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Literaturbericht. — Brief- und Fragekasten.
Fachschule, für deren freigebige Dotirung er der Stadt Köln am
Schlusse seinen Dank aussprach.
Beschlossen wurde die würdige Feier mit dem vom Gesangchor
intonirten „Heil Dir im Siegeskranz“, in welches die Anwesenden
begeistert mit einstimmten.
Wünschen wir der jungen Anstalt, über deren Verhältnisse
und demnächstiges Heim wir in Nr. 2d. J. eingehend berichteten,
mich für die fkommenden Tage Erhalten des Erreichten und Ge—
winnen des Erstrebten! — n
Nippes bei Köln. Angesichts der stets steigenden Fre—
quenz im hiesigen Orte hat sich die Postverwaltung veranlaßt
jesehen, ein neues Postgebäude zu erxichten. Dasselbe, in der
Heinrichstraße gelegen, eütspricht allen Bedürfnissen und wird am
J. April dieses Jahres bezogen.
Prüm in der Eifel. Unser Städtchen wird nun bald
ein Lehrerfeminar besitzen. Zur Bestreitung der Baukosten hat
der Stadtrath die Aufnahme einer Anleihe von 453000 Mk. mit
einer Amortisationsfrist von 35 Jahren beschlossen. Die Ober—
leitung des Baues soll, laut der „Aach. Bztg.“, dem Regierungs—
und Baurath Herrn Heldberg aus Trier übertragen werden. Do
das Seminargebände nicht dem Wunsche der Staatsregierung gemäß
mit dem 1. Miai bezogen werden kann, hat sich die Stadt bis zur
Fertigstellung des Gebäudes zur miethweisen Beschaffung von zwei
Sälen bereit erklärt. Das Seminar soll sich vorläufia als Externat
gestalten
Brief⸗ und Fragekasten.
Herrn Zimmermeister M. in K. Um einen wasserdichten Fußbodene
auf einer Balkenlage eines Wohnhauses zur Herstellung eines Badezimmers
anfertigen zu können, ist es nöthig, zunächst auf die Dielung eine Lage guter
Dachpappe zu bringen, welche in den Fugen gut übergedeckt und besonders
an den Seiten, wo sie an die Wände stößt, sorgfältig mit Asphalt verstrichen
werden muß. Auf diese Pappe kommt eine Lage Asphalt, wobei man
wiederum auf einen guten Anschluß desserben an die Wände achten und den
Asphalt noch ca. 10 em an diesen hinaufführen muß. J
Es werden solche wasserdichte Fußböden auch durch einen Gipsestrich
hergestellt, dessen Anfertigung jedoch große Sorgfalt erfordert und nur von
Leuten hergestellt werden kann, weiche große Erfahrungen darin besitzen.
Zu diesem Estrich darf nur Gips verwendet werden, welcher langsam erhärtet
Herrn Zimmermeister O. in 8Sp. Vor der Ertheilung der Bauerlgubniß
müssen Sie Eigenthümer des Grundstücks geworden sein. Hat die Polizei—
behörde keine Kenntniß davon, daß Sie Eigenthümer des betreffenden Grund—
sttückes sind, so kann sie Ihnen die Bauerlaubniß so lange verweigern, bis Sie
den Nachweis der Erwerbung beibringen oder glaubwürdig nachweisen, daß der
etzige Eigenthümer des Grundstückes Ihnen die Erlaubniß zum Bauen gegeben hat
Herrn Bautechniker C. in R. In der Baukunst nennt man jetzt nur
Akroterien die Giebelzinnen, die auf die unteren Ecken und die Forstspitze
des Giebels griechischer und römischer Gebäude gesetzten niedrigen Sockel—
olatten, welche zugleich die Dachrinnenanfänge und die Forstziegel verdecken.
Bei den Griechen und Römern wurden alle weit vorstehenden äußeren
Theile so genannt.
Unter Alkoven verstand man eigentlich eine Nische, die durch ein darin
stehendes Bett ausgefüllt wird. Der Begriff des Alkovens ist bei uns auf
eine Art Schlafzimmer ausgedehnt worden, welches durch eine Glaswand
oder einen Vorhang von dem daran stoßenden Wohnzimmer getrennt ist.
Herrn Maurermeister B. in S. Sie fragen, ob Ihnen Ihr Nachbar
das Betreten seines Grundstückes zu dem Zwecke gestatten müsse, Repara—
turen an Ihren Gebäuden vorzunehmen, welche auf audere Art nicht aus—
geführt werden können. Gegen den Willen des Eigenthümers dürfen Sie
ein umfriedetes Eigenthum nicht betreten und weder Sie noch Ihre Arbeiter
dürfen sich auf demselben aufhalten, wenn Sie sich nicht des Hausfriedens—
bruches schuldig machen wollen. Es ergiebt sich daraus, daß das Grundstück
des Nachbars gegen seinen ausdrücklichen Willen auch dann nicht betreten
verden darf, wenn Reparaturen an Jaren Gebäuden auf andere Art nicht
iusgeführt werden können. Sie müssen daher unter allen Umständen die
Finwilligung Ihres Nachbars zu erlangen süchen, da die Polizeibehörde nur
dann einschreiten könnte, wenn ein öffentliches Interesse vorhanden wäre,
B. wenn Ihre Gebäude einzustürzen drohten. Können Sie die Einwilligung
Ihres Nachbars ohne Entschädigung nicht erlangen, so müssen Sie sich schon
zu einer solchen entschließen, da eine Klage Ihnen ebenfalls wenig Aussicht
auf einen günstigen Ausgang bietet.
Herrn Maurermeister K. H. in St. Wir nennen Ihnen noch einige
Werke, in welchen Sie Bauausführungen neuerer Zeit in deutscher Rengissance
finden: A. Drtwein, Deutsche Renaissance. Eine Sammlung von Gegen—
tänden der Architektur, Dekoration und Kunstgewerbe in Original-Auuf—
tahmen. Komplet in d Bänden. — Bandel bis 53 kostet gebunden 84,50 M
J. C. Raschdorff, Entwürfe und Bauausführungen im Style deut—
scher Rengissance. 50 Tafeln in Faesimiledruck. In Marpe 41 M. H. Licht,
Baudirektor, Die Architektur Deutschlands. Uebersicht der hervorragendsten
Bauausführungen der Neuzeit. 2 Vände, je 100 Tafeln in Lichtdruck, jeder
in einer Mappe 160 M.
Herrn Bauunternehmer Jl'. in F. Ueber die eisernen Mörtelträger
tinden Sie im Inseratentheil unseres Blattes die betreffenden Preisangaben.
Aeber die anderen Preise werden Sie am besten die geeignete Auskunft er—
halten, wenn Sie sich direkt an die Firma Wilhelm Renger u. Eo. in Arn⸗
tadt i. Th wenden.
Herrn Architekt K. in 8. Wir bedauern, Ihnen die gewünschte Aus—
unft nicht geben zu können, da dieselbe für den Rahmen des Brief- und
Fragekastens einmal zu umfangreich ist, andererseits aber auch für Nie—
nanden weiter Interesse hat, als für Sie allein
Herrn Zimmermeister Seh, in 13. Die neue Baupolizeiordnung für
den Stadtkreid Berlin liegt jetzt den städtischen Behörden vor und wird
hoffenttich nach Durchberathung an dieser Stelle mit den gewünschten Ab—
inderungen möglichst bald vom Polizei-Präsidium veröffentlicht werden
Herr Maurermeister F. B. in Seh. fragt an:
1. Es ist ein viereckiger Schorustein von ca. 90 cm im Quadrat und
ꝛem Höhe vorhanden, derselbe soll einen Kessel bedienen und außerdem
uur Anlage eines Ringparallelofens zu 18 Kammern, wovon je zwei Kammern
etwa 110630 Stück Steine enthalten und zugleich geheizt werden. Verwendung
inden; ist derselbe ausreichend?
Antwort: Die angegebenen Dimensionen des Schornsteins für die
beiden aufgeführten Zwecke — der Rauch- und Gaseabführung von einer
Dampffkessetheizung und gleichzeitiger Heizung eines Ringparallelofens von
der angehenen Größe — sind nicht hinreichend. Der Schoörnstein muß bei
inen lichten Duerschnitt von 90 cein im Quadrat unten und 65ß cm am
opf mindestens 34 mm inel. des etwa 4 hohen Unterbaues (Socke!ls) Höhe
erhalten, wenn er ertolgreich funktioniren soll.
2. Der sogenannte Rauchsammler soll über dem Mauerwerk liegen,
statt wie beim Hoffmaun'schen unterha!lb, was halten Sie davon? oder sind
praktische Gründe vorhanden?
Auutwort: Die Anlage des sogenannten Rauchsammlers über dem oberen
Ofenpflaster ist nach allen darüber gemachten Erfahrungen durchaus zu ver—
werfen. Die Konstruktion desselben nach dem Hoffmann'schen System zwischen
dem Dfenmauerwerk ist die alleinige, welche sich bisher fuͤr die Dauer präkn
tisch bewährt hat Versuche mit anderen Konstruktionen haben zu keinen
zünstigen Resultaten geführt.
3. Der Hoffmannsche Parallelofen hat zwischen den beiden Längsseiten
einen Zwischenraum von 455 m und dadurch gehörig Platz zur Stellung des
in der, Mitte befindlichen Schornsteins; hier steht event. derselbe außerhalb,
dadurch brauchen nur höchstens 2m Zwischenraum zu sein; kann man ohne
Rachtheil davon Gebrauch machen?
Antwort: Die seitliche Stellung des Schornsteins möglichst nahe am
Ofen, ohne jedoch das Mauerwerk des letteren zu berühren, ist eine günstige
ind für die Funktionirung desselben voͤrtheilhafte. Die Ermäßigung des
Zwischenraumes auf 252.5 im zwischen beiden Ofenreihen unterliegt dabei
keinem Bedenken.
Literaturbericht.
Der Schutz unserer Wohnhäuser gegen die
Feuchtigkeit. Ein Handbuch für praktische Bautechniker, sowie
als Leitfaden jür den Unterricht in Baugewerkschulen, bearbeitet
von Ernst Nöthling, Architekt und Lehrer an der Herzogl.
Bangewerkschule zu Gotha. Mit 24 in den Text eingedruckten
Figuren. Weimar 1885. Bernhard Friedrich Roiat. Preis
20 Mark.
Das vorliegende Werk soll dem praktischen Bautechniker in
allen den Fällen dienen, wo er bei Anlage nener Wohngebäude,
sowie bei Reparaturbauten mit den gesundheitsgefährlichen Ein—
flüssen der Grundfeuchtigkeit, sowie der atmosphärsschen Nieder—
ichlage auf die Mauern unserer Wohnhäuser ꝛc. zu rechnen hat.
Der Herr Bersasser hat alles Material, welches sich in technischen
Zeischriften und Lehrblichern vorfindet und Mittel und Wege an—
giebt, der Feuchtigkeit der Wohnungen entgegenzuwirken, d. h. die
Isolirung der Gebäude gegen Grundwasser und atmosphärische
Niederschläge herbeizufiihren, gesammelt und in übersichtlicher
Weise geordnet, sodaß sich jeder Interessent mit Leichtigkeit aus
dem Werke die nöthige Belehrung verschaffen kann.
Das Werk enthält folgende Abschnitte: Einleitung. 1. Die
Isolirung der Maunern resp. Fußböden gegen die Grundfenchtigkeit
(Grundwasser). 2. Schutz der Gebände gegen Sicker- oder Quetsch—
wasser, sowie gegen das Tranfwasser. 3. Schutz gegen Schlag—
regen, Spritzwasser ꝛc. 4. Verhütung der üblen Folgen von
Ueberschwemmungen für die Mauern ꝛxc. von Gebänden in sanitärer
Beziehung. 5. Materialien für den Grundbau. 6. Das Bauen
von Wohnhäusern an Bergabhängen. 7. Ueber den Hausschwamm
und seine Beseitigung resp. Verhütung. 8. Das Boziehen neuer
Hanier. — cu
Ueber die Wirkungen der Bestimmungen des
Entwurfs einer Neuen Baupolizeiordnung für Berlin
auf die wirthschaftlichen, sozialen und banlichen Juteressen der
Stadt von B. Wieck, Ingenieur und Stadtverordneter. Mit 9
Holzschnitten und einem Anhange, enthaltend den Wortlaut des Ent—
wuris. Preis 1,550 Miark. Berlin 1885. Verlag von Julius Bohne.
Der Herr Verfasser beleuchtet den Entwurf zur neuen Bau—
polizeiördnung und ihren Einfluß auf die wirthschaftlichen, sozialen
und baulichen Interessen der Stadt. Er ist als Stadtverordneter
Muiglied des Ausschusses, welcher die neue Bauordnung beräth und
hat bercits in mehreren Vereinen Vorträge über dieselbe gehalten.
Indemer anf die wesentlichen, der Verbesserung bedürftigen Punkte
aufnierksam macht, zeigt er, daß die underänderte Annahme der
porgeschlagenen Paragraphen durch eine unvermeidliche Entwerthung
der Baustellen und übermäßige Vergrößerung der Stadt eine schwere
finanzielle Schädigung des Grundbesitzes und ebenso eine erhebliche
Mehrbelastung aller steuerzahleuden Bürger herbeiführen müsse.
Iu den sehr sachlich gehaltenen Erläuterungen werden die voraus—
zusehenden nachtheiligen Folgen zahlenmäßig belegt und deren
Verstandniß durch beigegebene Illustrationen zweckmäßig erleichtert.
Da das Werkchen auch das Gute des Entwurfs offen anerkennt,
so wird das Lesen desselben nach allen Seiten zur Klärung und
Trhöhung des Interesses für diese Frage entschieden beitragen.
— enm. —
stedaktion: H. Diesener in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von H. S. Hermann in Berlin.
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers