Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Mittheilungen aus der Praxis. 
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enttäuscht. Ein Hauptgrund dieser Vernachlässigung des Straßen— 
oflasters liegt wohl in der ganzen Verkehrsanlage der amerika— 
uischen Städte. Die Städtepläne zeigen meistens lange, breite, 
unter einander parallele Haupistraßen, welche senkrecht zu ihrer 
Richtung durch Nebenstraßen gekreuzt werden. In diesen breiten 
Straßen liegen fast überall Schienengeleise für ein weitverzweigtes 
Pferdebahnnetz, welches die Einwohner billig und schnell zum 
Pafen, Bahnhof oder allen anderen Verkehrscentren bringt, in 
velchen sich Handel und Wandel dieser Städte abwickelt. — 
Sonstiges öffentliches Fuhrwerk außer der Pferdebahn ist wenig 
oekannt und wenn benutzt, sehr theuer. Auf diese Weise erklärt 
es sich, daß oft kaum Einer von Hunderttausenden in einem andern 
Wagen als im Pierdebahnwagen gefahren ist und daß deshalb 
der größte Theil des Publikums kein Verständniß für die Stöße 
hat, welche sein Mitmensch bei der Fahrt in einem Miethswagen 
iiber die holprigen Pflaster aushalten muß. Weit bedenklicher 
edoch sind die Gefahren, welche durch ein schlechtes Pflaster, das 
durch seine Unebenheiten und Löcher Veranlassung zur Ansamm— 
lung von Schmutz und faulenden Wasserpfiützen giebt, für die 
Hesundheit der Einwohner entstehen. Gleichzeitig hat mit der 
Zunahme des Frachtverkehrs in den größeren Städten sich mit 
der Zeit das Bedürfniß nach einem guten Pflaster mit festem 
Untergrunde fühlbar gemacht. Unter anderen Städten hat sich 
ruch für Philadelphia eine durchgreifende Umgestaltung des Straßen— 
»flasters als nothwendig herausgestellt, und soll hier ein Auszug 
aus dem Bericht ersolgen, welchen die mit dieser Untersuchung 
hetraute Kommission über das Pflaster und dessen Umgestaltung 
erstattet hat. Philadelphia besitzt ungefähr 10602 km gepflasterte 
Straßen, 529 km makadamisirte und 821 Kmu nicht gepflasterte 
Straßen. Die erste Abtheilung ist nach folgendem Süysteme ge— 
pflastert: 
Bauernpflaster. .. 7920130 qm oder 93 pCt. d. Gesammtvilasters, 
Hranitblockpflaster. 545930 .. „ 623, 
Usphalt .. . . . 21230, 3 
Befsammtfläche 8188290 qm oderlI00 pCt. F 
Das gesammte gewöhnliche Feldsteinpflaster in Philadelphia 
st verlegt auf lehmigen Kies ohne allen Sand. Die Größe der 
SZteine ist sehr unregelmäßig und variirt von 7,6 -40,6 cm. 
Das Pflaster aus Granitblöcken scheint auch nicht sehr sorgfältig 
derlegt zu sein. Die Fugen sind nicht mit Cement bergossen, 
die einzelnen Granite haben sehr verschiedene Eigenschaften und 
da man die Ausführung der Reparaturen für den Zeitraum eines 
Jahres auch hier dem Mindestfordernden überläßt, so läßt der 
Zustand, des Pflasters im Allgemeinen viel zu wünschen übrig. 
Philadelphia braucht besonders gutes und festes Straßenpflaster, 
weil die Straßen selbst ungewöhnlich eng sind (15—518,3 10), da 
inr 7,9—5104 m für den Fahrweg zwischen den Bordschwellen 
ibrig bleiben. Außerdem wird dieser Raum von der Pferdebahn 
so in Anspruch genommen, daß der Weg für den Fuhrwerksverkehr 
nuf jeder Seite auf 2,74 -53, 66 uu Breite eingeengt wird. Maͤ— 
kadam ist hauptsächlich in den Vorstadtbezirken der Stadt ange— 
nwandt. Scine Stärke beträgt gewöhnlich 20.4 cm. der Schotler 
it aus blauem Gneis hergestellt. 
Unter diesen Umständen ließ sich wohl voraussehen, daß das 
zewöhnliche Feldsteinpflaster in dem Bericht als vollständig un— 
zeeignet jür eine so große Stadt erachtet wurde. Zunächst ist es 
inmöglich, die Steine in einer ebenen Lage zu erhalten, wie sie 
der unregelmäßigen Gestalt derselben entspricht. Die zahllosen 
Löcher und Buckel gewähren Platz großen VMengen von Straßen- 
chlanmm, welcher nur schwer wegagebracht werden kann und fort— 
vährend unangenehme Gerüche verbreitet. Deswegen empfiehlt 
ie Kommission, daß sogenanntes Bauernpflaster nie wieder an— 
zefertigt werden soll und da es nicht gut möglich ist, mit dem 
destehenden Feldsteinpflaster auf einmal aufzuräumen, schlägt sie 
ehr Itrenge Bedingungen, besonders hinsichtlich der Verlegung 
desselben vor, unter weichen die Reparaturen des Feldsteinpflafters 
ausgeführt werden sollen. Die Hauptpunkte sind: Die Steine 
jind von gleicher Große zu brechen und kein Stein darf verwandt 
werden, der kleiner als 10 cin und größer als 17,8 ein ist. Mit 
der größten Dimension sollen die Steine nach der Tiefe verlegt 
verden. Der rothe Kies, auf welchen die Steine jetzt verlegt 
werden, euthält ungefähr 16 pCt. Lehm und diese Lage soll, wie 
die Kommission räth, uur als unteres Fundament gebraucht werden 
und sich auf eine Tiefe von 15,2 eimn erstrecken. Die Lage ist gqut 
abzurammen oder abzuwalzen. Hierüber soll eine Lage von reinem 
icharfen Flußsand gebreitet werden, nicht feiner als 1I um und 
gjanz frei von unreinen Bestandtheilen. Wenn sich Alles genügend 
zejetzt hat, sollen gewaschene Kieselsteine darüber geschuͤttet die 
Fugen ausgefüllt und das Ganze mit einer schweren Ramme ab— 
zerammt werden. Der wichtigste Theil der Kommissionsforderung 
iit der, daß die beste Art des Pflasters da anzulegeun ist, —d ßig 
etzt noch kein Pflaster existirt, oder wo das gewöhnliche Feldstein— 
»flaster für das neu anzulegende Pflaster als Untergrund dienen 
ann. Die Meinungen der Kommissionsmitglieder über neues, 
zutes Pflaster haben sich zu Gunsten des Pflasters aus Granit— 
»löcken und Asphalt entschieden. Für das Asphaltpflaster ist 
'owohl Gußasphalt, als wie Asphalt in Blöcken in Aussicht ge— 
rommen. 
Schluß folgt.' 
Mittheilungen aus der Praris. 
Ueber die Verwendung der Steinkohlenschlacken 
zum Bauen entnehmen wir einer Mittheilung des Architekten 
l. Louvier in Lyon in der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen— 
ahnverwaltungen“ Folgendes: 
Das Bedürfniß nach thunlichst billigem Baumaterial bei 
andwirthschaftlichen Bauten brachte schon vor 30 Jahren kleinere 
Bauunternehmer auf den Gedanken, Steinkohlenschlacken hierzu zu 
»erwenden; dieselben wurden mit etwas Kalk gemischt, worauf mit 
diesem Gemisch nach Art des Erdstampfbaus verfaähren wurde. 
Es zeigte sich, daß die Masse sehr schnell erhärtete und nach wenig 
Tagen schon fest genug war, um die Balkenlagen zutragen. 
Heute, nach 30jähriger Erfahrung, ist diese Bauweise derart 
nerbreitet, daß in Lyon Steinkohlenschlacke nicht mehr zu haben 
st und man ist gezwungen, sich bei größerem Bedarf an die Werke 
n Givors und Rive-de-Gier oder an die Eisenbahngesellschaften 
zu wenden; daher ist durch den höheren Preis des Materials und 
des Trausports der Preis pro Kubikmeter auf 8,8) Mek. gestiegen. 
Es ist klar, daß das Mauerwerk um so besser wird, je weniger 
man den Kalk spart. Das übrige Verhältniß ist 4 Theile Schlacke 
uuf 1 Theil Kalk. Anfangs verwendete man Fettkalk, später 
yydraulischen, aber um eine etwas größere Festigkeit zu erreichen, 
empfiehlt es sich, den Kalkzusatz größer zu nehmen und Weißkalk 
zu verwendeun. Diese Schlackenpisée-Ptauern (pisé de mächefer) 
verden ganz wie der Erdstampfbau hergestellt. Das Stampfen 
seschieht zweckmäßig in Schichten von 15 em Dicke, um das Ge— 
nisch gehörig zu verdichten. Die Mauern werden gewöhnlich 
»O cem dick gemacht, aber man kann sie bei geringer Belastung 
uch schwächer halten. Man kann noch dichte Scheidewände mit 
»em Gemisch von 15 bis 20 em Stärke herstellen, indem man 
wischen Bretterwänden einstampft oder Ziegel herstellt und die— 
elben nach dem Trocknen vermauert. Die Gewölbe aus Schlacken— 
»ise werden wie die Betongewölbe hergestellt; doch empfiehlt es 
ich, die Gewölbe vom Kämpfer beiderseitig beginnend senkrecht 
um Gewölberadius zu stampfen und nicht von oben nach unten, 
»a hierdurch eine fortwährende nachtheilige Erschütterung der 
stüstung entsteht, welche das Ahhinden des Psématerials be— 
rachtheiligt. 
Die Stärke der Gewölbe ist proportional ihrer Lichtweite, 
35 bis 40 cm im Scheitel bei 5m Spannweite. Die Hinter— 
nauerungen werden aus demselben Meaterial hergestellt. 
Lange Zeit wurde diese Art Mauerwerk nur für unwichtigere 
Bauten verwendet; in den letzten zwei bis drei Jahren haben in— 
essen verschiedene Architekten dasselbe für öffentliche und größere 
Privatbauten verwendet und Louvier hat kürzlich die Kellergewölbe 
»es neuen Gebäudes des Polizeipräsidiums in Lyon nahezu ganz 
u dieser Weise hergestellt. Bor der Ausführung hat er ein 
brobegewölbe behufs Untersuchung der Festigkeit errichtet; dasselbe 
yjat bei 633 m Spannweite 1,24 mm Pifeilhöhe mti Widerlagern 
ius Bruchstein-MPanerwerk und keine Hintermauerung. Die Wider— 
ager sind 0,8 m stark, das Gewölbe im Scheitel O,45 m und am 
xaämpfer O,9 m stark. Die Widerlager und das Gewölbe sind 
his zur Oberkante des letzteren mit Erde hinterjüllt. Drei Wochen 
iach Fertigstellung ist dasselbe mit 2809 kg pro 1 qm Oberfläche 
»elastet worden und nach 15tägiger Belastung haben sich weder 
Zenkungen noch Risse gezeigt. 
Nachdem das Gewölbe wieder entlastet war, hat man im 
Zcheitel einen Steinblock von etwa 600 kg aus 1m Höhe auf 
dasselbe herabfallen lassen, ohne daß der Stoß eine Beschädiqung 
nervorbrachte. 
Um das Gewölbe hinsichtlich seiner Feuersicherheit zu prüfen, 
wurde unter den Scheitel ein 7 cw im Quadrat starker Eisenträger 
zebracht und durch ein Schmiedefeuer mit Blasebalg eine halbe 
Stunde lang weißglühend erhalten. Die Masse des Gewölbes ist 
hjierbei bis auf eine geringe Zerstörung der Oberfläche unverändert 
zeblieben, denn eine vor und nach der Probe im Scheitel auf— 
zebrachte Last von 3000 kg brachte in heiden Fällen keine Spur 
jon Rissen hervor. 
Louvier hatte vor vier Jahren derartige Gewölbe in dem 
Irrenhaus zu Bron ausgeführt. Die spätere Anlage einer Heiz—
	        

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