Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Von der Zurichtung, dem Einrammen x. 
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Von der Zurichtung, dem Einrammen und 
der Standfestigkeit resp. der Tragfähigkeit 
der Rostpfähle. 
aufeinander passen. Man setzt nun in die Mitte des unteren 
Pfahles einen starken, an beiden Enden zugespitzten eisernen Dorn 
ein, auf diesen das aufzupfropfende Stück Pfahl und stößt beide 
Pfähle dicht zusammen. Man sichert nun diese Verbindung noch 
durch drei eiserne in das Holz eingelassene Schienen, welche über 
deide Pfahlenden in angemessener Länge hinweggreifen und be— 
festigt jede derselben mit zwei Krammen und starken Nägeln in 
den länglichen Nagellöchern der Schienen, so daß also die Nägel 
heim Rammen nachgeben können. 
Wir bemerken hierbei noch, daß das Aufpfropfen der Pfähle, 
wenn irgend möglich, zu vermeiden ist, weil aufgepfropfte Pfähle 
stets eine geringere Standhaftigkeit haben, als ganze Pfähle. 
b) Das Einrammen der Pfähle. 
Um die Rostpfähle bis zur erforderlichen Tiefe in den Bau— 
zrund hinabzutreiben und ihnen einen möglichst festen Stand zu 
geben, bedient man sich der Rammen, die man nach der Art 
uind Weise der sie bewegenden Kraft in „Zugrammen, Kunst— 
ammen und Tampframmen“ unterscheidet; von den in neuester 
ngch erfundenen „pneumatischen Rammen“ sehen wir für jetzt 
ioch ab. 
Es liegt nicht in dem Zweck dieser Zeilen, die verschiedenen 
Rammen, deren Konstruktion und Einrichtung im Allgemeinen 
vohl als bekannt vorausgesetzt werden darf, näher zu beschreiben, 
da wir es hier hauptsächlich mit der Wirkung und den Leistungen 
derselben zu thun haben und uns auf nachfolgende kurze Bemer— 
kungen beschränken können: 
Bei der Zugramme hängt der Rammklotz (Rammbär) 
an einem Tan, welches über einer Scheibe oben in dem hohen 
Rammgerüst läuft und an dessen hinterem Ende die Zugleinen 
zefestigt sind, mittelst welchen die Arbeiter den Rammklotz in die 
Höhe ziehen und ihn dann plötzlich auf den Kopf des ein— 
zurammenden Pfahles fallen lassen. Der entweder aus Eichenholz 
nit Eisenarmatur oder aus Gußeisen bestehende Rammbär hat je 
nach der Länge und Stärke der Rostpfähle und der Beschaffenheit 
des zu durchstoßenden Erdreichs ein Gewicht von 300 bis 600 Kg 
und wird bei jedem Stoße 1,2 bis 1,5 m ähoch gehoben. Jeder 
Arbeiter kann durchschnittlich einen Zug von 15 bis 16 kg aus 
üben, so daß z. B. ein Rammklotß von 300 KkKg Gewicht 
20 Arbeiter zum Aufziehen desselben erfordert, die auf einem 
Bretterboden — der Rammstube — im Halbkreise aufaestell' 
werden. 
Die Kunstramme unterscheidet sich von der Zugramme da— 
durch, daß der Rammklotz mittelst einer mechanischen Vorrichtung 
— Zugwinde mit Getriebe — auf eine Höhe von 4,0 bis 8m 
gehoben werden kann und in Folge dessen eine weit größere 
Wirkung auf den Pfahl ausübt. Vauvillier hat einen direkter 
Lergleich zwischen der Leistung der Zugramme und der Kunst— 
ramme angestellt. Beide Rammen hatten gleich schwere Ramm 
klötze von 320 kg und mit beiden wurden ganz gleiche Pfähle in 
denselben Boden in gleiche Tiefe eingerammt. Es ergab sich, daß 
nit der Zugramme, bei welcher 22 Arbeiter und 1 Zimmermann 
chätig waren, in 28 Tagen 48 Pfähle, mit der Kunstramme da— 
zegen, an welcher nur 4 Tagelöhner und 1 Zimmermann arbeiteten, 
ebensoviel Pfähle in 18 Tagen eingeschlagen wurden. 
Demnach ist die Anwendung der Kunstramme bei Ausführung 
zrößerer Pfahlroste in ökonomischer Beziehung sehr vorkhetlhaft, 
ndem dabei, wenn namentlich die Pfähle sehr tief einzuschlagen 
ind, die Hälfte bis zwei Drittel des Arbeitslohns im Vergleich 
mit der Zugramme erspart werden. Das Gewicht des Rammbärse 
hei der Kunstramme beträgt 500 bis 600, höchstens 800 kg. 
Mittelst der von dem englischen Ingenieur Nasmyth kon— 
struirten Dampframme wird eine noch größere Wirkung als mit 
der Kunstramme erzielt; es wird durch dieselbe ein sehr schwerer 
Rammbär auf eine geringe Höhe gehoben, der Effekt aber dadurch 
sehr bedeutend vergrößert, daß die einzelnen Schläge sehr schnell 
auf einander folgen. J 
Es ereignet sich oftmals, daß Pfähle so tief eingerammt 
werden müssen, daß sie vom Rammklotze nicht mehr erreicht werden; 
in diesem Falle stellt man auf den Pfahl einen hölzernen Aufsatz, 
den sogenannten „Rammknecht“, auf welchen daun der Ramm— 
klotz stößt. Soll der Rammknecht öfter gebraucht werden, so wird 
er oben und unten mit einem eisernen Ringe, außerdem aber 
unten noch mit einem eisernen Dorn versehen, welcher in ein in 
den Pfahl gebohrtes Loch eingreift. Bei Benutzung des Ramm 
tnechts wird die Wirkung der einzelnen Stöße bedeutend geschwächt 
Möge nun eine sRamme augewendet werden, welche es sei, 
so muß haͤuptsächlich darauf gesehen werden, daß die Pfähle genau 
kenkrecht und in der auf der Zeichnung augegebenen Reihe in 
zrader Linie eingeschlagen werden. Der Rammbär muß stets 
iuf die ganze Fläche des Pfahlkopfs und niemals nur auf eine 
Kante desselben aufschlagen. 
a. Die Zurichtung der Rostpfähle oder Piloten. 
Die Grundpfähle zu einem Pfahlroste bestehen meist aus 
Kiefern-, Eichen- oder Buchenholz; die dazu zu verwendenden 
Stämme müssen recht grade gewachsen und die Fasern derselben 
nicht gewunden sein. Man zieht deshalb kieferne Stämme von 
der erforderlichen Länge im Allagemeinen den anderen Holz— 
arten vor. 
Was die Stärke der Rostpfähle anbetrifft, so ist diese 
hauptsächlich von ihrer Länge abhängig, doch wird ein Grundpfahl 
selten schwächer als 21 bis 24 em im Durchmesser sein dürfen. 
Perronet nimmt für Pfähle von 455 bis 5,4 m Länge 
eine mittlere Stärke von 30 em an und rechnet für jede 1,8 m 
weitere Länge 3 bis 6 em der angegebenen Stärke hinzu. 
Die erforderliche Länge eines Rostpfahles kann nur durch 
sorgfältige vorhergegangene Üntersuchung des Erdreichs mittelsi 
Bohrungen, bei bedeutender Mächtigkeit des lockeren schlechten 
Bodens aber nur durch Einrammen mehrerer Probepfaähle ermittelt 
werden. Man pflegt alsdann den Pfahl als feststehend zu be— 
trachten, wenn er bei der letzten Hitze unter den Schlägen der 
Ramme nur noch einige Millimeter in den Boden eindringt. 
Gewöhnlich werden die Pfähle mit dem Wipfelende nach unten 
eingerammt, obwohl auch von verschiedenen anderen Seiten das 
Einrammen der Pfähle mit dem Stammende nach unten em— 
pfohlen wird. 
Die Pfähle müssen vor dem Einrammen von ihrer Rinde, 
sowie von hervorragenden Aesten und Knorren befreit werden, so 
daß dieselben auf ihrer ganzen Länge vollkommen glatt und rund 
erscheinen; ein kantiges Bearbeiten derselben erschwert das Ein— 
dringen in den Boden bedeutend. Um das Eindringen der Pfähle 
in den Boden zu erleichtern, werden sie unten mit einer Spitze 
versehen. Die Form dieser Spitze ist entweder eine vierseitige 
oder dreiseitige Pyramide,; dieselbe ist zwei- bis dreimal so 
lang als der Pfahl unten stark ist und darf unten nicht scharf zu— 
s'ammenlaufen, sondern muß eine kurze gleichseitige Pyramide 
hilden. Außer dem leichteren Eindringen des Pfahls hat die 
Spitze noch den Zweck, eine seitliche Wendung oder Drehung des 
Pfahls während des Einrammens zu verhindern. In dieser Be— 
ziehung sind die dreikantigen Spitzen den vierkantigen vorzuziehen, 
zunde Spitzen aber gänzlich zu verwerfen. 
Wenn die Pfähle in sehr strengen, steinigen Boden oder Ge— 
rölle eingetrieben werden sollen, dann müssen die Spitzen durch 
eiserne Schuhe (Pfahlschuhe) verstärkt werden. Die Schuhe 
ꝛrhalten je nach der Form der Spitzen, drei oder vier Lappen, 
mit denen sie mittelst eiserner Nägel an den Spitzen befestigt wer— 
den. Hierbei muß darauf gesehen werden, daß die Schuhe auf 
dem Psahl fest aufsitzen und die Spitzen derselben die Spitzen 
der Pfähle berühren. Es muß zu den Schuhen gutes zähes Eisen 
jenommen werden, auch müssen die Lappen mit der Spitze sehr 
sorgfältig verschweißt werden, damit der Schuh durch die heftigen 
Stöße beim Rammen nicht auseinander getrieben werde; in sehr 
steinigem Boden ist es zweckmäßig, die Spitze zu verstählen. 
Da ungeachtet aller Sorgfalt beim Anbringen der Schuhe 
an die Spitzen der Pfähle sich während des Rammens die Schuhe 
inmer noch etwas nachziehen, so müssen die Nagellöcher der 
Lappen länglich gemacht werden, damit die Nägel nicht abaesprenqgt 
werden können. 
Der Kopf des Pfahles muß winkelrecht zur Axe des letz— 
teren glatt abgeschnitten, die Kante des Kopfes verbrochen und 
mit einem starken eisernen Ring unter dem Kopf umgeben 
werden, um das Aufspalten des Pfahles beim Einrammen zu ver— 
hindern. Der Ring muß auf den Pfahl so weit aufgetrieben 
werden, daß er vom Rammbär nicht erreicht werden kann, da er 
in diesem Falle nach einigen Stößen unfehlbar zerspringen würde. 
Hat der Rammbär längere Zeit auf den Pfahl gewirkt, so legen 
uͤch wohl die Holzfasern um und bilden einen sogenannten Bart, 
welcher den Effekt der Remme schwächt. Sobald man dies be⸗ 
merkt, muß der Pfahl um einige Centimeter abgeschnitten, der 
Kopf, wie vorher angegeben, wieder zugerichtet und der Ring ver— 
qältnißmäßig tiefer heruntergelegt werden. — 
Es kommt zuweilen vor, daß man die Rostphähle nicht in 
der ersorderlichen Länge erhalten oder beschaffen kann. In diesem 
Falle ist man genöthigt, auf den Pfahl ein anderes Stück von 
der fehlenden Läuge aufzupfropfen. Zu dem Zwecke werden 
die beiden Enden der zu berbindenden Pfähle winkelrecht und glatt 
abgeschnitten und so bearbeitet, daß sie gleich stark sind, also genau
	        
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