Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Berichte aus verschiedenen Städten. — Literaturbericht. 
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die darin besteht, die Schneidkanten absichtlich ungleich zu machen, 
durchaus verwerflich ist. 
Ein zweiter, sehr wesentlicher Uebelstand, der noch vielfach 
unberücksichtigt bleibt, ist, daß die Schäfte der Flachbohrer oben 
von viereckigem Querschnitte gemacht werden, um sie in entsprechende 
Vertiefungen der Bohrspindel einzusetzen. Nun ist es nicht leicht, ein 
dierkaunges Stuück zu centriren, außerdem laufen die wenigsten der 
Vertiefungen in den Bohrspindeln centrisch oder werden nach gauz 
kurzer Zeit durch den Verschleiß der Lagerungen ungenau. Die 
Folge davon ist, daß das Werkstück auf dem Bohrtisch nicht fest— 
liegt, sondern hin und her geschleudert wird, oder aber, wenn man 
es durch Schrauben oder dergleichen festlegt, daß das zu bohrend 
Loch unschoön und in ähnlicher Weise, wie schon vorhin beschrieben, 
größer wird, als der Durchmesser des Bohrers. Zudem ist die 
Abnützung der Lagerungen für die Bohrspindel eine bedeutende 
so daß sie nach kurzer Zeit lose und klapperig wird. Es ist daher 
die Anwendung von chlindrischen, oder bei größeren Bohrern 
schwach konischen Schäften vorzuziehen und ihre Befestigung in 
der Bohrspindel durch ein passendes Futter zu bewerkstelligen. 
Um die richtige, gewunschte Lage der Bohrung zu erhalten, 
bediene man sich der alten, guten Methode: ein genaues, möglichst 
tieses Koru zu schlagen, so daß die Bohrspitze gleich von vorn 
herein eine richtige Führung erhalte. Das vielfach angewandtt 
Verfahren, zuerst ein kleines Loch zu bohren und dieses dann zu 
erweitern, ist verwerflich, denn falls das vorgebohrte kleine Lock 
nicht ganz genau richtig gebohrt ist, ist der Fehler bereits vor— 
handen und' nicht wieder gut zu machen. Dagegen ist folgende 
Art sehr zu empfehlen: Man reiße das Loch, welches zu bohren 
ist, mit dem Zirkel genau vor und ziehe einen konzentrischen Kreis 
mit einem hälb so großen Durchmesser und mache sodann im 
Mittelpunkt ein tiefes, genaues Korn. Sollte nun das Korn nicht 
genau stimmen, so wird der Fehler an dem kleineren Kreise be— 
merklich, sobald die Schneidkanten bis zu ihm vorgedrungen sind, 
was bereits nach wenigen Umdrehungen der Fall ist; der Fehler 
ist sodann noch recht gut zu korrigiren. — Ueber die Größe der 
Winkel, welche die Schneidkanten mit der Axe bilden sollen, lassen 
sich bestimmte Angaben kanm machen. Für gewöhnliche Arbeit in 
Schmiedeeisen und Stahl nimmt man 60“; ein Winkel von 450 
ist leichter herzustellen und wird daher oft vorgezogen. Für weiches 
Metall macht man den Winkel wohl noch kleiner. 
Eudlich sei noch erwähnt, daß die Schaltbewegung dem 
Bohrer am besten nach dem Gefühl, also von Hand ertheilt wird 
mweil die Verschiedenheit der Struktur und Härte an den einzelnen 
Stellen des Materials, namentlich bei Gußeisen, oft bedeutend ist 
und verschiedene Geschwindigkeit der Schaltbewegung erfordert, 
welche feinen Unterschiede durch automatische Vorrichtungen nich!t 
erreichbar sind. Auch kann durch Handstellung der Spindel sofort 
gefühlt werden, wann der Bohrer stumpf geworden ist, oder wegen 
zwischengeklemmter Bohrspähne nicht schneidet. 
zrundstücke, bei denen die Schulhänser nicht au der Straße liegen, 
verden hierdurch so hart betroffen, daß sie völlig unbrauchbar 
werden Es erscheint dringend erforderlich, daß der Magistrat 
den beregten Pasfus, dessen Streichung schon in der Stadtver— 
»rdneten-Versammlung beantragt wurde, aus dem Entwurfe ent— 
fernt, sowohl im Interesse der Stadtgemeinde, als im Interesse 
der Berliner Grundbesitzer.“ — Wir fügen schließlich hinzu, daß 
der Magistrat kürzlich seine Berathungen des Entwurfs beeudet, 
iich aber nur darauf beschränkt hat, denselben kritisch zu beleuchten 
und einzelne Gegenvorschläge zu machen. Der anfängliche Gedanke, 
einen völlig neuen Gegenentwurf auszuarbeiten, wurde später auf— 
gegeben. 
Berlin. Die Kombination von Eisen und Steine, 
welche bei unseren modernen Bauten, und besonders bei solchen, 
die in ihren unteren Geschossen zu Geschäftszwecken benutzt werden, 
in der ausgedehutesten Weise zur Auwendung kommt, briugt in Bezug 
auf die ästhetische Wirkung der Architektur gewisse Dissonanzen 
mit sich. Im Erdgeschoß und ersten Stockwerk dominirt die Eisen— 
fonstruktion, weil möglichst große Lichtöffnungen geschaffen werden 
ollen, in den oberen Geschossen hiungegen das Steinmaterial. Das 
Verhältniß vom tragenden Sockelbau, den man in den Blüthezeiten 
der Architektur stark in gröberen Formen darstellte, um seine Trag— 
kraft noch schärfer hervorzuheben, zu dem aufruhenden Etagenbau, 
der nach oben hin immer leichter wird, ist bei den modernen Bauten 
gerade umgekehrt worden, unten scheinbar leichter und schwach, 
»ben hingegen schwer und massig. In der verschiedenen Trag— 
ähigkeit des Eisens und Steins ist dieses eigenthümliche Verhältniß 
hegründet, welches eine schöne Gliederung in der Vertheilung der 
Baumassen kaum zuläßt. Unsere Architekten haben sich in dieser 
chwierigen Lage dadurch zu helfen gesucht, daß sie die Eisenkon— 
truktionen der unteren und speziell des Erdgeschosses hinter einer 
Berblendung von Stein verbargen. Im Grunde genommen ist 
diese Bauweise nur ein Nothbehelf, der einerseits dem Prinzip 
viderspricht, daß in der Architektur wie überhaupt in jeder gesunden 
unst die Konstruktion sichtbar bleiben, ja sogar durch ornamentale 
Bebilde in Bezug auf ihre Wirkung noch kräftiger hervorgehoben 
werden soll, der aber auch andererseits immer an der Forderung 
der großen Schaufenster und schmalen Pfeiler zu scheitern pflegt. 
Weun eine eiserne Stütze zwischen zwei Schaufenstern wirklich hinter 
einem Pilaster von Stein verborgen werden soll, so kann dieser 
etztere, um die lichte Weite der Fenster nicht zu veschränken, in 
eüter Breitendimension doch nur ein so schmales Maß erhalten, 
daß er zu den oberhalb lagernden Baumassen ebensowenig in einem 
dem Auge resp. dem ästhetischen Gefühl wohlthnenden Verhältniß 
stteht, wie die eiserne Stütze. Mehr und mehr bricht sich in 
Architektenkreisen daher die Ansicht Bahn, daß es das Beste sei, 
die Façaden solcher Geschäftsbauten von unten bis oben in Eisen 
und Glas derart herzustellen, daß das Steinmaterial nur als 
Füllung für gewisse Flächen benutzt werde, oder aber, wenn die 
»beren Geschosse zu Wohnungszwecken, die unteren hingegen zu 
Ladenräumen benutzt werden sollen, die tragende Eisenkonstruktion 
dieser letzteren in der Façade nicht zu verdecken, sondern sichtbar zu 
einer möglichst ansprechenden Erscheinung kommen zu lassen. Ob 
es aber uͤberhaupt möglich ist, die Kombination von Eisen und 
Stein in einer das ästhetisch geschulte Auge und den praktischen 
Beschäftsinteressen völlig befriedigenden Weise zu lösen, scheint uns 
ehr fraglich zu sein. Eine Sonderung von Geschäfts- und Wohn— 
sRäusern und eine Konstruktion der ersteren, ausschließlich in Eisen, 
cheint der einzige Weg zu sein, um zu wirklich schönen Resultaten 
zu gelangen. 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. Berliner Bauordnung. Der „Voss. Ztg.“ 
wird geschrieben: „In dem Entwurf der neuen Berliner Bau— 
ordnung ist im F 1 Absatz 3 eine Aenderung in der bisherigen 
Bebauunug der Grundstücke vorgesehen, welche von nicht zu unter 
schätzender Wichtigkeit ist, insofern, als derselbe „eine mit der 
öffentlichen Straße verbundene, für die Dauer gesicherte, unbebaut! 
Zufahrt (zwischen einer Zufahrt und Durchfahrt macht der 81 
keinen Unterschied), welche nach Breite und sonstiger Beschaffenhei 
den jedesmal in Frage kommenden Verkehrs-, Ordnungs- und 
Sicherheitsinteressen völlig entspricht', auch daun verlangt, wenn 
Grundstücke, welche an einer öffentlichen Straße liegen, „an Steller 
bebaut werden sollen, welche von der öffentlichen Straße entfern 
liegen.“ Nach dieser Bestimmung ist die Polizei berechtigt, be 
Grundstücken, welche an der Straße bereits bebaut sind, oder be 
baut werden sollen, die weitere Bebauung ganz zu verbieten oder 
unerfüllbare Bedingungen zu stellen, ganz abgesehen davon, ob die 
unbebaut bleibenden Flächen und Höhe doppelt und dreifach das 
nach 82 und 3 erforderliche Flächenmaß haben. Die Errichtung 
don Fabrikgebäuden, Druckereien, Speichern ꝛc. ist daher von der 
Gnade oder Ungnade der Baupolizei abhängig, sie kann eine un 
bebaute Zufahrt von „völlig entsprechender Breite ꝛc.“ verlangen. 
Für ticje Grundstücke mit viel Hinterland und solche Grundstuͤcke 
welche z. B. einerseits Straßen- andererseits Wasserfront haben, 
ist dies geradezu ein Todesstoß. Für die städtischen Markthallen 
wird seitens der Banpolizei eine 9 mm breite Durchfahrt ge— 
fordert — man ist im Publikum entrüstet darüber —; gegenüber 
dieser Forderung im 8 1 muß man jedoch eine sohch 9 wr 
breite Durchfahrt noch als eine besondere Verguͤnftigung betrachten, 
denn künstig wird eine unbenaunte Zufahrt verlangt werden von 
„völlig entsprechender Breite u. s. w.“ Die städtischen Schul— 
Literaturbericht. 
Lehrbuch der Arithmetik und Algebra, nebst 
dielen Uebnugsaufgaben. Für Lehrerseminarien und höhere 
Bürgerschulen, sowie für den Selbstunterricht bearbeitet von 
A. P. L. Claußen, Königl. Seminarlehrer in Bütow. Potsdam 
1884. Verlag von Aug. Stein. Preis 2,40 M. 
Das vorliegende Werk ist zwar zunächst für Lehrerseminarien 
und höhere Bürgerschulen bestimmt, es ist jedoch iu demselben 
Maße für alle anderen Lehranstalten und ganz besonders auch zum 
Selbstunterricht geeignet, da es in ungemein leicht faßlicher Weise ge— 
chrieben ist und eine große Anzahl von Uebungsaufgaben enthält. 
Das Werk behandelt im ersten Abschnitt „Das Rechnen mit be— 
timmten und allgemeinen Zahlen“, im zweiten Abschnitt „Ele— 
mente der Algebrä“, im dritten Abschnitt „Die Verhältnisse und 
Proportionen“, im vierten Abschnitt „Die Potenzen und Wurzeln“, 
im fünften Abschnitt „Die Logarithmen“, im sechsten Abschnitt 
„Die algebraischen Gleichungen“, im siebenten Abschnitt „Die 
irthmetischen und geometrischen Progressionen“ und im achten Ab— 
schinitt , Die Anwendung der Logarithmen“. —r. 
onktinn 
Ar iir 
n. 
AAg von Julius Aãmgelmann in Berun. — Druc ν 
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers 
Bernenn in Berlin.
	        

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