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Berichte aus verschiedenen Städten.
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Die das Durchfahrtsthor bildenden beiden Hauptpfeiler
werden konstruirt aus je zwei in Abständen von ca. 12/, —-22 m
einzurammenden, langen Holzsäulen von entsprechender Staͤrke,
.-/5 m, wovon die äußersten ca. 11/3—2 m in die Erde gehen
und mit Piloten gut verkeilt sein müssen; die inneren Saulen
verden nur 1-ÿ11,, mmiin die Erde vertieft, meist ohne besondere
Verkeilung; in der Höhe von 2—-3 mu erhalten die ca. S—15 m
sohen Säulenbäume eine horizontale Querbalkenverbindung. Die
erste dieser Art und außerdem noch eine in diesem Rahmen sich
fügende Kreuzverstrebung; in Höhe von 5 bis 7 m kommt die
zweite horizontale Balkenverbindung und die zweite Kreuzver—
trebung. Oberhalb des Lehrbogens verbindet ein langer, horizon—
aler Querbalken alle vier Portalsäulen, welche außerdem dann
ioch, je nach der Höhe und Gestaltung des ganzen Bauwerkes, durch
einen oder zwei Längsbalken verbunden werden; oberhalb des Lehr—
»ogens verbinden auch noch verschiedene Methoden Kreuzver—
trebungen die Hauptsäulen, welche endlich durch eine der beiden
Horizontalverbindungen nach oben abgeschlossen erscheinen; die
Jroßen über das ganz obere Vordertheil gehenden Kreuzverstrebungs—
balken werden an ihren beiden Enden gut verklammert und mit
den Eisenklammern nirgends gespart. Die Vorderschablone wird
meistens in der Mitte ein- oder zweimal in schwächeren Balken—
dimensionen wiederholt, eine Doppelschablone in der Mitte ist be—
onders dann nöthig, wenn im Innern des Baukörpers ein Auf—
Jjang errichtet wird, z. B. für ein Musikchor, für Blumen streuende
dinder ꝛc., sonst geuügt meist die einmalige Wiederholung; aber
ARiese ist nöthig, um von einem Lehrbogen zum andern Ver—
schaalungsbretter, die ein Gewölbe imitiren, anzubringen und zur
VBerstärkung des Ganzen überhaupt.
Die dritte (oder resp. vierte) Rückschablone wird gleich
der vorderen ausgeführt und die drei oder vier Skelette mit ent—
prechenden Horizontal- und Kreuzverstrebungen verbunden; ist dies
Alles geschehen, so wird der Sockel hergestellt; zu diesem Behufe
füllt man das Fachwerk der Pfeiler bis zum ersten Querbalken
mit Ziegeln ringelbaumäßig aus; dieser Sockel wird dann mit oder
ohne Rohr bestückt, wozu Viele blos Gyps, Andere gewöhnlichen
Mauermörtel, die Dritten Cementmörtel nehmen; die höheren
Etagirungen des Werkes werden mit Brettern verschaalt und mit
Leim⸗- oder Oelfarbe angestrichen. In Bezug auf die architektonische
Adjustirung wählt man die bekannten römischen Triumphbögen
ils Muster im Allgemeinen. Ist das Ganze im Rohen fertig,
ommt oben dann die Montirung nach architektonischen und dekora—
iven Anforderungen; auch hierbei muß der betreffende Baumeister
Bescheid wissen.
Die Säulen, welche man gewöhnlich bei fertigen Triumph—
»ögen von außen sieht, sind nicht Konstruktionstheile, sondern nur
Blendwerk; ihr Skelett besteht aus dünnen Holzbrettern mit Holz—
ern, Spreizhölzern und sogenaunten Backen; sie erhalten meist
einen Ueberzug von Pappendeckel, Leinwand, Gyps, Leimfarbe;
oben an den Gesimsen bringt man in Stufkkolustro, mit Holz—
latten ꝛc. zusammen, Zahnverzierungen, Eierstäbe ꝛc. an.
Figuren, Statuen erhalten als Skelett ein Holz- oder
Holz⸗ und Drahtgerüst; das Fleisch („Muskulatur“) besteht zu—
iächst aus Stroh, Werg, Lehm oder Gyps, Stukkolustro, Cement;
die Haut oder die Gewänder und sonstige Draperien be—
tehen aus Gypsüberzug, Leinwand mit Leimfarbe, eventuell matten
Delfarben; sonst verwendet man noch Fruchtschnüre aus gleichen
Platerialien, Pechlampions aus Holzgestell, Thonuntersatz mit
Draht und Schale aus starkem Glas oder auch aus Thon, Blech ꝛc.
Ganz in derselben Weise macht man Festlogen, dekorative
Festtribünen, Festpavillons auf Estraden u. dgl. Gewöhn—
iche Tribünen werden meiss nur roh in Holz gezimmert, selten
serschaalt, eine besondere Anforderung an Tribünen ist die Trag—
ähigkeit derselben, daher sie sehr solid konstruirt werden müssen;
dies bewerkstelligt man durch Benutzung entsprechender Dimensionen
der einzelnen Säulen und der Kreuzstreben nach allen Seiten.“)
Die Besteigung derselben, sowie die eventuellen Sitze müssen
sicher und bequem konstruirt werden. Muster hierfürsind die Amphi—
heater-Konstruktionen in Theatern, welche jetzt allerdings in Eisen
zusgeführt werden. L. —
Berichte aus verschiedenen Städten.
New-York. Gewerblicher Unterricht.) —
Die „Industrial Education Association“*) besteht zwar erst
eit einem Jahre, verspricht indessen schon ein wirkliches Bedürfniß
zu befriedigen und eine Lücke in unserem Erziehungswesen aus—
zufüllen. Sie bezweckt, als einen Theil des Lehrwesens sowohl
inserer öffentlichen als unserer Privat-Schulen für die Kinder
neiderlei Geschlechtes einen Spezial-Unterricht in irgend einem
Industriezweige einzuführen, wodurch dieselben in den Stand ge—
etzt werden, sich zu Männern und Frauen heranzubilden, die sich
hren Lebensunterhalt selbst verdienen. Der Verein schlägt daher
in seinem Prospekt vor, sich als „Burcau of Industrial Education“
zu konstituiren, um als solches 1. Informationen über gewerb—
lichen Unterricht sich zu verschaffen und zu verbreiten und die
zjffentliche Meinung zu Gunsten desselben anzuregen; 2. Publi—
kationen auszuwählen, vorzubereiten und einzuführen, die geeignet
find, die allgemeine Kenntniß über jenes Thema zu vermehren;
3. Methoden und Systeme häuslichen und gewerblichen Unter—
richtes zu studiren und zu entwerfen, sowie den Versuch zu machen,
sie in den Schulen einzubürgern; ferner, falls es sich als zweck—
dienlich erweisen sollte, Spezial-Klassen und Spezial Schulen dafür
einzurichten; 4. so viel als möglich Lehrkräfte für Schulen und
Klassen zu besorgen und, wenn erforderlich, Lehrer und Lehrerinnen
auszubilden, die fähig und Willens sind, sich jenem Werke zu
widmen, sobald sich Gelegenheit für eine solche Thätigkeit findet.
Spezial-Unterricht in den Industriezweigen ist bis jetzt in
»en Ver. Staaten nur wenig berücksichtigt worden, während der—
elbe in Frankreich, Italien, Oesterreich und England schon seit
iner Reihe von Jahren einen hervorragenden Theil der Erziehung
der arbeitenden Klassen bildet. Es kann Niemandem entgehen,
vie ungemein wichtig es ist, für die ungebildeten Massen uunserer
zroßen Handels- und Fabrik-Mittelpunkte durch Einführung und
Bervielfältigung des industriellen und technischen Unterrichts Sorge
u tragen. Die mit der „St. Vincent de Paul-Gesellschaft“ in
Frankreich verbundenen Patronate erziehen jährlich Tausende von
jeschulten Arbeitern in jedem Zweige des Handwerks und der In—
zustrie durch Lehrlings-Kurse und besondere Industrie-Schulen.
In Oesterreich hat die Regierung Schulen für Zeichnen und
'raktische Unterweisung im Weben gegründet, die ganz vorzügliche
Arbeiter ausgebildet und die Textil-Industrie ganz gewaltig ge—
ördert haben. Der Kursus dauert dort vier Jahre, zwei in den
klementar-Klassen und zwei in der Spezial-Schule. Oesterreich
desitzt auch uoch andere ausgezeichnete industrielle Anstalten, in
denen Mädchen die Arbeit des Gold- und Silber-Filigran und
dnaben Musterzeichen, Holzschnitzen und eingelegte Arbeit erlernen.
In Deutschland wird fast in allen öffentlichen wie privaten Schulen
Unterricht im Nähen ertheilt.
In den Ver. Staaten ist diese Frage namentlich für Frauen
»on hoher Bedeutung. Es existiren hierzulande 1836 288 Frauen,
velche gezwungen sind, sich ganz oder theilweise selbst zu ernähren.
Von dieser Zahl sind 1249774 im Schulwesen, im Nähen, im
jäuslichen Dienst und als Arbeiterinnen in Baumwoll- und Woll—
abriken thätig, es stehen den Frauen somit in der That nur vier
Berufsarten offen. In Frankreich, wo es zahlreiche gewerbliche
und technische Schulen ersten Ranges giebt, sind die Frauen jetzt
m Stande, mit den Männern in vielen Industriezweigen zu kon—
urriren, von denen sie früher ausgeschlossen waren. Durch die
Bestrebungen der Patronate von St. Vincent de Paul sind zwei
»edeutende staatliche Etablissements — die berühmte Gobelin—
Manufaktur und das nationale Druckerei-Bureau — den Frauen
geöffnet worden. In einem Bericht darüber heißt es: „Das
Faktum, daß man Frauen unter jene vorzüglichen Künstler und
Handwerker aufgenommen hat, zeigt, welchen Werth die industrielle
weibliche Erziehung in Frankreich bereits erreicht hat.“ Man ver—
anschlagt, daß in Paris 60 Prozent der Arbeitskräfte in der
Uhren- Flöten-, Piano-, Harfen- und der Fabrikation chirurgischer
Jüstrumente und Bandagen Frauen sind. Es existiren in der
Seine-Hauptstadt auch noch andere Anstalten, in denen Frauen
Unterricht in der Bearbeitung der Metalle, im Repariren von
Uhren, im Entwerfen und Anfertigen von Schmuckgegenständen
erhalten. Sie Alle finden sofort Beschäftigung, denn die Nachfrage
ist stets größer als das Augebot.
Die im März 1884 in New-York gegründete „Industriai
*) Ein Wiener Künstler hat eine solche Triumphpforte so arrangirt,
daß er die Seitendurchgänge in Form von Festons und Leutengängen an—
egte, flankirt von Säulen, welche Pechfackelschaalen tragen; in der Mitte
bemerkt man hoch oben eine Gruppe mehrerer Figuren und zur Seite
Zlumenvasen; um die doch immerhin schönen Figuren — wenngleich nur aus
Stroh, Gyps und Leinwand — zu tragen, hat man eine Art Spreng- und
dängewerk, mit Kreuzstreben, Stuhlsääulen wie bei einem Dachstuhl und
Querstreben angebracht; auf dieser Konstruktion ruhten die Figuren ganz
sicher gerade oberhalb der Durchfahrt.
Baugewerksmeister auf dem Lande, welchen solche Aufträge zu Theil
werden, thun gut, sich mit einem Stuckateur oder Bildhauer in Einvernehmen
zu setzen. Mitunter vollführen auch Zimmermeister solche Schaubauten.
Weiteres Bauwerk und weitere Arbeiten sind noch: Bemalung, Dra—
verien, Exponirung von exotischen Gewächsen in malerischen Gruppen ꝛc.
*) Genossenschaft für gewerblichen Unterricht.