Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Wohnhaus des Herrn W. Geub in der Neustadt Köln. 
Wohnhaus des Herrn W. Geub in der 
Neustadt Köln. 
(Hierzu 8 Fig.) 
III. 
*22 
Die Etagen erhielten folgende Höhen von Oberkante bis 
Oberkante Fußboden gemessen: im Kellergeschoß, abgesehen von der 
um 50 em niedrigeren Durchfahrt, 3,00 m; im Erdgeschoß und 
ersten Stockwerk 4,30 m; im zweiten Stockwerk 410 m, im 
dritten Stockwerk 3,909 m und im Dachgeschoß des Vorder— 
hauses 3,00 w, des Anbaus 2,850 m. Hierbei ergab fich also 
in allen Geschossen, mit Ausnahme des Dachgeschosses, eine 
'ehr stattliche Etagenhöhe, z. B. erhielt das dritte Stockwerk noch 
rund 3,60 mulichte Höhe. Es ist dies auch ein Punkt, der 
bei vielen Neubauten viel zu wenig Beachtung findet, indem man 
gar zu oft die oberen Geschosse mit zu geringen Höhen ausgebildet 
ändet. Der leichten Vermiethbarkeit schadet aber dieser Umstand 
außerordentlich, indem sich die meisten Miether schon sehr bald 
dazu bestimmen lassen, eine Wohnung im höherem Geschosse zu 
beziehen, wenn die Räume an sich nur eine stattliche lichte Höhe 
haben. 
Das Kellergeschoß erhielt als Fußboden ein hochkantiges 
Ziegelpflaster, als Decke Kappengewölbe zwischen Gurtbögen. Decke 
und Wände wurden sauber ausgefugt und geweißt. Die Durch— 
fahrt sollte anfangs einen Fußboden-Belag ans den sehr harten 
dauerhaften Niedermendiger-Basaltplatten erhalten. Nachher ent— 
schied sich jedoch der Bauherr für einen Asphaltestrich. Die Wände 
und Decke der Durchfahrt wurden in reicher Pilaster-Architektur 
durchgeführt, und zwar wurden die unteren Pfeiler der Wände in 
Lementputz, die oberen Theile derselben und die Decke in Stuck 
hjergestellt. Der Fußboden der Treppenflure und Passage im Erd— 
geschoß wurde aus schwarzen Schiefer- und weißen Marmorplatten 
jusammengestellt, welche auf einem flachseitigen Backsteinunterpflaster 
in Cementmörtel versetzt wurden. Die übrigen Räume im Erd— 
zeschoß und den Etagen erhielten Riemenfußboden aus 3,5 cm 
tarken, höchstens 15 em breiten, gehobelten und gespundeten 
annenen Brettern, welche mit verdeckter Nagelung im Erdgeschoß 
ruf den 10 zu 10 em starken eichenen Fußboden-Lagerhölzern, in 
hen oberen Geschossen auf den Balkenlagen befestigt wurden; der 
Dachfußboden wurde aus 2,33 em starken, besäumten Brettern 
jergestellt. 
Die Wände erhielten glatten Wandputz, die Decken in orts— 
iblicher Weise einen Putz auf 3 em starken, schwalbenschwanz— 
örmigen Latten in Heukalkmörtel, der mit Haarkalkmörtel sauber 
rufgezogen wurde. In den Räumen des Vorderhauses wurden die 
Decken reich mit Stuckvouten und Rosetten bezw. Leistenwerk ver— 
ziert. Die Zimmer an der Vorderfront, sowie das größere hof— 
värts gelegene Wohnzimmer im Erdgeschoß soll noch einfache 
Holzlambris, aus Rahmen und Füllungen bestehend, erhalten. 
Her als Wäscheboden ꝛc. dienende Dachraum erhielt Rappputz in 
zalkmörtel. 
Die Hoffronten, von denen wir unseren Lesern in Figur 3 
in Nr. 25 und Figur 9 der nächsten Nummer ein Bild vorführen, 
ollten sämmtlich in gelben Verblendsteinen aus dem bei der Kölner 
Vorstadt Nippes gelegenen Ringofen, die durch rothe Frankfurter 
Steine (von Ph. Holzmann u. Comp.) belebt wurden, hergestellt 
verden, da der Bauherr namentlich allen, viele Reparaturen er— 
ordernden Außenputz vermeiden wollte. Hiernach wurde auch das 
Krojekt aufgestellt, wobei besonders darnach gestrebt wurde, auch 
RD esronten ein möglichst gefälliges Ansehen zu geben, damit 
»as Auge der Bewohner beim Ausblick aus den an der Hinterfront 
gelegenen Räumen nicht durch die vielfach in Köln und Umgegend 
iblichen kahlen, nur durch Fensterlöcher durchbrochenen Wände all— 
zusehr beleidigt würde. Der Verfasser bemühte sich daher, durch 
nöglichst schickliche Verhältnisse, angemessene Vertheilung der leichten 
Hesimse und Wechsel in der Farbe der Verblendziegel auch diesen 
Fronten einigen Reiz zu verleihen. Der Sockel und die Plinthe 
ollten aus rothen Frankfurter Blendziegeln, die darüber befindliche 
Fensterbrüstung aus abwechselnden Schichten von rothen und gelben 
Steinen bestehen. Unter dem Kämpfer der Erdgeschoßfenster wurde 
iin Schmuckband, welches rothe Krenze in gelbem Felde zeigte, an— 
jseordnet; das Gurtgesims über demselben bestand aus vorgekragten 
dlach-Schichten mit zwischenliegender Stromschicht, zeigte also die 
Form des sogenannten „deutschen Bandes.“ Das Fensterbrüstungs- 
jsesims im ersten Stockwerk wurde zugleich als Kaͤmpfergesims der 
Treppenhausfenster durchgeführt. 
Um die Fagade nicht durch zu viele Gesimse zu eintönig zu 
zliedern, wurden das erste und zweite Stockwerk zusammengefaßt, 
vobei die unteren Fenster möglichst schlicht, die oberen dagegen 
reicher in ihren Umrahmungen und den auch hier verwendeten 
Fuß- und Kämpferbändern gehalten wurden. Auch hier wurde dar— 
nach gestrebt, diese Bänder in schicklicher Weise an die Einfassung 
der Treppenfenster anzuschließen. Die Fensterbrüstungen im zweiten 
Stockwerk wurden durch allmähliches Zurückspringen wirkungsvoll 
eingenischt (vergl. Figuren 3 und 9). Letzteres Stockwerk wurde 
zurch ein kräftiges Baäckstein-Consolgesims abgeschlossen, das eben— 
Das Kellergeschoß (Figur 1 in Nr. 25) ist durch die, 
von Verschlägen unter der Haupt- bezw. Nebentreppe ausgehenden 
Stiegen ebenfalls an zwei Stellen zugänglich gemacht worden. 
Unter der Durchfahrt sind die Wein- uud Lagerkeller des Besitzers 
angeordnet, welche durch mit Gittern abgedeckte Lichtkränze ge— 
nügende Beleuchtung erhalten. Die übrigen Keller im Vorderhause 
und Anbau sollen für die einzelnen Miether, durch leichte Verschläge 
getrennt, eingerichtt werden. Wo erforderlich, sind auch hier 
Lichtkränze angeordnet worden, namentlich unter Treppen und zur 
hesseren Erhellung der im Anbau untergebrachten Waschküche 
Neben letzterer ist noch ein besonderer Kohlenkeller für den Be— 
sitzer vorgesehen, in welchem gleichzeitig die Waschgefäße ꝛc. des⸗ 
selben untergebracht werden sollen. Die Abtrittsgrube, bezüglich 
deren Konstruktion wir auf die Veröffentlichung des Zilkens'schen 
Wohnhauses in Ehrenfeld verweisen (vergl. Nr. 6 und ff. des 
Blattes) ist durch kurze Kanäle mit beiden Klosets verbunden und 
überall zur möglichsten Reinhaltung der eigentlichen Wohnhaus— 
fundamente durch besondere Isolirmauern von den übrigen Keller— 
mauern getrennt. Alles Weitere dürfte aus den gegebenen Grund— 
rissen mit genügender Klarheit hervorgehen. 
In Figur 7 unserer heutigen Nummer haben wir noch die 
Etagen-Balkenlagen zur Darstellung gebracht. Die Hölzer 
liegen, wie in Köln und Umgegend allgemein üblich, von Mitte 
zu Mitte 60— 70 em entfernt. Die lichte Weite der Balken bleibt 
überall, mit Ausnahme an dem spitzen Winkel des linksseitigen 
Vorderzimmers, unter dem Maaße von 116,00 m. Wegen der im 
Uebrigen sehr verschiedenen Spannweiten mußten auch die Balken 
in verschiedenen Stärken gewählt werden. So erhielten die län— 
geren Balken im Vorderhause, mit Ausnahme der 13 zu 25 cm 
starken am Treppenhause, durchgängig die Dimensionen 18 zu 
25 em; die Hölzer über Passage, Küche und Treppenhaus wurden 
15 zu 21 cw, und diejenigen in den übrigen Anbauräumen 15 zu 
24 em stark angenommen. Wie unsere Leser hieranus ersehen 
werden, verwendet man in Köln fast nur Halbhölzer zu den Balken— 
lagen und zwar meist aus Tannenholz, wodurch auch schon von 
selbst die oben angegebene engere Theilung der Balken erforderlich 
wird. Weil die Scheidewände nicht überall von Front zu Front 
durchgehen konnten, war es auch nicht möglich, an allen Stellen 
durch die ganze Gebäudetiefe reichende Balken anzuordnen, was 
ja im Interesse einer gehörigen Verankerung des Gebäudes stets 
anzustreben ist. Es sind aber die auf den Mittelmauern gestoßenen 
Balken durch übergelegte schräge Eisenschienen fest verbunden, um 
die Mauern gegen Winddruck ⁊c. möglichst stabil zu machen. Außer— 
dem wurden die Giebelwände durch reichlich angeordnete lange, 
auf je 48ÿ5 Balken befestigte Balkenanker gesichert. 
Figur 8 zeigt ferner das Dachgespärre. Damit das 
Mansardendach an der Vorderfront keine windschiefe Fläche wurde, 
erhielt die Pfette daselbst eine zur schrägen Front des Hauses 
parallele Lage. Im Vorderhause wurden dann außer dieser noch 
2 durchgehende und eine Hülfspfette verlegt, letztere aus dem 
Brunde, weil anderenfalls an der rechten Giebelseite die Sparren 
mehr als 5,00 m freie Länge erhalten hätten, was wohl beim Holz— 
rementdach zu vermeiden ist. Alles Uebrige ist aus der Figur 
zenügend ersichtlich. Die gewöhnlichen Sparren selbst, welche 
ebenfalls in Zwischenräumen von 0,60 -0,70 mm verlegt wurden, 
erhielten die Dimensionen 13 zu 15 em, die Kehl- und Grat— 
sparren 13 zu 18 cm. Die Schalung für den Schiefer des 
Mansardendaches wurde aus 2,2 em starken, gesäumten Brettern, 
die für das schwerere Holzcementdach über dem hinteren Theile 
des Vorderhauses und uͤber dem Anbau aus 3 em starken, ge— 
pundeten, höchstens 15 em breiten Latten angenommen.“ 
Die Konstruktion des Dachverbandes zeigt Figur 3 
(vergl. Nr. 25 dieses Blattes) und Figur 8 und 9 der heutigen, 
bezw. der nächsten Nummer. Im Allgemeinen wurden nur zur 
Unterstützung der Pfetten Stiele nöthig, die gegen seitliche Ver— 
schiebung noch durch Kopfbänder gesichert sind. Wo diese Stiele 
nicht direkt auf Wänden stehen konnten, wurden noch kurze Schwell— 
stücke unter denselben verlegt, um den Druck des schweren Holz— 
cementdaches auf mehrere Balken zu übertragen. An denjenigen 
Stellen, wo das Dachgeschoß noch zu Wohnräumen ausgebildet 
wurde, erhielten die Stiele nur eine sehr geringe Höhe, so daß die 
eigentlichen tragenden Konstruktionstheile des Daches, was ja stets 
deim Holzcementdach der Fall ist, sehr eingeschränkt werden konnten. 
Die First des Mansardendaches wurde zur Bekrönung, des Holz— 
gesimses durch ein einfaches Gitter in Handschmiedetechnik ausge⸗ 
zeichnet (vergl. Figur 6 in Nr. 26).
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.