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Von der Zurichtung, dem Einrammen x.
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Von der Zurichtung, dem Einrammen und
der Standfestigkeit resp. der Tragfähigkeit
der Rostpfähle.
aufeinander passen. Man setzt nun in die Mitte des unteren
Pfahles einen starken, an beiden Enden zugespitzten eisernen Dorn
ein, auf diesen das aufzupfropfende Stück Pfahl und stößt beide
Pfähle dicht zusammen. Man sichert nun diese Verbindung noch
durch drei eiserne in das Holz eingelassene Schienen, welche über
deide Pfahlenden in angemessener Länge hinweggreifen und be—
festigt jede derselben mit zwei Krammen und starken Nägeln in
den länglichen Nagellöchern der Schienen, so daß also die Nägel
heim Rammen nachgeben können.
Wir bemerken hierbei noch, daß das Aufpfropfen der Pfähle,
wenn irgend möglich, zu vermeiden ist, weil aufgepfropfte Pfähle
stets eine geringere Standhaftigkeit haben, als ganze Pfähle.
b) Das Einrammen der Pfähle.
Um die Rostpfähle bis zur erforderlichen Tiefe in den Bau—
zrund hinabzutreiben und ihnen einen möglichst festen Stand zu
geben, bedient man sich der Rammen, die man nach der Art
uind Weise der sie bewegenden Kraft in „Zugrammen, Kunst—
ammen und Tampframmen“ unterscheidet; von den in neuester
ngch erfundenen „pneumatischen Rammen“ sehen wir für jetzt
ioch ab.
Es liegt nicht in dem Zweck dieser Zeilen, die verschiedenen
Rammen, deren Konstruktion und Einrichtung im Allgemeinen
vohl als bekannt vorausgesetzt werden darf, näher zu beschreiben,
da wir es hier hauptsächlich mit der Wirkung und den Leistungen
derselben zu thun haben und uns auf nachfolgende kurze Bemer—
kungen beschränken können:
Bei der Zugramme hängt der Rammklotz (Rammbär)
an einem Tan, welches über einer Scheibe oben in dem hohen
Rammgerüst läuft und an dessen hinterem Ende die Zugleinen
zefestigt sind, mittelst welchen die Arbeiter den Rammklotz in die
Höhe ziehen und ihn dann plötzlich auf den Kopf des ein—
zurammenden Pfahles fallen lassen. Der entweder aus Eichenholz
nit Eisenarmatur oder aus Gußeisen bestehende Rammbär hat je
nach der Länge und Stärke der Rostpfähle und der Beschaffenheit
des zu durchstoßenden Erdreichs ein Gewicht von 300 bis 600 Kg
und wird bei jedem Stoße 1,2 bis 1,5 m ähoch gehoben. Jeder
Arbeiter kann durchschnittlich einen Zug von 15 bis 16 kg aus
üben, so daß z. B. ein Rammklotß von 300 KkKg Gewicht
20 Arbeiter zum Aufziehen desselben erfordert, die auf einem
Bretterboden — der Rammstube — im Halbkreise aufaestell'
werden.
Die Kunstramme unterscheidet sich von der Zugramme da—
durch, daß der Rammklotz mittelst einer mechanischen Vorrichtung
— Zugwinde mit Getriebe — auf eine Höhe von 4,0 bis 8m
gehoben werden kann und in Folge dessen eine weit größere
Wirkung auf den Pfahl ausübt. Vauvillier hat einen direkter
Lergleich zwischen der Leistung der Zugramme und der Kunst—
ramme angestellt. Beide Rammen hatten gleich schwere Ramm
klötze von 320 kg und mit beiden wurden ganz gleiche Pfähle in
denselben Boden in gleiche Tiefe eingerammt. Es ergab sich, daß
nit der Zugramme, bei welcher 22 Arbeiter und 1 Zimmermann
chätig waren, in 28 Tagen 48 Pfähle, mit der Kunstramme da—
zegen, an welcher nur 4 Tagelöhner und 1 Zimmermann arbeiteten,
ebensoviel Pfähle in 18 Tagen eingeschlagen wurden.
Demnach ist die Anwendung der Kunstramme bei Ausführung
zrößerer Pfahlroste in ökonomischer Beziehung sehr vorkhetlhaft,
ndem dabei, wenn namentlich die Pfähle sehr tief einzuschlagen
ind, die Hälfte bis zwei Drittel des Arbeitslohns im Vergleich
mit der Zugramme erspart werden. Das Gewicht des Rammbärse
hei der Kunstramme beträgt 500 bis 600, höchstens 800 kg.
Mittelst der von dem englischen Ingenieur Nasmyth kon—
struirten Dampframme wird eine noch größere Wirkung als mit
der Kunstramme erzielt; es wird durch dieselbe ein sehr schwerer
Rammbär auf eine geringe Höhe gehoben, der Effekt aber dadurch
sehr bedeutend vergrößert, daß die einzelnen Schläge sehr schnell
auf einander folgen. J
Es ereignet sich oftmals, daß Pfähle so tief eingerammt
werden müssen, daß sie vom Rammklotze nicht mehr erreicht werden;
in diesem Falle stellt man auf den Pfahl einen hölzernen Aufsatz,
den sogenannten „Rammknecht“, auf welchen daun der Ramm—
klotz stößt. Soll der Rammknecht öfter gebraucht werden, so wird
er oben und unten mit einem eisernen Ringe, außerdem aber
unten noch mit einem eisernen Dorn versehen, welcher in ein in
den Pfahl gebohrtes Loch eingreift. Bei Benutzung des Ramm
tnechts wird die Wirkung der einzelnen Stöße bedeutend geschwächt
Möge nun eine sRamme augewendet werden, welche es sei,
so muß haͤuptsächlich darauf gesehen werden, daß die Pfähle genau
kenkrecht und in der auf der Zeichnung augegebenen Reihe in
zrader Linie eingeschlagen werden. Der Rammbär muß stets
iuf die ganze Fläche des Pfahlkopfs und niemals nur auf eine
Kante desselben aufschlagen.
a. Die Zurichtung der Rostpfähle oder Piloten.
Die Grundpfähle zu einem Pfahlroste bestehen meist aus
Kiefern-, Eichen- oder Buchenholz; die dazu zu verwendenden
Stämme müssen recht grade gewachsen und die Fasern derselben
nicht gewunden sein. Man zieht deshalb kieferne Stämme von
der erforderlichen Länge im Allagemeinen den anderen Holz—
arten vor.
Was die Stärke der Rostpfähle anbetrifft, so ist diese
hauptsächlich von ihrer Länge abhängig, doch wird ein Grundpfahl
selten schwächer als 21 bis 24 em im Durchmesser sein dürfen.
Perronet nimmt für Pfähle von 455 bis 5,4 m Länge
eine mittlere Stärke von 30 em an und rechnet für jede 1,8 m
weitere Länge 3 bis 6 em der angegebenen Stärke hinzu.
Die erforderliche Länge eines Rostpfahles kann nur durch
sorgfältige vorhergegangene Üntersuchung des Erdreichs mittelsi
Bohrungen, bei bedeutender Mächtigkeit des lockeren schlechten
Bodens aber nur durch Einrammen mehrerer Probepfaähle ermittelt
werden. Man pflegt alsdann den Pfahl als feststehend zu be—
trachten, wenn er bei der letzten Hitze unter den Schlägen der
Ramme nur noch einige Millimeter in den Boden eindringt.
Gewöhnlich werden die Pfähle mit dem Wipfelende nach unten
eingerammt, obwohl auch von verschiedenen anderen Seiten das
Einrammen der Pfähle mit dem Stammende nach unten em—
pfohlen wird.
Die Pfähle müssen vor dem Einrammen von ihrer Rinde,
sowie von hervorragenden Aesten und Knorren befreit werden, so
daß dieselben auf ihrer ganzen Länge vollkommen glatt und rund
erscheinen; ein kantiges Bearbeiten derselben erschwert das Ein—
dringen in den Boden bedeutend. Um das Eindringen der Pfähle
in den Boden zu erleichtern, werden sie unten mit einer Spitze
versehen. Die Form dieser Spitze ist entweder eine vierseitige
oder dreiseitige Pyramide,; dieselbe ist zwei- bis dreimal so
lang als der Pfahl unten stark ist und darf unten nicht scharf zu—
s'ammenlaufen, sondern muß eine kurze gleichseitige Pyramide
hilden. Außer dem leichteren Eindringen des Pfahls hat die
Spitze noch den Zweck, eine seitliche Wendung oder Drehung des
Pfahls während des Einrammens zu verhindern. In dieser Be—
ziehung sind die dreikantigen Spitzen den vierkantigen vorzuziehen,
zunde Spitzen aber gänzlich zu verwerfen.
Wenn die Pfähle in sehr strengen, steinigen Boden oder Ge—
rölle eingetrieben werden sollen, dann müssen die Spitzen durch
eiserne Schuhe (Pfahlschuhe) verstärkt werden. Die Schuhe
ꝛrhalten je nach der Form der Spitzen, drei oder vier Lappen,
mit denen sie mittelst eiserner Nägel an den Spitzen befestigt wer—
den. Hierbei muß darauf gesehen werden, daß die Schuhe auf
dem Psahl fest aufsitzen und die Spitzen derselben die Spitzen
der Pfähle berühren. Es muß zu den Schuhen gutes zähes Eisen
jenommen werden, auch müssen die Lappen mit der Spitze sehr
sorgfältig verschweißt werden, damit der Schuh durch die heftigen
Stöße beim Rammen nicht auseinander getrieben werde; in sehr
steinigem Boden ist es zweckmäßig, die Spitze zu verstählen.
Da ungeachtet aller Sorgfalt beim Anbringen der Schuhe
an die Spitzen der Pfähle sich während des Rammens die Schuhe
inmer noch etwas nachziehen, so müssen die Nagellöcher der
Lappen länglich gemacht werden, damit die Nägel nicht abaesprenqgt
werden können.
Der Kopf des Pfahles muß winkelrecht zur Axe des letz—
teren glatt abgeschnitten, die Kante des Kopfes verbrochen und
mit einem starken eisernen Ring unter dem Kopf umgeben
werden, um das Aufspalten des Pfahles beim Einrammen zu ver—
hindern. Der Ring muß auf den Pfahl so weit aufgetrieben
werden, daß er vom Rammbär nicht erreicht werden kann, da er
in diesem Falle nach einigen Stößen unfehlbar zerspringen würde.
Hat der Rammbär längere Zeit auf den Pfahl gewirkt, so legen
uͤch wohl die Holzfasern um und bilden einen sogenannten Bart,
welcher den Effekt der Remme schwächt. Sobald man dies be⸗
merkt, muß der Pfahl um einige Centimeter abgeschnitten, der
Kopf, wie vorher angegeben, wieder zugerichtet und der Ring ver—
qältnißmäßig tiefer heruntergelegt werden. —
Es kommt zuweilen vor, daß man die Rostphähle nicht in
der ersorderlichen Länge erhalten oder beschaffen kann. In diesem
Falle ist man genöthigt, auf den Pfahl ein anderes Stück von
der fehlenden Läuge aufzupfropfen. Zu dem Zwecke werden
die beiden Enden der zu berbindenden Pfähle winkelrecht und glatt
abgeschnitten und so bearbeitet, daß sie gleich stark sind, also genau