Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Mittheilungen aus der Praxis. 
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Der nach meinem Verfahren erzeugte Kunststein ist durchaus 
witterungsbeständig. Die Herren Baumeister und Architekten sind 
deshalb bei Anwendung dieses Materials im Aeußern und Innern 
der Bauten in keiner Weise beschränkt, um so weniger, als sich 
dasselbe in fast allen denkbaren Farben leicht herstellen läßt und 
deßhalh verhältnißmäßig billig ist. Die Färbung sowohl des 
Grundtons, wie der Aderungen ist durchaus lebhaft und tritt durch 
die Politur noch intensiver hervor. 
Der Patent-Marmor kann in scharrirter, geschliffener und 
polirter Arbeit geliefert werden. Durch abwechselnde Anwendung 
dieser Bearbeitungsarten an einem Gegenstand wird oft eine er— 
höhte Wirkung erzielt. 
Zu fast jeder Arbeit, die aus natürlichem Marmor, Granit, 
Syenit ꝛc. bis jetzt gemacht wird, kann auch der Patent-Marmor 
angewendet werden. 
Die Fabrik des Herrn H. C. Krüger in Altona, alleiniger 
Fabrikant des Herrn A. F. Jonath für einen großen Bezirk 
Deutschlands, welche diese Marmorwaaren herstellt, ist durch Hilfs— 
maschinen, als Polir-, Schleif und Hobelmaschinen, im Stande, 
allen Anforderungen zu genügen, als Ersatz der Mosaikflurbeläge 
sind dessen marmorirte und granitartige Fliesen der Billigkeit 
halber zu empfehlen, da solche ein viel schöneres Ansehen gewähren. 
Selbsthülfe bei Unfällen. In gewerblichen Anlagen 
sind mehr oder minder starke Unfälle nicht zu bermeiden. Nament— 
lich kommen alle Augenblicke Schnitt-⸗, Quetsch- und Brandwunden 
vor. Trotzdem derartige Verwundungen meistentheils leichterer Art 
sind, so nehmen sie doch häufig gefährlichere Dimensionen an, weil 
entweder die Fabrikgebäude zu weit von den Wohnungen der 
Aerzte entfernt liegen oder diejenigen, bei welchen die Verwundung 
eintrat, nur leichtfertig darüber denken, sie vernachlässigen, oder aber 
auch sich nicht zu helfen wissen. Es geschieht dann nicht selten, 
daß bis zu der Zeit, wo die Hülfe endlich anlangt, starke Blutung 
eingetreten ist oder Blutvergiftung durch die Einwirkung der an 
solchen Plätzen meist verdorbenen Luft, so daß eine starke Eiter— 
bildung und eventuell auch der sogenannte kalte Brand die Folge 
ist. Was die Gefahr anbelangt, welche diese Vernachlässigungen 
nach sich ziehen, so ist ja bekannt, daß die zu starke Blutung größe 
Schwäche, eventnell Tod nach sich zieht und daß die Blutver— 
gisftungen ebenfalls zu raschem Ende oder im günstigen Falle zr 
Amputationen führen. 
Es gilt im Allgemeinen als Regel, daß jede durch Stoß, 
Schnitt, Quetschung ꝛc. hervorgerufene Verletzung, welche sich auf 
die Oberhaut und derselben naheliegende Blutgefäße erstreckt, bei 
einem sonst gesunden Menschen innerhalb dreier Tage trocken zu 
stellen und ohne Schmerzgefühl innerhalb sechs Tagen zu heilen ist 
Komplizirtere Fälle, wie Knochenbrüche ꝛc, erfordern selbstverständ 
lich längere Zeit. 
Um sich bei vorkommenden Fällen auch ohne Arzt selbst helfen 
zu können, ist es vor allen Dingen ein Erforderniß, geeignete 
Mittel zur Hand zu haben. Als solche kann man Folgendes be— 
trachten: Reines Glycerin in wohlverschlossenen Flaschen; ein 
Arzneiglas mit eingeschliffenem Glasstöpsel, welches mit einer 
Mischung von Kollodium und zwei Volum-Procent Glycerin ge— 
füllt ist; einige reine Schwämme und Leinwandstreifen; einen 
emaillirten Blechkübel von der Größe, daß ein Arm oder Fuß 
darin gebadet werden kann, und Eis. — Maan sieht, diese Mittel 
sind so einfacher Natur, daß sie sich in jedem größeren Betriebe 
borfinden könnten, ohne den Besitzern außerordentliche Ausgaben 
aufzubürden. 
Für die Behandlung der Wunden wollen wir nur die noth— 
wendigsten Anleitungen geben. Bei Riß-oder Schnittwunden wird 
zuerst mittels des Schwammes und Glycerins ausgewaschen, bis 
die Blutung und der Schmerz nachläßt. Bei stark blutenden 
Wunden bindet man einen in Glycerin getauchten Schwamm auf 
den man nöthigenfalls mehrere Male wechselt. Ist die Wunde 
trocken, so wird nach Wegnahme des Schwammes rasch das Kol—⸗ 
lodium in dünner Schicht darüber gegossen, welches sofort eine 
Haut bildet. Dringt noch hier und da etwas Blut hindurch, so 
beseitigt man dasselbe mit einem Schwamme und übergießt die 
Stellen nochmals mit Kollodium, bis die Wunde ganz trocken ist. 
— Bei Quetschungen bringt man den verletzten Theil in ein 
Glycerin-Bad, bis Blutung und Schmerz nachlassen, was bei starken 
Quetschungen etwa fünfzehn Minuten erfordern wird. Ist die 
Oberhaut zerrissen, so gießt man ebenfalls nach dem Bade Kol 
odium auf. Wenn die Schnittwunde oder Quetschung über Ge— 
lenke läuft, so darf das Gelenk nicht stark gebogen werden, um ein 
Zerreißen der Kollodiumhaut zu verhüten. Die vollständige Deckung 
der Wunde durch Kollodium ist überhaupt peinlichst zu beachten 
und etwaige Risse in der Kollodiumhaut sind durch sofortiges Ueber— 
gießen mit der Mischung sofort wieder zu entfernen. 
Bei Brandwunden ist ebenfalls die Kollodium-Glycerin— 
Mischung mit Vortheil anzuwenden; selbst bei Verbrennung durch 
Phosphor, wodurch bekanntlich die schmerzhaftesten und gefähr? 
lichsten Brandwunden entstehen, macht man mit dieser Mischung 
die günstigsten Erfahrungen. Für die kleineren Werkstätten, welche 
nur selten mit irgend welchen medizinischen Mitteln ausgeriüstet 
werden und in welchen Brand- und Verbrühungswunden durchaus 
anicht zu den Seltenheiten gehören, sei noch bemerkt, daß das Weiße 
des Eies, das man über die Wunde ausgießt, ein vortreffliches 
Linderungsmittel darbietet. Es ist ja hauptsächlich die Berührung 
nit der Luft, welche den Schmerz verursucht, und irgend etwas, 
vomit man diese von der Wunde abzuschließen und dadurch Ent— 
zündung zu verhüten vermag, ist gut und sollte ohne langes Be— 
sinnen bei vorkommenden Faͤllen sofort angewendet werden. Alle 
diese Torturen, welche in den Werkstätten angewendet werden, 
daß der arme Verbrannte von den Kameraden ergriffen und nach 
der nahen Esse geführt wird, wo man den verbrannten Körpertheil 
erst über das Feuer hält und so dem Verletzten die gräßlichsten 
Qualen bereitet, sind durchaus zu verwerfen, um so mehr, als die 
angepriesenen Mittel doch überall sofort herbeizuschaffen sind. 
Ist durch Nachlässigkeit die Wunde brandig geworden, was 
sich dadurch ankündigt, daß die Wundstelle zu schwellen beginnt, 
esonders heftig schmerzt und daß die Oberhaut eine andere Farbe 
annimmt, wobei der Schmerz durch die benachbarten Muskeln und 
Nerven sich verbreitet, so ist es nöthig, sofort Eisumschläge in 
Anwendung zu bringen, und wenn solches nicht vorhanden, kaltes 
Wasser, das höchstens eine Temperatur von — 6 Grad Celsius 
haben darf. Die Kühlung ist dann so lange hinter einander vor— 
zunehmen, bis der Verwundete sie nicht mehr zu ertragen vermag: 
dann muß man ihm eine kleine Ruhepanse gönnen und wieder von 
Neuem die Kühlung beginnen. 
Durch Beachtung dieser, von der „Zeitung für Maschinenbau 
und Schlosserei“ gegebenen einfachen Regeln können viel Schmerz 
und Unglück und pekuniäre Nachtheile leicht verhütet oder doch ge— 
mildert werden 
Ueber die Kraft der Sprengmittel. In der Bau— 
technik kommen in neuerer Zeit so häusig Sprengmittel in Ge— 
brauch, daß es uns angemessen erscheint, über die Kraft und die 
Werkung der verschiedenen Sprengmittel Einiges mitzutheilen. 
Nitroglycerin und Dynamit üben, wenn man sie explodiren 
läßt, keine so große Kraft aus, wie man gewöhnlich aunimmt. 
Die Maßangaben im Folgenden sind englisches Maß, da wir die— 
elben aus in Eugland angestellten Versüchen entnehmen. 
Die Kraft, welche durch die Explosion von einer Tonne 
Dynamit entwickelt wird, ist gleich 45675, die einer Tonne Nitro— 
gycerin gleich 64452 und die einer Tonne Sprenggelatin gleich 
71050 Fuß-Tonnen. Diese Zahlen sind, obgleich sie sehr groß 
scheinen, nicht so enorm. 71000 Tonnen gewöhnliche Manersteine, 
wenn man sie in der Form eines Kubus arrangirt, wärden an 
eder Seite nur 90 Fuß messen, und wenn es möglich wäre, die 
zanze Kraft einer Tonne Sprenggelatin in dem Momente der 
Explosion auf eine solche Masse zu konzentriren, so würde dies 
hlos bewirken, daß sie einen Fuß hoch gehoben würde. 
Die hier erwähnten Zahlen stammen von Experimenten, 
velche mit Hülfe eines besonderen Meßinstrumentes angestellt 
vorden sind.‘ Die Kraft, welche von einer Explosion auf die um 
gebenden Gegenstände ausgeübt wird, steht im umgekehrten Ver— 
jältniß zum' Kubus der Entfernung. So beträgt bei 100 Fuß 
Entfernung von der Stelle der Explosion die Kraft blos den Kubus 
pon O,O1 'oder den 0, 0000001 Theil von derjenigen Kraft, welche 
hei einem Fuß Entfernung ausgeübt wird, oder mit auderen 
Worten: Wenn die Kraft bei einem Fuß Entfernung, von der 
Fxplofionsstelle mit 100 Millionen bezeichnet wird, so beträgt sie 
uf eine Entfernung von 100 Fuß nur 1. Man sieht daraus, 
zaß die Wirkung nur örtlich stark ist, aber verhältnißmäßig geringe 
elbst auf kürzere Entfernungen. 
Wenn eine Tonne Dynamit oder Nitroglycerin in der Straße 
einer Stadt explodirt, dann wird die Wirkung nur in der un— 
mittelbaren Naͤhe der Explosion gefühlt. Ueber die nächste Nach— 
harschaft der Explosion hinaus beschränkt sich die Wirkung nur auf 
das Zerbrechen von Fensterscheiben. Bei der Explosion einer Tonne 
Nitroglycerin befand sich ein Zeuge in einer Eutfernung von 
30 Yards vom Orte der Explosion. Das Nitroglycerin befand 
iich 10 Fuß unter der Oberfläche des Bodens, der aus Sand be 
tand uuüd 'mit Wasser bedeckt war. Außer dem Brecheu von 
Fensterscheiben und dem Bersten einiger Thüren in den umstehen— 
den Häusern wurde kein Schaden angerichtet. Auf den Zeugen war 
nur kin wenig Sand gefallen, sonst war er unverletzt. 
Es sind von Zeit zu Zeit Behauptungen gemacht worden, 
daß es noch stärkere Sprengmittel gäbe, als Nitroglycerin und 
Nitroglycerin-Präparate. Dieselben sind jedoch nicht stichhaltig 
Nitroglycerin und seine Präparate sind die stärksten Sprengmittel,
	        

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