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Brief⸗ und Fragekasten.
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berändert haben, entsprach der kleinere, 20 m hohe Leuchtthurm den
Anforderungen nicht mehr, und so beschloß man dessen Verlegung nach
einer 80 m'entfernten Stelle. Keine kleine Aufgabe, wenn man bedenkt,
daß der Bau 440,000 kg wiegt. Zum Zwecke des Transportes wurde
dag Manerwerk der Fundirungen allmählig so weit durchbrochen, daß
man sieben starke Balken dem Thurme unterschieben konnte, die ihrerseits
auf mächtigen Holzschienen ruhten. Außerdem wurde um den Thurm
line überaus starke Kette fünfmal geschlungen und durch einen Schrauben—
spanner fest angezogen, sowie als Gegengewicht im Innern ein breiter
iserner Ring besestigt. Nachdem die Schienen gehörig geschmiert worden,
degannen die gegen die Tragbalken gestemmten Winden zu wirken, und
bald sahen die leitenden Ingenieure mit Genugthuung, wie der Thurm
angsam, aber sicher sich in Bewegung setzte.“ Im Durchschnitt betrug
das Fortschreiten 22 em in der Minute. Nachdem der Thurm so weit
rorgerückt war, daß die Fundamente frei lagen, wurden dieselben ab
gebrochen, nach dem neuen Standorte gebracht und wieder vermauert,
vorauf die Transportarbeiten so lange fortgesetzt wurden, bis der Thurm
iber den Fundamenten lag. Nach Herausnahme der Tragbalken und
Schienen wurden die Oeffnungen wieder vermauert. Die ganze Arbeit
hat 28 Tage und einen Aufwand von nicht ganz 6900 Mark beansprucht,
vorunter 2400 Mark für den Transport des Materials und der Arbeiter
son Dundee nach dem Arbeitsplatze. Der Bau eines neuen Thurmes
hätte vielleicht das Zwanzigfache gekostet.
Zeffnung für den Rauchaustritt hat, versehen ist. Die in dem Zwischenraum
wischen Schornstein und Mantel tretenden Funken fliegen gegen die Wöl—
»ung des Deckels, prallen zurück und fallen in den unteren Theil des
Zwischenraumes hinab, woraus sie von Zeit zu Zeit entfernt werden, wäh⸗
rend der Rauch oben ausströmt.
Herrn Zimmermeister P. in D. In Bezug auf die Prüfung der
Dampfkessel gellen folgende Bestimmungen?: Jeder neu aufzustellende Dampf—⸗
essel muß nach seiner letzten Zusammensetzung vor der Einmauerung oder
Ummantelung, unter Verschluß sämmtlicher Definungen, mit Wasserdruck ge⸗—
zrüft werden.
Die Prüfung erfolgt bei Dampfkesseln, welche für eine Dampfspannung
son nicht mehr als fünf Atmosphären Ueberdruck bestimmt sind, mit dem
weifachen Betrage des beabsichtigten Ueberdruckes, bei allen übrigen Dampf—
esseln mit einem Drucke, welcher den beabsichtigten Ueberdruck um fünf
Atmosphären übersteigt. Unter Atmosphärendruck wird ein Druck von einem
dilogranim auf den Quadratcentimeter verstanden.
Die Kesselwandungen müssen dem Probedrucke widerstehen, ohne eine
zleibende Veränderung ihrer Form zu zeigen und ohne undicht zu werden.
Sie sind für undicht zu erachten, wenn das Wasser bei dem höchsten Drucke
n anderer Form. sals der von Nebel oder feinen Verlen durch die Fugen
dringt.
a Wenn Dampfkessel eine Ausbesserung in der Kesselfabrik erfahren haben,
oder wenn sie behufs der Ausbesserung an der Betriebsstätte ganz blos ge—
egt worden sind, so müssen sie in gleicher Weise, wie neu aufzustellende
kessel, der Prüfung mittelst Wasserdruck unterworfen werden. Wenn bei
kesseln mit innerem Feuerrohr ein solches Rohr und bei den nach Art der
rokomotivkessel gebauten Kesseln die Feuerbuchse behufs Ausbesserung oder
xrneuerung herausgenommen, oder wenn bei cylindrischen und Siederkesseln
ein oder mehrere Platten neu eingezogen werden, so ist nach der Ansbesserung
»der Erneuerung ebenfalls die Prüfung mittelst Wasserdrucks vorzunehmen
Der völligen Bloslegung des Kessels bedarf es nicht.
Der bei der Prüfung ausgeübte Druck darf nur durch ein genügend
sohes offenes Quecksilber-Manometer, oder durch das von dem prüfenden
Zeamten geführte amtliche Manometer festgestellt werden. An jedem Dampf-—
essel muß si h eine Einrichtung befinden, welche dem prüfenden Beamten die
Anbringung des amtlichen Manometers gestattet.
Herrn Bautechniker S8t. in L. Wir können Ihnen leider keine Aus—⸗
lunft geben, zumal Sie es nicht einmal der Mühe werth halten, Ihren Namen
und Adresse anzugeben. Wir haben schon oft erklärt. daß wir auf anonyme
Anfragen nicht antworten.
Herrn Maurermeister “. in E. Einen absolut dauerhaften Anstrich
auf Cementputz giebt es überhaupt nicht; am besten hat sich noch der Oel—
anstrich bewährt, vorausgefetzt, daß der Cementputz genügend vorbereitet ist.
Um dies zu erreichen, muß dem Cementmörtel, mit welchem die Fläche ge⸗
utzt werden soll, etwas Kalk zugesetzt werden. Der Putz ist dann geraume
Zeit der Witterung auszusetzen, damit er porös wird, und demnächst die
sanze Fläche mit Essigsäure zu streichen. Ist dieser Anstrich trocken, dann
st ein zweiter Anstrich von Essigsäure aufzutragen, und nach dessen voll—⸗
tändigen; Trockenwerden darf der erste Delfarbenanstrich, und zwar möglichst
ȟnn, erfolgen. Ein so hergestellter Oelfarbenanstrich bietet, wenn auch nicht
ibsolute, so doch sehr große Dauerhaftigkeit.
Herrn Architekt und Bauunternehmer D. in F. Der sogenannte
„Magdeburger Morgen“ war vor Einführung des Dezimal-Systems auch der
»reußische Normal-Morgen“ mit 180 Quadratruthen Flächeninhalt. Sie
önnen demnach sehr leicht die Umformung nach dem jetzigen Maak-System
ornehmen.
Herrn Bautechniker M. in P. Die Thätigkeit eines Bahnmeisters er—
treckt sich auf die tägliche Revision der ihm unterstellten Bahnstrecke ein—
chließlich der Bahnhöfe und auf die Ueberwachung aller Reparatur⸗- und
leineren Neubauarbeiten an dem Bahnkörper GBöschungen, Durchlässe,
Brücken, Barrièren ꝛc.) und an den Geleisen, Weichen, Signalen ꝛ⁊c. Er ist
dem Betriebsinspektor unterstellt und hat einen ebenso verantwortlichen, wie
m Allgemeinen interessanten Dienst. Wegen der zur Zeit geltenden Vor—
chriften über Vorbildung, etwaige Bevorzugung der Militäranwärter und
»en Gang der Ausbildung wenden Sie sich am besten an ein Eisenbahn-—
Betriebsamt. Technische Werke, welche den Eisenbahnbau im Allgemeinen
ind die Beschäftigung eines Bahnmeisters im Besonderen betreffen, sind
olgende: Pollitzer, die Bahnverwaltung, theoretische und praktische Änleitung
um Eisenbahnerhaltungsdienste, Brünn 1874 u. 1876; Anweisung zum Ver—
egen und Unterhalten der Weichen und Kreuzungen der Köln-Mindener—
Sifenbahn 1872; Pautus, Bau und Ausrüstung der Eisenbahnen, Stuttgart
1872; Rziha, Eisenbahn-Ober- und Unterbau Empfehlenswerth ist es jeden—
alls, wenn Sie sich zunächst eine aute allgemeine bautechnische Ausbildung
erĩichaffen.
Herrn Maurermeister W. in G. Es giebt kein Gesetz, welches die
tädtische Verwaltung zwingt, in jedem Falle alle ihre Arbeiten auf dem
Zubmissionswege zu vergeben. Es ist möglich, daß irgend eine Regierungs—
jerfügung dies für einen bestimmten Bezirk vorschreibt, dann würde eine
Beschwerde bei der betreffenden Behörde anzubringen sein, wenn die städtische
zerwaltung' der Verfügung zuwider gehandelt hätte.
Herrn Zimmermeister R. in X. Die angefragte Baugewerkschule ist
zut, jedenfalls eine der besseren. Selbstredend kann ein Schüler dort auch
nur etwas Ordentliches lernen, wenn er fleißig ist
Die geehrten Leser unseres Blattes bitten wir, den Brief- und Frage—
kasten in ausgedehnter Weise benutzen zu wollen, jedoch können nur solche
Fragen von Abonnenten Beantwortung finden, welche an uns mit An—
zabe der vollen Adresse gestellt werden. Die Antwort erfolgt stets unter
Chiffre, im Falle dieselbe aber zu umfangreich ausfallen sollte, auch brieflich.
Die Redaktfion.
Kunstschiefer. Die „Bautechnische Rundschau“ theilt ein Ver—
kahren mit, um auf Eisen- und Zinkplatten einen lUeberzug herzustellen,
welcher Aussehen und Eigenschaften des Schiefers besitzt und gestattet,
die (als „Kunstschiefer“ bezeichneten) Metallplatten an Stelle der zer—
brechlichen Schieferplatten zur Herstellung von Schultafeln ꝛc. zu ver—
vpenden. Die Vorschrift zur Erzeugung dieses Ueberzugs ist folgende:
Man bereitet zuerst eine Wasserglas-vVösung, indem man gleiche Theile
sfestes Kali- und Natronwasserglas mit dem 60bis 8fachen Gewicht weichen
Wasser 12/, Stunden kocht. Die Lösung verdünnt man soweit, daß sie
das spez. Gewicht 1,25 zeigt. Ferner mengt man 7 Theile feinst gepulverten
Schiefet und 1 Theil Kienruß mit einänder und verreibt hiervon mehr
oder weniger, je nachdem man einen dickeren oder dünneren Ueberzug her—
tellen will, mit der Wasserglas-Lösung. Mit diesem Gemisch werden als—
dann die Metalltafeln angestrichen. Wenn es sich um den Anstrich von
Zink handelt, verwendet man zur Herstellung der Wasserglas-vösung nur
reines Kaliwasserglas, da das Gemenge von Kali- und Natronwasserglas
in diesem Falle ein Abblättern des Ueberzugs zur Folge haben wuͤrde.
Brief- und Fragekasten.
Herrn Zimmermeister Seh. in B. Wir können Ihnen nur rathen,
ein diesbezügüches Inserat in unsere Zeitung einrücken au lassen. nur so
können Sie Ihren Zweck erreichen.
Herrn Maurermeister M. in O. Die Größze eines Oberlichtes für eine
Bildergalerie hängt nicht allein von der Größe des Raumes, sondern auch
von der Lage desselben über dem Niveau und anderen Zufälligkeiten ab, es
tann daher ein bestimmtes Maß überhaupt nicht festgestellt werden. Die
neisten Oberlichte für Bildergalerien nehmen ungefähr die Hälfte der Decken—
fläche ein. Wir glauben aber nicht, daß durch Vergrößerung des Oberlichtes
eine ungünstigere Beleuchtung hervorgerufen wird. Der Neigungswinkel des
Oberlichtes hängt lediglich von konstruktiven Rücksichten ab. Da aber die
eigentliche Konstruktion des Oberlichtes durch einen waagerechten Abschluß in
der Decke verdeckt werden muß, so hat der Neiaunasminkel mit der Beleuch⸗
tung absolut nichts zu schaffen.
Herrn Architekt T. in WV. Ohne Entichädigung ist im Gebiete des
preußischen Rechts Riemand verpflichtet, im öffentlichen Interesse auf seinem
Sigenthum eine Veränderung vornehmen zu lassen. Das Enteignungsgesetz
ttellt die Grenzen fest, innerhalb welcher Jemand gezwungen werden kann
ein Eigenthum im Interesse des Allgemeinwohls aufzugeben oder zu be—
schränken. Es setzt jedoch als Haupterforderniß eine obrigkeitlich genehmigte
Einrichtung voraus. für welche das Enteignungsrecht ausdrücklich verliehen
ist. TDie volle Entschädigung des Eidgenthümers ist im Enteianungsaesetze
zbenfalls vorgesehen.
Herrn Maurermeister B. in R. Die Funkenfänger werden bei Schorn—
steinen angebracht, um zur Vermeidung von Feuersgefahr die bei dem staärken
Zug mitgerissenen Funken zurückzuhalten. Die einfachsten Funkenfänger sind
über der Schornsteinöffnung angebrachte Siebe, jedoch verstopfen sich die—
selben leicht, wirken, wenn sie engmaschig sind, störend auf die Luftzuführung
der Feuerung und lassen bei weiten Maschen viele kleine Funken hindurch—
when Die Ronstruktionen der Funkenfänger sind sehr mannigfaltige, doch
eruhen sie meist daraui, daß der Rauch vor dem Austritt gezwungen wird,
sich in gekrüummten Bahnen abwärts zu bewegen, wobei die verhältnißmäßig
hweren Funken zu Boden sinken. Bei dem Klein'schen Funkeniänger z. F
ist der Schornstein oben geschlossen und dafür dicht unter der Decke mit seit⸗
lich gekrummten Auosstromungsöffnungen versehen, welche dem Rauch eine
Rotation um eine vertikale Achse geben'und mithin Zentrifugalkräfte hervor—
rufen, welche an meisten auf die spezifisch schwereren Funken wirken und diese
in radialer Richtung weiter fortschleudern, als die Rauchtheilchen, so daß die
letzteren nach dem Verlassen der Leitöffnungen eine mehr senkrechte, die
Funken dagegen eine mehr wagerechte Richtung erhalten. Nun ist um den
Schernstein noch ein denserben überragender Mantel geleat, der am Fuß des
Schornsteins ihn dicht umichließt, nach dar Mündungdesselben hin sich starl
erweitert und oben mit einem stark gewölbten Dede!l der in der Mine 443
NRedaktion: R.5*
Vertag von Julius Engelmann in Berlin — Druck von O. S. Hermann in Berlin
»Unter Verantwortlichkeit des Verlegers