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Berichte aus verschiedenen Städten
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»amals in Berlin noch nicht versuchten Schema eines Kuppelbaues
errichten. Die Kirche wurde nach Entwürfen des Wallonen Titus
Favre (uach Anderen sollen dieselben von dem ausführenden
Maurermeister Naumaun herstammen) erbaut.
Berlin. In der Königlichen Bibliothek ist man gegen—
värtig mit der Einrichtung einer elektrischen Beleuchtung be—
chäftigt. Dieselbe wird sich außer auf das Vestibül und das Treppen—
sJaus namentlich auch auf den Lesesaal erstrecken, der alsdann auch
in den späteren Abendstunden geöffnet sein wird. Ausgeführt wird
die elektrische Beleuchtung von der Siemens'schen Fabrik. Die
Beleuchtung wird auch auf die vom Kaiserlichen Palais an der
Behrenstraße erworbenen Gebäunde, mit deren inneren banlichen
Einrichtung für die Bibliothek man noch beschäftigt ist, ausgedehnt.
Berlin. Uebrigens verlautet neuerdings wieder in Architekten—
reisen, daß ein Neubau für die Zwecke der Königlichen Bibliothek
m Kultusministerium beschlossene Sache sei. Als Bauplatz soll das
Terrain des Kunstakademiegebäudes an den Linden bestimmt sein.
Eine Ausführung des Banes soll indeß aus Gründen der Pietät,
deren Wiedergabe sich der Oeffentlichkeit entzieht, auf unbestimmte
Zeit vertagt sein. Auch würde die Verwirklichung dieses Planes
zuvor einen Neubau für die Kunstakademie erfordern; man ist aber
iäber die Wahl eines Bauplatzes für einen solchen im Ministerium
noch nicht schlüssig geworden.
Ferner geht man auf eine Anregung des Kultusministers
»on Goßler damit um, die Hörsäle der Berliner Universität
nit elektrischem Licht zu beleuchten, da die bisherige Gasbeleuchtung
u vielen Unzuträglichkeiten geführt hat. Nachdem auch der Kaiser
ich sehr für diese Neuernng interessirt und die Ausfuhrung gut
zeheißen hat, ist man der Angelegenheit energisch näher getreten;
es soll die Ausführung nunmehr mit Beschleunigung in's Werk gesetzt
verden.
Endlich können wir noch berichten, daß der Magistrat von
Berlin mit einer in London bestehenden Gesellschaft in Unterhand—
ung wegen elektrischer Beleuchtung des Königsplatzes und des
Platzes vor dem Brandenburger Thor getreten ist.
Berlin. An Stelle des Lipmann-Meyerbeer'schen Hauses Ecke
dönigs- und Neue Friedrichstraße, mit dessen Abbruch am
1. Juli begonnen wird, soll, wie man hört, abermals ein aroßer
SFasthof entstehen
hewilligt sind. Nach der „K. Z.“ wird das eine dieser Ateliers
W
ain der techuischen Hochschule, Professor Otzen, das andere dem
Lehrer der Renaissance an derselben Hochschule, Baurath Professor
Ende, anvertraut werden. Hiermit würden dann die genannien
eehrstühle au der technischen Hochschule frei werden und neu zu
jesetzen sein. Der Lehrstuhl für Gothik dürfte an den jetzigen
Dozenten Prof. Schäfer übergehen, welcher dem Lehrkörper der
Zerliner Hochschule schon seit 7 Jahren angehört. Ueher die Be—
etzung des zweiten Lehrstuhles (für Renaissance) verlautet bis
etzt noch nichts Näheres.
Berlin. Der hiesige Lehrter Bahnhof bleibt, wie die
„Voss. Z.“ erfährt, als Bahnhof bestehen; er wird dergestalt er—
veitert, daß er nicht nur den Verkehr der Lehrter, Hamburger,
Nord- und Stettiner Bahn aufnehmen kann, sondern auch für
twaige zukünftige Erweiterungen des nach Norden ausstrahleuden
Bahnsystems ausreicht. Gleichzeitig erfolgt die Einrichtung des in
der Anlage bereits vorgesehenen Fernbahnhofes der Stadtbahn an
der Station „Lehrter Bahnhof“ und die Herstellung bequemer
Verbindung dieses letzteren mit dem vorgenannten großen Zentral—
»ahnhofe. Für das nahe gelegene Ausstellungsterrain geht also
der Lehrter Bahnhof nun verloren.
Hamburg. Endlich scheint die nunmehr seit Jahrzehnten
chwebende Angelegenheit unseres Rathhaus-Neubaus um einen
vichtigen Schritt weitergediehen zu sein. Der Senat von Hamburg
jat nämlich der Bürgerschaft einen Bericht der zur Prüfung der
Haupläne niedergesetzten Rathhausbau-Kommission zugestellt, in
velchem beantragt wird, den Rohbau des Rathhauses mit einem
dostenaufwande von 4600000 Mik. auf dem Rathhausmarkte in
»rganischer Verbindung mit der Börse auszuführen. Zugleich stellte
die Kommission den Antrag, der Ausführung den Entwurf von
Brotjan (dessen in Verbindung mit Robertson aufgestellter Plan
z»ei der Konkurrenz im Jahre 1876 mit einem zweiten Preise be—
dacht wurde) und Genossen zu Grunde zu legen.
Heidelberg. Der hiesige „Schloßverein“, dem die badische
weite Kammer 68000 Mk. bewilligt hat, um die Kosten der bau—
ichen Untersuchung und der etwa nöthigen Ausbesserungen an den
Hrundmauern zu decken, ist im Stande, durch einen soeben er—
chienenen zweiten Bericht zu versichern, daß die Fundamente des
Otto-Heinrichs Baues noch in ganz gutem Zustande sind Jetz
untersücht man den sogenannten Friedrichs-Bau.
Köhln, 21. März. In der Neustadt, am Salierring, hatte
sich heute Mittag 12 Uhr eine größere Festversammlung zur feier—
ichen Grundsteinleguung des Neubaus unserer gewerb—
ichen Fachschule eingefunden, unter Anderen der Oberbürger—
neister, das Kuratorium, die Lehrer und Schüler der Anstalt, die
Vorstände der verschiedenen Gewerke u. s. w. Nachdem die
Stiftungsurkunde vom Oberbürgermeister Dr. Becker, dem Kura—
orium und der Lehrerschaft der Anstalt unterschrieben worden,
begann der Festaktus mit einem einleitenden feierlichen Gesange
des Lehrerchors. Hicrauf ergriff der Oberbürgermeister das Wort:
„Als die städtische Verwaltung sich vor 6 Jahren einigte, für
die fruüͤhere, sogenannte Gewerbeschule, die bekanntlich in eine acht—
klassige, lateinloöse Ober-Realschule umgewandelt wurde, einen Ersatz
zu schaffen, war man sich klar, daß es sich nur um einen Versuch
handele, dessen Mißlingen nur Köln treffen, dessen Gelingen aber
auf viele Städte unseres Vaterlandes von segensreichem Einfluß
ein würde. Es handelte sich darum, eine Miittelschule zwischen
Volksschnle und technischer Hochschule zu schaffen. So lange man
ruf staatliche Uuterstützungen baute, verliefen die Erörteruugen im
Zande: erst als die Bürherschaft sich zu selbstständigem Haudeln
iufraffte, da war das Projekt erfolgreich. So entstand die ge—
werbliche Fachschule, nicht bestimmt, das Lehrliugs- und Gesellen—
hum überflüssig zu machen, sondern auf Grund vraktischer Aus
»ildung das Haudwerk zu veredeln, ihm eine künstlerische Richtung
zu geben und so dem Handwerke in Wirklichkeit einen goldenen
Boden zu schaffen. Daß die Fachschule die gesteckten Ziele voll—
ommen erreicht, können wir heute wohl noch nicht behaupten, die
vichtigsten Hindernisse aber, welche die weitere Entwickelung der
Nustalt zu hemmen drohten, die sich aus dem Mangel geräumiger
ind zweckmäßig eingerichteter Schullokalitäten ergeben, aber räumt
die Stadt durch den Bau hinwea. dessen Grundstein wir heute
egen.“
Der Oberbürgermeister verliest uunmehr die Stiftungs—
irkunde, welche den Akt der Grundsteinlegung und die Ge—
chichte und Verhältnisse der Anstalt beschreibt. Hierauf er—
olgten die üblichen Hammerschläge, begleitet von einer durch den
Lehrer-Gesaugchor vorgetragenen Hymne. Nunmehr ergriff der
Direktor der Anstalt, Herr Romberg, das Wort und verbreitete
ich in löngerer Rede üher die Zwecke und Ziele der gewerblichen
Berlin. Der Magistrat hat jetzt das Bauprojekt für das Gym—
rzasium auf dem Wedding festgestellt. Die Gesammt-Baukosten
werden auf 600,000 Mitk. veranschlagt. Die große Klassenzahl
vürde es gestatten, neben den oberen Klassen des Gymnasiums
noch vier Realgymnasial-Klassen zu begründen, falls dies später
ür zweckmäßig erachtet werden sollte.
Berlin. Welche Werthe in Berlins Schulhäusern
tecken, kann man an folgenden Zahlen ermessen: Die Baulich—
eiten der städtischen höheren Lehranstalten (Gymnasien, Ober—
Realschulen und Realgymnasien). haben einen Feuerversicherungs—
verth von 7,636,400 MVi. Der Werth der Bibliotheken in den—
elben beziffert sich auf 246,850 Mi., der Werth der Sammlungen
ind Kunstgegenstände in denselben auf 277,140 M., die Utensilien,
Heräthe und Gaseinrichtungen haben einen Werth von 488,900 M.
An den höheren Schulen sind 378 Lehrerstellen vorhanden, für
velche eine Jahresbesoldung von 1,943,810 M. ausgesetzt ist.
Die 77 Gemeindeschularundstücke hahen einen Versicherungaswerth
on 16 874.,300 Pe.
Berlin. Das Königliche Schanuspielhaus ist auch
»or Kurzem des großen Bauzaunes ledig geworden. Das mit
Bezug auf reizvolle Gruppirung entschieden gelungenste Werk des
zroßen Friedrich Schinkel macht in seiner neuen Saudstein-Ver—
leidung einen impofanten, würdigen Eindruck und die viel ge—
rühmten, äußeren Vorzüge desselben treten nunmehr um so wirk—
amer in die Erscheinung. Die ganze Renovirung, auf deren
onstruktive Seite wir gelegentlich zurückkommen wollen, hat eine
»erhältnißmäßig kurze Zeit in Anspruch genommen.
Berlin. Bekanntlich sind durch die Verlegung der technischen
Zochschule nach Charlottenburg die bisherigen Räume des alten
Schinkel'schen Baues disponibel geworden. In denselben „sollen
Jewisse Unterrichtszweige der Königlichen Kunst-Akademie ihr Unter—
pmmen finden, doch wird sich diese Uebersiedelung wohl noch bis
um Sommer-Semester 1886 verzögern. In dem Schinkel'schen
Muster⸗Backsteinbau müssen erst noch die erforderlichen Umänderungen
ind Ausbesserungen bewerkstelligt werden, die mit dem Frühiahr
n Angriff genommen werden sollen.
Berlin. An der Akademie der Künste in Berlin werden
nit dem bevorstehenden Herbst zwei Meister-Ateliers für
Architektur in's Lebeu treten, für welche die Mittel vom Landtage
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