Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Lehrgerüste für Brückengewölbe von großer Spannweite. 
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Da der Bauherr sich anch vorbehalten wollte, sümmtliche Maurer— 
arbeiten ohne besondere Verrechnung der Materialien einem 
Meister zu übergeben, waren auch für diesen Fall gleichzeitig 
Offerten eingefordert worden. Die Manrerarbeiten stellten sich 
nach diesen wie folgt: 
Nolden. Dick. Odenkirchen. 
Tit. II und III.. .. . 35257,11 38739,65 36654,04 
Dazu Tit. I, IV-VII wie oben 15206,75 1993135 17771,85 
zusammen 50463, 88 58671,00 5342589 
Schluß des Gewölbes, so lange der Mörtel noch weich ist, vor⸗ 
zunehmen, andere warten danit solange, bis der Mörtel einen 
temlich hohen Grad von Härte erlangt hat. Der Verfasser dieses 
Aufsatzes hat bei vielen von ihm ausgeführten größeren Eisenbahn— 
»rücken die Beobachtung gemacht, daß es zweckmäßiger ist, die 
»ollständige Ausrüstung der Gewölbe erst dann vorzunehmen, wenn 
»ie Gewölbe vorschristsmäßig hintermauert und die Landpfeiler 
jenügend hiuterfüllt sind, wozu bei größeren Brücken immerhin 
ein Zeitraum von 8 bis 10 Wochen nöthig sein dürfte. 
Die Form und Gestaltung der inneren Gewölbelinie. 
Die Kreislinie, bei welcher alle Lagerfugen nach dem Mittel— 
zunkte des Kreisbogens laufen, eignet sich besonders für Gewölbe 
ius Hausteinen, indem alle Woölbsteine nach ein und derselben 
-„chablone gearbeitet werden können. In Folge dieser Einfachheit 
ann das Gewölbe mit sehr großer Genauigkeit ausgeführt werden, 
veshalb man auch der Kreislinie vor allen anderen Kurven den 
Vorzug giebt. 
Es treten jedoch oft Fälle ein, wo der Ingenieur gezwungen 
st, eine andere Kurve für das Brückengewölbe zu wählen, wözn 
u der Regel nicht die reine Ellypse, sondern eine dieser möglichst 
iahe kommende Korblinie in Änwendung kommt, weil diese aus 
nehreren, in einander übergehenden Kreislinien besteht, bei welchen 
die schwierige Bearbeitung der Wölbsteine vermieden wird. 
Der Korbbogen bildet im Allgemeinen eine stetige krumme 
Zinie ohne Knicke, wenn die Mittelpunkte zweier auf einander 
olgender Kreisbogen sich auf demselben Halbmesser befinden. 
velcher durch den Berührungspunkt der beiden Bogen geht. Letztere 
sjaben dann an der Berührungsstelle eine gemeinsame Tangente und 
»ine gemeinsame Normale. Die Korbbogen können aus 3,5,7,9 
ind 11 Mittelpunkten beschrieben werden, über deren Konstruktion 
edes Werk über Bau- und Ingenieurkunde Aufschluß giebt. 
Allgemeine Grundsätze für die Konstruktion der Lehr 
gerüste. 
Den bisherigen Darstellungen und Mittheilungen entsprechend, 
assen sich die Haupterfordernisse für ein gut konstruirtes Lehrgerüst 
nefolgende Punkte zusammenfassen: 
. Das Lehrgerüst soll in allen seinen Theilen so stark konstruirt 
sein, daß es die Last des darüber ruhenden Gewölbes bie 
zum Schlusse desselben zu tragen vermag, ohne daß sich das— 
selbe auf eine nachtheilige Weise biegt oder senkt, namentlick 
muß die Unterstützung der Lehrbogen eine feste und unverrück 
zare sein. 
Nachtheiligen Bewegungen und Verschiebungen des Lehr— 
zerüstes muß nach allen Seiten hin durch Streben und Zangen 
»orgebeugt werden. 
Es soll keine unnöthige Verschwendung an Holz stattfinden, 
auch soll darauf möglichst Rücksicht genommen werden, daß 
päter noch die Hölzer zu anderen Zwecken verwendet werden 
tönnen. 
Es soll so wenig als möglich der Fluß, über welchen die 
Brücke erbaut wird, durch das Lehrgerüst angestaut, auch die 
Schifffahrt und Flößerei während der Ausführung des Brücken— 
jewölbes nicht wesentlich behindert werden. 
Das Ausrüsten resp. die Entfernung des Lehrgerüstes nach 
Vollendung des Gewölbes soll allmälig, gleichmäßig und ohne 
Befahr für die dabei beschäftigten Arbeiter stattfinden können. 
Zu der in Nr. 27 gebrachten Zeichnung eines Lehrgerüstes 
ür ein Brückengewölbe (Fig. 1) von 18, 4 m Spannweite und 6 m 
Pfeilhöhe geben wir folgende kurze Erläuterungen: 
Die innere Wölbungslinie des Brückengewölbes bildet einen 
rus 3 Mittelpunkten konstruirten Korbbogen, das Gewölbe selbst, 
owie die auf Beton gegründeten Brückenpfeiler sollen aus Hau— 
teinen hergestellt werden. Die Fundamente sind durch Spundwände 
ind starke vorliegende Steinpackungen gegen ein Auswaschen und 
Unterspülen gesichert. — 
Das Lehrgerüst besteht aus zwei feststehenden Seitengerüsten 
ängs der Brückenpfeiler, auf welchen die einzelnen schwebenden Lehr— 
„ogen mit Sprengewerkskonstruktion ihre Unterstützung finden. 
Die Pfähle'a, a der feststehenden Seitengerüste werden bis 
auf den festen Grund eingerammt, stehen 2m von Miitte zu Miitte 
ruseinander, werden mit einem darüber liegenden Holm verzapft 
ind durch die schräg ansteigenden Windstreben b, b gegen Ver— 
chiebung gesichert. Die Querbalken c werden durch die Stiele d, d 
ind die Doppelstreben e, e, welche beide sich auf dem Bankett des 
Brückenpfeilers gegen letzteren stemmen, fest mit einander ver— 
unden, so daß die Gerüfste ein unverrückbares Ganze bilden. 
Die horizontalen Querzangen küdes Lehrbogens, aus zwei 
tarken Bohlen oder Halbhölzern bestehend, werden mit den Streben 
z,g, den Stielen hb, h, den Sprengestreben i, i und mit den 
Zäggesänlen. welche die oberen Kran hölzer tragen, fest verbolzt; 
Aus Vorstehendem folgt, daß sämmtliche Submittenten für 
den Fall, daß ihnen Arbeitslohn und Material zusammen über— 
ragen würde, bedeutend geringere Preise forderten, als wenn sie 
beide zur besonderen Verrechnung getrennt leisten sollten. Nament— 
uch ist dieser Unterschied bei der Offerte des Maurermeisters Dick 
ein ganz außerordentlich großer, der sich wohl nicht allein dadurch 
erklären läßt, daß der Submittent kalkulirte, bei gehöriger Ueber— 
vachung mit niedrigeren Einheitssätzen für die Maurermäterialien, 
ils sie sonst bei der Veranschlagung üblich sind, auszukommen. 
Die Rohbauausführnng wurde auf Grund der genannten 
Borarbeiten dem Architekten nud Maurermeister VPet. Nolden, dessen 
Preisforderung die geringste war, übertragen. Wenn dieselbe auch 
dei den zuerst in Angriff genommenen Werkstattgebäuden, nament— 
ich bei der Verblendung der Vorderfront derselben, viel zu wünschen 
ibrig ließ, so sind die Arbeiten und besonders auch die Material— 
iieferungen an dem später erbauten Wohnhanse (mit Rücksicht auf 
die mäßigen Preise) — im Allgemeinen nur lobend anzuerkennen. 
Der in unserem Vordersatze gerügte Mangel dürfte wohl zum 
Theil mit der außerordentlich schwierigen Heranziehung tüchtiger 
Arbeitskräfte zu eutschuldigen sein, da in der ersten Zeit der Kölner 
Stadterweiterung bei der gegen frühere Jahre ganz ungewöhnlich 
egen Bauthätigkeit offenbar ein Mangel an gehörig geschultem 
Personal dort vorhanden war. 
Der Bau des Wohnhauses wurde gegen Ende April 1884 
»egonnen und noch vor Beginn des Winters unter Dach gebracht. 
Leider wurden die Arbeiten des inneren Ausbaues, über weiche sich 
der Bauherr selbst die Dispositionen vorbehalten hatte, so lässig 
yetrieben, vor Allem die rechtzeitigen Bestellungen so sehr vernach— 
ässigt, daß wohl vor August 1885 die Wohnungen nicht bezogen 
verden können. 
Berlin, den 1. Juni 1885. 
Peiffhoven, Regierungs-Baumeister. 
Lehrgerüste für Brückengewölbe von großer 
Spannweite. 
(Hierzu 3 Fig.) 
(Schluß.) 
Ausrüstung der Gewölbe. 
Unter dem Ausrüsten der Gewölbe versteht man die Ent— 
sernung der Lehrbogen und Lehrgerüste nach der Vollendung der 
dewölbe. 
Schon bei der Konstruktion und Anfertigung der Lehrgerüste 
nuß für die allmälige Senkung der Lehrbogen nach dem Schluß 
»es Gewölbes Vorsorge getroffen werden. Die Ausrüstung der 
Hewölbe erfordert besondere Sorgfalt und Vorsicht, damit die 
iausbleibliche Senkung derselben möglichst gleichmäßig und 
uccessive erfolge und nicht durch plötzliche Erschütterungen eine 
iachtheilige Deformirung der inneren Gewölbelinie herbeigeführt 
verde. 
Um diese allmälige Senkung der Lehrbogen zu bewirken und 
hre demnächstige Entfernung zu erleichtern, werden unter den 
Tragebalken derselben oder unter den senkrechten Ständern auf den 
Absätzen der Widerlager oder Brückenpfeiler Doppelkeile von an— 
jemessener Stärke angebracht, die einige Zeit nach dem Schluß des 
Sewölbes successive gelockert, dadurch die Lehrbogen gelüftet und 
jei der vollständigen Ausrüstung gänzlich losgeschlagen und beseitigt 
werden. 
Diese Art der Ausrüstung ist die am meisten gebräuchliche 
ind wohl auch die einfachste, wobei es jedoch nothwendig wird, 
das Lüften und Losschlagen der Keile, namentlich, wenn die Brücke 
nehrere mit Gewölben überspannte Oeffnungen hat, gleichzeitig bei 
illen Lehrgerüsten vorzunehmen. 
In neuerer Zeit bewirkt man das Ausrüsten der Gewölbe 
ehr oft mittelst Sand in Säcken oder Blechcylindern, oder auch 
nittelst Schrauben. Wir werden weiter unten das Ausrüsten 
nittelst Sand in Blechcylindern, welche Methode sich besonders 
»ei großen Lehrgerüsten bewährt hat, etwas näher betrachten. 
WUecber den Zeitpunkt, wann das Ausrüsten der Gewölbe er— 
olgen soll, sind die Ansichten der Fachmänner noch getheilt. 
Finige halten es für vortheilhaft, die Ausrüstung kurz nach dem
	        

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