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Berichte aus verschiedenen Städten. — Literaturbericht.
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die darin besteht, die Schneidkanten absichtlich ungleich zu machen,
durchaus verwerflich ist.
Ein zweiter, sehr wesentlicher Uebelstand, der noch vielfach
unberücksichtigt bleibt, ist, daß die Schäfte der Flachbohrer oben
von viereckigem Querschnitte gemacht werden, um sie in entsprechende
Vertiefungen der Bohrspindel einzusetzen. Nun ist es nicht leicht, ein
dierkaunges Stuück zu centriren, außerdem laufen die wenigsten der
Vertiefungen in den Bohrspindeln centrisch oder werden nach gauz
kurzer Zeit durch den Verschleiß der Lagerungen ungenau. Die
Folge davon ist, daß das Werkstück auf dem Bohrtisch nicht fest—
liegt, sondern hin und her geschleudert wird, oder aber, wenn man
es durch Schrauben oder dergleichen festlegt, daß das zu bohrend
Loch unschoön und in ähnlicher Weise, wie schon vorhin beschrieben,
größer wird, als der Durchmesser des Bohrers. Zudem ist die
Abnützung der Lagerungen für die Bohrspindel eine bedeutende
so daß sie nach kurzer Zeit lose und klapperig wird. Es ist daher
die Anwendung von chlindrischen, oder bei größeren Bohrern
schwach konischen Schäften vorzuziehen und ihre Befestigung in
der Bohrspindel durch ein passendes Futter zu bewerkstelligen.
Um die richtige, gewunschte Lage der Bohrung zu erhalten,
bediene man sich der alten, guten Methode: ein genaues, möglichst
tieses Koru zu schlagen, so daß die Bohrspitze gleich von vorn
herein eine richtige Führung erhalte. Das vielfach angewandtt
Verfahren, zuerst ein kleines Loch zu bohren und dieses dann zu
erweitern, ist verwerflich, denn falls das vorgebohrte kleine Lock
nicht ganz genau richtig gebohrt ist, ist der Fehler bereits vor—
handen und' nicht wieder gut zu machen. Dagegen ist folgende
Art sehr zu empfehlen: Man reiße das Loch, welches zu bohren
ist, mit dem Zirkel genau vor und ziehe einen konzentrischen Kreis
mit einem hälb so großen Durchmesser und mache sodann im
Mittelpunkt ein tiefes, genaues Korn. Sollte nun das Korn nicht
genau stimmen, so wird der Fehler an dem kleineren Kreise be—
merklich, sobald die Schneidkanten bis zu ihm vorgedrungen sind,
was bereits nach wenigen Umdrehungen der Fall ist; der Fehler
ist sodann noch recht gut zu korrigiren. — Ueber die Größe der
Winkel, welche die Schneidkanten mit der Axe bilden sollen, lassen
sich bestimmte Angaben kanm machen. Für gewöhnliche Arbeit in
Schmiedeeisen und Stahl nimmt man 60“; ein Winkel von 450
ist leichter herzustellen und wird daher oft vorgezogen. Für weiches
Metall macht man den Winkel wohl noch kleiner.
Eudlich sei noch erwähnt, daß die Schaltbewegung dem
Bohrer am besten nach dem Gefühl, also von Hand ertheilt wird
mweil die Verschiedenheit der Struktur und Härte an den einzelnen
Stellen des Materials, namentlich bei Gußeisen, oft bedeutend ist
und verschiedene Geschwindigkeit der Schaltbewegung erfordert,
welche feinen Unterschiede durch automatische Vorrichtungen nich!t
erreichbar sind. Auch kann durch Handstellung der Spindel sofort
gefühlt werden, wann der Bohrer stumpf geworden ist, oder wegen
zwischengeklemmter Bohrspähne nicht schneidet.
zrundstücke, bei denen die Schulhänser nicht au der Straße liegen,
verden hierdurch so hart betroffen, daß sie völlig unbrauchbar
werden Es erscheint dringend erforderlich, daß der Magistrat
den beregten Pasfus, dessen Streichung schon in der Stadtver—
»rdneten-Versammlung beantragt wurde, aus dem Entwurfe ent—
fernt, sowohl im Interesse der Stadtgemeinde, als im Interesse
der Berliner Grundbesitzer.“ — Wir fügen schließlich hinzu, daß
der Magistrat kürzlich seine Berathungen des Entwurfs beeudet,
iich aber nur darauf beschränkt hat, denselben kritisch zu beleuchten
und einzelne Gegenvorschläge zu machen. Der anfängliche Gedanke,
einen völlig neuen Gegenentwurf auszuarbeiten, wurde später auf—
gegeben.
Berlin. Die Kombination von Eisen und Steine,
welche bei unseren modernen Bauten, und besonders bei solchen,
die in ihren unteren Geschossen zu Geschäftszwecken benutzt werden,
in der ausgedehutesten Weise zur Auwendung kommt, briugt in Bezug
auf die ästhetische Wirkung der Architektur gewisse Dissonanzen
mit sich. Im Erdgeschoß und ersten Stockwerk dominirt die Eisen—
fonstruktion, weil möglichst große Lichtöffnungen geschaffen werden
ollen, in den oberen Geschossen hiungegen das Steinmaterial. Das
Verhältniß vom tragenden Sockelbau, den man in den Blüthezeiten
der Architektur stark in gröberen Formen darstellte, um seine Trag—
kraft noch schärfer hervorzuheben, zu dem aufruhenden Etagenbau,
der nach oben hin immer leichter wird, ist bei den modernen Bauten
gerade umgekehrt worden, unten scheinbar leichter und schwach,
»ben hingegen schwer und massig. In der verschiedenen Trag—
ähigkeit des Eisens und Steins ist dieses eigenthümliche Verhältniß
hegründet, welches eine schöne Gliederung in der Vertheilung der
Baumassen kaum zuläßt. Unsere Architekten haben sich in dieser
chwierigen Lage dadurch zu helfen gesucht, daß sie die Eisenkon—
truktionen der unteren und speziell des Erdgeschosses hinter einer
Berblendung von Stein verbargen. Im Grunde genommen ist
diese Bauweise nur ein Nothbehelf, der einerseits dem Prinzip
viderspricht, daß in der Architektur wie überhaupt in jeder gesunden
unst die Konstruktion sichtbar bleiben, ja sogar durch ornamentale
Bebilde in Bezug auf ihre Wirkung noch kräftiger hervorgehoben
werden soll, der aber auch andererseits immer an der Forderung
der großen Schaufenster und schmalen Pfeiler zu scheitern pflegt.
Weun eine eiserne Stütze zwischen zwei Schaufenstern wirklich hinter
einem Pilaster von Stein verborgen werden soll, so kann dieser
etztere, um die lichte Weite der Fenster nicht zu veschränken, in
eüter Breitendimension doch nur ein so schmales Maß erhalten,
daß er zu den oberhalb lagernden Baumassen ebensowenig in einem
dem Auge resp. dem ästhetischen Gefühl wohlthnenden Verhältniß
stteht, wie die eiserne Stütze. Mehr und mehr bricht sich in
Architektenkreisen daher die Ansicht Bahn, daß es das Beste sei,
die Façaden solcher Geschäftsbauten von unten bis oben in Eisen
und Glas derart herzustellen, daß das Steinmaterial nur als
Füllung für gewisse Flächen benutzt werde, oder aber, wenn die
»beren Geschosse zu Wohnungszwecken, die unteren hingegen zu
Ladenräumen benutzt werden sollen, die tragende Eisenkonstruktion
dieser letzteren in der Façade nicht zu verdecken, sondern sichtbar zu
einer möglichst ansprechenden Erscheinung kommen zu lassen. Ob
es aber uͤberhaupt möglich ist, die Kombination von Eisen und
Stein in einer das ästhetisch geschulte Auge und den praktischen
Beschäftsinteressen völlig befriedigenden Weise zu lösen, scheint uns
ehr fraglich zu sein. Eine Sonderung von Geschäfts- und Wohn—
sRäusern und eine Konstruktion der ersteren, ausschließlich in Eisen,
cheint der einzige Weg zu sein, um zu wirklich schönen Resultaten
zu gelangen.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Berliner Bauordnung. Der „Voss. Ztg.“
wird geschrieben: „In dem Entwurf der neuen Berliner Bau—
ordnung ist im F 1 Absatz 3 eine Aenderung in der bisherigen
Bebauunug der Grundstücke vorgesehen, welche von nicht zu unter
schätzender Wichtigkeit ist, insofern, als derselbe „eine mit der
öffentlichen Straße verbundene, für die Dauer gesicherte, unbebaut!
Zufahrt (zwischen einer Zufahrt und Durchfahrt macht der 81
keinen Unterschied), welche nach Breite und sonstiger Beschaffenhei
den jedesmal in Frage kommenden Verkehrs-, Ordnungs- und
Sicherheitsinteressen völlig entspricht', auch daun verlangt, wenn
Grundstücke, welche an einer öffentlichen Straße liegen, „an Steller
bebaut werden sollen, welche von der öffentlichen Straße entfern
liegen.“ Nach dieser Bestimmung ist die Polizei berechtigt, be
Grundstücken, welche an der Straße bereits bebaut sind, oder be
baut werden sollen, die weitere Bebauung ganz zu verbieten oder
unerfüllbare Bedingungen zu stellen, ganz abgesehen davon, ob die
unbebaut bleibenden Flächen und Höhe doppelt und dreifach das
nach 82 und 3 erforderliche Flächenmaß haben. Die Errichtung
don Fabrikgebäuden, Druckereien, Speichern ꝛc. ist daher von der
Gnade oder Ungnade der Baupolizei abhängig, sie kann eine un
bebaute Zufahrt von „völlig entsprechender Breite ꝛc.“ verlangen.
Für ticje Grundstücke mit viel Hinterland und solche Grundstuͤcke
welche z. B. einerseits Straßen- andererseits Wasserfront haben,
ist dies geradezu ein Todesstoß. Für die städtischen Markthallen
wird seitens der Banpolizei eine 9 mm breite Durchfahrt ge—
fordert — man ist im Publikum entrüstet darüber —; gegenüber
dieser Forderung im 8 1 muß man jedoch eine sohch 9 wr
breite Durchfahrt noch als eine besondere Verguͤnftigung betrachten,
denn künstig wird eine unbenaunte Zufahrt verlangt werden von
„völlig entsprechender Breite u. s. w.“ Die städtischen Schul—
Literaturbericht.
Lehrbuch der Arithmetik und Algebra, nebst
dielen Uebnugsaufgaben. Für Lehrerseminarien und höhere
Bürgerschulen, sowie für den Selbstunterricht bearbeitet von
A. P. L. Claußen, Königl. Seminarlehrer in Bütow. Potsdam
1884. Verlag von Aug. Stein. Preis 2,40 M.
Das vorliegende Werk ist zwar zunächst für Lehrerseminarien
und höhere Bürgerschulen bestimmt, es ist jedoch iu demselben
Maße für alle anderen Lehranstalten und ganz besonders auch zum
Selbstunterricht geeignet, da es in ungemein leicht faßlicher Weise ge—
chrieben ist und eine große Anzahl von Uebungsaufgaben enthält.
Das Werk behandelt im ersten Abschnitt „Das Rechnen mit be—
timmten und allgemeinen Zahlen“, im zweiten Abschnitt „Ele—
mente der Algebrä“, im dritten Abschnitt „Die Verhältnisse und
Proportionen“, im vierten Abschnitt „Die Potenzen und Wurzeln“,
im fünften Abschnitt „Die Logarithmen“, im sechsten Abschnitt
„Die algebraischen Gleichungen“, im siebenten Abschnitt „Die
irthmetischen und geometrischen Progressionen“ und im achten Ab—
schinitt , Die Anwendung der Logarithmen“. —r.
onktinn
Ar iir
n.
AAg von Julius Aãmgelmann in Berun. — Druc ν
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers
Bernenn in Berlin.