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Die hydraulische Presse, ihre Kraftentwicke—
lung und mechanische Leistung.
(Hierzu 4 Fig.)
Die Konstruktion einer hydraulischen Presse darf im All—
gemeinen wohl als hinreichend bekannt angenommen werden, da
dieselbe in den verschiedenen Zweigen der Technik, dem Fabrik—
und Gewerbewesen gegenwärtig die mannigfachste und ausgedehn—
teste Anwendung, besonders überall da findet, wo es sich vorzugs—
weise um die Erzielung eines sehr, starken Druckes handelt.
Ueber die Art und Weise jedoch, wie bei der hydraulischen
Presse die bedeutende Druckkraft und die, Vergrößerung derselben
zu Stande kommt, existiren, namentlich bei den Nichttechnikern,
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ligen und klar zu stellen ein Hauptzweck der nachstehenden Ah—
händlung ist.
Wie bei der Anwendung der Dampfkraft, bildet auch bei der
hydraulischen Praͤse die Groͤße der Querschnittsfläche des Druck—
kolbens in der Leistungsfähigkeit der Maschine einen wesentlichen
Faktor, doch unterscheiden sich die hydraulischen Motoren von
denen des Dampfes außer in der ganzen inneren Einrichtung haupt—
ächlich in der Art und Weise, wie die Kraftverarößerung bei
chnen stattfindet.
Wenn bei der Anwendung von Damfkraft die Druckfläche
des Kolbens vergrößert wird, so muß, um dieselbe Wirkung auf
die größere Fläche hervorzubringen, eine verhältnißmäßig größere
Quantität von Dampf zur Verwendung kommen. Anders verhält
es sich mit dem sehr bedeutenden Kraftgewinn, der bei der hydrau—
lischen Presse erzielt werden soll, indem hier die Erscheinungen
verwickelter werden.
Um hiervon eine klare Vorstellung zu erhalten, ist es vor
allen Dingen nöthig, die allgemeinen Eigenschaften des Wassers
sowie überhaupt die aller flüssigen Körper näher kennen zu lernen.
Wenn feste Körper meist nur mit Anwendung einer größeren,
oft sogar bedeutenden Kraft von einander, getrennt und in kleinere
Stücke zerlegt werden können, bedarf es bei den flüssigen Körpern
zu demselben Zweck nur einer sehr geringen Druckkraft, so daß es
scheint, als bestände zwischen den seinzelnen, selbst den kleinsten
Theilen einer Flüssigkeit gar kein innerer Zusammenhang. Diese
kleinsten Theilchen besitzen hiernach eine so leichte und große Verz
schiebbarkeit, daß, wenn ein nur geringer äußerer Druck irgend
wie auf sie einwirkt, sich dieselben von einander trennen und
gegenseitig ausweichen.
Diese allgemeine Eigenschaft der Flüssigkeiten hat eine Er—
scheinung zur Folge, die von sehr großer praktischer Bedeutung ist,
nämlich“ die: daß, wenn auf eine, in einem Gefäß von
allen Seiten eingeschlossene Flüssigkeit nach irgend
einer Richtung hin ein Druck ausgeübt wird, sich dieser
Druck in unverminderter Stärke nach allen Richtungen
durch die Flüssigkeit hindurch fortpflanzt. Wir be—⸗
merken hier zugleich, daß die flüssigen Körper im Gegensatz zu den
festen und luftförmigen fast gar nicht zusammendrückbar sind, so
daß eine eingeschlossene Flüfsigkeit auch unter dem stärksten Druck
ihr Volumen und ihre Dichtigkeit nur äußerst wenia verändert
Die hydraulische Presse, ihre Kraftentwickelung und mechanische Leistung.
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Richtung des ausgeübten Druckes, sondern ihrer bereits erwähnten
zleichleichten Verschiebbarkeit wegen, nach allen Richtungen hin.
Es pflanzt daher jedes von dem Kolben a gedrückte Wasser—
cheilchen den erhaltenen Druck ungeschwächt auf die benachbarten
Theilchen fort; letztere übertragen den Druck ringsherum auf die
instoßenden Wassertheilchen und so gelangt der Druck in völlig
inmeßbar kurzer Zeit bis an die einschließenden Wandungen des
Befäßes in unverminderter Stärke. Die Kolben b, c, d'werden
daher dem Druck nicht widerstehen, sondern mit einer dem Druck
auf a gleichen Kraft ausweichen, vorausgesetzt, daß alle Kolben
eine gieich große Querschnittsfläche haben. Wird z. B. auf den
dolben à ein Druck von 30 kg ausgeübt, so pflanzt sich nach
vorstehender Auseinandersetzung dieser Druck durch die Flüssigkeit
hindurch nach allen Richtungen in gleicher Stärke fort, demnach
erhält auch jeder der Kolben b,c, d den gleichen Druck von 30 kKg,
'o daß, um ein Ausweichen derselben zu verhindern, jedem Kolben
svon der Reibung abgesehen) von außen ein Druck von 30 ka
⸗ßutgegenwirken muß.
—M
Anders gestaltet sich die Sache, wenn, wie in Fig. 2, der
dolben b eine größere Querschnittsfläche als der den Druck em—
fangende Kolben a hat. Es pflanzt sich allerdings auch hier der
Druck in ungeschwächter Stärke auf den Kolben bäfort, aber es
rleidet jeder“ Theil des letzteren, welcher eine gleiche Größe mit
dem Querschnitt des gedrückten Kolbens a hat, denselben Druck,
velcher auf den Kolben a ausgeübt wird. Ist z. B. der Quer—
chnitt des Kolbens b sechsmal so groß als der des Kolbens aà und
vird letzterer mit 50 Kg niedergedrückt, so erleidet jedes Sechstel
»er Kolbenfläche b den Druck von 50 kg, mithin die danze Fläche
»en Druck von 6X 50 - 300 kg.
Es ist hiernach leicht einzusehen, daß man bei zweckmäßiger
Anwendung und Benutzung der allgemeinen Eigenschaften der
Flüssigkeiten, mittelst der hydraulischen Vresse einen sehr starken
Druck auszuüben vermag.
Die hydraulischen Pressen finden in den verschiedenen Zweigen
der Technik und Gewerbe die mannigfachste Anwendung und er—
halten je nach dem Zweck und der Arbeit, wofür sie bestimmt
iind, eine vertikale Stellung oder eine horizontale Lage, sowie auch
die Preßvorrichtung in den verschiedensten Modifikationen aus—
geführt wird.
Die nachstehende Fig. 3 zeigt die Abbildung einer vertikal
tehenden hydraulischen Prefse, wie solche im Fabrik- und Gewerbe—
vesen am meisten zur Anwendung kommt. Sie besteht aus zwei
Haupttheilen:
1) dem Preßcylinder mit dem auszuübenden Druck ent—
prechend starken Wänden, mit Druckkolben und Preßgestell;
2) einer gewöhnlichen Saug- und Druckpumpe, deren Stiefel
in ein darunter befindliches Wasserreservoir hinabreicht. Beide
Theile stehen durch ein starkes Rohr mit einander in Verbindung.
In der Fig. 3 bezeichnet a, a den Preßeylinder mit starken
Wänden, b den Preßkolben, auf dessen Kopf eine starke Platte k
ruht, welche dazu bestimmt ist, die zu pressenden Gegenstände auf⸗
unehmen und sie gegen das gut befestigte Widerlager l anzu—
hressen. Die Preßplatte erhält ihre Führuüug an den vier starken
netallenen polirten Säulen m. . . In der rechts von dem Preß—
ipparat stehenden Pumpe bezeichnet e den Pumpeneylinder von
veit geriugerem Durchmesser, als der des Preßeylinders, d den
Pumpenkolben, welcher mittelst des in f beweglichen Hebels — anf⸗
jezogen und niedergedrückt werden kann, hrdas Verbindungsrohr
wischen dem Pumpencylinder und dem, Preßcylinder, wohri es
leichgiltig ist, ob das Rohr in den Preßeylinder, zur Seite oder
nten'an Boden einmündet. In dem unteren Theile des Pumpen—
Hlinders befindet sich ein Ventil o, welches sich von unten. nach
oben öffnet, in entgegengesetzter Richtung aber sich beim Mieder
gang des Pumpenkolbens schließt; das vor dem Ausflußrohr h
Zrindliche Ventilen bifnet sich in der Richtung von der Rumve
Um sich von der erwähnten Fortpflanzung des Drucks eine
klare Vorstellung zu machen, denke man sich ein Gefäß (Fig. I),
gleichviel von welcher Form, auf allen Seiten mit festen Wan—
dungen versehen, ganz mit Wasser angefüllt. An verschiedenen
Siellen der Wände denke man sich Röhren eingesetzt, in denen sich
wasserdicht anschließende Kolben auf und ab, resp. hin und her
bewegen lassen und die bündig mit der Wandfläche dicht au oder
auf der Wasserfläche stehen. Wird nun auf, einen der Kolben
a, b, c, d, 3. B. auf den 8olben a irgend ein Druck ausgeübt,
so suchen aule unter dem Kolben unmittelbar befindlichen Wasser—
heilchen diesem Druck auszuweichen, und zwar nicht blos in der