ein nichr 
inbedeutender Luftzug verbunden ist, wieder die natürliche Venti— 
ation der Wände zur Geltung gebracht habe, indem er in den 
im meisten benutzt werdenden Zimmern die Ziegeln halb roh ge— 
assen, d. h. nur mit Kalk verschlossen, nicht verputzt. Den unteren 
Theil dieser halbrohen Ziegelwand habe er mit Hoͤlz vertäfelt, den 
oberen Theil mit Stoff bekleidet und zwar mit sehr billigem Jute— 
toff. Es ist demnach diese Ventilationseinrichtung nicht nur sehr 
einfach, sondern auch ehr billig, namentlich gegenüber theueren 
Bentilationsapparaten. Diese innere und die oben erwähnte äußere 
Verkleidung dient also nicht nur der Ventilation, sondern sie schütz! 
zuch gegen Nässe und hält warm.
	        
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