Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Lehrgerüste für Brückengewölbe von großer Spannweite. 
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lich abhängt. Die Konstruktion wird in einzelnen Fällen ungemein 
schwierig, so z. B. wenn eine Brücke über einen siark strömenden 
Fluß mit mehreren Oeffnungen von großer Spannweite erbaut 
werden und während der Ausführung der Ärbeiten die Schifffahrt 
und Flößerei nicht behindert werden soll. 
Alle Lehrgerüste sind stets aus einzelnen Lehrbogen oder 
Bogenrippen zuͤsammengesetzt, welche parallel zur Stirn des 
Bruckengewölbes in Abständen von 1,5 bis 2mm von einander auf⸗ 
gestellt und durch Zangenhölzer unter- und miteinander fest ver— 
bunden werden. Die äußere Begrenzung jedes einzelnen Lehr— 
bogens bildet eine Kurve, welche der Form des Brückengewölbes 
entsprechen muß. 
Im, Allgemeinen unterscheidet man zwei Arten von Lehr— 
gerüsten: feststehende und schwebende oder gesprengte Lehr— 
gerüste; beide Arten kommen oftmals auch gemeinsam zur An—⸗ 
wvendung. 
Die feststehenden Lehrgerüste werden an mehreren 
Punkten durch eingerammte oder auf festes Fundament gestellte 
Zwischenpfähle unterstützt und haben vor den schwebenden Lehr, 
ruch bei Aufstellung derselben mancherlei Schwierigkeiten zu über— 
vinden sind. Dann ist auch bei der Ausführung der Gewölbe 
iuf schwebenden Lehrgerüsten nicht zu vergessen, daß der Scheitel 
der letzteren angemessen belastet werden muß, weil, wenn von 
»eiden Widerlagern aus gleichmäßig gegen den Scheitel hin fort⸗ 
gewölbt wird, Kräfte thätig werden, welche aufwärts wirken und 
den Scheitel des Lehrgerüstes zu heben sich bestreben. Die Be— 
astung des Scheitels geschieht am zweckmäßigsten durch Auflegen 
»on großen Werksteinen, deren Gewicht den erwähnten Kräften 
»ntsprechen muß. 
Bestimmung der äußeren Kranz- oder Begrenzungs— 
linie des Lehrbogens. 
Bei der Bestimmung dieser Linie, welche stets die Form der 
nneren Wölbungslinie haben muß, sind folgende zwei Punkte nicht 
nußer Acht zu lassen: 
1. ist die Stärke der Latten, auf welchen die Wölbsteine beim 
Versetzen zunächst ruhen, von den Radien der Gewölbelinie 
in Abzug zu bringen. 
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Jeer —*2* 
Fig. 
gerüsten den Vorzug, daß sie geringeren Bewegungen und 
Schwankungen ausgesetzt sind und sich weniger unter dem Druck 
ind der Last des Gewölbes senken. Man wird deshalb in allen 
Fällen, wo nicht andere unvermeidliche Ursachen zur Wahl schweben— 
der Lehrgerüste nöthigen, insbesondere aber bei nicht zu großen 
Spannweiten der Gewölbe (unter 16 w) und bei nicht zu 
zroßer Höhe der Widerlager die feststehenden Lehrgerüste den 
schwebenden vorziehen. Auch bei Wege- und Straßenüberführungen, 
bei Eisenbahnen, bei Ueberbrückung kleiner Gebirgsthäler, wo die 
Zwischenpfähle meist auf festem Terrain oder starken, auf massiven 
Fundamentpfeilern ruhenden Schwellen aufgestellt werden können, 
»myfiehlt sich die Anwendung feststehender Lehrgerüste. 
Die schwebenden Lehrgerüste mit Sprenggewerkskon— 
truktion kommen hauptsächlich bei Brückengewölben von großer 
Spannweite über größere Flüsse oder Ströme, welche zeitweise 
tark anschwellen, zur Anwendung. Sie erfordern einen geringeren 
Holzaufwand, als die feststehenden und machen das Einrammen 
»on Zwischenpfählen in der Regel wnhihe der Druck des Ge⸗ 
wölbes wird durch das Lehrgerüft auf die Widerlager übertragen. 
Bei den schwebenden Lehrgerüsten findet keine erhebliche Verengung 
»es Flußprofils statt, so daß bei der Ausführung der Brucken 
gewölbe der Durchgang von Schiffen und Flößen, außer etwa bei 
her Aufstellung der Lehrgerüste selbst, nur wenig behindert wird. 
Dagegen erfordern die schwebenden Lehrgeruͤste eine sehr ge— 
naue und soragfältige Ausführung in ihren einzelnen Theilen, wie 
Erfahrungsmäßig senken sich alle Gewölbe von mehr als 10 m 
Spannweite, selbst bei sorgfältigster Ausführung, immer etwas 
im Scheitel, sowohl mit dem Lehrgerüst als auch nach der 
Ausrüstung des Gewölbes. Es ist deshalb die Kenutniß dieser 
wahrscheinlichen Senkung des Gewölbes nothwendig, denn 
diese muß zu dem Pfeil des Gewölbes hinzugerechnet werden, 
um die richtige Bogenhöhe für den Scheitel des Lehraerüstes 
zu erhalten. 
Selbstverständlich kann eine allgemein gültige Regel für die 
Bröße dieser Senkung nicht aufgestellt werden, indem dieselbe theils 
von der Konstruktion und Ausführung des Lehrgerüstes, theils von 
der Bearbeitung der Wölbsteine und der Sorgfalt beim Versetzen 
)erselben, außerdem aber auch von der Spannweite und Ver— 
)rückung des Bodens abhängig ist. Man wird deshalb die Er— 
ahrungen, welche bei anderen größeren Brückengewölben in dieser 
Beziehung gemacht worden sind, benutzen müssen, um einen allge— 
neinen Anhalt für die wahrscheinliche Senkung eines Brücken— 
jewölbes bei gegebener Spannweite und Pfeilhöhe zu erhalten. 
Becker in seiner „Allgemeinen Baukunde des Ingenieurs“ 2. Auf— 
age gibt dafür folgende allgemeine Formeln an: 
a) für hängende Lehrgerüste bei guter Ausführung und Kon— 
struktion wahrscheinliche Senkung — 0, 01 (w — h), 
b) für stehende Lehrgerüste — 0,000 (v — hd), 
vobei w die Spannweite und bdie Pfeilhöhe des Gewölbes be— 
eichnet. Mit Benutzunqg dieser Formeln läßt sich demnach die
	        

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