Berichte aus verschiedenen Städten.
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Dr. Wilckens glaubt, daß wenn solche Anstalten, wie die an—
gegebenen, getroffen werden, um die Feuchtigkeit abzuhalten und
zugleich die Ventilation zu ermöglichen, die Nachtheile, welche mit
der isolirten Lage des Familienhauses verknüpft sind, sehr ver—
mindert werden können —W
abgeschreckt“', daß man sie glühend, in eine entsprechende kalte
Hetallform legt und zusammenpreßt. Die ganze Arbeit des
Heizeus und Abkühleus dauert nur 134, Minuten, wovon 30 Se⸗—
unden auf das Abkühlen entfallen. Man kann aber auch, bei
Anwendung einer Form ans Metall von geringerem Wärme—
eitungs⸗-Vermögen, das Glas nur halb härten. Dieses Glas ist
etwa dreimal so hart und widerstandsfähig, als das gewöhnliche,
das eigentliche Preßhartglas aber achtmal zäher. Endlich hat
Fr. Siemens noch ein drittes Verfahren zum Gießen von Hart—
Jlas erfunden, von dem er sich viel verspricht; die Versuche sind
ndessen noch nicht abgeschlossen. Preßhartglas rostet nicht, wie
Eisen und eignet sich daher als Ersatz für viele Metallgegenstände,
wie namentlich Eisenbahnschwellen; verfertigt werden auch
Fliefen, Bauornamente, Heberollen ꝛc. daraus und der
krfinder ist der Meinung, es werde das Preßhartglas künftig zu
dem gewöhnlichen Glase eine ähnliche Stellung einnehmen, wie
Stahl zu Eisen. Der Preis stellt sich augenblicklich auf 55 Mark
ur den Centner
Ein neues Isolir- und Deckmaterial zu Bau—
zwecken ist in der Asphaltjute (Asphaltleinenplatten) erstanden
Dieselbe erscheint in Pliattenform, 2 malang, 1 m breit, 52524 mm
dick, zu ,00 M. pro qm und wird lose verschickt. — Das neue
Material besteht im Kern aus einer in besonders präparirtem
Asphalt getränkten Lage Jute, welche auf jeder Seite von, eben—
jalls in Asphalt getraͤnkten, 2 Lagen starkem Papier umschlossen
ist. Um möglichste Dichtigkeit und Gleichmäßigkeit zu erzielen,
werden die sertigen Platten noch einem hohen Druck ausgesetzt.
Ihre Anwendung finden dieselben: zur Dachdeckung, zur Isolirung
don Mauern und Fußböden gegen Grundfeuchtigkeit, zur Ab—
deckung von Brücken, Kellergewölben und Stallböden ꝛc. — Bei
Anwendung zur Dachdeckung ist nur ganz geringe Dachneigung
nöthig, als Unterlage Bretterschaalung von stumpf gestoßeuen,
ca. Z'em starken Brettern (ähnlich Holzeementdächern). Die Aus—
führung beginnt an der Dachtraufe, nachdem dieselbe mit einem
Zinkstreifen eingefaßt ist; die erste Platte, mit der Langseite nach
dem First gerichtet, wird nun aufgelegt und auf dem Zinkstreifen
durch heißen Asphalt festgeklebt, am oberen Ende jedoch auf die
Schaalung mit nur einigen Pappnägeln befestigt, um die Ver—
schiebungen der Dachzimmerung ungestoört vor sich gehen zu lassen.
Die nächste Platte wird auf die erste in der Richtung nach dem
First anfgelegt, mit dem unteren Theil auf die vorhergehende
Platte, 10 em über diese greifend, aufgeklebt und oben genagelt.
So geht es fort bis zum First. Die folgenden Reihen werden
ebenso behandelt, nur überdecken sich dieselben auch an der Lang—
seite. Die so fertige Deckung wird dann mittelst einer Bürste mit
heißer Asphaltmasse überstrichen, wie beim Holzcementdach eine
Lage Papier aufgeklebt und auch diese wieder mit dem Asphalt
überstrichen. Dann wird das an seiner Traufe mit Kiesleiste
versehene Dach mit einer 6257 em starken Lage steinfreiem Sand,
diese wiederum mit einer Schichte ausgesiebtem Kies überdeckt. —
Zur Isolirung von Grundmauern werden Streifen in Breite
qleich der Dicke der Mauer auäfgelegt, die aneinanderstoßenden
Platten greisen dabei 10 emn übereinander, die dadurch entstehende
Frhöhung wird durch den Druck der Mauer glatt gepreßt. —
Bei Isolirung von Kellerräumen (Böden) werden wieder die über—
einandergreifenden Piatten geklebt mit heißem Asphalt; vorsichtig
muß dabei der Anschluß an die Mauer geschehen, was durch
Ueberbiegen breiterer Platten aus der Grundmauer und Aufbie—
jung der Bodenplatten unter dieselben geschieht. Soll der zu
isolirende Raum Dielung erhalten, so bedeckt man die Isolirschicht
mit etwas trockenem Sand und legt darauf die Lager. — Gegen
andrängendes Druck- und Grundwasser kommen die Platten weit
übereinander und über die Isolirschicht sodann dem Druck wider—
stehende Strebebögen. Hierbei wird zweckmäßig die ganze Isoli—
rung noch mit erwärmter Asphaltmasse überstrichen. Die wasser—
dichte Herstellung von Jauchebehältern und Dungarnben wird auf
gleiche Weise bewirkt. — Viehställe mit Holzdecke werden gegen
das Durchdringen von Feuchtigkeit und Stallgasen durch Nagelung
und Kleben von Asphaltplatten an der Deckenschaalung geschützt.
Die bekleidete Decke kann sofort mit Firnißfarbe überitrichen
werden. —
Abdeckungen an Brücken, Viadukten und Gewölben werden
wie Bodenisolirungen behandelt; der zähe Widerstand gegen das
Zerreißen wie die Undurchlässigkeit sind hierbei Hauptvorzüge des
Materials. —
Herrn Randhahn ist, wie wir dem „Haunöver. Gewerbebl.“
entnehmen, auf die Asphaltjute Patent ertheilt, auch sprechen eine
Anzahl Atiteste für die Güte derselben. 0 e
Berichte aus verschiedenen Städten.
Apolda. Unsere Stadt ist seit Kurzem in die Reihe der
zlücklichen Orte getreten, die sich einer elektrischen Straßen-
beleuchtung rühmen können. Die Ausführung derselben hat
nach dem Brusfh-System stattgefunden und war der elektrischen
Besellschaft in Karlsruhe übertragen. Wenn auch jüngst am Abend
der Probebeleuchtung nur 15—17 Lampen brannien, so sind
doch für die Gesammtbeleuchtung Apolda's 32 Bogenlichtlampen
von je 2000 Lichtstärken in Aussicht genommen, mittelst deren man
die ganze Stadt zu beleuchten gedenkt, während die Gasbeleuchtung
ich nur auf ein Drittel der Straßen erstreckte. Die Gesammt—
kosten der Beleuchtung sind auf O—10000 Mk. in Ansatz gebracht,
während bei der theilweisen Gasbeleuchtung die Stadt an die
Aktien-Gesellschaft jährlich 34)0 Mk. zu zahlen hatte. J-
Berlin. Auf dem Terrain des Reichstagsgebändes ist
die Coulisse der Südwestecke des Gebäudes bereits bis zur Höhe
der ersten Etage emporgeführt worden. Auf der mächtigen Bau—
tätte des Erdgeschosses ragt bereits eine der gewaltigen Säulen,
welche dem Risalit vorgesetzt werden, zur Hälfte vor der Frontwand
empor. Das Material für die Ausführung ist Holz, Stroh und
GHips. Für die richtige Abwägung der Höhenverhältnisse, Ausla—
dungen und der Wirkung der einzelnen Bänglieder und Ornamente
'ind solche Coulissenbauten in letzten Jahren bei hervorragenderen
Yonumentalbauten ein unentbehrliches Hilfsmittel geworden, so
daß dasselbe sich auch hier um so mehr empfahl, als die Diemen—
sionen des Baues eine Beurtheilung der Wirkung der einzelnen Fa—
zadentheile auf Grund der Aquarelle, der Zeichnung oder des klei—
nen Modells nicht in der gewünschten Schärfe zuließen. Das süd—
liche Flügelgebäude des ehemaligen Raczynski'schen Palais ist in jüng—
ster Zeit völlig niedergelegt worden, so daß auch au dieser Stelle
nit der Fundamentirung des Baues vorgegangen werden kann
Der Beginn der Arbeiten wird in den ersten Tagen des Monats
April stattfinden, vorausgesetzt, daß eben die Witterung keinen Strich
durch die Rechnung macht.
Berlin. Neue öffentliche Bedürfnißanstalten. Ein
hiesiger Einwohner, Herr Herrmann Hirschberg, hat den städtischen
Behörden ein neues Projekt zur Errichtung öffentlicher Bedürfniß—
austalten eingereicht. Dieselben sind als eleganter Pavillon von
durchbrochenem Eisen mit einer Innenverkleidung von weißem,
indurchsichtigem Glase projektirt. Die Benutzung ist theils je für
Männer und Frauen besonders, theils in der Weise für beide
Beschlechter gedacht, daß oberirdisch 5 Closets für Frauen und unter
enselben in einem Tunnel 15 Closets für Männer angelegt werden —
eder Theil mit aparten Zugängen von außen. Außerdem sind Ein—
ichtungen für Kinder vorbehalten. Es wäre dies die denkbarste
Ausnutzung des Raumes, da der Pavillon nur einen Durchmesser
»on 5,10 m erhalten soll. Der Unternehmer ist bereit, für den
Platz Miethe zu entrichten, sowie das Wasser und Gaslicht zu
»ezahlen, welches dem Unternehmer der jetzigen hölzernen Baulich—
eiten auf 10 Jahre für 24 Anstalten unentgeldlich von der Stadt
geliefert wird. Das Geschäft scheint also außerordentlich lukrativ
zu sein. Die Stadtverordneten-Versammlung hat dem Magistrat
empfohlen, vorläufig die probeweise Errichtung einer Anstalt nach
den neuen Ideen unter dem Vorbehalt eventueller Wiederbeseitigung
zu genehmigen.
Einen soeben von Herrn Friedrich Siemens in Londop
über das von ihm erfundene, anscheinend zukunftreiche Preß—
hartglas gehaltenen Vortrage entnehmen wir Folgendes: Juter—
essant ist zunächst die Mittheilung über die in kurzer Zeit erfolgte
ungemeine Verbreitung dieses deutschen Fabrikats. Während der
Werth des erzeugten Hartglases im ersten Jahre etwa 12,000 Mk.
betrug, stieg er im zweiten Jahre 1884 auf 140 000 Mk. Das
Preßhartglas ist ebenso hart wie Diamant und läßt sich daher
nicht in üblicher Weise zerschneiden; die Stücke werden infolge—
dessen in der Dresdener Fabrik gleich in der Größe hergestellt,
wie sie zur Verwendung gelaugen sollen. Dagegen kann man es
ätzen und poliren. Das Fabrikationsverfahren ist in Kürze
folgendes: Es werden gewoͤhnliche Glasplatten oder Glasstücke
don der gewünschten Größe der strahlenden Hitze des Siemens—
Oifens ausgesetzt und danu, wie zu härtender Stahl, dadurch
Berlin. Der Gemeindekirchenrath hat in diesen Tagen den
Entwurf zum RNeuban der Dreifaltigkeitskirche dem Magistrat vor—
Jelegt. Das bisherige Gotteshaus der Gemeinde ließ König
Friedrich Wilhelm J. bei der Erweiterung der Friedrichstadt gegen
Ende der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts nach dem