Ueber die Fundamentirung der Gebäude.
2*8
Ueber die Fundamentirung der Gebäude.
Die so oft an Gebäuden, selbst an neueren, sich zeigenden
Risse sind zum größten Theile auf eine mangelhafte Funda—
nentirung des Gebäudes zurückzuführen, wobei vor Allem die
nöthige Rücksicht auf die Beschaffenheit des Baugrundes außer Acht
gelassen ist. Deshalb werden wir im Folgenden kurz die Behand—
lung des Baugrundes und die Fundamentirung auf den verschie—
denen Arten desselben einer Erörterung unterziehen.
Die Festigkeit und Dauer eines Gebäudes hängt von der
Dichtigkeit des Baugrundes ab, auf welchem es erbaut ist. Der
Brund und Boden, auf welchem ein Gebäude aufgeführt werden
soll, muß fest, d. h. von solcher Dichtigkeit sein, daß er von der
Last des Gebäudes nicht merklich zusammengedrückt werden kann.
Keine Erdart ist aber absolut fest, es muß daher, auch bei dem
dichtesten Baugrunde, ein Zusammendrücken der Erdmassen und
demzufolge ein Setzen des Gebäudes schon während des Baues
»orausgesetzt werden. Dieses Setzen wird aber für das Gebäude
zurchaus nicht nachtheilig, wenn der Baugrund überall gleiche
Dichtigkeit hat und die Last des darauf zu errichtenden Gebäudes
in allen Punkten gleich stark ist.
Die Baugründe werden, wie folgt, eingetheilt. Der festeste
Baugrund ist Felsen oder felsartiger Steingrund, wenn er nicht
zohl oder rissig ist oder gefährliche Ablösungen hat. Die zu
Tage tretenden verwitterten Lagen desselben müssen abgeräumt
verden.
Grobkörniger Kies und selbst feiner, aber scharfer Sand sind
»ei hinlänglicher Mächtigkeit und Ausdehnung sehr guter Bau—
zrund. Ist der Kies oder Sand mit Lehm oͤder fetter Erde ver—⸗
mengt, so erhöht dies die Festigkeit des Baugrundes, wenn er da—
durch uicht zu feucht oder gar naß wird. Lehm und Letten, mit
zrobem Sande gemischt, gelten, wenn sie wenig feucht und fest
ind, noch als brauchbarer Baugrund.
Dagegen sind Lehm und Letten, welche der Nässe ausgesetzt
ind und deshalb ihre Dichtigkeit verändern, nicht als guter Bau—
zrund zu betrachten. Bläulicher Mergel, mit Schlamm vermischter
Sand oder Triebsand und mit Quellen durchzogener Boden sind
chlechter und nachgebender Baugrund. Schwimmender Morast,
angeschütteter und aus allerlei Erdarten oder Schutt bestehender
Boden sind als durchaus schlechter und ungenügender Baugrund
zu betrachten.
Vor Beginn eines Baues ist demnach die genaueste Unter—
uchung des Baugrundes vorzunehmen, um danach die erforderliche
Fundamentirung ermessen zu können. Man hat hierbei haupt—
sächlich darauf zu achten, von welcher Art und Beschaffenheit der
Hrund und Boden der Baustelle und der Umgebung derselben im
Allgemeinen ist, und ob derselbe, wenn es kein Felsengrund ist,
»on Quellen oder ansteigendem Wasser durchzogen ist oder es doch
verden kann. Ferner hat man festzustellen, von welcher Art und
Beschaffenheit die verschiedenen Erdlagen insbesondere sind, und in
velcher Tiefe, von der Oberfläche der Erde an gerechnet, sich der
feste Baugrund befindet; von dem aufgefundenen festen Baugrunde
st dann die Mächtigkeit desselben zu ermitteln. Um feststellen zu
önnen, ob ein Ausweichen des festen Baugrundes nach den Seiten
nöglich ist, muß die Ausdehnung desselben ermittelt werden.
Endlich hat man Rücksicht zu nehmen auf die Umgebung des Bau—
platzes insofern, als irgend welche Anlagen, Gewässer, Gruben,
Bebäude ꝛc. dem neuen Gebäude nach irgend einer Richtung hin
gefährlich werden können
Bei der Untersuchung des Baugrundes und seiner Umgebung
muß der Bauausführende niemals unterlassen, sich durch den
Augenschein selbst zu überzeugen, während die Auskunft von Leuten,
velche die Oertlichkeit kennen, für ihn niemals Ausschlag gebend,
sondern nur anregend und belehrend sein darf.
Außer der Dichtigkeit des Baugrundes ist ein Hauptmoment
die Mächtigkeit oder die Stärke desselben. Oft hat ein guter
Baugrund nur geringe Stärke und wechselt mit schlechteren Erd—
arten ab. Man muß deshalb auch einen aufgefundenen festen
Baugrund nicht ohne Weiteres als genügend annehmen, sondern
man muß sich erst noch von seiner Stärke Ueberzeugung verschaffen,
im danach beurtheilen zu können, ob derselbe zum Tragen des be—
reffenden Gebäudes geeignet ist oder nicht.
Für die Beurtheilung eines Baugrundes ist die Erfahrung
die beste Lehrmeisterin. Sie bestätigt, daß eine feste Erdlage
mindestens 310 bis 4,0 m stark sein muß, um ein Gebäude von
2bis 4 Geschossen mit Sicherheit tragen zu können. Der feste
Baugrund befindet sich häufig unmittelbar unter der Erdoberfläche,
yft aber auch in einer größeren Tiefe von 4,0 bis 6,0 m und
mehr. In ersterem Falle erfolgt die Ermittelung durch Aus—
grabungen und durch das Untersuchungseisen, im letzteren Falle
zurch tiefere Ausgrabungen und durch den Erdbohrer.
Der Nutzen des Erdbohrers bei den Bodenuntersuchungen ist
war ein ziemlich bedeutender, jedoch kann daraus selten mit ab—
oluter Sicherheit auf die Mächtigkeit des betreffenden Baugrundes
geschlossen werden. Man wird daher gut thun, weun es irgend
möglich ist, die Beschaffenheit des Baugrundes durch Abräumen
und Ausgraben festzustellen, wenn man keine große Erfahrung und
hinlängliche Rontine in der Beurtheilung des Erdbodens beim
Bohren mit dem Erdbohrer besitzt. In vielen Fällen kann aber
ein Aufgraben durchaus nicht vorgenommen werden und bleibt
dann der Erdbohrer das einzige Hülfsmittel; man soll dann aber
im so vorsichtiger zu Werke gehen und den Erdboden lieber
chlechter als zu gut beurtheilen, da man dann eine Funda—
nentirung wählen wird, welche dem Gebände, welches darauf ge—
etzt werden soll, sicherer genügt, wenn auch die Kosten etwas
größer werden.
Ergiebt die Untersuchung, daß der feste Baugrund sich erst
in bedeutender Tiefe befindet, so muß eine sogenannte künstliche
Fundirung angewendet werden, während im anderen Falle eine
solche unnöthig ist und das Fundament unmittelbar auf den auten
Baugrund gesetzt werden kann.
Künstliche Fundirungen können hergestellt werden:
1. durch Fundirung auf massiven Pfeilern oder Sand;
2. durch Fundirung auf Senkbrunnen oder Senkkasten:
3. durch Fund ung au* Pfahlrost;
4. durch Fundifung auf liegendem Rost, auch Schwell⸗- oder
Bohlenrost genannt;
5. durch Fundirung auf Sandschüttung und
6. durch Fundirung auf Betonschüttung.
Welche dieser Fundirungen anzuwenden ist, muß aus der
Beschaffenheit des Baugrundes und seiner Umgebung und aus dem
darauf zu setzenden Gebäude ermittelt werden. Im Allgemeinen
dient Folgendes als Regel:
Die massive Pfeilerfundirung findet hauptsächlich da An—
vendung, wo der tragbare Boden tief liegt, die über ihm liegende
Erdmasse jedoch trocken und fest ist, resp. aus Schutt ꝛc. besteht.
Die Sandpfeiler finden bei gleicher Boden-Formation An—
vendung, jedoch nur bei leichteren Gebäuden, und hier auch nur
zesonders ihrer Billigkeit wegen. Sie erfordern aber wegen des
nöthigen Setzens des Sandes längere Zeit zur Ausführung
Die Senkbrunnen- oder Senkkasten-Fundirung ist bei großen
chweren Gebäuden zu empfehlen, jedoch nur in weicheren Boden—
arten, und wenn der feste Baugrund tief liegt. Sie muß stets auf
estem Boden stehen. Ihre Anwendung erfolgt am häufigsten,
venn das zu fundirende Gebäude in der Nähe vorhandener
Hebäude liegt, weil hier das Rammen zu viele Nachtheile mit
ich bringt.
Die Anwendung des Pfahlrostes kann erfolgen, wenn die
Pfähle den festen Boden erreichend, die Last des Bauwerks, ähn—
lich den Pfeilern, unmittelbar übertragen sollen, oder, wenn der
Boden bis zu einer bedeutenden Tiefe nicht als tragfähig erachtet
vird, jedoch große Elastizität besitzt. Liegt im ersten Falle der
tragbare Boden sehr tief, so wird diese Fundirung sehr koͤstspielig.
Im zweiten Falle muß die Ausführung mit sehr großer Sorgfalt
erfolgen, da Pfähle nur durch die seitliche Reibung gehalten
verden; jedenfalls dürfen nur leichte Gebäude darauf gesetzt
verden. Liegt der niedrigste Wasserstand sehr hoch, so eupfiehlt
ich der Pfahlrost vor anderen Fundirungsarten, weil hier das
Ausschöpfen des Wassers unterbleiben kann. Er darf jedoch nie
da angewendet werden, wo benachbarte Gebäude durch die Er—
schütterung des Rammens leiden könnten.
Der liegende Rost kann einer Senkung im Ganzen ebenso—
wenig als einer ungleichförmigen stets vorbeugen, er bewirkt nur
dann eine wirksame Verbreiterung und Verankerung der getrennten
Bautheile, wenn er unter denselben und zwischen denselben durch—
geführt wird. In allen anderen Fällen erleichtert er nur die
Ausführung, indem er das Einsinken einzelner Verbandstücke ver—
jindert. Die Bedenken einer ungleichförmigen Senkung schwinden
iber auch einigermaßen, wenn man erwägt, daß auch die ersten
Mauerschichten, wenn sie etwas erhärtet sind, mittragend eine un—
zleichförmige Senkung verhindern helfen. Der Nutzen des liegen—
»en Rostes ist jedoch nicht allzugroß und ist ihm deshalb meist die
Sand- oder Beton-Schüttung vorzuziehen, zumal jener so gelegt
werden muß, daß er sich stets unter Wasser befindet.
Die Sandschüttung wird überall da den Vorzug vor dem
iegenden Rost erhalten, wo dieser nicht wegen Verankerung der
Fundamente nothwendig ist, da sie eine bedeutend größere Ueber—
tragung des Druckes durch Verbreiterung bewirkt, und in Folge
der starken Reibung der Sandkörnchen aneinander, wenigstens bis
zu einem gewissen Grade, ein ungleichmäßiges Senken verhindert.
Die Betonschüttung erfüllt denselben Zweck als die Sand—
ichüttung, ist dieser jedoch entschieden vorzuziehen, da die erhärtete