Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Literaturbericht. — Baute hhnische Notizen. 
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bereite. Indessen wir meinen, daß in einem solchen Falle, wie in 
dem vorliegenden, da es sich um eine stark frequentirte höhere Lehr— 
anstalt handelt, welche ohne schwere Schädigung der Gesammtheit 
nicht entbehrt werden kann, die Geldmittel sich finden müssen, und 
bei einigem guten Willen der maßgebenden Faktoren fich auch 
werden beschaffen lassen. Wir bemerken schließlich, daß das Real— 
zymnasium auf der Burg eine Stiftung des großen Kurfürsten und 
dielleicht die älteste Schule in der Provinz Preußen ist, welche der 
erste souveräne Herrscher des damaligen Herzogthums Preußens 
aus dem Hause der Hohenzollern durch eine Schenkung von Land— 
hesitz ins Lebens gerufen hat. 
London. (Strikes.) Ein sehr umfangreicher Strike ist 
unter den hiesigen Tischlern und Zimmerleuten ausgebrochen. Die 
Meister und Arbeitgeber fordern, daß einer Lohnverringerung von 
Pence per Tag zugestimmt werde. Diese Forderung findet bei 
den Tischlern den heftigsten Widerspruch. Dieselben weigern sich 
zanz entschieden zu den niedrigen Löhnen zu arbeiten und drohen 
mit einer öffentlichen Demonstration. Die Aufregung ist eine sehr 
große. Ein abgehaltenes Meeting, welches sehr stark besucht war, 
»erlief resultatlos. Die Zahl der Strikenden beträgt ungefähr 2500 
London. (Arbeiterwohnungen.) Nach mehr als zwölf— 
monatlicher Untersuchung hat der unter dem Prinzen von Wales 
niedergesetzte Ausschuß uͤber die Arbeiterwohnungen seinen Bericht 
in zwei mächtigen Bänden veröffentlicht. Er bestätigt alles, was 
vor Jahr und Tag über die Höhlen des „verrufenen Londons“ 
in Zeitungen und Flugschriften gedruckt ward: das Zusammen— 
drängen mehrerer Familien in Kellerwohnungen, die dadurch 
herbeigeführte Unsittlichkeit und Blutschande, der Mangel aus— 
reichender Aborte, der Schmutz und die daraus enistehenden Krank— 
Jeiten. Aber betreffs der Besserungsmittel gehen die Mitglieder 
des Ausschusses ebensosehr auseinander, wie ihre Vorgänger. Daß 
die Ortsbehörden die Hausbewohnerzahl begrenzen und für regel— 
näßige Reinigung sorgen; daß ärztliche Aufseher ernannt, Staats— 
paugesellschaften gebildet, Anleihen vorgeschossen, lange Mieths— 
verträge abgeschafft, Gemeindeland für Arbeiterwohnungen weg— 
zenommen, billige Arbeiterbahnzüge eingerichtet werden sollen, sind 
ängst bekannte Einzelvorschläge. Der einzige umfassende Vorschlag 
sttammt von Goschen; er betont die vorherige Nothwendigkeit einer 
Eentralverwaltung für London durch Einführung des bekannten 
Bemeindeverwaltungsgesetzes; dann würden die besonderen Maß— 
megeln sich von selbst ergebhen. Im ganzen und großen scheint der 
Bericht den Landkollektivisten in die Hände zu arbeiten; denn eine 
Erfüllung sämmtlicher Vorschläge ließe sich nur durch staatliche 
Uebernahme des Grund und Bodens herbeiführen. 
»aumeister Osthoff zu Plauen i. B. und Prof. Dr. Eduard 
Schmittt in eingehendster Beise bearbeitet. Das 7. Kapitel des— 
jelben Abschnitts enthält noch die Anlagen von Branereien, Mälzereien 
und Brennerxeien von Prof. Albert Geul in Muünchen. 
Mit Bezug auf den reichhaltigen, gediegenen Inhalt können 
wir diesen Band des Handbuchs für Architekinr, der augd einzeln 
käuflich zu haben ist, jedem Fachmann auf das Angelegentlichste 
aus voller Ueberzeugung empfehlen. Einiges Bedenken gegen eine 
allgemeinere Verbreitung desselben erregt nur der Preis von 
23 Mark, der ja allerdings bei der gediegenen und würdigen Aus— 
stattung in Papier, Druck und der größtentheils sehr guten und 
zahlreichen Zeichnungen vollständig gerechtfertigt erscheint. Dennoch 
dürfte es wünschenswerth sein, daß sich die Verlagshandlung zu 
einer angemessenen Ermäßigung des Preises, oder wenigstens zu 
einer Lieferungsausgabe entschließen miöchte, damit auch den weniger 
»emittelten Interessenten die Anschaffung dieses ausgezeichneten 
Werkes erleichtert würde. — 2— 
Bautechnische Notizen. 
Das Antiphon (Deutsches Reichs-Patent Nr. 29,516) ist der 
erste und einzige Apparat zum Abschwächen stärkerer und zum Unharbar— 
machen schwächerer Töne und Geräusche und entspricht einem lang und 
chmerzlich gefühlten Bedürfnisse zahlloser Personen, welche durch Straßen— 
ärm, laute Nachbarn, musikalischen Unfug u. s. w. in ihren Berufs— 
zeschäften gestört, oder an ihrer Gesundheit geschädigt werden. — Durd 
Schonung des akustischen Nerven mittelst der Antiphöne läßt sich zugleich 
nannigfaltigen Hörbeschwerden vorbeugen und ein durch Ueberreizuns 
geschwäͤchtes Hörvermögen wieder verschärfen. 
Die Antiphone erfüllen ihre Bestimmung nur, wenn sie gut passen: 
es muß darum beim Ankauf dieser Apparate mit derselben Sorgfalt ber 
fahren werden, wie bei der Auswahl von Augengläsern. Die Kuge' 
des Antiphons muß das vordere Ende des Gehörgangs vollständig aus— 
füllen und tief genug eindringen, um von der Seite nicht gesehen werden 
zu können. Die halbmondförmige Scheibe muß sich der Kurve der Gegen. 
ieiste des Ohres gut anpassen und groß genug sein, um in der Ohr— 
muschel nicht auf⸗ und abgeschoben werden zu können. 
Ein Antiphon kann als passend betrachtet werden, wenn das Ticken 
einer an's Ohr gehaltenen, aber nicht angedrückten Taschenuhr nicht zu 
hören, und wenn der Apparat lang genug ist, um auf die Kuͤgel einen 
mnäßigen starken Druck zu äußern, welcher nur in den ersten Tagen ale 
Anbequemlichkeit empfunden werden darf. 
Das luftdichte Verschließen des äußeren Gehöͤrgangs wird wesentlich 
zefördert, wenn die Kugel des Antiphons, vor dem Einführen, in Waffer 
jetaucht wird. 
Den General-Vertrieb für das Antiphon hat der Optiker und 
Mechaniker A. Schiller, Berlin Luisenstraße 34, übernommen. —n 
Die Verlegung größerer Gebäude scheint kein Monopol der 
Amerikaner mehr zu sein; auch die Engländer versuchen sich neuerdings in 
der schwierigen Kunst. Den Anfang machten sie mit dem einen Leucht. 
hurm von Budonees bei Dundee. In Folge von Anschwemmungen, 
velche das Fahrwasser der Taymündung verändert haben, entsprach der 
leinere, 20 m hohe Leuchtthurm den Anforderungen nicht mehr, und so 
»eschloß man dessen Verlegung nach einer 80 mentfernten Stelle. Keine 
leine Aufgabe, wenn man bedenkt, daß der Bau 410,000 kg wiegt. 
Zum Zwecke des Transportes wurde das Mauerwerk der Fundirungen 
illmählich soweit durchbrochen, daß man sieben starke Balken dem Thurmeé 
interschieben konnte, die ihrerseits auf mächtigen Holzschienen rühten. 
Außerdem wurde um den Thurm eine überaus start Kette fünf Mal 
eschlungen und durch einen Schraubenspanner fest angezogen, sowie als 
e im Innern ein breiter eiserner Ring befestigt. Nachdem 
die Schienen gehörig geschmiert worden, pegapt die gegen die Trag⸗ 
balken gestemmten ßgde zu wirken und bald sahen die leitenden In— 
hrienne mit Genugthuung, wie der Thurm langsam aber sicher sich in 
Bewegung setzte. gn Durchschnitt betrug das — 21/2 cm in 
der Minute Rachdem der Thurm soweit vorgeruückt war, daß die Fun— 
damente freilagen, wurden dieselben abgebrochen, nach dem neuen Stand— 
ort gebracht und wieder vermauert, worauf die Transportarbeiten so lange 
sortgesetzt wurden, bis der Thurm über den Fundamenten lag. Nach 
Herausnahme der Tragbalken und Schienen wurden die Oeffnungen 
vieder vermauert. Die ganze Arbeit hat 28 Tage und einen Aufwand 
don nicht ganz 6000 Mk. beansprucht, worunter 2400 Mk. für den Trans 
port des atdih und der Arbeiter von Dundee nach dem Arbeitsplatze. 
Der Bau eines neuen Thurmes hätte vielleicht das Zwanzigfache gekostet. 
Verwerthung des Rauches der Schornsteine. Dr. Vogel 
in Chicago will dies durch folgendes Verfahren erreichen: Er leitet den 
Rauch in einen Kühlecylinder und dann mittelst mehrerer Gebläse durch 
Wasser. Auf diese Weise will der Erfinder den Rauch völlig vernichten 
also die wichtige Frage der rauchlosen Verbrennung lösen und endlid 
den werthvollen Lampenruß gewinnen. 
Verschiebung eines Leuchtthurmes. Die Vesleons 
Iibßzeret Gebaäude ist kein Monopol der Amerikaner mehr, auch die Eng— 
änder versuchen sich neuerdings in der schwierigen Kunst. Den Anfang 
machten fie mit dem einen Leuchtthurme von Buddonneß bei Dundee. 
In Folge von Anschwemmungen, welche das Fahrwasser der Tay-Mündung 
Literaturbericht. 
Die bekannte rührige Firma Karl Scholtze in Leipzig 
hat soeben einen Katalog werthvoller antiquarischer Werke zu 
Wy mäßigen Preisen versandt, worauf wir speziell aufmerksam 
machen. 
Inhalt: 1. Architektur, Bautechnik, Maschinenwesen und 
erwandte Werke. 2. Mathematik. 3. Chemie und Pharmazie. 
4. Physik und Meteorologie. 5. Geologie. 6. dandet und Ge⸗ 
werbe. 7. Rechts- und Staatswissenschaft. 8. Varia. 9. Zeit— 
riften verschiedenen Inhalts. —— 
Handbuch der Architektur. Unter Mitwirkung von 
Fachgenossen herausgegeben von Oberbaurath Prof. Durm in 
darlsruhe, Baurath Prof. Ende in Berlin, Prof. Dr. Eduard 
Schmitt und Prof. Heinrich Wagner in Darmstadt. IV. Theil, 
Entwerfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude. Dritter Halbband. 
Darmstadt 1884, Verlag von J. Ph. Diehl. 
Es ist stets eine angenehme Aufgabe für den Rezensenten, 
venn er ein so vortreffliches Werk, wie das vorliegende, zu be— 
prechen hat. Schon die Namen der Herausgeber und Autoren 
gjeben eine hinreichende Garantie für den gediegenen Inhalt desselben. 
In diesem Bande finden wir im J. Abschnitt in 11 Kapiteln 
die Gebäude für landwirthschaftliche Zwecke: Pferdeställe und 
Wagenremisen, Rindviehställe, Schafställe, Schweineställe, Feder—⸗ 
diehställe, Feimen, Getreideschuppen, Scheunen, Getreidemagazine, 
andwirthschaftliche Gebäude-Komplexe ꝛc., von dem schon durch 
eine früheren Werke rühmlichst bekannten Baurath F. Engel in 
Berlin ausführlich behandelt. In dem 2. und 9. Kapitel desselben 
Abschnitts bespricht Professor Dr. Eduard Schmitt in Darmstadt 
Bestüts⸗ und Marstallgebäude, sowie größere Getreidemagazine und 
dandelsspeicher. 
Der I. Abschnitt enthält von Seite 172 -395 die für die 
Volkswirthschaft so wichtigen Anlagen der Schlachthöfe, Viehmärkte, 
Markthallen und Markiplätze ꝛc.. von dem Regierungs- und Stadt—
	        

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