Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Mittheilungen aus der Praxis. 
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oder, wenn verlangt, anderweitig durch Seitenkanäle dicht über 
dem Fußboden zugeführt werden. 
Die Anordnung eines besonderen Registers in dem Frisch— 
luftkanal ist nicht erforderlich, da dieser einfach durch Zurückschieben 
zines Schiebers geschlossen wird. Ist dieser Schieber zurückbewegt, 
so kann die Luft in dem Raume durch den Ofen frei cireuliren 
und beschleunigt dadurch die Erwärmung des Raumes. Dies wird 
hesonders am Morgen vortheilhaft sein, bevor der Raum benutzt 
wird und eine Ventilation erforderlich ist. 
Ein anderer Vorzug dieses Ofens liegt darin, daß er wegen 
des ihn umgebenden Eisenmantels verhältnißmäßig wenig strahlende 
Wärme abgiebt. 
Der Raum hat überall die gleiche Temperatur und das ist 
ine große Wohlthat. Mian kann durch den gekennzeichneten Ofen, 
der z. B. in einem bestimmten Raume aufgestellt ist, auch angrenzende 
Räume bequem heizen, wenn man einfach die Verbindung durch 
Deffnen der Thür herstellt, ohne daß dabei eine Ueberhitzung des 
Raumes eintritt, in welchem der Ofen steht. Derselbe kann mit 
»einem Bassin versehen werden, in das Wasser gefüllt wird, welches 
»erdunstet, um den Feuchtigkeitsgrad der Luft in den betreffenden 
Räumen zu erhöhen. Eine Reinigung der Oefen ist dadurch leicht 
nöglich, daß man das oben aufgesetzte, den dichten Abschluß des 
Ofens bildende Wasserbassin einsach abnimmt und durch die Be— 
chickungsthür eine kleine Reinigungsthür beseitigt. Der abgefegte 
Ruß fällt auf die Roststäbe und kann von dort leicht entfernt 
verden. Ein weiterer Vorzug besteht schließlich in dem einfachen 
Uufbau des Ofens.“*) H. 
ubewahren und ist daher nicht nur für Privathaushaltungen, 
ondern insbesondere auch für Landapotheken zur Abgabe von Eis 
nuf ärztliche Verordnung angezeigt, ein Bedürfniß, fuͤr dessen Be⸗ 
riedigung die Medizinalbehörde ebenso sorgen müßte, als dies in 
Betreff der Medikamentenvorräthe geschieht. 
Der Eisbehälter hat die Form einer Pyramide und zwar 
teht die Eispyramide auf der Spitze, von wo aus zum Zweck der 
A—— 
»förmigen Krimmunß an der Mündung, welche den Luiftzutritt 
ibschließt, nach außen führt. Im Uebrigen ist die Pyramide von 
Holz konstrnirt, von einem leichten Bretterhaus mit senkrechten 
Wänden umgeben und durch ein leichtes Pappedach gegen Schnee 
und Regen geschützt. Die schiefen Wände der Pyramide sind innen 
dachziegelförmig mit Zink bekleidet; die Zwischenräume zwischen 
denselben und der senkrechten äußeren Bretterwand sind mit Isolier— 
naterial dicht ausgefüllt; das Ganze steht isolirt vom Erdboden 
uf einem leichten Balkenrost. Das Eis wird durch eine unter 
»em Dach befindliche Eingangsthüre mögnlichst dicht in die Pyramide 
ingefüllt und sodann mit einer ca. 30 em starken Spreu- oder 
Zäckselschicht bedeckt. Beim Entnehmen des Eisbedarfs wird die 
Zpreudecke an einer Stelle beseitigt, das nöthige Eis herausge— 
iommen und die entblößte Stelle der Eisoberfläche sofort wieder 
mit Spreu bedeckt. 
Bei fortschreitender Verminderung des Eises werden die 
Isolirschichten, welche das Eis umgeben und bedecken, immer dicker, 
d daß das Schmelzen sich verlangsamen muß. Eine Einwirkung 
»er Luft auf das Eis ist absolut ausgeschlossen. Das Isolirmaterial 
oleibt vollständig trocken, wodurch auch das Holzwerk wesentlich 
tonservirt wird. Es bedarf daher nur eines verhältnißmäßig 
leinen Eisquantums, um sich den Bedarf für die Sommermonate 
zu sichern. Die Eispyramide des Herrn v. Harnier, welche schon 
eit 5 Jahren in Benützung steht, faßt nur 5 zweispännige Wägen 
Fis, welches für einen starken Haushalt und für den außerordent— 
ichen Bedarf in Krankheitsfällen für die Umgegend genügt. Bei 
intretendem Winter ist gewöhnlich noch e!/, bis /, desselben in 
inem soliden Eisblock übrig. 
Mittheilungen aus der Praris. 
Neue Konstruktionen von Eishäusern. Das 
„Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen“ hat in der letzten 
Zeit zwei neue beachtenswerthe Konstruktionen von Eishänsern ge— 
hracht, auf welche wir nicht verfehlen, unsere Leser aufmerksam zu 
nachen. Eine unliebsame Erfahrung zeigt nämlich, das die Eis— 
eller gerade in der Zeit, in welcher die Wirthschaft ernste An— 
prüche an sie zu machen berechtigt ist, gewöhnlich im August und 
September, den Dienst versagen. Der Grund hiervon liegt haupt— 
ächlich darin, daß das Eis in den Eiskellern und Eishäusern mit 
enkrechten Wänden sich beim Niedersinken von den gut isolirten 
Wänden abzieht; die umgebende Luft hat dann Gelegenheit, auf 
dasselbe einzuwirken, und zwar um so mehr, je häufiger die Ab— 
heilungen geöffnet werden. Bringt man dagegen große Eishaufen 
zusammen und bedeckt sie mit Materialien, welche die Wärme schlecht 
eiten, so werden die letzteren beim Zusammenschmelzen des Eises 
iich immer dicht an dasselbe anschließen, die Eismassen können sich 
von ihrer Bedeckung nicht loslösen und werden um so vollständiger 
konservirt werden, je mehr sie auf die Neige gehen, weil eben die 
schützende Bedeckung immer dichter wird. 
Bei dem einen der erwähnten Systeme, das von Herrn 
o. Graß in Klanin bei Gr. Starzin (Westpreußen) herrührt und 
nicht zur Entnahme von Eis, sondern zur Kühlung der Sommer⸗ 
vorräthe dienen soll, wird während des Winters ein ca. 3 m hoher 
Fishaufen zusammengebracht und mit einer einfachen Bedeckung 
»on Stroh, Asche, Torf ꝛc. versehen. Der Kühlraum für die Vor— 
räthe befindet sich unter dem Eishaufen und besteht aus zwei neben 
einander liegenden gewölbten Kanälen, die in den Raum 
Küche ꝛc.), welcher den Zugang zur Kühloorrichtung bildet, aus— 
nünden. Das über den Kanälen liegende Eis hält den Kühlraum 
den ganzen Sommer über auf einer Temperatur von — 2 bis 
z0 R, welche ausreicht, um rohes Fleisch 4 bis 5 Wochen vor— 
üglich zu konserviren. Die Kanäle erhalten von der Küche nach 
dem Eishaufen etwas Gefäll; die zu konservirenden Gegenstände 
verden auf einen mittelst Kette und Rollen zu bewegenden Wagen 
zebracht, der hinten eine aufrecht stehende Wand trägt, welche 
— nachdem der Wagen in den Kühlraum hinabgelassen ist — 
nittelst einer Dichtung fest an die innere Oeffnung des Kanals 
enlegt und den Kuhlraum gegen die äußere Luft abschließt. Eine 
dlappe schließt gleichzeitig selbstthätig die Ausmündung des Kanals. 
Noch mehr Beagchtung verdient die zweite Konstruktion, näm— 
ich das Eishaus des Herrn v. Harnier in Echzell (Oberhessen). 
Dasselbe empfiehlt sich namentlich da, wo Raum und Gelegenheit 
mangelt, größere Eismassen zum Speisen von Eisschränken ꝛc. auf— 
Ueber Stein-Dachpappe wird uns geschrieben: 
Im Bauwesen trifft man sehr häufig auf eine sogenannte 
Steinpappe; dies ist weiter nichts als ordinärste, wohlfeilste Pappe 
Pappendeckel), welche zunächst in kochenden Asphalt getaucht und 
ann mit trockener Erde und feinem Sande bestreut ist, den auch 
Einige dadurch noch befestigen, daß sie die halbfertigen Platten 
zurch Walzenpressen gehen lassen. Diese Steinpappe ist verhältniß 
näßig nicht einmal besonders billig und taugt nicht viel; nicht 
elten mit Holztheer fabrizirt, ist sie nicht völlig wasserfest 
ind quillt allmälig durch Nässe auf; dies wird auch dadurch be— 
zünstigt, daß die Sommerhitze und die Nähe der Schornsteine den 
Theer schmilzt; man kann daher bei solchen Dächern immer schwarze 
Traufen sehen, damit rinnt aber auch die aufgestäubte Erde und 
der Sand herab; dieser Umstand und die Brandhitze einer benach— 
harten Feuersbrunst lassen nun diese Gattung Dachpappe auch 
euergefährlich erscheinen; die Dachpappe dieser Sorte schützt 
iur, so lange sie intakt ist, vor leichtem Flugfeuer. Wirkliche 
Stein-Pappe, echte Dach-Steinpappe wird nun ganz anders 
erzeugt und kommt nur etwas theurer als der Schund, ist aber 
dafür auch wasser- und feuerfest. Wir geben hier einige be— 
vährte Rezepte, die zugleich als Beurtheilungsnormen 
jelten können. Es ist gut, solche Dinge, wenn sie einmal in Ver— 
jessenheit gerathen sind, wieder dem Publikum und den Fach— 
genossen in Erinnerung zu bringen. 
1. Rezept. 1ThlFaserstoffe, Papierschnitzel, Sägespäne,ꝛc. 
nach Papierfabriksmethode zerkleinert und wie zu Pappendeckel— 
nasse vorbereitet; 1 Thl. Kalk, 2 Thl. Thon, 1 Thl. sehr feinen 
Sand, 2 Thl. Zinkoxyd, 3 Thl. Wasserglas; dies Gemenge wird 
n Formen gepreßt, gewalkt und außen nach dem Trocknen mit 
Wasserglaslösung bestrichen. 
2Rezepft. 2 Thl. Faserstoffe aller Art wie oben; 2 bis 
3 Thl. Kreidepulver, 1 Thl. feinen Sand, 1 Thl. Wasserglas 
nit 3 Thl. Wasser. J 
3. Rezept. 25 Thl. Faserstoffe, 100 Thl. fetter gebraunter 
dalk, 13Thl. Wasserglas; dem hydraulischen Kalk ähnliche 
Mischung nach Zusatz von Wasser. J 
4. Rezept Gewöhnliche Pappe wird mit einer Lösung von 
chwefelsaurem Zinkoxyd getränkt, getrocknet, dann neuerdings in 
ehr konsistente, fast breiartige Kalkmilch getaucht und dann mit 
Wasserglas beftrichen, auf dieses streut man dann Cementpulver 
mit feinem Sand.“) — 
*) Wir erinnern uns einer ganzen Reihe verwandter Konstruktionen, 
besonders einer Ofenkonstruktion, welche deutschen Ursprunges ist und dem— 
elben — der gleichzeitigen oder getrennten Heizung und Ventilation 
dient. Dieseibe ist von Herrn H. Wuͤtel, Berlin, Beuthstr, erfunden und 
demselben patentirt worden. Wie weit diese Kanstruktion den vorliegenden 
Zwed in derselben vollkommenen Weise und mit denselben einfachen Mitteln, 
die die besprochene Konstruktion erreicht, lassen wir dahingestellt. Die Red. 
) Wir würden dem Bezug aus einer renommirten Fabrik die Er— 
ahrungen zur Seite hat und durch ihren Ruf eine Garantie bietet, den 
ßorzug geben. Die Red.
	        

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